Mit „Song For My Son“ eröffnet das vierte Album der Schweizer Prog-Formation METAMORPHOSIS ungewöhnlich gitarrenlastig, ohne traditionellen Prog-Zugaben außen vor zu lassen. Nicht nur hier, sondern überall auf „Dark“ begegnen einen sphärische, meditative und pychedelic Parts – allerdings im Vergleich zu den Vorgängerwerken weniger PINK FLOYD und GENESIS lastig. So kann man „Dark“ eine bisher vermisste Eigenständigkeit attestieren, auch wenn die Überväter weiter zitiert werden. Die große Stärke der 8 Kompositionen sind ihre mystisch dunkle Seite im Zusammenspiel mit lauteren Momenten und träumerischen Melodien – auch an METAMORPHOSIS scheint der Erfolg von PORCUPINE TREE nicht vorbeigegangen zu sein. Und Bandleader, Sänger und Multiinstrumentalist (Keyboards, Moog, Drums und Bass) Jean-Pierre Schenk steht dies hörbar gut. Mit „Dark“ sollten METAMORPHOSIS ihre bisherigen Fans zufrieden stellen aber auch für Proggies interessant werden, denen es bisher zu „lasch“ war. Anpieltipps: „The Fight Is Over“, „Hey Man“, und „You“.
Was macht ein dänischer Gitarrist, wenn er mal so richtig schön nach NEVERMORE und CONTROL DENIED klingen will? Richtig, er zieht (laut Biografie aus persönlichen Gründen) nach Italien, sucht sich eine Horde Eingeborener und musiziert lustig vor sich hin – und das schon seit 2003. Dabei macht seine Band CHAOSWAVE gar keine schlechte Figur und konnte mit ihrem 2004er Demo sogar meinen Kollegen und Lieblings-Melodienhasser Lars Heitmann überzeugen. Und auch wenn „Dead Eye Dreaming“ nicht ganz die Klasse der Werke der beiden oben genannten Vorbilder erreicht, macht das Album wirklich Spaß. Ein wenig stört mich die etwas dumpfe, sterile Produktion, und auch das Songmaterial erreicht das angestrebte Weltklasseniveau nicht ganz, trotzdem dürften Stücke wie „10 Years Of Denial“, „How To Define A Race“ oder der Quasi-Titelsong „Dead Eye Dream“ allen Leuten gefallen, die auch auf Bands wie ANACRUSIS oder DEPRESSIVE AGE abfahren. CHAOSWAVE machen auch nicht den Fehler, ihren weiblichen Gesangstriumph Georgia inflationär (sprich: als dauerplärrende Heulboje) auszuspielen, sondern lassen sowohl Sänger Fabio als auch seine „bessere Hälfte“ sehr songdienlich agieren. All das macht „Dead Eye Dreaming“ unterm Strich zu einem guten Album, das zwar keine Bäume ausreißt, aber auch weit von einer Enttäuschung entfernt ist.
DEGRADEAD hatten für ihr Debütalbum die Fürsprache von IN FLAMES bekommen und auch gleich in deren Studio aufgenommen. Für ihr recht schnell fertig gestelltes Zweitwerk haben sich die Schweden in die Hände von Peter Tätgren (HYPOCRISY, PAIN) und Jonas Kjellgren (SCAR SYMMETRY, SONIC SYNDICATE, CARNAL FORGE) gegeben, gemischt hat dann Daniel Bergstrand (u.a. IN FLAMES, SOILWORK) in den Dugout Studios. Da überrascht der erstklassige Sound von „Out Of Body Experience“ schon mal nicht, aber was DEGRADEAD in Sachen Songwriting für einen Sprung gemacht haben, dann umso mehr. Das Debüt war ja schon eine ziemlich runde Sache und eine der besseren Melodic Death Metal-Scheiben der letzten Zeit, aber mit den 14 neuen Songs hat die Band das noch mal getoppt, auch wenn der Opener „All Is Gone“ noch recht gefällig beginnt. Aber schon der zweite Song, „Wake The Storm” ist old schooliger IN FLAMES-Stoff at its best! Wer auf die alten Göteborger Sachen steht, wird hier einen feuchten Fleck in der Hose bekommen! Und DEGRADEAD halten das dann eingeschlagene Niveau locker über den Rest der Spielzeit, jeder Song kann überzeugen. Klar, innovativ ist das nicht, aber das scheint der Band scheißegal zu sein und wird dem Göteborger Schule-Freund ebenso herzlich egal sein – hier gibt es besten Melodic Death Metal, nicht mehr und nicht weniger. Wer damit was anfangen kann, kommt um „Out Of Body Experience“ nicht herum!
LIONHEART kommen aus der Bay Area, die ja gemeinhin eher mit Thrash Metal als mit metallischem Hardcore assoziiert wird. Vielleicht erklärt das die Potion Metal, die sich in den Songs der „Will To Survive“-Scheibe findet? Wobei LIONHEART keineswegs in Metalcore-Gefilde abdriften, sondern im TERROR/ HATEBREED-Dunstkreis bleiben und kompromisslos auf die Fresse geben. Ursprünglich von Jamey Jastas Label veröffentlicht, wurde „Willl To Survive“ von I Scream Record für Eruopa lizensiert und mit der „This Means War“-EP kombiniert, so dass am Ende mehr als 45 Minuten Material auf dem Silberling sind. Dabei sind die EP-Songs roher produziert, stehen den Albumtracks in Sachen Heftigkeit aber in nichts nach. LIONHEART machen mächtig Druck, setzen gleichzeitig auf viele Breakdowns, was einzelne Songs etwas vorhersehbar macht, aber im Grunde sehr gut funktioniert und eine rundum brutale Scheibe ergibt. Da passt der stimmlich auf eine Tonlage festgelegte Shouter wie Arsch auf Eimer – immerhin macht er seinen Job gut und braucht sich vor der Konkurrenz nicht verstecken. Wer mit den eingangs genannten Bands was anfangen kann, sollte auch mit LIONHEART glücklich werden, für Neueinsteiger empfehlen sich weiterhin die Klassiker wie „One With The Underdogs“.
Die deutschen Thrasher EMERGENCY GATE, die soeben eine Tour als Support von KREATOR begonnen haben, haben durch den Einstieg des ehemaligen SUIDAKRA-Fronters Matthias Kupka (der hier einen sehr hörenswerten Job erledigt) einen kleinen Bekanntheitsschub erlangt. Und so richtig puren Thrash wie Herr Petrozza und Co. spielt der Haufen auch gar nicht, sondern erinnert mit seinem sehr modern gehaltenen, melodischen Sound eher an eine Mischung aus SOILWORK, IN FLAMES und einem Hauch DEPRESSIVE AGE. Nur haben EMERGENCY GATE genau das Problem, dass sie über weite Strecken ebenso steril klingen wie erstgenannte schwedische Bands zuletzt, was „Rewake“ auch den typischen „Alles-schon-mal-woanders-(besser)-gehört“-Stempel aufdrückt. Ein cooler Ohrwurm wie „Of Stars And The Drifting“ weiß wirklich zu gefallen, aber eine dreiste Anbiederung an SENTENCED („Trust In Me“) muss nun absolut nicht sein. Ein Totalausfall ist „Rewake“ keineswegs, aber leider eine dieser Scheiben, die das Problem haben, eben weder richtig schlecht noch richtig gut zu sein. Wobei ich den Begriff „Durchschnitt“ in Reviews bekanntlich hasse…
CATTLE DECAPITATION haben nicht nur mit gutem Death Metal auf sich aufmerksam gemacht, sondern auch mit ihrem vegetarischen Lebensstil. Echt jetzt. Ganz großes Kino, macht ja sonst gar keine Band und ist ein richtig gutes Alleinstellungsmerkmal. Das nunmehr vierte Album der Combo bietet natürlich wieder heftigen Death Metal, der sich im Gegensatz zum letzten Album etwas melodiöser zeigt („The Ripe Beneath The Rind“), ohne die Vorliebe für frickelig-brutalen Death Metal zu vernachlässigen. CATTLE DECAPITATION haben mittlerweile den Dreh beim Songschreiben raus und können ihren brutalen Kram in gute Songs verpacken, die sich zum einen voneinander unterscheiden und zum anderen einen Widererkennungswert haben, woran ja viele ähnlich gelagerte Combos scheitern. Handwerklich stimmt hier natürlich alles, vom Sänger, der Pig Squeals, Growls und fast schon klaren Gesang gleichermaßen effektiv einsetzen kann, über dass irrwitzig schnelle Drumming bis zu den stellenweise sehr abgefahren agierenden Gitarren. Da geht jedem Death Metal-Head das Herz auf, egal ob Fleschfresser, Vegetarier oder Veganer.
Schon der über 13-minütige Opener „Indigo“ der neuen PENDRAGON Scheibe „Pure“ zeigt auf, was manch Altvorderen Fan aufstoßen wird, vielen aber als eine angenehme Bereicherung des Sounds der Briten ansehen. Trotz der weiterhin dominierenden Mischung aus PINK FLOYD, Neo-Prog und klassischen Rock setzt Gitarrist und Sänger Nick Barrett zusammen mit seinem Keyboarder Clive Nolan vermehrt, und nicht nur punktuell auf modern, ja gar alternative klingende Riffs. Das ist eine konsequente Fortentwicklung des auf „Believe“ begonnenen Weges, aber ein auch (wohl gewollter) Bruch mit manchen der richtig alten Schule. Denn „Indigo“ ist ungewöhnlich rockig, ruhige Parts, schwelgerische Keyboards und faszinierende Gitarrensoli inklusive. Das folgende „Eraserhead“ glänzt wiederum durch eine rockende Grundstimmung, durch Ideenvielfalt und einprägsam ungewöhnlichen Gesangspassagen, bevor mit dem 3-teiligen, überlangen „Comatose“ es ein atmosphärisches, melancholisches Highlight gibt, welches im Mittelpart zwar wieder etwas gitarrenorientierter ausfällt, ansonsten aber mit seinen Keyboard- und Pianoteppichen desöfteren an die alten PENDRAGON anknüpft. „The Freak Show“ ist ein kurzer, deftig mit Gitarrensound startender Track, der später dann schon fast zu ruhig wird, dafür aber mit einen supereingängigen, schon Pop zu nennenden Refrain aufwartet. „It’s Only Me” beginnt SUPERTRAMP-Like und beendet das Album in entspannter, traditioneller Weise – Samples und dezenter Ariengesang sorgen für typisches Art-Rock-Ambiente – klasse.
