Mann, Mann, Mann!!! Während alle Welt ihre Freizeit damit vernichtet, den neuen ICED EARTH - Release zu interpretieren, pseudointellektuell zu hinterfragen und zu verreißen, entgeht den meisten sicher, dass es noch ganz andere Künstler gibt, die versuchen, die Power Metal - Szene mit ihren Ergüssen zu bereichern. SHINING FURY kommen aus dem sonnigen Italien, das ja hinlänglich bekannt für seine hemmschwellenlosen Veröffentlichungen ist. Mit dem authentischen Soundgewand einer usbekischen Underground - Demo - Produktion gesegnet, machen sich die Jungs Lukather, Pellegrini, Neretti, Chelini und Cola (light???) auf, sämtlichen drittklassigen Trittbrettfahrern der Marke BLIND GUARDIAN, GAMMA RAY oder eben ICED EARTH mit ihrer konsequent kompromisslosen Musik den Wind aus den stählernen Segeln zu nehmen. Bereits das geniale Intro, ideenreicher Weise "Intro" betitelt, erklingt wie ein Faustschlag in die Gehörkonsole. Selten so gelacht, kann man dort wahlweise einen Acid - Chor, die sieben Zwerge beim Umtrunk oder eine abgewandelte Form des "Hornbach" - Yippiehyayayippiehyippiehyeey - Ensembles heraushören. Unerreicht! Die 10 Songs auf "Last Sunrise", unter denen sich auch eine Coverversion von TOTOs "Rosanna" befindet, begeistern durchgehend mit Hochgeschwindigkeits - Keyboardattacken, leicht schiefem (Eunuchen -) Gesang und Gitarren, die so drucklos tönen, dass dagegen jede MODERN TALKING - Scheibe heavy as fuck klingt. Sieht man mal von dem durchaus passablen, sehr melodischen "Snake’s Game" ab, dümpeln alle Songs im Mittelmaß dahin, besitzen wahlweise keinen, gar keinen oder überhaupt keinen Wiedererkennungswert und warten mit allen Attributen auf, die man am "Spaghetti - Metal" so sehr schätzt. Wer natürlich auf den MALMSTEEN - für - Arme - Sound steht, darf bei diesem Debüt bedenkenlos zuschlagen. Ich hab allerdings keinen Schimmer, wer das sein soll…
Der gute Herr Fulber braucht FEAR FACTORY jetzt ja nicht mehr. Darf er doch auf wieder bei FLA mit Gitarren spielen, wenngleich vorsichtig und nicht vordergründig. Absehbar aber eigentlich auch, hatte doch Leeb mit dem letzten Album bereits den Weg hin zu orchestralem Bombast gelegt. Und dort geht es auch 2004 weiter. Klang "Epitaph" aber noch etwas orientierungslos, so ist "Civilisation" deutlich reifer und selbstbewusster. Starke Parallelen zu DELERIUM zeigen sich sowohl im Hinblick auf einige Songstrukturen als auch bei der Verwendung dichter Klänge mit ambientartiger Struktur. Industrialeinflüsse abseits der Vocaleffekte wurden noch weiter zurückgefahren und die Maxi stand wenig repräsentativ für das Album - Schade nur, dass "Anti" von der Maxi es nicht aufs Album schaffte, wohl aber der einzige überflüssige Track "Strategic". Der Opener "Psychosomatic" oder das ausgekoppelte "Maniacal" als härtere, weil aggressivere Ausnahmen, passen zwar in das Gesamtbild des erneut düsteren Albums, stellen aber keinesfalls das Gros der Songs. Poppig kalkuliert fällt "Fragmented" durch die vielen verschiedenen Gesangslinien und wohlbekannten Stop-Go-Beat auf, die den Song erstaunlich vielschichtig in Szene setzt, aber auch an chartpräsente Strukturen erinnert. Die größte Gemeinsamkeit aller Songs sind aber die prägnanten Melodien und bei den ersten Tracks die ebenfalls von DELIRIUM abgefärbte Liebe zu weiblichen Vocals von Leah Randi. Den Höhepunkt der Harmonieliebe äußert sich dann im Titelsong "Civilisation", dessen Chorus wohl erster Song der Beiden zum Mitsingen animiert. Eine Band darf sich weiterentwickeln, FLA haben dies immer getan. Und auch wenn die großen eigenen Ideen fehlen, ist die superbe Umsetzung jeden Respekt wert. Im elektronischen Bereich sind sie wieder eine vorzeigbare Referenz! Die fehlerhafte Tracklist des Albums unterschlägt übrigens den achten Song "Parasite".
