Der Wattenscheider Gitarrist hat sich gut eingerichtet in seiner Classic Rock-Nische. Diese wird er auch nicht mehr verlassen. Dabei gibt sich AXEL RUDI PELL mit seinem Status Quo absolut zurfrieden. Amerikanischer Markt? Asien? All das sind keine primären Ziele oder Herausforderungen. Herr Pell hat seine Fanbase, und genau diese bedient er unablässig wie ein Uhrwerk. Veränderungen, Innovationen oder Neubesetzungen des Personals kommen nicht in Frage. Der blonde Band-Chef ist ein Malocher, wie die früheren Untertage-Arbeiter seiner Heimat-Region, bodenständig, zuverlässig, beharrlich und veränderungsunwillig bis zur Sturheit. Und genau dafür lieben ihn viele seiner Fans.
Man weiß vorher, was man bekommt, man ist sich sicher. Ein behagliches Gefühl in solch unfassbaren Zeiten von Pandemie und Krieg. Und mit dieser Gewissheit werfen wir nun einen Blick auf das neue Album. "Lost XXIII" wird visuell in einem düster, irgendwie mittelalterlichen Artwork präsentiert. "Survive" eröffnet dynamisch, mit gefälliger Gesangsmelodie; im Mittelteil kredenzt uns AXEL ein zu Beginn zornig anmutendes, dann in folkige Melodiebögen übergehendes packendes Solo. "No Compromise" macht uns den Groover, mit düster grollender Pell-Gitarre und stampfender Rythmus-Sektion. "Down On The Street" ist die Single - und das völlig zu Recht. Ihr Refrain positioniert sich zwischen Melodic Rock und klassischem Hard Rock und bleibt mit ihrem leicht melancholischen Unterton direkt im Hörgang hängen. Auch hier gefällt das melodische Gitarrensolo. Die zwei Balladen des Albums sind stimmungsvoll und leidenschaftlich. "Follow The Beast" erinnert an AXELs Anfänge bei STEELER, eine rauhe und schnelle Nummer. Abschließend gibt es den Titelsong, der sich Zeit nimmt (8:35 Minuten) und diese unterhaltsam und erzählerisch zu füllen vermag.
Ich schließe diese "Beschreibung" mit einer Plattitüde, die in diesem Fall aber mehr ist als die Redensart: "Alles wie gehabt, alles gut!"
Ich kann nicht sagen, dass ich ein großer Freund von A Cappella-Harmoniegesang in Verbindung mit Heavy Metal bin. VAN CANTO treiben mich noch immer in den Wahnsinn, und somit bin ich recht kritisch an diese Scheibe herangegangen. Die Band aus Kroatien macht in ihrem Info Werbung für das Immaterielle Kulturerbe Dalmatien, aber mir erschließt sich nicht, was dies mit der Musik zu tun hat. Egal, hier soll es ja nicht um ein Weltkulturerbe gehen, sondern um echte Kultur - diese manifestiert sich in zehn IRON MAIDEN-Songs, die ausschließlich A Capella eingesungen wurden. Vorgetragen werden Gassenhauer wie „Flight Of Icarus“, „Aces High“ und natürlich das obligatorische „Fear Of The Dark“. MATAKLAPA konzentrieren sich auf die Schaffensphase der Jahre 1982 – 2000 und machen ihre Sache generell gut. Besonders die schnelleren Songs können in den neuen Variationen durchaus überraschen und sorgen für viel Abwechslung. Im Gegensatz zu VAN CANTO werden die Songs nicht in ein Soundkorsett gezwängt, sondern jedes Bandmitglied bekommt den gewünschten Spielraum. Es entsteht eine ganz eigene Atmosphäre, die teilweise an Gregorianische Chöre erinnert. Ok, „Fear Of The Dark“ ist tatsächlich ein wenig ausgelutscht, aber in der Version von METAKLAPA bekommt der Hit einen völlig neuen Anstrich, und somit sind Freudentränen vorprogrammiert.
Natürlich eignet sich „The Choir Of Beasts“ nicht zum Headbangen, aber für ruhige Momente ist die Scheibe durchaus zu empfehlen. Da alle Songs bekannt sein dürften, kann man das Album auch gerne als ruhige Hintergrundmusik laufen lassen, welches sogar Menschen ansprechen wird, die Heavy Metal noch immer als sinnlosen Krach titulieren. „The Choir Of Beasts“ wird bei mir nicht in Dauerrotation laufen, aber auch ein Metaller braucht Ruhe und Frieden, und für diese Momente ist „The Choir Of Beasts“ wie geschaffen. IRON MAIDEN sind bekannt dafür, oft schwache Vorbands zu buchen – hier würde eine engagierte Band mit dem Namen METAKLAPA wie die Faust aufs Auge passen, Abwechslung garantieren und wunderbar auf das wahre Weltkulturerbe IRON MAIDEN einstimmen.
Tracklist:
01. Aces High
02. Wasted Years
03. Flight Of Icarus
04. Blood Brothers
05. Caught Somewhere In Time
06. The Wicker Man
07. Hallowed Be Thy Name
08. Brave New World
09. The Evil That Man Do
10. Fear Of The Dark
Die Initiierung zum Bandnamen KEOPS kam von keinem Geringeren als den Godfathers of Heavy Metal selbst. IRON MAIDENs Album "Powerslave" ist der Grund, warum die kroatische Band sich nach der ältesten und größten Pyramide von Gizeh benannt hat. Somit ist es auch keine Überraschung, dass das Genre, dem sie frönen, Heavy Metal der klassischen Art ist. Aber mitnichten sind KEOPS eine MAIDEN-Kopie, die fünf Südländer bieten schon ihre eigene Version von Power Metal an.
"Keops", der Album-Opener, groovt düster, zum Teil thrashig hart, mit symphonischen Elementen angereichert, aus dem Startblock. Im Refrain offenbart er eine gefällige Melodie, die zum dunklen Grundgerüst einen spannenden Kontrast bildet. Diese erste Nummer beeindruckt in ihrer Komplexität und weckt die Aufmerksamkeit für den Rest. Der Gesang von Sänger Zvonimir Spacapan ist kräftig und facettenreich, seine Stimme kann sowohl düster als auch schrill ("Road To Perdition") klingen oder bei dem im Vergleich eher milden, klassischen Rocker "Restless Wave" ausgewogen und hoch melodiös. KEOPS bieten, gerade in der ersten Hälfte, viel Abwechslung, die Präsentation ist handwerklich ansprechend. Gegen Ende des Longplayers werden die Songs etwas eintöniger ("Inside My Head"), behalten ihren düsteren Grundton, bieten aber zu wenig Finesse. Das unterhaltsame, sowohl spannende als auch mitreißende "Trauma" kann hier gegen Ende noch mal ein Ausrufezeichen setzen.
Alles in allem ist KEOPS mit "Road To Perdition" ein gutes Album gelungen, das abwechslungsreich und teilweise auch ambitioniert und durchdacht wirkt. Nicht alle Nummern halten den Anspruch, den der Opener oder auch der starke Titelsong verheißen. Fans des Genres werden hier aber nicht enttäuscht.
Die Däninnen KONVENT legen mit ihrem zweiten finsteren Longplayer alles in Schutt und Asche!
KONVENT hauten bereits 2017 ein Demo raus, 2020 machten sie mit ihrem Debüt „Puritan Masochism“ von sich reden. Ich hatte vor der neuen Veröffentlichung durchaus hohe Erwartungen, die nun letztendlich noch übertroffen werden. Wer auf Death Doom Metal steht, sollte jetzt die Ohren spitzen: die Ladies aus Kopenhagen rocken wie Sau! KONVENT kredenzen auf „Call Down The Sun“ Midtempo-Stampfer und schleppende Riffmonster. Genretypisch tief gestimmte Gitarren produzieren unerbittliche Riffwände, die dem geschätzten Auditorium die Schädeldecke zermalmen und die Fontanellen zum Platzen bringen. Hier ist alles bis in die letzte Pore angepisst wütend. Besonders sticht die animalisch-bestialisch growlende Sängerin Rikke Emilie List hervor.
