Cooles Cover, cooler Albumtitel ("The Inner Sanctum", was soviel bedeutet wie das "innere Allerheiligste") und das wichtigste, das 2007er-Output der immer noch taufrisch klingenden Herrenriege SAXON kann voll überzeugen. Ob der epische Opener "State Of Grace" (beginnt mit sakral anmutenden Chorgesang und einpeitschendem Drumming, um sich dann zu einem fast schon symphonisch anmutenden zukünftigen SAXON-Klassiker zu steigern), die beiden direkt darauf folgende Banger "Need For Speed" und "Let Me Feel Your Power" (hier wird die Kopfschüttelfraktion standesgemäß bedient) oder die powermäßige Halbballade "Red Star Falling" (nicht nur hier klingt das Vermächtnis der 1990er-Albums "Solid Ball Of Rock" durch) - "The Inner Sanctum" macht vom ersten Ton an Laune. Im Mittelteil wird es mit "I´ve Got To Rock (To Stay Alive)" fast AC/DC mäßig. Das Teil rockt, nur Mr. Byfords Gesang ordnet den Song eindeutig SAXON zu (mit "Going Nowhere Fast" gibt es noch einen weiteren Song gleicher Machart). Die Single "If I Was" kommt dann zwar mit einem sehr eingängigem Refrain daher - ist für mich aber eher einer der unauffälligen Tracks (wie auch "Ashes To Ashes"). Der Song wurde laut Band extra für das englische Radio geschrieben, als ob die Mehrzahl der Briten so was noch zu schätzen wüsste. Beides durchaus nicht übel, aber da gibt es auf "The Inner Sanctum" stärkeres. Darunter auch das abschließende 8-minütige "Atila The Hun"; das vorangestellte kurze Intro "Empire Rising" darf ruhig als überflüssig angesehen werden. Abwechslungsreich zelebrieren SAXON hier nochmals ihr komplettes Programm. Will heißen - von schnellen Bangpassagen bis episch stampfenden Parts und leicht progressiven Arrangement ist da alles dabei, und gibt damit einem starkem Album einen würdigen Schluss. Dazu noch ein Biff Byford, welcher gesanglich nichts an seiner reifen Frische verloren hat und eine Mannschaft welche die zehn Tracks in gewohnter Manier bei fett gelungener Bauerfeind-Produktion routinierten instrumentalisiert. Zeitlos ist der traditionelle Heavy Metal à la SAXON ja sowieso. Fand ich persönlich "Lionheart" (trotz vieler guter Momente) im Vergleich zu früheren Werken der NWOBHM-Legende doch etwas überbewertet, so dürfte die Mischung aus echtem Heavy Metal, ein paar Rock´n´Roll-Nummern und hymnischen Midtemposongs auf "The Inner Sanctum" den Fans zweifelsfrei munden. Alles andere als eine klare Erwerbsempfehlung für Sachsenfreunde wäre ein echtes Sakrileg.
Gleichzeitig mit dem Debüt des kanadischen Fünfers legt das Dortmunder Label People Like You auch das zweite Album von 2001 neu auf. Klingt das Erstlingswerk noch ziemlich dünn, besitzt "The Violent Years" schon wesentlich mehr von der Energie des Ende 2005 erschienenen "Alive Without Control". Auf letzterem ist zwar noch mal eine deutliche Steigerung zu hören, aber Songs wie "Some Things Never Fall" und "Jane Doe" treten einen schon ordentlich in den Allerwertesten. Die Songs selbst bieten zwar nichts wirklich Originelles, aber der dreckige Glam-Punkrock rotzt einfach schön vor sich hin. Um den Fans den Kauf dieser immerhin schon sechs Jahre alten Scheibe etwas schmackhafter zu machen, werden wie auch auf dem wieder veröffentlichten Debüt 5 Bonus-Tracks geboten. Ich persönlich würde aber trotzdem empfehlen, auf das nächste Album zu warten, das im Juli erscheinen soll, denn mit "Alive Without Control" kann auch "The Violent Years" nicht mithalten.
