Die 1996 gegründeten FRANKENSTEIN DRAG QUEENS gibt es schon seit 2002 nicht mehr. Gründer und Bandkopf Wednesday 13 ist seitdem für die MURDERDOLLS, das Neben-Projekt des SLIPKNOT-Drummers, als Frontmann tätig und hat auch unter eigenem Namen bereits zwei Alben aufgenommen. Für die Fans der Ur-Formation hat das Dortmunder People Like You-Label jetzt das Debüt-Album, das 1996 nur in kleiner Auflage erschien und nicht mehr erhältlich ist, wieder aufgelegt. Zu hören gibt es natürlich den Sound, den man erwartet: Dreckigen Horror-Punk/Rock/Rock ´n Roll vom Feinsten, über dem Wednesday 13 wie ein überdrehter Alice Cooper morbide ins Mikro kreischt. Das macht im wahrsten Sinne des Wortes höllisch Spaß und dürfte besonders die Fans erfreuen, denen der Sound des 2004 erschienenen "6 Years, 6 Feet Under The Influence", für das altes FDQ-Material neu eingespielt wurde, zu differenziert war. Der Erstling wurde für diese Veröffentlichung zwar geremastert, hat seinen herrlich trashigen Sound aber nicht verloren. Außerdem gibt´s auch noch neues Cover-Artwork sowie sämtliche Texte mitgeliefert. Da es das schöne Stück dazu noch zum Midprice gibt, sollten Fans, die die Scheibe noch nicht besitzen, hier unbedingt zuschlagen.
Laut neuesten Berichten ist wohl die komplette Band von TRAIL OF TEARS während der laufenden Tour stiften gegangen, so dass Sänger Ronny Thorsen nun allein zusehen muss, wie es weitergeht. Auf ihrem neuesten Werk ?Existentia? sind aber noch alle sieben Bandmitglieder zu hören, was den Split doppelt schade macht, denn das Album ist echt sehr hochklassig ausgefallen. Zwar bewegt sich der ?Dark Gothic Metal? der Norweger immer ganz dicht an der Klippe zu überladenem Kitsch, was aber erstens ein generelles Problem des Genres ist, und zweitens bei TRAIL OF TEARS nur selten wirklich stört. Gerade Stilmittel wie der gezielte Einsatz von Breitwand-Synthies, die gemischt gegrowlten und gesungenen Vocals von Ronny Thorsen und Ex-GREEN CARNATION-Mitglied Kjetil Nordhus, sowie die vereinzelten Beiträge von der französischen Sängerin Emmanuelle Zoldan (beim gewöhnungsbedürftigen, teils elektronischen ?Empty Room?-hier gehen die Geschmäcker sicher auseinander, mein Fall ist die Operndiva naturgemäß nicht unbedingt) sorgen für Abwechselung und machen viele der Songs auf ?Existentia? zu kraftvollen, bombastischen Hymnen, die etwa an eine Mischung aus MOONSPELL und einer metallischen Version der SISTERS OF MERCY denken lassen, denn auch die fetten Doppelgitarren kommen bei TRAIL OF TEARS nicht zu kurz. Selbst ausgeprägte Gothic-Muffel könnten hieran Gefallen finden, denn die Band gehört mit flott ins Ohr gehenden Stücken wie ?Deceptive Mirrors?, ?My Comfort?, ?Decadence Becomes Me?, ?As It Penetrates? oder dem lupenreinen Hit ?Venom Inside My Veins? zu den stärksten Vertretern ihrer Zunft, was ?Existentia? zu einem Anchecktipp für die Zielgruppe macht. Hoffentlich kann Ronny und Co. mit einer neuen Mannschaft an diese sehr gute Arbeit anknüpfen.
Die Londoner DEADLINE hatte ich in letzter Zeit etwas aus den Augen verloren, obwohl sie vor knapp zwei Jahren mit "Getting Serious" ein tolles Album abgeliefert hatten. Aber live fand ich die Band wenig überzeugend, das rock ´n rollige, teils sogar etwas poppige Flair von "Getting Serious" wurde besonders durch die Drums komplett platt gebolzt. Jetzt meldet sich der Fünfer um die sexy Frontfrau Liz Rose mit dem vierten Album zurück, und das zeigt eine deutliche Steigerung zum Vorgänger. Denkt man noch beim Opener, dem melodischen Streetpunk-Hammer "Blood On Your Hands", alles sei beim alten geblieben, geht es schon bei den nachfolgenden Tracks "Give It Back" und besonders "1975" deutlich gemäßigter und poppiger, wenn auch keinesfalls weniger rau zu. Diese Mischung aus Hochgeschwindigkeits-Attacken und eingängigen Punkrock-Ohrwürmern zieht sich durch das ganze Album und wird dann mit dem größtenteils akustischen und folkigen "Moving Lines" abgeschlossen. Die musikalische Vielseitigkeit lässt die Scheibe an keiner Stelle langweilig werden und ist vielleicht auch den beiden Neuzugängen an Drums und Gitarre mit zu verdanken. Liz Stimme klingt sexier denn je und haut einen schlichtweg um, und dazu liefert die Band noch jede Menge tolle Songs ab, die sie einem mit endloser Energie und Spielfreude um die Ohren haut. Mit diesem Album werden DEADLINE sicherlich zur derzeit angesagtesten englischen Punk-Band werden.
SINCE THE FLOOD haben sich nach ihrem Debüt "Valor And Vengeance" in der öffentlichen Aufmerksamkeit Europas eher rar gemacht, da kam für mich der neue Longplayer "No Compromise" recht überraschend ins Haus geflattert. So richtig der Bringer war der Vorgänger nicht, vor allem viel zu austauschbar und auf zu vielen Feldern gleichzeitig wildernd. "No Compromise" zeigt die Band fokussierter, die Metal-Parts sind fat vollständig verschwunden, was den Sound in Richtung PRO-PAIN, HATEBREED und Konsorten verschiebt. Im Vergleich zur "Valor And Vengeance" zeigt sich gerade der Gesang verbessert, bei dem der Nervfaktor deutlich zurückgeschraubt wurde, auch wenn es das Genre-typische Shouting fast durchgehend gibt. Auch beim Songwriting haben SINCE THE FLOOD hart an sich gearbeitet, was sich in einigen brachialen Nummern wie "Strength" oder dem fast schon an TERROR erinnernde "Everything To Lose" resultiert, mit denen die Band ihr Potential und spielerisch hohes Niveau zeigt. Zum ganz großen Wurf fehlen mehr hochklassige Nummern, die meiste Songs sind "nur" gut und bieten dem geneigten Fan nicht viel Neues. Aber andererseits: wer eine Band wie SINCE THE FLOOD mag, erwartet auch nicht mehr als eine halbe Stunde brutalen Hardcore, oder? Von daher ist "No Compromise" genau das, was die Zielgruppe will. Die ist glücklich, die Band ist glücklich, das Label ist glücklich. Schön.
Wenn man bedenkt, dass unter Anderem der einstige Sound dieser NWOBHM-Legende einer einstigen Thrash Metal-Band aus der Bay Area zu Weltruhm verhelfen sollte, dreht sich einem der Magen um, aber so ist das Business nun mal. Erstaunlich, wie sich DIAMOND HEAD-Chef Brian Tatler mit dieser unbefriedigenden Situation abfindet und trotz aller Misserfolge immer noch an seine Band glaubt. Mit dem ersten Album seit zwölf Jahren ("All Will Be Revealed") und mit dem neuen Sänger Nick Tart in der Hinterhand, hat man sich dazu entschlossen, den Gig im "London Astoria" am 4. November 2005 mitzuschneiden und sowohl auf DVD, wie auch auf CD zu veröffentlichen. Das Ergebnis ist ein gut 75-minütiger Gig, bei dem neues Material wie "Mine All Mine", aber auch bis auf "Sucking My Love" das komplette "Lightning To The Nations"-Album gespielt wird. Als Intro hat man sinnigerweise den Anfang des allergrößten Bandhits "Am I Evil" gewählt, wobei dieses Meisterwerk selbstverständlich im Zugabenteil zu vollständigen Ehren kommt. Ein großes Kompliment geht an Neuzugang Nick Tart, dessen bluesig-kraftvolle Röhre hervorragend zu den akustischen Diamanten der Band passt. Auch der authentische, erdige, aber nicht zu perfekte Sound geht in Ordnung, wobei "It´s Electric" allerdings etwas unter der Volkskrankheit fast aller Live-Alben leidet: das Publikum ist zwar vorhanden, aber viel zu leise im Hintergrund zu hören. Entweder die Reaktionen waren sehr verhalten, oder es wurde einmal mehr zuviel Wert auf die Musik gelegt, wofür eigentlich die Studioalben zuständig sind. Dieses sehr empfehlenswerte Werk richtet sich somit hauptsächlich an die DIAMOND HEAD, - und NWOBHM-Fans, die hier absolut rein gar nix verkehrt machen! Und alle anderen entdecken vielleicht doch noch die Qualitäten dieser ewig unterbewerteten Band.
Mit ihrer Debüt-EP haben ESCAPE THE FATE bereits klar gemacht, dass es ihnen nicht um musikalische Individualität in irgendeiner Weise geht, sondern darum, dem Sound ihrer Vorbilder und Einflüsse so nah wie möglich zu kommen. Wenn dabei noch ein, zwei gute Songs herauskommen, um so besser. An wem sich die Combo aus Las Vegas orientiert, wird nach zwei Sekunden deutlich: Namen wie ATREYU, UNDEROATH oder TAKING BACK SUNDAY sagen alles. Für die Zielgruppe der Emos ist "Dying Is Your Latest Fasion" (ein erstaunlich selbstironischer Titel) ohne Abstriche konsumierbar, Songs wie das popppige "The Web We Weave" oder der potentielle Clubhit "Reverse This Curse" sind erste Sahne. Also kann man ESCAPE THE FATE eigentlich nichts vorwerfen, außer ein weiteres Plagiat in einem überfüllten Segment des Marktes zu sein, der nichts Neues zu bieten hat. Wie weit das unterstützenswert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Dafür, dass die fünf Jungs aus Atlanta erst zwischen 20 und 21 Jahre alt sind, spielen sie einen erstaunlich altmodischen Sound. Denn statt Teenie-Pop-Punk braten sie einem auf ihrem Debüt 12 Songs lang ihre oberdreckige Mischung aus Old School Punkrock und Spät-70er Rock um die Ohren. Das tun sie so rotzig und mit so viel Energie, dass es einen kaum mehr wundert, dass Tim Armstrong so begeistert von ihnen war, dass er sie direkt für sein Hellcat-Label signte. Auch ein paar andere prominente Namen sind mit an Bord, so hat Bandkollege Lars Frederiksen produziert und Joan Jett (!) Backing Vocals zu einem Track beigesteuert. Große Namen und fetter Sound sind allerdings noch nicht alles, gute Songs sollte man auch noch schreiben. Genau da hapert´s noch bei THE HEART ATTACKS. Kein einziger Track kann sich im Gehörgang festsetzen, und auf Dauer klingt alles sehr gleich und geht auf der einen Seite rein und auf der anderen wieder raus. Die richtige Rock ´n Roll-Attitüde besitzen die Jungs bereits, jetzt müssen sie noch dringend am Songwriting feilen.
Bereits das letzte PAIN OF SALVATION-Werk "Be" bedurfte einer gewissen Zeit der Beschäftigung, gewahr aber jenen, die sich intensiv den innovativen Schweden hingaben, einiges an Progressivem der Extraklasse. Das Meister Daniel Gildenlöw auch weiterhin am experimentieren sein würde, war keine Frage. Was aber dabei auf "Scarsick" herauskam, darf man getrost als zwiespältige Sache betrachten. Keine Frage, das Album wird polarisieren und von hohem Lob bis Verriss alles einfahren was der Markt so hergibt. Lassen die Riffs des eröffnenden Titeltracks "Scarsick" an RAGE AGAINST THE MACHINE und CLAWFINGER denken, und passt auch der Sprechgesang in den Kontext - sperrig und unerwartet schallt es da aus den Boxen. "Spitfall" wechselt dann zwischen fast schon EMINEM-artigen Passagen und einem ultra-melodischen Refrain, hat aber Charme und kommt echt gut - wird aber nicht jeder so sehen. Die nachfolgende Ballade "Cribcaged" überzeugt ebenso wie das ruhige "Kingdom Of Loss" durch eine intensive Atmosphäre - von diesen Momenten hätte es ruhig schon mehr sein dürfen. "America" aber ist dann fröhlicher Pop pur, einschließlich Werbepause und sarkastischem Text. Das mag musikalisch zwar zur Botschaft passen - passt aber in dieser Pop-Intensität nun so gar nicht zu PAIN OF SALVATION -zu oberflächlich, ob nun mit Bedacht oder einfach nur so, kommt der Song daher. Bei "Disco Queen" geht es nicht nur thematisch um die Disco Queen, auch musikalisch wird hier der Metaller schwer schlucken. So erinnert der Track doch in vielen Momenten an Achtziger-Disco-Sound, mit Daniel Gildenlöw´s Gesang als Kontrapunkt - doch wohl eher eine coole B-Seite als eine vollwertiger PAIN OF SALVATION Komposition. Nach hinten raus wird es mit dem entspannt vorgetragenen, fast schon Floyd´schem "Mrs. Modern Mother Mary", dem modern wirkenden, mit Verzerrungen versetzten, aber eher durchwachsenen "Idiocracy", dem härteren "Flame To The Moth" und dem über 10-minütigen, endlich puren PAIN OF SALVATION-Song "Enter Rain" zwar melancholisch typischer - Übersongs wie auf den letzten Veröffentlichungen gibt es aber nicht darunter. "Scarsick" wächst, wie alle bisherigen Alben der Schweden, mit der Zeit und langweilig wird es dank Unmengen in den Songs eingebauten Momenten auch nicht. Aber statt Atmosphäre stellt sich eine für PAIN OF SALVATION-Verhältnisse eher ungewöhnliche Nüchternheit ein. Hier kann man von Blinderwerb nur abraten - vorher reinhören ist Pflicht. Vielleicht mutig, vielleicht auch zuviel des Guten für viele Fans. Vom künstlerischen Anspruchdenken durchaus eine Weiterentwicklung und musikalisch wie eh und je topp bleibt trotzdem, wie bereits anfangs erwähnt zu sagen: Sehr zwiespältige Sache das!
Mit ihren letzten Scheiben konnten die Göteborger THE PROVENANCE zwar einige Achtungserfolge verbuchen, den ganz großen Wurf, zumindest beim Publikum, jedoch nicht landen. Wie bereits von den Kollegen erkannt, spricht die Band um Sängerin und Keyboarderin Emma Hellström vorwiegend Gothic Rocker an, die ebenfalls weiblich "gefrontete" Acts wie THE GATHERING, LACUNA COIL oder MADDER MORTEM mögen. Allerdings agieren THE PROVENANCE eine Ecke verspielter und lassen gerne leicht Science Fiction - artige, bombastische Sounds der Marke Devin Townsend einfließen, was "Red Flags" sehr wohltuend aus der Masse heraus hebt. Auffällig ist auch der für diese Art von Musik recht hohe Dynamikfaktor, der langweiliges Songwriting gar nicht erst aufkommen lässt und fast jeden Song zur Hymne macht, die in die Beine geht. Als gute Beispiele hierfür seien der flotte Opener "At The Barricades", das von Gitarrist Tobias Martinsson gesanglich unterstützte "Thanks To You", das treibende "Revelling Masses" oder die coole, sich steigernde Ballade "Deadend" genannt, die durchweg überzeugen und lediglich ein paar ganz harten Naturen zu "poppig" klingen dürften - aber irgendwas is´ ja immer! Dennoch dürfte "Red Flags" irgendwo im gemeinsamen Nenner von Gothic, - und Alternative - Fans seine Anhänger finden. Verdient hätten es die Schweden, denn ein paar der oben genannten Bands haben ja ihr großes Stück vom Kuchen längst bekommen…
Bandkopf, Sänger und Gitarrist Todd Youth hat die CHELSEA SMILES eigentlich nur zum Spaß zwischen zwei Touren mit DANZIG gegründet, für die er bis 2003 die Saiten zupfte. Mittlerweile hat sich das Projekt verselbständigt und nach einer 4-Track EP ist jetzt das erste Album erschienen. Der Titel ist wörtlich zu verstehen: Die vier New Yorker haben die Scheibe tatsächlich in 36 Stunden eingespielt. Das hört man ihr auch an, denn der Sound kommt so dreckig, rau und direkt aus den Boxen, das man meint, die Jungs würden vor einem stehen. Ihre Musik ist kurz gesagt eine Verbindung der frühen KISS mit den RAMONES oder genauer eine Mischung aus klassischem Hardrock, dreckigem Rock ´n Roll und Punkrock. Und dabei vermitteln sie eine Energie, die von vorne bis hinten mitreißt. Songs wie "I Want More", "Pillbox" oder "News For You" gehen mit ihren dreckigen Riffs, straighten Beats und melodischen Refrains dermaßen ins Ohr und in den ganzen Körper, dass man ständig mitzappeln muss. "Thirty Six Hours Later" ist ein wirklich tolles Album geworden, das durchgehend kickt und rotzt und das gleichzeitig modern klingt und den Geist von good old Rock ´n Roll versprüht.