Das vierte Album der Bandgeschichte setzt die Handlung der Vorgänger fort und diesmal verschlägt es den Hörer nach New York im Jahr 1980. Der Zeitsprung wird mit verschiedenen Stilmitteln unterstrichen und somit geizt „Fear City“ nicht mit einer teilweisen bombastischen Keyboarduntermalung. Trotzdem sind THEM sich treu geblieben und setzten weiterhin auf eine gesunde Mischung aus Powermetal und trashigen Einlagen. Natürlich bemerkt man noch immer, dass die Band ursprünglich als KING DIAMOND Tribute begonnen hat, aber dies manifestiert sich eher in dem inhaltlichen und visuellen Konzept, als in der Musik. Ok, Sänger Troy treibt die Töne oft in schwindelerregende Höhen, die auch der King bevorzugt, aber bei Troy wurde meines Erachtens mit ein wenig Technik nachgeholfen – die Falsettstimme klingt leider sehr unnatürlich und bearbeitet. Stimmung wird durch verschiedene Intros erzeugt, die tatsächlich eine gewisse cineastische Atmosphäre erzeugen. Aber natürlich soll das Hauptaugenmerk auf den Songs liegen und diese wissen zu gefallen. Ein Epos wie „The Crossing Of Hellgate Bridge“ strotzt nur so von Epik und Leidenschaft und schreit auf der Bühne nach einer opulenten visuellen Umsetzung. „Death On The Downtown Metro“ zeigt auf, dass die Band nicht nur das Drama beherrscht, sondern auch die Thrash-Keule durchaus beherrscht. „Fear City“ ist zwar als Konzeptalbum gedacht, aber jeder Song kann für sich alleine stehen und erzeugt eine ganz eigene Stimmung. Erwirbt man „Fear City“, so darf man nicht mit einem straighten Album rechnen, dass den Hörer sofort an die Hand nimmt. „Fear City“ erfordert viel Geduld und Zeit, um auch die letzten musikalischen Geheimnisse zu ergründen. Mir hat der Ausflug nach „Fear City“ viel Spaß bereitet und ich bin gespannt, in welche Zeit das nächste Album den Hörer katapultieren wird.
Die Moldawier von INFECTED RAIN präsentieren uns früh im neuen Jahr ihren bereits fünften Longplayer. MIt ihrem Modern Metal haben sie bislang keinem weh getan, aber auch keine nachhaltige Begeisterung ausgelöst. Wie bei allen “female fronted” Bands werden auch INFECTED RAIN gerne in einen Topf geworfen, mit allem was eine Sängerin hat. So müssen sich die Osteuropäer gerne Vergleiche mit JINJER anhören. Das wäre nicht die schlechteste Referenz, aber außer eben den Frontfrauen, die im Wechsel screamen und klar singen, gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Wo JINJER brillante, aber eher verkopfte Musiker-Musik servieren, konzentrieren sich INFECTED RAIN auf Songwriting und Arrangements.
Das Album beginnt mit “Postmorten Pt. 1”, einem schönen, atmosphärischen Synthwave-Intro, das in ziemlich deathmetallische Gefilde mündet und Sängerin Lena Scissorhands (meine Güte….) einem die ersten wirklich angepissten Screams in die Ohren schmettert. Schnell kommt der Wechsel in den tollen Klargesang und die schwebenden Keyboard-Klänge verlassen den Hörer während des Songs nicht. Ab da nimmt die Scheibe allerdings erst richtig Fahrt auf. Mit dem zweiten Song “Fighter” haut man mal richtig aggro einen raus. Es sind Einflüsse von New Metal, Thrash und Industrial zu vernehmen und schon wieder großartige atmosphärisch-ruhige Passagen. Mit diesen unterschiedlichen Stilelementen könnte man sich wunderbar verzetteln, INFECTED RAIN gießen daraus jedoch einen homogenen Brocken modernen Stahls. Und es geht noch besser. Der Song “Longing”, zu dem die Band auch ein Video veröffentlicht hat, treibt den musikalischen Wechsel zwischen Himmel und Hölle auf die Spitze. Barbarische Riffs, entmenschtes Screamen und mittendrin wieder wunderbar melodische Passagen mit massiven Synthieklängen. Grandios.