Zu Beginn des Openers „Into The Distance“ läutet die Glocke zum bitteren Totentanz, und der Höllenschlund öffnet sich. „Sand Is King” ist eine herrliche tonnenschwer erdrückende Granate mit coolem Basssound. In „In The Soon“ spielt die Band mit Dissonanzen, und „Grains“ kommt melodiös mit geschwärzten Leadgitarren daher. „Fatamorgana” beinhaltet eine schöne Gitarrenmelodie, und „Never Rest“ zeigt hypnotische Monotonie. „Harena“ überrascht als letzter Track mit einer anderen Stimmung, einem Violinen- und Cello-Gastspiel und Samples. Der episch-melancholische Song setzt einen guten Schlusspunkt auf „Call Down The Sun“. KONVENT haben auf ihrem zweiten Album ihren Sound weiter ausgefeilt und in Sachen Härte eine ordentliche Schippe zugelegt. Lasse Ballade aus Schweden hat die Platte aufgenommen und gemixt, während sich Brad Boatright (Audiosiege Studios) um das wuchtige Mastering kümmerte.
Dem Ganzen wohnt etwas Magisches inne, und das Material dürfte auch live gut knallen!
MAGNUM bringen mit "The Monster Roars" das 22. Studioalbum auf den Markt. Und da zählen wir die Veröffentlichungen von HARD RAIN nicht mal mit. Vergleichbare altvordere Bands wie URIAH HEEP, STYX oder KANSAS sind da veröffentlichungstechnisch weit weniger aktiv, zumindest in der Gegenwart. Und natürlich wäre es nicht nötig, alle zwei Jahre ein neues Studioalbum im Programm zu haben. Die Shows würden trotzdem laufen, und der Backkatalog eignet sich hervorragend für viele bunte Re-Releases. Somit können wir annehmen, MAGNUM haben einfach Spaß daran und genügend Inspiration für ein neues Album. Die Band muss nicht - nein, sie will neues Material präsentieren, und allein dafür verdient das Kollektiv schon einmal Applaus.
Und mitnichten reproduzieren MAGNUM immer das Gleiche. Dem alleinigen Songwriter Tony Clarkin gelingt es nach wie vor, packende Strukturen zu entwerfen, und Bob Catley veredelt diese wie gehabt mit seinen fesselnden Melodien und vertrauter Stimme. Und entgegen dem überraschend dunklen und für MAGNUM-Verhältnisse farblosen Artwork bieten die Briten musikalisch bunte Kontraste. Der Titelsong mausert sich vom behäbigen, feierlichen Beginn hin zu einem echten Rocker, inklusive dramatischem Finale. "Remember" folgt nachdenklich, aber kaum weniger dynamisch und wechselvoll. "All you Believe In" wird dann pathetisch, mit geschwungenen Linien und großflächigem Keyboard-Einsatz, Hard Rock quasi im Jugendstil. Gerade zu Beginn des Albums gelingt es der Band, ungemein viel Spannung und Abwechslung in die Nummern zu weben. Bei "No Stappin' Stones" überraschen sie gar mit Big Band-Sound. Dieses Niveau können MAGNUM auf Albumlänge nicht ganz halten.
Gleichwohl ist "The Monsters Roars" ein ausgemacht unterhaltsames Album geworden, schon wieder. Man muss dieser Band einfach Bewunderung zollen: so lange im Geschäft, mit einem Profil, das unverkennbar ist, breitenwirksam und trotzdem weit entfernt von Mainstream-Radio-Rock. Und das so beständig über Jahrzehnte. Danke MAGNUM, schön, dass wir Euch (immer noch) haben.
Die von Steve Zodiac bereits 1973 aufgrund eines Schreibfehlers als QUO VARDIS (seit 1977 als VARDIS aktiv) gegründete englische Band gehörte mit ihren Classic Rock- und Boogie-Einflüssen zu den heimlichen Wegbereitern der NWOBHM, genießt heutzutage aber allenfalls unter beinharten Genrefans erhöhten Kultstatus, was sicher auch dadurch befeuert wird, dass es das Trio in knapp 50Jahren gerade einmal auf vier Alben gebracht und zwischen 1986 und 2014 schlichtweg nicht existiert hat. Am 13. März 2020, gerade am Anfang der Apokalypse, wurde vorliegendes Werk im „100 Club“ in London mitgeschnitten, dessen Titel sich natürlich auf das abgefeierte, höllisch rockende erste Live-Album von 1980 bezieht und schön aus dem Nostalgietopf nascht. Die Jungs spielen knapp eineinhalb Stunden lang sowohl sämtliche Songs, die sich auf erwähntem Werks finden als auch ein paar Stücke jüngeren Datums wie „Radio Rockers“ oder „Head Of The Nail“, die sich gut zwischen den Klassikern einreihen. Die unbändige Energie von vor über 40 Jahren kann die Band auf „100 M.P.H. @ 100 Club“ erwartungsgemäß nicht mehr einfangen, und der Großteil ihrer Kompositionen klingt aus heutiger Sicht trotz unbestreitbarer Klasse an den Instrumenten etwas dröge und angestaubt. Die ganz großen Übersongs haben VARDIS ebenso nicht im Repertoire, so dass dieses Live-Spätwerk, das zudem (zumindest als Doppel-CD-Digipak mit vierseitigem Booklet) nicht gerade üppig ausgestattet ist, nur für VARDIS-Anhänger und NWOBHM-Allessammler eine echte Empfehlung darstellt. Aber diese werden garantiert nicht enttäuscht sein, da hier VARDIS anno 2020 sehr authentisch, roh und ungeschönt herüberkommen.
Nach nur drei Studiowerken gibt es jetzt ein Live-Album von THE UNITY, mitten in der nicht enden wollenden Coronakrise. "Warum so früh und von welcher Tour?" sind die Fragen, die zu beantworten sind. Die Band war der Meinung, für die vielen ausgefallenen Shows sollten die Fans wenigstens ein Live-Album bekommen. Da ist es auch egal, dass es nur einen Fundus von drei, wenn auch sehr starken Studio-Alben gibt. Die Mitschnitte stammen aus den Jahren 2017 bis 2020 und sind sowohl in kleinen, engen Clubs als auch bei größeren Festivals wie dem BANG YOUR HEAD oder dem KNOCK OUT aufgenommen worden. Vom aktuellen Album ist nur eine Nummer enthalten. Somit macht das Ding Sinn, gerade für jüngere Fans der Band, um sich so einen verdichteten Überblick des frühen Schaffens von THE UNITY zu ermöglichen. Wie schon erwähnt, ist "The Devil You Know - Live" ein Zusammenschnitt; nichts desto trotz werden die Songübergänge ohne Aus- und Einblendungen geboten, und auch große Soundunterschiede gibt es nicht. Sowohl die Publikumsreaktionen als auch die Atmosphäre, inklusive vereinzelter, ansteckend launiger Interaktionen ("Never Forget") von Band zu Zuschauer, passen ebenso. Somit bekommen wir ein überraschend homogen klingendes Live-Werk geliefert, das mit 11 Tracks und einem Intro eine unterhaltsame Stunde Spielzeit liefert. Dementsprechend gibt es keine Kritikpunkte an dieser liebevollen aufgearbeiteten und stimmigen Live-Konserve.
Ende September erschien das bereits im Jahre 2006 auf CD veröffentlichte Soloalbum REDKEY-"Rage Of Fire" von Sänger und Produzent Thomas Rettke (ex STEELTOWER, ex HEAVEN GATE) nun auch auf Vinyl. Die seinerzeit veröffentlichte CD bekam durchaus gute Kritiken, blieb aber doch unter dem Radar vieler potenzieller Hörer. Da Metalinside mit diesem feinen Schmankerl bemustert wurde und wir das Teil angemessen rezensieren wollen, habe ich mir unseren Underground-Fachmann Fabian Zeitlinger zur Unterstützung geholt, der selbstverständlich das Album seit Erscheinen in 2006 sein Eigen nennt.
CD Review Fabi:
Nachdem 1999 bei den Wolfsburgern HEAVEN'S GATE die Energie 'raus war (ironischerweise lief deren Schwanengesang unter dem Titel "Menergy"), wurde es um einen Großteil der Band still. Einzig Gitarrist Sascha Paeth war als Produzent (u.a. KAMELOT, RHAPSODY) und als essentielles Mitglied von AVANTASIA in allem Munde. 2003 tauchten Paeth, Sänger Thomas Rettke und Bassist Robert Hunecke-Rizzo bei der Metal Oper AINA wieder auf. Es sollte aber noch weitere 3 Jahre dauern bis Rettke und Paeth wieder gemeinsame Sache machen sollten. Unter dem Banner REDKEY (= Rettke) erschien das erste Soloalbum des stimmgewaltigen Sängers. 2006 lief das Album leider bei vielen unter dem Radar. Fast 15 Jahre später gibt es nun eine zweite Chance. Erstmalig auch auf Vinyl. Wenn man mal vom ANGEL Cover "The Fortune" absieht., tritt Rettke hier als alleiniger Songwriter auf. Und er macht seine Sache ziemlich gut. Mit dem melodischen Teutonen Metal von HEAVEN'S GATE haben REDKEY indes weniger zu tun und man präsentiert sich härter und düsterer. Man kann Rettkes Vorliebe für knackigen US Metal der Marke VICIOUS RUMORS oder METAL CHURCH durchaus erkennen. Das ganze bekommt dann noch einen etwas modernernen Anstrich verpasst. In etwar vergleichbar mit dem was Geoff Thorpe und seine Mannen auf "Word Of Mouth" gemacht haben. Neben der massiven Gitarrenwand und den treibenden Drums überzeugt vor allem der Gesang des Meisters. Kraftvoll, angeraut und doch melodiös und mit viel Wiedererkennungswert ausgestattet wertet er "Rage Of Fire" nochmal deutlich auf. Mit "Rage Of Fire" ist Thomas Rettke ein klischeefreies, hartes und immer noch zeitgemäßes Heavy Metal Album gelungen, welches ein Mehr an Aufmerksamkeit verdient hat. Und auch wenn er mich für den folgenden Satz vermutlich hasst: Ich würde mich sehr freuen, wenn da noch mal was neues kommt. (Text: Fabian Zeitlinger)
Nun noch einige abschließende Worte zum Vinyl. Das Teil liegt in ansprechendem, grau-roten Splatter-Vinyl beim Händler. Die Verarbeitung des Vinyls ist makellos, und der Klang ist transparent, warm und unaufdringlich. Das Inner-Sleeve (ungefüttert) ist mit Bild und allen Texten bedruckt. Ich kann Fabi nur beipflichten: das Werk klingt auch 2021 noch überraschend zeitgemäß und modern. Ich wünsche dieser rundum (mit Ausnahme des Artworks) starken Veröffentlichung dieses Mal mehr Resonanz - verdient hat es REDKEY- "Rage of Fire".
RAGE sind wieder zu viert! In dieser personellen Konstellation haben sie bereits das legendäre Album “Black In Mind“ sowie "End Of All Days" eingespielt. Die Vorzeichen für das neue Werk "Resurrection Day" könnten also erstmal besser nicht sein. Wie kam's dazu? Nach dem Ausstieg von Marcos Rodriguez (Gitarre) im vergangenen Jahr konnten zunächst Stefan Weber (Ex-AXXIS) und nur wenige Wochen später auch Jean Bormann (ANGEL INC., RAGE & RUINS) an den Gitarren verpflichtet werden. Schlagzeuger Vassilios "Lucky" Maniatopoulos, der schon seit 2015 zu RAGE gehört, komplettiert das Quartett. Erstmals in Bild und Ton zu sehen war die aktuelle Besetzung im Videoclip zu "The Price Of War 2.0", bezeichnender Weise einer Neuauflage des Songs von "Black In Mind".
Das 26. Studioalbum überrascht mit einem opulenten orchestralen Einstieg und geht mit dem Titeltrack auch direkt in die Vollen. Die erste Video-Single "Virginity" steigert die Intensität anschließend noch mal gewaltig. Es ist allerdings der einzige reinrassige Thrash-Song. Stilistisch bewegt man sich auf einer enormen Bandbreite, die ich schwerpunktmäßig dem klassischen Heavy Metal zuordnen würde. Die Tonlage ist insgesamt tiefer, als wir das von RAGE gewohnt sind, das Tempo ist gedrosselt und der Focus liegt definitiv auf Melodie und Arrangement. Aufgepeppt wird das Ganze immer wieder durch den Einsatz eines Orchesters (unter der Leitung des Spaniers Pepe Herrero). Ob man einer schnellen Nummer wie "The Age Of Reason" Tiefe und Ausdruckskraft verleiht, oder für die Ballade "Black Room" (ja tatsächlich: eine Ballade!) einen Teppich bereitet, alles wirkt stimmig und stimmungsvoll. Besonders gut gefällt mir darüber hinaus "Traveling Through Time", das man aufgrund seines folkloristischen Touchs locker in die Viking Metal-Schublade stecken könnte. Die klassischen Parts bilden gleichwohl hierbei den passenden Rahmen.
Als letztes Jahr "Wings Of Rage" erschien, war ich begeistert und hätte nicht erwartet, dass die Truppe um Peavy ein Jahr später nochmal eins drauf setzen würde. Die beiden Gitarristen machen nicht nur einen hervorragenden Job, sondern verleihen dem Sound ein Vielfaches an Volumen und Twin-Power. Den Fuß dezent vom Gas zu nehmen, hat dem Stil von RAGE obendrein sehr gut getan. Das Songwriting ist exzellent und vielschichtig, die Nummern saugen sich förmlich im Gehörgang fest, und die klassischen Elemente sorgen für die adäquate Atmosphäre. Für mich ist "Resurrection Day" ein heißer Anwärter auf die Metal-Platte des Jahres.
AXEL RUDI PELL nutzte die aufgezwungene Tour-Pause (Corona) zur Fortsetzung seiner "Diamonds Unlocked"-Alben. Sein zweites Werk ausschließlich mit Cover-Versionen erblickt heuer im Hochsommer das Licht der Welt. Es ist müßig, über Sinn und Nutzen solcher Alben zu diskutieren, da sie sich mittlerweile bei vielen Künstlern im Sortiment befinden.
Axels Songauswahl ist zumindest recht spannend ausgefallen. So reihen sich eher unbekannte Nummern, wie das groovende "Black Cat Woman" (GEORDIE) oder "Rock N' Roll Queen" (THE SUBWAYS), neben Welthits, wie das als kernige Halbballade vorgetragene, durch TOM JONES bekannte "She's A Lady" und ROLLING STONES´ "Paint It Black". Wobei letztgenanntes seiner dunklen Mystik beraubt wurde; Axels Kapelle will nicht recht zu dem Stück passen. RAINBOWs "Lady Of The Lake" harmoniert da schon wesentlich besser. Somit ist alles wie erwartet bei dieser Form eines Longplayers: mal passt es wunderbar, mal gehen Original und Neuinterpretation nicht zusammen. Axel Rudis Spiel, Sound und auch seine Mitmusiker funktionieren wie immer wunderbar miteinander, was gleichfalls vorhersehbar war.
Wie immer bei Steamhammer/SPV, ist die Gestaltung und Ausstattung der CD-Version vorbildlich, Digi-Pak zum Aufklappen (drei Seiten), inklusive Poster und Booklet.