Was haben wir denn hier? Der erste Eindruck sind ein etwas rumpeliger Progsound mit wummernden Hammonds und leicht funkigem Bass, das kommt schon sehr retrolastig daher. Dann diese warme helle Stimme von Felix Duque, sie hat auch was und erinnert mich frappierend an STYX. Und wirklich, der Junge ist echt gut, egal ob er in Englisch oder auch in seiner Muttersprache Spanisch. Plötzlich werden lateinamerikanische Klangbilder miteingewoben ehe dann noch ein cooles Classik-Rockgitarrensolo folgt und ein eher hektischer Schluss mit vielen Breaks und Läufen sowie perlig-leichten Klavierakkorden. Nicht schlecht die Herren, das macht gleich Lust auf mehr. Eine Kapelle mit dem seltsamen Namen RC2 (es handelt sich dabei um ein Verschlüsselungsverfahren) ist hier am Werk, also namenstechnisch... nee das geht eigentlich gar nicht aber bezogen auf ihre doch recht komplexen Musik wiederum schon auch passend.
Die Band stammt ursprünglich aus Caracas (Venezuela), nach dem gleichnamigen Debüt aus dem Jahre 2003 legt dieser Fünfer nun sein recht ambitioniertes Zweitwerk vor. Nach diversen personellen Umbesetzungen hat man sich örtlich nach Spanien umquartiert und dabei auf „Future Awaits“ acht durchaus lohnenswerte Tracks im weiten Progressive Feld aufgenommen.
Der nachfolgende Titeltrack kommt dann eher etwas verhaltenes und sehr atmosphärisch daher, erst hintenraus gibt die Band so richtig Gas mit beinahe schon psychedelischen Parts und schönen an SANTANA meets Spacerock angelehnte Gitarren.
In irgendeinem Review hat jemand irgendwas von "Neoprog" als stilistische Einordnung gefaselt, ist aber absoluter Humbug, RC2 machen etwa so authentisch Neo Prog Rock wie AC/DC Heavy Metal. Nee, die Musik ist doch von ihren vielerlei Ansätzen recht vielschichtig, detailreich aber nie zu anstrengend oder kopflastig. Die Melodien sind vorhanden aber nicht so omnipräsent eingängig, es geht mehr um die Songs als Ganzes, aber die Gitarrenarbeit von Eric Baule (der übrigends ganz neu in der Band ist) gefällt mir besonders gut. Bei „Autumn“ darf er sich mal wieder so richtig extatisch austoben, der Track hat schon seine typischen Latinomomente mit entsprechender Rhythmik und weckt zu Beginn ganz leichte Erinnerungen an „Samba Pati“, dann folgen wieder diese melancholisch getragenen Parts bei denen die Keys immer im Klaviersound daher kommen, wird das Tempo und Intensität angezogen packt er wieder die mächtige Orgel aus. „El Diablo Suelto“ ist dann wieder was ganz anderes und birgt viele von klassischer Musik geprägte Strukturen, hat was von den tollen Sachen von MIKE OLDFIELD die er früher in den 80ern immer mal wieder gerne in seine Opusse integriert hat, aber auch RC2 machen dieses reine Instrumental zu einer unterhaltsamen Angelegenheit. Auch der Drummer Eduardo Benatar verdient für sein nuancenreiches Spiel sowie seine auffallend wechselnden Sounds ein Sonderlob.
Eine etwas gewagtere New Art Rock Ausrichtung mit Dubsequentzen, leicht verschrobenem Songaufbau und Verzerrungen sind dann bei "Coming Down Again" auszumachen. Die Platte braucht definitiv einige Durchgänge und etwas Geduld, bietet dafür aber noch genügend Abwechslung. Die Produktion könnte stellenweise zwar etwas weniger garagenmäßig klingen, passt aber insofern zum Retroflair, den viele der Songs ausstrahlen. Für Proggies sollte „Future Awaits“ mit leichten Abstrichen nach unten schon noch auf dem aktuellen Antestzettel notiert werden.