Bei “The Realm Of Chaos” wird Lena gesanglich oder besser geschreilich von Heidi Shepherd (BUTCHER BABIES) unterstützt. Der Track ist ein bösartiges Geschoss und vielleicht der härteste des Albums. “Everlasting Lethargy” punktet dagegen mit mal wieder einem wunderschönen synthie-getragenen Mittelteil und leitet in einen fast powermetallischen Clean-Part über. Genial!
Mit “Nine, Ten” haben INFECTED RAIN auch einen komplett elektronischen Song am Start. Hier gibt es wieder eine tolle Gesangsleistung zu hören. Ein schöner Farbtupfer gegen Ende des Albums, das mit dem Track “Postmortem Pt. 2” die Klammer schließt und einen ziemlich geflashten Rezensenten hinterlässt. In dieser Form brauchen sich INFECTED RAIN ob ihrer leicht ungewöhnlichen Herkunft auf keinen Fall hinter der Bands aus den USA oder Westeuropa zu verstecken. Auch ohne Exotenbonus haben wir hier schon einen ernsten Kandidaten für die Modern Metal Top 10 des Jahres 2022.
DIABOLISCHES WERK gehen bei ihrem Erstling „Beast“ in formvollendeter roher Schroffheit zu Gange: traditionsbewusster Death-Thrash Metal, mit Einfluss von Kapellen wie BOLT THROWER, SLAYER und SODOM mit einer Spur BELPHEGOR. Hier wird sich nicht lange mit schmückendem Beiwerk aufgehalten, hier wird die blutige Fresse poliert.
Der Opener „The Sinkhole“ klingt grooving und breitbeinig. Der mit Haubitzen beladene Midtempo- Artilleriepanzer rollt. „The Excremist“ ist aus einem dreckigeren Holz geschnitzt und es wird so thrashig, wie im Ruhrpott der 80er.
In „Beast“ wird ein knurrendes miesgelauntes Tier losgelassen, bei „Beast“ und „Murderer“ wechseln sich schleppende Parts und Blastbeatattacken ab. Im Verlauf der Platte wird das Tempo mehr und mehr erhöht und mit „Banner of Doom“ steht am Ende ein ballerndes growlendes Highspeed-Getrümmer.
Pissmark (u.a. ENDSTILLE) tat sich mit Smellhammer, mit welchem er bei DYSANGELIUM und KOMMANDO zockt, zusammengetan und gründete im Norden Deutschlands gemeinsam mit Knochenmark (Gesang und Gitarre) 2020 DIABOLISCHES WERK. Ob sich das Diakonische Werk über den Bandnamen und das Bandlogo freut oder brüskiert, entzieht sich meines Wissens. Kürzlich wurde Bassistin Krüger als weiteres Bandmitglied bekanntgegeben.
DIABOLISCHES WERK hauen am 17.12.21 mit „Beast" ein ordentliches Debut raus: diabolisch, düster und derb.
SON OF A SHOTGUN kochen ein norwegisches Süppchen aus Grindcore, Death Metal und Nu Metal, garniert mit Südstaaten-Groove. Am 11. September (hä, Absicht?) veröffentlichte die Combo um Ivan „Meathook“ Gujic (BLOOD RED THRONE) ihr zweites Album „Be For Oss Alle“.
Mit ihrem neuen Material im Gepäck könnten SON OF A SHOTGUN einen fetten Pit entfachen und verwursten Einflüsse von SLIPKNOT, GODFLESH, VOMITORY und PANTERA. Die Sound-Meuchler greifen mit rasantem Schlagzeugspiel und tonnenweise Breakdowns an. Teilweise versucht man sich gesangstechnisch, mal mehr und mal weniger gelungen, am Stil von Phil Anselmo und Robb Flynn.
„Caught on Guard“ startet mit relaxter Westernmucke, doch brutales Drumming rattert alles in Grund und Boden. Das beeindruckt zwar, aber läuft insgesamt nicht komplett rund. „My Bible, My Wife, My Gun“ ist ein gekonnter blutiger Schlag unters Kinn. Gegen Ende setzt sich der lässige Bass durch, PANTERA-Affinitäten sind nicht zu verkennen. In den ersten zwei Minuten von „All I Got Left“ ertönt belangloser Sprechgesang, doch der Track steigert sich: der Südstaatenstil im späteren Verlauf und die groovigen Riffs danach rocken ganz gut. In „War Inside“ kommt es zur furiosen Mischung von schnellen Grindparts, groovigen Anteilen mit Refrain-Shouting und ab 4:30 Minuten plötzlich zu bluesigen Licks. Das zu lange Anfangs-Sample bei „Pray for me“ wird von dreckigem Grindcore zermetzelt, die Drums rasen rekordverdächtig wie ein Maschinengewähr. „Natural Born Killaz“ ist eine Coverversion eines Songs von DR. DRE und ICE CUBE. Das ist nicht meine Baustelle. „Strike Above the Neck” könnte sich vollkommen unbemerkt in ein Slipknot-Album mogeln und mit „Supak“ endet die Scheibe laut scheppernd.
In den vergangenen 3 Jahren legte uns SODOM regelmäßig zu Weihnachten ein neues Werk unter den Christbaum. Den beiden EPs “Partisan“ und “Out Of The Frontline Trench“ folgte im letzten Jahr das überragende Album “Genesis XIX“.
Da Langeweile (wegen abgesagter Konzerte) ja bekanntlich Kreativität fördert, ist es nicht verwunderlich, dass die Truppe aus dem Pott schon wieder neues Material am Start hat. Eigentlich sollte “Bombenhagel“ zu den Sommerfestivals erscheinen und einen Aufkleber mit den Tourdaten tragen, so quasi als Appetizer. Festivals gab's nicht, also kommt das Ding halt ohne Aufkleber.
Der Titeltrack dürfte wohl jedem Thrashsympathisanten geläufig sein, erschien er ja bereits 1987 auf “Persecution Mania“. Die Hymne wurde nicht nur neu arrangiert, sondern darüber hinaus vom damaligen Produzenten Harris Johns auch erneut mit einem Gitarrensolo veredelt. “Coupe De Grace“, der Gnadenstoß, ist die gesellschaftskritische Nummer auf der Scheibe. Musikalisch geht’s hier voll auf die Zwölf. Tom bewegt sich dabei im oberen Oktavenbereich und gibt alles. Bei “Pestiferous Posse“ wird die Schießerei von 1881 zwischen den Brüder Earp und Doc Holliday sowie den sogenannten “Cowboys“ thematisiert. Mit tiefer gestimmten Gitarren kommt der Track überaus düster und schwer um die Ecke. Das groovige Grunzen von Tom tut sein Übriges dazu, dem Song etwas brachiales zu verleihen. Die Jungs aus Gelsenkirchen sind, wie zu erwarten, immer noch extrem gut drauf und zeigen jedem im Genre, wo der Bartel den Most holt.