Rechtzeitig zur anstehenden Tour legt das Dortmunder Label People Like You die ersten beiden Alben des Fünfers aus Kanada neu auf. Das selbst betitelte Debüt, das ursprünglich 1999 erschienen ist, kommt verglichen mit den beiden späteren Scheiben allerdings noch etwas schwachbrüstig daher. Der Sound ist weniger druckvoll, die Songs noch nicht so ausgereift und der Gesang von Billy Hopeless klingt ziemlich dünn. Songs wie "Retro World" und "Ugly Truth" lassen aber immerhin erkennen, dass die Jungs schon damals ein Händchen für Ohrwurm-Refrains in Verbindung mit dreckigem Glam-Punkrock hatten. Insgesamt lohnt sich der Kauf aber wohl nur für Fans, denen das erste Album noch fehlt, dies allerdings umso mehr, da satte 5 Bonus-Tracks enthalten sind.
Tyrant Syndicate, das Label von Nocturno Culto und Fenriz (NOCTURNO CULTO) ist passenderweise die neue Heimat von Chris Reifert und seinem AUTOPSY-Nachfolger ABSCESS. Da treffen sich old schoolige Geister und sehen sich zurück in die frühen Tage des Metals, als "Seven Churches" neu war, MySpace in weiter Ferne und Emokids gerade auf den Rückbänken maggeliger Autos gezeugt wurden. Wie nicht anders zu erwarten gibt es bei "Horrorhammer" die volle Dröhnung old schooligen Death Metals, der aber mit erstaunlich vielen Punk/HC-Anleihen (old school, versteht sich) und sogar dezenten Doom-Einflüssen ausgestattet ist. Ist aber eigentlich auch wumpe, wie man die Chose nennt, wenn das Endergebnis eine so bösartige Platte wie "Horrorhammer" ist! Kalr muss man in der richtigen Stimmung sein, um diese Hommage (oder konsequentes Ignorieren von Veränderungen) würdigen zu können, aber wenn man das schafft, wird man mit einer Scheibe belohnt, die den Geist des Death Metals verströmt und so true ist, wie ein Silberling nur sein kann. Hammer! Müßte eigentlich als Vinyl gekauft werden, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wer auf eine nostalgische Zeitreise Bock hat oder eh? in den 80ern stehengeblieben ist und auf Krach schwört, muss sich den Hammer geben. Hammer, sagte ich ja schon!
Der dritte Teil der "Keeper Of The Seven Keys"-Triologie spaltet ja bekanntermaßen die Fanschar der Kürbisköpfe - daran wird auch das dazugehörige Livealbum (gibt es als CD und DVD) nicht viel ändern. Obwohl auch die Kritiker zugeben werden müssen, dass die Songs von "The Legacy" Live durchaus funktionieren und sich gut ins Liveprogramm einfügen. Die euphorischen Reaktionen der HELLOWEEN Fans in Sao Paulo, Sofia und Tokyo (eine Auswahl aus den über 100 Konzerten in 40 Ländern) sprechen da auch für sich. Und wer eine Live-Perfomance mit einem 13-minütigen Song eröffnet (The King For A 1000 Years) muss auch entsprechendes Selbstbewusstsein verströmen - und das tun Deris, Weikath, Grosskopf, Gerstner und Löble in den 140 Live-Minuten zur Genüge. Im weiteren Verlauf gibt es dann eine gelungene Mischung aus alten Klassikern und neuen Tracks, also von "Helloween", "Future World" (und wenn Andy Deris da mal mit den Höhen kämpft - that´s live), "Keeper Of The Seven Keys", "The Tale That Wasn´t Right" (oh ja) und "I Want Out", über ein klasse "Power" bis zu "Mr. Torture" und "Mrs. God". Das alles als DVD 9 in PAL- beziehungsweise NTSC-Version und den Audioformaten Dolby Digital 2.0 und Dolby Digital 5.1. Ruhige Kameraführung (in 16:9) welche Details offenbart, dezent eingesetzte Effekte (wie geteilter Bildschirm, kurze Wechsel in schwarz/weiß, u.ä.) und ein ausgezeichneter Ton (Charlie Bauerfeind lässt grüßen) erhöhen das Seh- und Hörvergnügen noch zusätzlich. Dazu kann man noch bei einigen Titel zwischen den drei Aufzeichnungsorten hin- und herschalten - ganz cool das. Zusätzlich gibt es noch ein dreiviertelstündiges, recht witzige Roadmovie zur "The Legacy World Tour 2005/2006", einige Interviews mit den Musikern (ebenfalls fast 45 Minuten) und die beiden offiziellen Video-Clips zu "Mrs. God" und "Light The Universe". HELLOWEEN haben mit dieser Live-DVD ihren Fans (und jene die es noch werden wollen) ein mehr als ansprechendes Package geboten.
Die parallel erschienene Doppel-CD kommt dabei ohne die beiden ausführlichen Solos daher und wurde, bis auf die beiden Zugaben "Occasion Avenue" (10 fantastische Minuten aus Tokyo) und "Halloween" (fast 19 Minuten vom Masters of Rock Festival aus Tschechien) komplett vor über 6000 frenetischen Fans in Sao Paulo aufgezeichnet.
DVD1:
01 Intro
02 The King For A 1000 Years
03 Eagle Fly Free
04 Hell Was Made In Heaven
05 Keeper Of The Seven Keys
06 A Tale That Wasn´t Right
07 Drum Solo
08 Mr. Torture
09 If I Could Fly
10 Guitar Solo
11 Power
12 Future World
13 The Invisible Man
14 Mrs. God
15 I Want Out
16 Dr. Stein
17 Outro
DVD 2:
01 Occasion Avenue
02 Halloween
03 Roadmovie
04 Interviews
05 Mrs. God
06 Light The Universe
Keeper Of The Seven Keys - The Legacy World Tour 2005/2006 - Live On Three Continents
Die Finnen BATTLELORE beschreiben ihren Stil selbst als "Epic Fantasy Metal", was ich allerdings nur bedingt unterschreiben kann, denn mit AVANTASIA, RHAPSODY oder gar BLIND GUARDIAN hat das Septett nicht viel zu tun. Zwar nimmt sich die Band gerne der Werke Tolkiens an, aber der bombastische Grundsound, sowie das gesangliche Wechselspiel zwischen fiesen Death-Growls (Tomi Myykänen, der den 2004 ausgestiegenen Patrik Mennander ersetzt) und gefühlvollem weiblichem Gesang (Kaisa Jouhki, die sich mit opernhaften Eruptionen glücklicherweise zurückhält) lassen eher an diverse Gothic-Formationen erinnern. Ich wage sogar die Behauptung, dass es BATTLELORE mit "Evernight" sicher nicht leicht haben werden, neue Fanschichten zu erschließen, denn einerseits dürfte der Sound, der mitunter sogar schwarzmetallische Blastspeed-Parts auffährt, den gestandenen Fantasy-Metallern zu heftig und ruppig sein, während die Härtefraktion die Band andererseits als zu kitschig und "melodisch" (hauptsächlich wegen der Keyboard-Teppiche) empfinden wird. Nimmt man jedoch sämtliche Scheuklappen ab, dann sitzen BATTLELORE zwar zwischen den Stühlen, überzeugen aber auf "Evernight" mit vielen gefühlvollen, mehrschichtigen Stücken wie "Ocean´s Elysium", "We Are The Legions", "Longing Horizon" (erstklassige Halbballade!) oder "The Cloak And The Dagger", denen man objektiv lediglich vorwerfen kann, nicht ganz optimal und leicht dünn produziert worden zu sein, was den Hörgenuss aber kaum stört. Aufgeschlossene Fantasy-Jünger, aber auch weltoffene Freunde härterer Klänge, könnten mit "Evernight" eine wirklich hörenswerte Entdeckung machen.
NEAL MORSE lebt seinen Glauben nicht nur privat, sondern auch musikalisch - das ist bekannt. Mit seinem neuen Album "Sola Scriptura" (was soviel bedeutet wie "nur nach der Schrift") nähert er sich jetzt thematisch der Geschichte Martin Luthers und seiner Thesen an. Demzufolge dürften die Texte wieder einmal nicht jedermanns Sache sein (davon abgesehen, kann ein so komplexes Thema auch kaum ansatzweise in 76 Minuten erfasst werden); aber auch musikalisch gibt es ein deutliches Pro und ein Contra festzustellen. Noch immer versteht Morse es progressive Rockmusik solchermaßen zu verpacken, dass Frickeleien wie selbstverständlich dazu gehören und viele Passagen fast schon airplaytaugliches Hitpotential entwickeln. Andererseits fehlen zusehends die Überraschungsmomente vergangener Tage; vieles wurde ähnlich schon von NEAL MORSE selbst präsentiert, anderes unter dem Spock´ s Beard Banner. Manches erinnert an Transatlantic. Aber seine Wurzeln sollte und darf man ja auch nicht verleugnen ? vor allem wenn es so gekonnt dargeboten wird. Trotzdem - so euphorisch "Sola Scriptura" wohl auf Neulinge in Neals Welt wirken dürfte; so kritisch werden manche alte Beard-Fans die Sache angehen. Qualitativ liegt Morse mit seinem neuen Album besser als auf dem Vorgänger - mit dem 2003er-Überwerk "Testimony", aber auch mit "One" lässt sich der Output 2007 allerdings nicht ganz messen. Dass er dabei mit seine kongenialen Partner Randy George (Bass), Paul Gilbert (Gitarre) und Dream Theater Drummer-Hero Mike Portnoy auf instrumentaler Seite hochkarätiges abliefert ist selbstverständlich. Keine Frage, NEAL MORSE bietet auf ?Sola Scriptura? genau das, was man erwartet: Drei Überlange progressive Epen und eine mainstreamlastige Ballade - Pop-Retro-Prog mit haufenweise Melodien (für die andere Sterben würden). Der halbstündige Opener "The Door" (mit einiges an Neal´s typischen magischen Momenten) und das folgende "The Conflict" (beginnt ungewöhnlich heftig, nur um später in gefühlvollen Flamenco zu fallen - "The Light" lässt grüßen) entführen auf eine bombastische Achterbahnfahrt, in deren Verlauf NEAL MORSE auf immerwährenden melodischen Spuren zwischen harten Riffs, betonten Breaks, Harmoniegesang, Ohrwurmmelodien und instrumentalen Soli schwelgt. Ungewohnte Kompositionen gibt es dabei nicht - Böses wer Arges dabei denkt - aber Spaß macht´s. Nach der 5-minütigen radiotauglichen und eigentlich doch zu eingängigen Ballade "Heaven In My Heart" kommt mit "The Conclusion" (16:34) ein exzellenter Schlusstrack, welcher die NEAL MORSE Bombast-Scala wohl anführen dürfte - ein Song für die Repeat-Taste. Will meinen: Morse wie man ihn kennt - allerdings einen Tick härter und bombastischer - gewohnt gut.
Psychedelischer Stoner Rock trifft auf experimentell, verzerrte Bass-Sounds, verzweifelter Gesang auf doomige Melancholie, Tribal-Getrommel und Ambient-Anklänge vereinigen sich mit harten Riffs und akustischem Gezupfe. All die nervenaufreibenden Zutaten bilden letztlich einen arg bedrückenden Soundtrack zum Untergang des menschlichen Seins ? hier brennt das Feuer der ultimativen Selbstaufgabe. Die sechs Songs der 2002 gegründeten Ami-Band dauern fast eine Stunde, der Marsch in die Sackgasse des Todes wird zur unendlichen Quälerei. Jedenfalls für Otto-Relativ-Normal-Hörer. Wer mit Mastodon, Neurosis, Isis oder Cult Of Luna nicht wenigstens im Ansatz etwas anfangen kann, für den wird diese Scheibe zur unbestehbaren Nervenprobe. Wer aber offen ist für eine experimentelle Reise zum Mittelpunkt des Nervenzentrums, der wird von MINSK mit einem großartigen, aber auch schmerzenden Lauschangriff belohnt. Großes Ohrenkino ? aber nicht Popcorn, sondern Programm. Hinsetzen, Augen zu und, ganz wichtig: Zeit nehmen und ZUHÖREN. MINSK ist nämlich interessant..
Die altgedienten Szeneveteranen und Industrial/EBM-Vorreiter SKINNY PUPPY haben sich schon auf "The Greater Wrong Of The Right" zu clubbigen Sounds hingezogen gefühlt und lieferten Breakbeat-durchtränkte, gar poppige Sounds ab. Was einerseits modern klang, entzog ihrer Musik zu weiten Teilen die Experimentierfreude. Wer sich daran störte, könnte mit dem gelungeneren "Mythmaker" durchaus wieder glücklich werden. Knapp drei Jahre nach ihrem letzten Album sind SKINNY PUPPY mit einem tollen Album zurück. Tanzbarkeit überlässt man 2007 weitestgehend ganz entspannt den Jüngeren. "Mythmaker" besinnt sich endlich wieder auf die Stärken des kanadischen Dreiers um Ogre, cEvin Key und Mark Walk: Die Überlegene Erfahrung beim Einsatz der Elektronik, ein bis ins Detail durchdachtes Soundgerüst und nicht zuletzt den Willen mit den Sounds zu spielen. "Magnifishit" beginnt mit epischer Dramatik und einer kleinen Melodie, die einfachen Beats kokettieren mit einem militärisch anmutenden Marsch. Und auch wenn sie kein dominierendes Element auf "Mythmaker" darstellt, genießen es SKINNY PUPPY sichtlich, sich im Spannungsfeld aus kraftvoller Breite und sehr sparsam instrumentierten Parts zu bewegen ("Haze"). Die Ballade "Jaher" überraschend im Gegensatz dazu mit einem erstaunlich prägnanten und wenig effektbehafteten Gesang Ogres, der zusammen mit einer Akustikgitarre einen träumerischen Sound erzeugt. Als Hommage an das Vorgängeralbum gerät das fetzige und Single-taugliche "Politikil", das seine Electro-Rock-Härte aus einer Gitarre zieht (die hängt um den Hals von nicht-Gründungsmitglied M. Walk). "Politikil" markiert dennoch für mich die schwächere Seite des Albums, da es abgesehen von einem cool-spacigen Zwischenpart zu langweilig ist - da überrascht es nicht, dass "Politikil" zum Soundtrack eines Computerspiels gehört, denn so klingt es auch. Die Breakbeats integrieren sich harmonischer ins Klangbild als auf dem Vorgänger, prägen aber den Sound bei Songs wie "Ambiantz" - aus dem eine grandios platzierte Kirchenorgel die Quintessenz herausholt. Richtig ätzend werden SKINNY PUPPY aber beim abschließenden Übersong "Ugli". Es ist nicht die brutale Härte die etwa MINISTRY dafür auffahren müssen. Es sind krachige Samples die sich bisweilen ins schmerzhafte Zusammentürmen ohne an sich aggressiv zu sein, ein rasiermesserscharfes Gitarrenriff und eine monotone Wiederholung der "Jesus wants to be ugly"-Textzeile die dem Hörer einiges abfordern - denn neben der musikalischen Peitsche an die man sich gewöhnen könnte, gibt es immer wieder das richtige Maß Zuckerbrot - hier in Form eines durchaus eingängigen Chorus. Bissige Texte mit zeitgenössischen Themen treffen bei SKINNY PUPPY endlich auch wieder auf intelligent gemachte Elektronik. Es gibt nicht viele Bands, die das nach einem Vierteljahrhundert Szeneaktivität von sich sagen können.
Auch wenn sie kommerziell nicht an die Erfolge anderer neueren weiblich gefronteten Gothic Rock/Metal Acts anknüpfen können, gehören TRISTANIA jetzt eigentlich schon so lange zu diesem Genre, dass sie sich um Plagiatsvorwürfe keine Sorgen machen müssen. Von einer ehemals sehr hart agieren Band wuchsen sie zu großen Komponisten mit hymnenhaft bombastischen Arrangements, um jetzt mit "Illumination" die Essenz daraus zu kondensieren. Der Sound ist nach dem - von mir wenig geliebten - "Ashes" wieder klarer geworden, musikalische Details finden sich nun in einem dichten Teppich von ähnlich gewichteten Instrumenten. Die klassischen Arrangements tauchen in sehr homöopathisch dosierter Elektronik zwar wieder auf, spielen aber eine untergeordnete Rolle. Der Gothic Metal auf "Illumination" ist nicht so verpoppt wie man vielleicht hätte befürchten können, aber klingt doch überraschend angepasst. Dieser Eindruck wird wohl vor allem durch das Fehlen von Grunts (nur SAMAELs Vorph darf "The Ravens" etwas aufpeppen), das durchweg langsame Tempo und auch den reduzierten Härtegrad verstärkt (ein Weg, den auch die Halb-TRISTANIA Band SIRENIA beschritten hat). Die Opener "Mercyless" oder das tolle "Sanguine Sky" in springen zwar in die Bresche und rocken recht problemlos und mit soliden Gitarren ins Ohr und gegen Ende des Albums wird mit "Sacrilege" durchaus ihrer epischen Vergangenheit gedacht - bei allen schönen Melodien die "Illumination" innewohnen, fehlt mir aber nach einigen Hördurchgängen die Tiefe. Durch den Weggang ihres männlichen Sängers, steht die Vokalistin Vibeke Stene stark im Vordergrund und gipfelt etwa im Anfang des sehr ruhigen "Destination Departure", das sich dem direkten Vergleich zur von Østen Bergøy gesungenen Balladen "Fate" stellt. Bestenfalls mag man die atmosphärischen Sounds auf "Illumination" und somit das Album, schlimmstenfalls ist einem TRISTANIA jetzt zu langweilig und soft.