"The Last Stance" ist schon ein etwas seltsames Intro für die Jungs von Pink Cream 69: eine düstere Stimmung, Helikopter, Maschinen und Stimmen im Hintergrund und dann ein "Welcome To Thunderdome" lässt auf keine positive Location für dieses Event schließen. Dementsprechend "düster" (zumindest für PC69 Verhältnisse) und eher schleppend folgt der Titeltrack "Thunderdome" der mich auch nach mehrmaligem Durchlauf eher wenig begeistern kann. Doch schon mit "Gods Come Together" ändert sich das Blatt. Ein schnelles Pink Cream Riffing und eine tolle abwechslungsreiche Gesangslistung von David Readman überzeugen und die Melodie des Refrains ist 100 % ig PC69. Groviger 80er Poser Rock wird bei "Caraby Road" und "Here I Am" geboten. Stampfend und drückend ist hier die Devise und stillstehen oder sitzen ist hier eigentlich nicht möglich. Irgendwie fällt es mir jetzt schwer noch einzelne Songs heraus zu picken - alle Songs sind Güteklasse A. Abwechslungsreich, melodisch, mal schneller mal langsamer hier und da mehr oder weniger Grove und ganz viel Rock ´n´ Roll. Und wisst ihr was auch noch tierisch Spaß bring: Die "The Knack" Coverversion von "My Sharona". Saugutes Album Jungs - die Tour mit Axxis wird definitiv ein Erfolg!
Jawoll! Endlich mal wieder ne vernünftige Grind-Scheibe! Kein bescheuerter Porn-Grind, kein gepitchten Sänger, kein hirnloses Geballer - sonder pure Aggression! GADGET ist der Name, den sich alle Liebhaber gepflegten Geballers merken sollten. Dürfte auch so manchem bekannt sein, die Schweden waren u.a. schon auf der "Contaminated"- sowie der "Assault"-Reihe von Relapse und haben so’n paar nette kleine Scheiben rausgebracht (u.a. ne Split EP mit Exhumed). "Remote" ist ihr Relapse-Debüt, bei dem die Schweden eine Verwandtschaft mit den schwedischen Grindgöttern Nasum nicht leugnen können, denn genauso wie der Örebrö-Haufen setzten auch die Jungs von GADGET auf die gleiche Mischung aus erbarmungslosen Grind-Attacken ("Förbrukad", "Unreachable") und groovigen Songs ("Wake Up The End"). "Remote" hat alles, was ne vernünftige Grind-Scheibe bieten muss und verzichtet auf sinnfreie Filmsamples oder bescheuerten gepitchten Gesang. Hier ist alles handgemacht, man kann fasst den Schweiß im Proberaum riechen, wenn sich GADGET mal wieder ausgetobt haben. Geil! Wer auf frauenfeindliche Texte und Splatter verzichten kann und Namen wie Nasum, Pig Destroyer oder Brutal Truth mit einem Grinsen sagt, sollte sich schleunigst "Remote" zulegen.
Lange war’s relativ ruhig um die deutschen Schweden aus dem Schwabenland, aber das Warten hat mit "Made Of Flesh" ein Ende. FLESHCRAWL sind wieder da! "Beneath A Dying A Sun" heißt der Opener des Albums und läßt mich erstmal schwer schlucken - Midtempo regiert bei dem Track, der dadurch nicht wirklich in Schwung kommt. Man, werden FLESHCRAWL auf ihre alten Tage noch langsam? Nein, werden sie nicht, wie im Anschluß der Titeltrack beweist, bei dem die Schwaben gewohnt brutal vorgehen und keinen Raum mehr für Zweifel lassen. Wie immer klingt die komplette Scheibe so schwedisch wie’s nur geht, vor allem natürlich die Gitarren, die wieder herrlich braten. Sänger Sven hat ja spätestens seit "Soulskinner" klar gemacht, dass er einer der besten ist, die wir hierzulande haben und liefert auch auf "Made Of Flesh" eine reife Leistung ab. Was mir aber auf "Made Of Flesh" ein wenig fehlt sind die Ohrwürmer und die Eingängigkeit die FLESHCRAWL auf ihrem Meisterwerk "As Blood Rains From The Sky…" noch hatten. Brutal ist die neue Scheibe auf jeden Fall geworden und hat auch so einige geile Songs ("Scourge Of The Bleeding Haunted" oder "Forged In Blood"), aber es kann halt mit ihrem Überwerk nicht ganz mithalten und hat ein, zwei Füller ("Beneath A Dying Sun"), die nicht hätten sein müssen. Dann schon lieber ne vernünftige Coverversion eines Klassikers. "Made Of Flesh" ist ein gutes schwedisches Death Metal-Album, dem aber der letzte Kick fehlt, damit es an ihr Meisterwerk ranreicht. Spielt aber immer noch in der Death Metal-Liga ganz weit oben mit und kann man sich als Freund schwedischen brutalen Death Metals ohne Probleme kaufen.