PENDRAGON werden mit „Pure“ ihre Fans wieder spalten – in jene, die den neuen Riffs und rockenden Elementen zugetan sind und jenen, die dem alten Sound der nun schon seit über 30 Jahren aktiven Progrecken nachtrauern – dies ist Geschmackssache – Qualitativ passt das ansonsten ohne Abstriche.
NASHVILLE PUSSY haben sich über die Jahre durch grandiose schweißtreibende Live-Shows und nicht minder grandiose Platten eine treue Fanbasis erspielt, die zuletzt drei Jahre auf das neue Werk warten musste. „From Hell To Texas“ ist das Ergebnis harter Arbeit und präsentiert die gewohnte NASHVILLE PUSSY-Rotzigkeit gepaart mit dem durchaus selbstironischen Humor, wobei natürlich die kratzige Röhre Blaines und das unnachahmliche Gitarrenspiel seiner Gattin Ruyter Susys nicht fehlen dürfen. Ergänzt um die charmant-rotzigen Backing Shouts der beiden Damen und dem effektiven Drummings bekommt die Schieb so den für die Band typischen Charme. Allerdings ist die rohe Wut, die „Let Them Eat Pussy“ so über-grandios machte, auf „From Hell To Texas“ nicht mehr zu finden – ist ja aber auch kein Wunder, werden doch auch NASHVILLE PUSSY älter und in Maßen ruhiger. Und das Debüt hat ja schon zehn Jahre auf dem Buckel, da ist es klar, dass sich die Musik leicht verändert. So präsentiert sich die neue Scheibe etwas getragener, etwas old schooliger als bisher gewohnt. Aber Songs wie das mitreißende „I’m So High“ sind immer noch allerfeinster Rotzrockstoff und werden jeden NASHVILLE PUSSY-Fan zufrieden stellen. Und bei einer ihrer Shows ist sowieso jeder Song eine Granate, also alles gut.
Es ist als Band anno 2009 nicht mehr so einfach ,einen eigenen Stil zu entwickeln, denn im Grunde wurde musikalisch alles schon mal gesagt, getan, gespielt. Bands wie BLOODWORK ist das anscheinend wumpe, die machen einfach die Musik auf die sie Lust haben – wenn die dann klingt wie SOILWORK, wen kümmert’s? und die Schweden sind ja beileibe keine schlechte Referenz, haben sie doch mit ihrem Sound einen beachtlichen Erfolg. BLOODWORK haben ihr Dockyard1-Debüt „The Final End Principle“ ordentlich produzieren lassen und können mit guten Melodic Death Metal-Songs überzeugen, die modern und frisch wirken, ohne die nötige Härte vermissen zu lassen. Songs wie das heftige „Graveheart“ oder das hochmelodische „Drowning Stone“ sind erstklassig geworden und können auf ganzer Linie überzeugen, wie das Album generell ohne schwache Songs ist. Handwerklich haben die Jungs einiges auf dem Kasten, wobei der klare Gesang herausstricht und Speed in nichts nachsteht. Kurzum: saustarke Scheibe, die wzar nicht sonderlich originell ist, aber dem geneigten SOILWORK/ IN FLAMES-Fan genauso gefallen wird wie dem Freund härterer Gangart.
THIS ENDING haben nach ihrem Debüt nicht so viel auf die Kette bekommen, wie sie geplant hatten, aber genug Songs für eine neue Scheibe haben sie immerhin geschrieben. Auf der haut die quasi-All-Star-Combo (A CANOROUS QUINTET, AMON AMARTH, GUIDANCE OF SIN) erneut erstklassigen melodischen Schwedentod raus, der die eigene Vergangenheit zitiert und sich vor der Konkurrenz nicht verstecken muss. Hauptaugenmerk liegt diesmal auf AMON AMARTH-Drummer Fredrik, der sein Kit gnadenlos verprügelt und sich einen Sound basteln ließ, der an die Frühwerke seines Brötchengebers erinnert, was als Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart gesehen werden darf. An der Gitarre finden sich ebenfalls sehr versierte Musiker, die beispielsweise in „Parasites“ Schwedentodriffs vom Allerfeinsten haben, aber sich in den entscheidenden Momenten auch mal zugunsten der Brutalität zurücknehmen können. Einzig beim Gesang haben THIS ENDING einen Schwachpunkt, denn im Gegensatz zum Debüt ist der diesmal etwas kraftloser ausgefallen – zwar immer noch guter Genre-Standard, aber nicht auf dem gleichen hohen Level wie der Rest der Musiker. Das bleibt aber das einzige Manko einer ansonsten sehr guten Melodic Death Metal-Scheibe.