Seien wir ehrlich: rein musikalisch hat die Band um Tausendsassa Joel Grind niemals zu den großen Lichtblicken gehört, sich jedoch im Underground einen gewissen Kultstatus erspielen können, da – und da macht “Primal Future: 2019”, Album Nummer Sechs, keine Ausnahme – niemals von der eingeschlagenen Linie abgewichen worden ist. Keine Experimente, kein Chichi, kein Schnickedöns; damit reihen sich TOXIC HOLOCAUST in die illustre Runde solcher Kapellen wie SABBAT, ABIGAIL oder NUNSLAUGHTER ein, die so etwas wie Weiterentwicklung oder Selbstfindung gar nicht erst aufkommen lassen. Und das ist verdammt gut so. Natürlich geht dieser Kurs einmal mehr zu Lasten der Abwechselung, aber auch nach über 20 Jahren kann man sich diesem sympathischen Cocktail aus Thrash,- Speed,- und einer Prise Black Metal nicht entziehen, sofern man eben jene Form von Leck-mich-Underground-Einstellung schätzt. Aber auch hier bekommt man mit zumeist flotten Rotz-Hymnen wie “Black Out The Code”, “Time´s Edge”, “Controlled By Fear” oder “Cybernetic War” zwar durchweg keine Jahrhundertsongs präsentiert, jedoch hat der gute Herr Grind die sechs Jahre seit dem letzten Album “Chemistry Of Consciousness” immerhin adäquat genutzt, ein sehr hörenswertes bis wirklich gutes Album abzuliefern, an dem seine Basis ganz sicher ihre helle Freude haben wird. Von daher: Mission erfüllt!
Nachdem DESTRUCTION und SODOM bereits Ende letzten Jahres mit neuem Material ihre Fans erfreuten, kommt nun RAGE, ein weiteres deutsches Urgestein in Sachen Metal, mit einer neuen Scheibe namens “Wings Of Rage“ um die Ecke.
Es ist ihr mittlerweile 24. Werk und knüpft mehr oder weniger an die beiden Vorgänger “The Devil Strikes Again“ und “Seasons of the Black“ die im jährlichen Abstand erschienen. Dieses Mal haben sich Peavy (Gesang und Bass) und seine beiden Mitstreiter 2 ½ Jahre Zeit gelassen und meiner Meinung nach, hat das dem Album gut getan. Ebenso wie die Auftritte im letzten Jahr, auf denen man das Album “XIII“ zelebrierte.
Seit Victor Smolski (Gitarre) nicht mehr dabei ist, geht der Trend mit Marcos Rodriguez (Gitarre) und Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos (Schlagzeug) wieder deutlich in Richtung “Black In Mind“, dem Masterpiece von RAGE aus dem Jahr 1995. Die Songs haben insgesamt wieder mehr Wucht ohne einseitig zu wirken.
Der Hörer findet sich mit “True“ sofort im düsteren Twilight von RAGE angekommen. “Let Them Rest In Peace“ führt über den Friedhof voller Kanonenfutter hin zu “Tomorrow“, einer Nummer, die mit RAGE-typischen Melodien im Speedgewand wieder Licht ins Dunkel bringt.
Mit dem Power-Metal-Titeltrack zollt man u.a. der Fridays For Future – Bewegung Respekt. Über eine kurze Instrumentalnummer geraten wir mit “A Nameless Grave“ in ruhigeres Gewässer. Hoppla...da ertönen doch wieder klassische Instrumente, LMO lässt grüßen. An dieser Stelle sei das Gitarrenspiel von Mr. Rodriguez erwähnt, das bestens mit den Streichinstrumenten harmoniert. Bei “Dont Let Me Down“ wird das Tempo erneut angezogen, die klassischen Elemente aber bleiben und leiten über das Ende hinaus in das eigentliche Highlight der Scheibe: “Shine A Light“. So eine epische Nummer hätte ich den Jungs echt nicht zugetraut. Tolles Stück von fast sieben Minuten, das sich trotz seiner getragenen Stimmung wunderbar in das restliche Material einfügt. Wenn die CD nun zu Ende wäre, würde sich wahrscheinlich keiner beschweren. Wir hatten bisher einen düsteren Einstieg mit Power, jede Menge melodischen Speed und werden mit dem klassischen Block aus dem Album entlassen, aber einen ham se noch....oder zwei..oder 3!
“HTTS 2.0“ ist ein altes Stück aus dem 96er “End Of All Days“, das neu eingespielt wurde. “Higher Than The Sky“ war der ursprüngliche Titel und bildet nun die Thrashgranate auf der Platte. “Blame It On The Truth“ haut so etwa in die gleich Oldschoolkerbe, bevor uns das Double Bass dominierte “For Those Who Wish To Die“ über finstere Wege in die eisige Nacht schickt.
Insgesamt liegt hier ein brachiales Stück Metal vor uns, das in dieser Vielfältigkeit und musikalischen Klasse nicht zu erwarten war. Das Songwriting ist ausgefeilt und facettenreich, die Gitarre von Marcos fungiert als Contrapart zum guten doomigen Sound vorzüglich und die Melodiebögen haben einen hohen Wiedererkennungswert.
Es hört sich so an, als ob hier eine Band zusammen gewachsen ist, die halt eben 5 Jahre und drei Alben gebraucht hat. Ob man das Ergebnis nun unbedingt mit “Black In Mind“ vergleichen muss, weiß ich nicht, aber gemessen am bisherigen Schaffen der aktuellen RAGE-Formation ist es für mich definitiv das Stärkste.
RUNNING WILD, der Name hat immer noch einen Klang. Es gibt nicht viele Bands, die 10 nahezu perfekte Alben in ihrer Diskographie stehen haben (ja, für mich gehören auch “Masquerade” und “The Rivalry” dazu) und dennoch seit Jahren mit ihren Veröffentlichungen immens polarisieren. Ich persönlich fand die letzten beiden Alben “Resilient” und “Rapid Foray” zumindest gut. Aber eben auch nicht überragend und das ist eigentlich unter der Würde von RUNNING WILD. Spekulationen warum das so ist gibt es viele. Hilft aber nichts. Und so bleibt den nibelungentreuen Supportern nichts anderes übrig als zu hoffen, dass es vielleicht doch noch irgendwann ein Album geben wird, welches mit den großen Klassikern konkurrieren kann.
Bevor nächstes Jahr das neue Album in den Startlöchern steht, gibt es mit “Crossing The Blades” eine E.P. mit drei neuen Eigenkompositionen und einem Cover.
Los geht’s mit dem Titelstück “Crossing The Blades”, einer etwas flotteren, RUNNING WILD Hymne im “The Brotherhood”-Stil, welche textlich die “Einer für alle”-Thematik behandelt. Aber ich vermisse hier das “Wild”. Das ist gut jedoch nicht mitreißend. Man wippt mit, freut sich Rolfs Stimme zu hören, dreht aber nicht vor Begeisterung vollends am Rad. Das folgende “Stargazed” stellten RUNNING WILD schon bei ihrer letzten Wacken-Show vor. “Renegade” trifft auf “Kiss Of Death” umschreibt es wohl ganz gut. Rockig. Macht Spaß. Das KISS-Cover “Strutter” ist nett. Aber der RUNNING WILD Sound ist so speziell, dass Cover-Songs in meinen Ohren immer wie echte Fremdkörper klingen. Durch die persönlichen Linernotes von Rolf (wie er KISS Fan wurde und welche Bedeutung sie für RUNNING WILD haben), hat die Nummer als B-Seite einer E.P. durchaus ihre Berechtigung. Das abschließende “Ride On The Wildside” greift die “Chains & Leather” Thematik auf und beschwört das Konzertfeeling der Metalfans. Musikalisch ein weiterer Midtemposong, der durch die pumpende Rhythmusgitarrenarbeit außergewöhnlich klingt und gut das Meer an nach oben gerreckter Fäuste vor dem inneren Auge heraufbeschwört. Dass der Rezensent aus dem Info erfährt, dass Rolf bei dem Solo dieses Stück keine Gibson Explorer, sondern eine Stratocaster verwendet hat, wird wohl niemandem wirklich auffallen und macht das Stück jetzt nicht wirklich besonders speziell.
Der Sound der E.P. erinnert am ehesten an die “Rogues En Vogue” Scheibe und was das heißt, wissen die Meisten hier wohl.
Um es zusammenzufassen: “Crossing The Blades” ist ein netter Appetithappen für die Unverbesserlichen (zu denen ich mich selbst auch zähle). Eine objektiv betrachtet essentielle Veröffentlichung hingegen ist es nicht.
Bodenständigkeit, Eifer, Fleiß, Demut und Dankbarkeit sind Tugenden, die vom Aussterben bedroht sind, die aber zu 100% auf Tommy Victor und seine Mannen von PRONG zutreffen. Mit beständiger Beharrlichkeit beglückt uns der gute Tommy nicht nur regelmäßig mit neuen Material, sondern er ist zudem auch live viel unterwegs und stärk so die Bindung zu seinen Fans. Dabei ist es mit den Auftritten alleine nicht getan, denn die komplette Organisation und das Management rund um die Band macht er alleine. So kam es leider, dass es seit 2017 keinen neuen Longplayer gab.
Als Appetizer erscheint nun aber eine EP mit dem Titel “Age Of Defiance“, die zwei neue Stücke und drei Livenummern zu bieten hat. Der Titeltrack ist eher etwas gediegener gehalten, hat unheimlich Groove, herrliches Gitarrengeschrubbe und einen Refrain zum mit grölen. “End Of Sanity“ hingegen ist ein typischer, leicht trashiger Prongsong im Crossover Stil.
Das Besondere an diesem Shortplayer sind aber für mich die alten Perlen, die im Berliner “Huxleys Neue Welt“ 2015 aufgezeichnet wurden. “Rude Awekening“, meine Lieblingssong von PRONG, macht hier den Anfang, gefolgt von “Another World Device“ und “Cut Rate“. Mr. Victor und sein Produktionspartner Chris Collier habe sich hier etwas besonderes einfallen lassen. Sie haben das Publikum und somit die Liveamtmosphäre komplett weggelassen. So klingt das ganze zwar nach Studio, aber eine ganze Ecke rauer und trockener.
Ich mag's.
Die EP gibt’s als Digipack und für Sammler in orangenem 12“ Vinyl mit schwarzen Schlieren.
Nach zwei Jahrzehnten sind EDENBRIDGE eine etablierte Größe in der österreichischen Metal-Szene. Mit „Dynamind“ bringt die Kombo, die im Laufe ihres Bestehens zahlreiche Besetzungswechsel gesehen und überstanden hat, nun ihr zehntes Studioalbum heraus. Der neue Silberling bewegt sich in angestammten symphonischen Gefilden, setzt aber gleichzeitig auch auf harte Gitarrenriffs und kokettiert hier und da mit Elementen aus Power- und sogar Doom-Metal. Bissige Gitarren dominieren beispielsweise beim aggressiv vorwärtstreibenden „When Oceans Collide“ deutlich, auch „All Our Yesterdays“ kommt nach einem ruhigen Akustikauftakt überraschend düster daher. Highlight der Platte ist jedoch das irisch-inspirierte „On The Other Side“, das mit beschwingter-leichtfüßiger Stimmung und der mit Abstand besten und eingängigsten Melodie des Albums aufwartet. Auch „Live And Let Go“ präsentiert sich melodiös, „Tauerngold“ beginnt ruhig, wird im weiteren Lauf aber zunehmend schwermetallischer. Das episch angelegte „The Last Of His Kind“ bringt es auf stolze zwölf Minuten Spielzeit und durchläuft dabei sämtliche Stadien von ganz ruhig bis zu voller Powermetal-Breitseite. Mit dem titelgebenden „Dynamind“ schließt das Werk schließlich auf einer nachdenklich-getragenen Note. Wer jetzt noch nicht genug hatte, der kann sich das Ganze auch noch mal ohne Gesang anhören, denn auf einer zweiten CD gibt es das komplette Album noch einmal als Instrumentalversion obendrauf. EDENBRIGDE liefern mit „Dynamind“ musikalisch grundsolide Kost für Genre-Freunde, auch wenn die ganz großen Melodien fehlen.