Oh nein, nicht noch eine Relapse-Band haha. THE END sind ein typischer Vertreter des sperrigen, für so viele Band bei dem Ami-Label typischen Sound. Ähnlich wie Burst, Soilent Green oder Mastodon kann man THE END nie wirklich festnageln, was sie denn nun für Mucke machen, dafür pendeln sie zu sehr zwischen Metal, Hardcore, Punk und Grind. Mal zerbrechlich-verträumt ("The Sense Of Reverence"), mal brutal as fuck ("Fetesque") versuchen sich die Jungs an einem ähnlichen Knaller wie "Lifesblood" von Mastodon, ohne an die Scheibe ranzukommen. Denn im Gegensatz zu Mastodon oder Soilent Green fehlt ihnen der letzte entscheidende Kick, die bei beiden Bands vorhandene Eingängigkeit. THE END sind sicher nicht schlecht und dürften Fans anspruchsvoller komplexer harter Musik sicher gefallen (man braucht so einige Durchläufe, bis man den Sound von "Within Dividia" erschlossen hat), aber im Vergleich zu den logischen vergleichbaren Größen stinken sie noch ab.
Von den ehemaligen Initiatoren der Szene abgesehen, die schon aus rein biologischen Gründen nicht mehr ewig durchhalten können, gibt es drei Bands aus Skandinavien, die sich den verbliebenen Geist einverleibt haben. Wie abgesprochen, wurde mit den letzten Releases der Bands der Kuchen gerecht verteilt. Die einen konzentrieren sich aufs gut aussehen und gehen musikalisch glänzender ans Werk, die anderen halten Sex Drugs und Rock´n Roll Werte hoch und rotzen munter. Und GLUECIFER sitzt zwischen den Stühlen. "Automatic Thrill" ist aber ganz klar wieder ein Schritt weg vom poppigen Flair hin zu Härterem und Roherem. Das hierbei jede, aber wirklich jede Innovation auf der Strecke bleibt, haftet der Musikrichtung ohnehin inhärent an. "Car Full Of Stash" oder auch "Take It” geben den Takt mit hymnenhafter Tendenz vor, Tracks wie der Titelsong "Automatic Thrill” eiern sich jedoch etwas halbgar über die Distanz. Dem Sound haftet wieder ein Hauch von Proberaum an, der Rauch ist zu spüren, der Schweiß zu riechen. Und auch wenn man die Erfahrung spürt die sie sich über die Jahre angeeignet haben, auch wenn die Produktion trotz allem sehr fett ist und auch wenn hin und wieder polierte Momente jenseits siffiger Klischees auftauchen, so macht "Automatic Thrill" in erster Linie eines: Spaß! Und ja, man nennt diese Musik durchaus wieder guten Gewissens Rock´n Roll.
BOOGIEMAN sind Göteborgs "dritte Kraft" in Sachen Stonerrock, und doch sind sie schon um mindestens eine Kragenweite aus dem Genre rausgewachsen. Geschickt mischen die vier Blues mit psychedelischen Trademarks, setzen unerwartet Pausen und gehen genauso unerwartet voll aufs Gas. Hypnotische Riffs werden mit Uptempo-Beats in Grund und Boden gerotzt. "Triple Six Blues" ist darum das wahrscheinlich aufgeweckteste Stoner-Album der Geschichte, prägnante Singalongs machen Songs wie "Hey Hey Hey", "In Hell" und "Red Sleeve (C’mon)" zu Mitgröhlgarantien auf jeder Party, "14 Pictures" wabert psychedelisch herum, aber auch die verrauchteren Songs verirren sich nicht irgendwo im nirgendwo. Dieses Album geht los wie eine Dampfwalze und ist wahrscheinlich ebenso schwer zu stoppen. Wer BOOGIEMAN schon einmal live gesehen hat, konnte sich auch rein physisch davon überzeugen, wer würde sich schon dem Sänger vom Format eines Hellvis entgegenstellen? Eben. Diese ungestüme Energie wurde schon Ende 2002 im Studio Jonsered von Produzent Johan Riewen eingefangen. Das Dortmunder Label People Like You hat mit diesem Debüt mal wieder seinen Super-Riecher bewiesen. Just killers, no fillers.
Wenn das neue Jahr so weitergeht wie es mit SYMPHORCE begonnen hat, dann wird der Jahrgang 2004 ein echt Guter. Denn mit ihrer vierten Scheibe "Twice Second" kann der schwäbische Fünfer tatsächlich auf die bisherig schon gelungenen drei Outputs noch einen draufsetzen. SYMPHORCE machen genau da weiter, wo sie mit ihrer letzten, hochgelobten Scheibe "phorcefulAhead" aufgehört haben. Die Band hat den eigenen Stil weiter verfeinert und im Vergleich zum Vorgänger leicht an Härte zugelegt, dabei aber weiterhin die Kompositionen so melodiös gestaltet, dass sie sich regelrecht in die Hirnrinde reinfräsen. Dazu haben sie mit Andy B. Franck (singt auch noch mit voller Kraft bei Brainstorm) bekanntlich einer der besten deutschen Rocksänger überhaupt in ihren Reihen. Er gibt den Songs mit seiner kraftvollen Stimme wahrlich den Rest (fast ein deutscher Bruce). Progressiver als Brainstorm oder Freedom Call (bei denen ja auch SYMPHORCE-Gitarrist Cédric Dupont zugange ist), melodischer als Nevermore (und nicht so düster) und mit ordentlich Power ausgestattet sind auf "Twice Second" keine Füller enthalten - eher alles Knaller, denn langweilig wird’s nie. