Nach dem für eine Death Metal - Band großen Erfolg mit "The Bleeding" war es abzusehen, dass die Kannibalen auch anno 2004 nicht einen Millimeter von ihrer bewährten / geliebten / gehassten Rezeptur abweichen würden. Die Band hat ihren ureigenen, hochtechnischen Stil von Album zu Album weiterentwickelt und es fällt schwer, ein absolutes Highlight herauszugreifen, weil spätestens seit "The Bleeding" kein typisches, wildes Gebolze mehr praktiziert wird, sondern äußerst anspruchsvolle, in ihrem Genre schlicht nicht zu toppende, extreme Musik. Und genau so geht es auf "The Wretched Spawn" weiter: das geile, leicht punkige "Severed Head Stoning" ist der perfekte Opener für eine dreiviertelstündige Schlachtorgie, die ausschließlich Kracher bereithält. Einziger Kritikpunkt ist dabei, dass sich (wieder einmal) viele Stücke sehr ähneln und Abwechslung nicht gerade großgeschrieben wird. Aber what shalls? Die Produktion von Neil Kernon ist nicht nur Alex Webster’s Meinung nach die bisher beste, die eine Kannibalen - Scheibe zu bieten hat. Die Gitarrenriffs der Herren Owen und O’Brien zwingen sämtliche Newcomer (vor Allem aus Skandinavien) zum Nachsitzen, Alex’s Bass schreddert wie ein Uhrwerk und der gute Paul Mazurkiewicz hört immer noch diese nicht nachlassende Stimme aus seinem Drumkit: "Töte mich !!!", während "Corpsegrinder" seinen Growlstil weiter perfektioniert hat und verständlicher grunzbrüllt als je zuvor. Auch an den lyrischen Ergüssen der Jungs hat sich nichts geändert; die Songs handeln weiterhin vom Weltfrieden, von der Liebe und vom großen Glück, das auf uns alle dort draußen wartet. Dass soviel Harmonie nicht zu ertragen ist, weiß auch die Zensurbehörde und hat erwartungsgemäß die Verpackung durch ein alternatives Cover angeordnet, sowie vermutlich abermals das Nicht - Abdrucken sämtlicher Texte. Schon bald, wenn sich die ersten Frühlingsgefühle breit machen und die meisten Menschen die Romantik wiederentdecken, wird in mancher Bangerbude die Hölle in Form von "Decency Defied", "Cyanide Assassin", "Blunt Force Castration" oder "Slain" von der Leine gelassen!!! "The Wretched Spawn" ist ein erneutes Meisterwerk des traditionellen Death Metal und kann in diesem Jahr, wenn überhaupt, nur noch von BOLT THROWER getoppt werden. Ein Hammer!
BLOOD DUSTER! Ich weiß nicht mehr, warum ich mir die Scheibe der Aussies gekauft hab, war glaub’ ich beim Fuck und ich war besoffen haha, da sprach mich dann wahrscheinlich das Cover an. Gekauft, angemacht, geliebt, so einfach kann das sein. Schon nach dem Intro hatten sie mich und als dann die ersten beiden Textzeilen von Jason P.C. zum Monstergroove des Openers rausgerotzt wurden, war’s vorbei, der Kerl spricht aus, was alle Männer denken und wollen. BLOOD DUSTER sind irgendwo zwischen Grind, Rock und Death Metal zu Hause, Entombed in böse und provokant hehe. Über die lyrischen Inhalte brauchen wir nicht groß reden, die sind nix für Emo-Weiner, PC’s und zarte Seelen. Titel wie "Letsallfuck" oder "Don’tcallmehomeboyyacunt" sind sicherlich alles andere als politisch korrekt - BLOOD DUSTER sind einfach böse, provokant und geben einen Scheiß auf die Meinung anderer Leute. Könnte man auch als pubertäres Gehabe auslegen, aber egal. Die Mucke zählt hehe. Und da machen BLOOD DUSTER keine Fehler: ihr Grind rockt dermaßen los, dass man einfach nicht still sitzen bleiben kann, die Känguruhficker beweisen ein unheimliches Gespür für Groove im Grind, einfach mal "Thecorpsesong" anhören und ihr wisst, was ich meine. Wenn sie wollen können sie aber auch gnadenlos losprügeln ("Don’tcallmehomeboyyacunt") und müssen sich vor keiner Prügelband in die Hosen machen, da paßt das Impetigo-Cover wie die Faust auf’s Auge. "Dis-Organ-Ized" - räudig runtergerotzt und ein mehr als würdiger Rausschmeißer. Geile geile Scheibe, immer wieder gern gehört! Und sie haben endlich mal klasse Intros, die Genies. Keine ätzendlangweiligbösen Splatterfilm-Samples *gähn*, sondern Dialogfetzen aus billigen Pornos, richtig zum Wegschmeißen und teilweise besser als der Song haha. Ist natürlich auch nicht nett, macht man nicht, aber egal, oder?
Mit fast 120 Minuten feinstem Progmetal auf zwei CD’s verteilt auf insgesamt 18 Tracks aus allen Phasen der 11 jährigen Bandgeschichtet bietet "Critical Energy" von THRESHOLD auf diesem aktuellen Livedoppelalbum alles, was der Fan dieses Genre sich wünscht. Ein überaus satter Livesound, der den Studioproduktionen in nichts nachsteht, würde man nicht ab und zu die Ansagen sowie die begeisterten Fans applaudieren bzw. mitsingen hören man könnte kaum glauben, daß es sich um ein Konzert handelt sowie überragendes Songfutter zum auf die Knie fallen. Nach bisher sechs regulären Alben, einer älteren Livescheibe, drei Special Fanclub Releases sowie erfolgreiche Touren mit u.a. ENCHANT, PAIN OF SALVATION oder PSYCHOTIC WALTZ über die letzten Jahre hinweg war es einfach an der Zeit, daß THRESHOLD mit "Critical Energy" einen ausführlichen Rückblick auf ihr bisheriges Schaffen gewagt haben. Besonders interessant auch daher, da die Band mit dem seit 1998 integrierten großartigen Sänger Anrew McDermott bereits ihren dritten Vokalisten im Line-up stehen hat und so die älteren Songs aus den Anfangstagen mit seiner Art der Interpretation quasi neues Leben eingehaucht bekommen. Außerdem ist auf diesen Aufnahmen erstmals der neue Bassist Steve Anderson zu hören. Bisher habe ich es leider noch nicht geschafft ein Konzert von THRESHOLD zu besuchen und dies trotz des hervorragenden Rufes, eine erstklassige Liveband zu sein, der den Jungs schon seit Jahren voraus eilt. Diese CD kann aber einen, wenn auch wahrscheinlich im Vergleich zur wirklichen Atmosphäre eines Konzerts, hervorragenden Eindruck davon vermitteln, was diese Band alles drauf hat. Die Songs wurden auch nicht einfach so 1:1 übernommen sondern live durchaus etwas variiert von den Originalen gespielt. Aufgenommen wurde das Material übrigends am 06.06.2003 im holländischen Zoetermeer während eines einzigen Gigs also (!!) und wie gesagt der absolut authentischer Livesound hat Referenzcharakter. Die Songauswahl gleicht fast einer Art "Best Of" da jedes der bisherigen Alben gleich mit mehreren Titeln vertreten ist und läßt eigentlich keine Wünsche offen. Während es auf der ersten CD insgesamt etwas härter bzw. monumentaler zugeht und mit dem rifflastigen "Oceanbound" sowie dem eingängigen "Virtual Isolation" einige meiner Favoriten dabei sind überzeugt die zweite Scheibe besonders mit den akustischen Songs "Clear" und Life Flow" sowie durch das absolute Highlight dem epischen Klassiker "Paradox". Threshold gehören spätestens seit den beiden letzten überragenden Alben zur internationalen Spitze des Melodic Prog Metals und dies haben sie mit diesem gelungenen Livedokument eindeutig untermauert. Daher ist die CD nicht nur für Fans sondern auch für alle Freunde progressiver Klänge mit packenden Melodieflüssen im Minutentakt ein Muß. Wer auch optisch was geboten haben möchte, sollte sich aber lieber gleich die DVD Deluxe-Edition von "Critical Energy" kaufen, da hier Doppel-CD gleich zusammen mit den Aufnahmen enthalten ist.
Dem wieder mal hervorragend gelungenem mittelalterlichen Albumcover entsprechend startet "Kings And Queens" mit mittelalterlichen Klängen, um dann mit dem High-Speed Opener "Flyin’ High" in typischer Pell-Manier das zehnte Album von AXEL RUDI PELL gebührend zu eröffnen. Mit bewährter Besatzung; Mike Terrana an den Drums, Volker Krawczak am Bass, Keyboarder Ferdy Doernberg und dem wieder mal ausgezeichnetem Johnny Gioeli am Mikro gibt es auf "Kings And Queens" von powervollen, rifforientierten und mit eingängigen Refrains ausgestatten Tracks wie "Cold Heaven" über den typischen Schmachtfetzen à la "Forever Angel" (wieder was für den nächsten Balladen-Sampler) bis zu dem an Dio/Deep Purple angelehnten, etwas untypischen, relaxed coolen "Sailing Away" wieder die ganze Bandbreite von Kompositionen, mit welchen sich AXEL RUDI PELL seit dem 1989er-Debüt eine dauerhafte Fanschar erspielt hat. Das quasi Titelstück "Only The Strong Survive" (dank der Textzeile "Kings And Queens") erinnert mit seinem Gitarrenspiel etwas an die guten alten Scorpions - entpuppt sich dann aber dank Refrain und Johnny Gioeli als echter Mitgrölsong. Besonders gelungen sind wieder mal die überlangen Tracks. Das fast 9-minütige hymnenhafte Mid-Tempo-Epos "Legions Of Hell" (wird wohl nächstens zu den Livestandards zählen) und der eher ruhige, düster angehauchte Rausschmeißer "Sea Of Evil" fallen in diese Kategorie. Der bekennende Blackmore-Fan Axel bleibt sich treu (und damit wohl auch der Masse seiner Fans) und liefert gewohnt solide Ware ab, ohne Überraschungen aber auch ohne Ausfälle - denn wo Axel draufsteht, ist auch Pell drin. Mal was Neues im Hause Pell ist der Produzent. Statt dem langjährigen Produzentenduo Axel Rudi Pell und Ulrich Poesselt kam diesmal neben dem Meister selbst noch Charlie Bauerfeind zum Zuge (der ja bekanntlich schon Bands wie Hammerfall, Helloween, Blind Guardian und Rage unter die Arme griff - härtetechnisch hat sich aber dabei nichts verändert). Zu meckern gab es an der fetten Produktion der Pell’schen Scheiben bisher nichts - und das ist auch bei "Kings And Queens” so. Fazit: Wer AXEL RUDI PELL bisher mochte liegt hier goldrichtig und wird mit "Kings And Queens" entsprechend gut bedient.
PRO-PAIN sind und bleiben PRO-PAIN. Von daher muss man über den Stil des Quartetts kein großes Wort mehr verlieren. Es groovt riffbetont an allen Ecken und Kanten, wobei melodische, teilweise bluesige Soli nicht zu kurz kommen. Die Einen nennen es Hardcore, andere Groove - oder Nu Metal, obwohl chartkompatible Auswüchse auf der Platte nicht zu erkennen sind. Und so sind es unterm Strich doch wieder Metaller, die sich für diesen Sound begeistern können. PRO-PAIN haben einmal mehr ein gutes Album abgeliefert, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Oftmals wirkt die Mischung aus Riffs, Growls und gelegentlichen Soli statisch und farblos. Echte Abwechslung garantieren der mit bombastischen Synthies unterlegte Banger "Godspeed" und das aufgrund seines melodisch gesungenen Refrains an FEAR FACTORY erinnernde "American Dreams". Mit "Aftermath", "Lost Horizons" oder dem coolen Instrumental "The Better Half Of Forever" sind noch andere hörenswerte Stücke zu finden, vom Hocker zu reißen oder das Herz höher schlagen zu lassen schaffen diese Songs aber leider nicht. Der Rest des Materials bewegt sich durchgehend auf gutem, aber beileibe nicht überragendem Niveau, so dass "Fistful Of Hate" die Anhänger der Band zwar weitgehend zufrieden stellen sollte; ein echtes Ausrufezeichen kann das Album aber nicht setzen.
Alter, Anton Reisenegger, der Exil-Chilene in Britannien legt los wie ein Feuerteufel. "Aberration" hat alles, was eine amtliche Death-Thrash-Granate braucht. Allerdings nicht mehr nur zwischen Slayer, Testament und Death, sondern weit über die Grenzen hinaus. Beim zweiten Song "Consumed" nimmt das chilenisch-englische Konglomerat nicht nur Geschwindigkeit raus, sondern auch Keyboards mit dazu. Keine Angst, nur zur dezenten Untermalung harter Klänge. Angenehm, nicht verkehrt und immer mal wiederkehrend. Song drei knüppelt wieder fürchterlich vorwärts - und siehe da: da wären wir beim Problemchen der Scheibe. Den ganz knallroten Faden, das einheitlich ganz hohe Niveau, das hat die Scheibe nicht. Von leichten Industrial-Anklängen ("Dark Half") über normalen und Nu-Metal bis hin zum absoluten Brett verschmelzt der Anton aus Santiago hier die verschiedensten Bestandteile zu einer ordentlichen Legierung. Hört euch nur einfach mal an "Deconstruction" an, fett und mit geiler Stimme gesegnet. Bei "Violent Change" kommt auch noch dezenter Punk-Einschlag hinzu, was den Song zu einer echten Hymne macht. Vielleicht ist das alles ein bisschen viel für mich persönlich, letztlich aber verhindert das insgesamt nicht ganz einfach zu verdauende Mischmasch eine noch höhere Wertung. Aber der Anton, der kommt nicht aus Tirol, sondern noch größer raus - hoffe ich zumindest - und sorgt für weitere Flächenbrände.
Aber es gibt auch Überraschungen. MONSTROSITY bestachen ja schon immer durch eine außerordentlich fitte musikalische Abteilung, vor allem in Sachen Drums macht den Amis kaum einer etwas vor. Es wurde immer schon anständig gegrunzt, gerifft, gerödelt, was auch immer, alles okay. Aber mehr fand ich eigentlich nie so recht an der Kapelle, weder auf der Bühne noch aus der Konserve. Ohne große Erwartungen also rein innen Schacht - und siehe da: "The Exordium" geht sofort in Mark und Bein. Und das setzt sich fort. "Wave Of Annihilation" beispielsweise grooooooovt ohne Ende. Und dennoch gibt es genügend Parts, die den typischen Frickel- oder Break-Death transportieren ("Chemical Reaction" oder das Titelstück vielleicht). Hier dürfte für jeden, der Death Metal in irgendeiner Ausrichtung mag, etwas dabei sein. Soviel ist aber klar, wie bereits zu Anfang gesagt. Hart. Und vor allem: Gut!
UFO haben das neben DEEP PURPLE wohl am Häufigsten wechselnde Line - Up der Rockgeschichte. Schenker rein, Auflösung, Schenker raus, Reunion, Schenker wieder rein, Schenker raus, Auflösung, Reunion, Schenker raus… (Moment, wie kann der zweimal raus sein, wenn er zwischenzeitlich nicht wieder drin war??? - Bei UFO hätte sich niemand ernsthaft über ein solches Phänomen gewundert…!). Also, Michael Schenker (ersetzt durch Vinnie Moore) ist nach dem 2002er Album "Sharks" mal wieder nicht mehr dabei, aber das Resultat klingt trotzdem, auch ohne das UFO - Werbeschild, essentiell und saftig rockend. An der Schießbude ist dafür ein anderer prominenter Name zu verzeichnen, nämlich Jason Bonham, Sohn von John Bonham, seines Zeichens Drummer bei LED ZEPPELIN, der jedoch, wie viele andere seiner Kollegen, seinem ausschweifenden Lebenswandel erlag. So ist nach über 30 Jahren Ufologie die Luft noch nicht raus, auch wenn definitiv keine Rekorde mehr aufgestellt werden. Das ganze Album ist voll von erdigen und urklassischen, aber nicht sonderlich spektakulär rockenden Nummern, die von Altrocker Tommy Newton entsprechend in Szene gesetzt wurden. In dieser Form hätte das Album auch vor 25 Jahren erscheinen können, was viele jüngere Fans zwar abschrecken wird, die Basis dieser Hardrock - Legende jedoch vollends bedienen sollte. Einziges Manko dieser insgesamt gelungenen Scheibe sind die leichten Durchhänger in kompositorischer Hinsicht, denn "Daylight Goes To Town", "The Wild One", der Southern - Rocker "Call Me" oder das coole "Mr. Freeze" sind sehr gut umgesetzt, reißen aber in Sachen Dynamik oder Ohrwurmkompatibilität wahrlich keine Bäume aus. Sehr harmonisch und irgendwie vertraut klingt der raue, der Erdigkeit der Songs angepasste Gesang von Phil Mogg, der einen guten Job macht, aber allzu große Anstrengungen nicht (mehr) erkennen lässt. Grundsätzlich kann man "You Are Here" jedem (im positiven Sinne "altbackenen") Hardrockfan empfehlen, der sich für die Klänge der "guten alten Zeiten" (vor allem in den 70er Jahren) begeistern kann; der Originalitätspreis geht an andere Leute, nicht an UFO. Und das ist gut so!
Punk Legende Guerwitz (BAD RELIGION) leiht sich die Stimme von Querkopf Puciato (THE DILLINGER ESCAPE PLAN) und schnappt sich ein paar andere versierte studioerfahrene Musiker und macht Punkrock. Könnte man zumindest meinen. Alles bis auf letzteres stimmt auch, nur von Punkrock ist hier keine Spur. Von wütenden Texten und einem entsprechenden Flair einmal abgesehen. ERROR machen Break Beat, sie machen Electro, sie spielen mit wüsten Sampleorgien und noisigen Effekten. Und sie scheißen auf schrammelnde Gitarren und klassische Besetzungen. Lassen wir die Kirche aber im Dorf, "Error" ist ganz klar eine leckere EP geworden, die auch optisch durch eine durchsichtige CD fasziniert. Aber ERROR sind auch nur eine Band zwischen ATARI TEENAGE RIOT in einer Streichelzoovariante und PRODIGY mit fehlender Tanzbarkeit. Recht experimentell wirkt "Brains Out", einzig die Beats erhalten eine Struktur im Song. "Burn In Hell" ist dagegen mit fettem Bass konventioneller und durch einen wiederkehrenden Chorus ein kleiner Ohrwurm. Fünf Tracks sind zu wenig um zu erkennen ob die Jungs auch in diesem Genre fit sind. Alltäglich ist ERROR nicht, so recht zünden will die EP aber in meinen Ohren auch noch nicht...
Dave Wyndorf hat einfach ein Händchen für das richtige Timing: In Hamburg schießen die Rock-Clubs wieder aus dem Boden wie die Pilze im Altweibersommer, und er hat nach über 3 Jahren wieder ein Album auf der Kette, dass die düsteren Zeiten von "God Says No" mit einer lässigen Geste am Griffbrett durch den Gehörgang aus der Erinnerung fegt. Fein, so soll das sein.
Das fängt an mit der neuen Single "Unbroken (Hotel Baby)", die so auch auf "Powertrip" stehen könnte, ein typischer MONSTER MAGNET-Hit, mit einem Refrain, den man vor sich hin brüllt, während man durch die Gegend springt und die Hüften im Takt des Schellenkranzes schwingt. Großen Anteil an diesem Weg zurück ans Las-Vegas-grelle Licht der Scheinwerfer hat der neue Bassist, nach der letzten Platte wurde die Rhythmus-Abteilung ausgetauscht. Keine Ahnung, wer hier Schlagzeug gespielt hat, bei "Master Of Light" wird das mindestens am Anfang ganz witzig vom Drumcomputer gelöst.
Allerdings heißt "nicht so düster und klaustrophobisch wie God Says No" nicht, dass die andern Songs plötzlich von Blumen und Ringelpietz handeln - es sind großartige, vielseitige Songs, sie sind 100% Rock, aber sie sind nicht so plakativ. Da Dave als Amerikaner mit Grips inna Birne in den letzten Jahren seit "September 11" offensichtlich wenig zu lachen hatte, sind die Texte gespickt mit Zynismus galore. Jeder Song von "Supercruel" bis "CNN War Theme" ist das Zuhören von der ersten bis zur letzten Sekunde wert - und jeder braucht die eine oder andere Umdrehung im CD-Player, bis er es in die Gehörwendungen geschafft hat. Wie für MONSTER MAGNET geschrieben sind die Coverversionen "There´s No Way Out Of Here" (David Gilmour), dem Dave Wyndorf die Spät-Siebziger-Depression austreibt und die geile Uptempo-Nummer "The Right Stuff" (im Original von Captain Lockheed and The Starfighters). Auf der Single haben MONSTER MAGNET als Bonustrack "Venus in Furs" aus den Heroin-lastigen "Nico"-Zeiten von VELVET UNDERGROUND zurück ins Leben geholt, allein dieses Cover ist es wert, beim nächstgelegenen Dealer auch auf die Suche nach der Single zu gehen.