Future Awaits
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8
Länge:
59:42 ()
Label:
Vertrieb:
Diese CD "Poles" von einer Formation oder besser gesagt Zwei-Personen Combo Namens FACTORY OF DREAMS beginnt mit etwas schleppendem sirenenhaften Gesang bei „Transmission Fails“, der an so bekannte Mädels von Bands wie EPICA, „alten“ NIGTHWISH, aber auch WITHIN TEMPTATION erinnert. Das absolut grottgie Cover mit Gewandfräulein deutet dies ebenfalls schon etwas an.
Verantwortlich für diesen über allem schwebenden Hauch von Gothic ist die schwedische Vocalistin Jessica Letho, die zum Glück meist im nicht operettenhaften Stil, und wenn dann nur durchaus gekonnt den klassischen Sopran auspackt. Nicht falsch verstehen, aber diese Art zu singen, ganz egal ob im Rock oder Metalkontext, ist ja so was von ausgelutscht und absolut langweilig. Hier bei FACTORY OF DREAMS übertreibt man es nicht zu stark damit sondern setzt mehr auf atmosphärisch-getragene Parts mit sehr starker Keyboardbetonung, die ab und an mit knalligeren Riffs durchzogen sind. Das ganze wirkt mitunter sehr steril bzw. auch opulent spacig mit bombastischen Anflügen, hat dann was von AYREON, wen auch die Chöre oder die Melodien nicht annährend an Meister Lucassen heranreichen können. Dafür ist das Programming doch etwas starr, zu wenig variabel und die Drums klingen ebenfalls manchmal etwas zu künstlich aufgemotzt. Insgesamt ist zwar die Produktion ganz o.k., aber vieles klingt mit dabei zu ähnlich und die packenden Spannungsbögen sind auch eher rar gesät. Verantwortlich für diesen teilweise sogar mit starken Electro-Beats sowie maschinell klingenden versehenen Progsound, im Stile von THE GATHERING zu deren experimenteller Phase z.B. bei „Peace Echoing“ oder auch an PAATOS (leider aber nie so cool und relaxt), ist der Portugiese Hugo Flores. Dieser Multi-Instrumentalist hat schon was drauf und hier seine Erfahrungen aus einen anderen Projekten wie ATLANTIS, PROJECT CREATION oder SONIC PULSAR bestens einbringen können. Lediglich Chris Brown (GHOST CIRCUS) am Bass hat bei "Electric Boom" (leicht chillig mit pulsierenden Gitarren) als Gast mitgewirkt.
So klingt „Air Powerplant“ ein wenig wie nach BJOERK mit Metalriffs um dann aber hinten raus sehr vielschichtig mit geballter Dramatik, Weite und opulent-getragenem Gesang doch noch die inhaltliche Kurve zu kriegen. Manchmal fehlt es den dann doch allen sehr ähnlich solide getragen wirkenden Songs etwas an Überraschungen sowie den gewissen Tick Power, dann hätte etwas weniger Theatralik und aufgesetzter Opernkitsch zwischendurch ebenfalls zu einer deutlich besseren musikalischen Verdauung des Zuhörers beigetragen.
Mächtig aus den Boxen, ja sogar richtig heavy kommt da schon das düstere "Stream of Evil" daher - endlich etwas fettere Gitarren, davon hätte es ruhig öfter mehr sein können. Wie gesagt, viele der oftmals zu künstlich wirkenden Loops lassen keine so recht zündende Stimmung aufkommen, da sind mir LEAVES EYES sogar noch lieber, das klingt viel mehr nach organischer Band, hier wirkt vieles nach Stimme singt gegen „Instrumente“ an. Zuviel Kalkül statt Gefühl, klingt platt, trifft es aber doch bei vielen Passagen dieser beileibe nicht schlechten Scheibe, aber den gewissen eigenen Stil hat FACTORY OF DREAMS noch nicht geschaffen. Dann bekommt man zum Schluss mit "Crossing The Bridge To The Positive Pole" serviert und hier passt einmal alles bestens zusammen, der Song ist kraftvoll, hat genügend Fluß, schöne Wendungen und steigert sich in ein furioses Finale mit klasse Gitarren und packendem Gesang. Mensch, es geht doch.
Ansonsten dürfte jeder, der auf die zuvor erwähnten Bands gesteigerte Wertschätzung legt, zumindest mit einem Probehördurchgang dieses Debüts keine größeren Toleranzschwierigkeiten haben.
Pole
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
47:7 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten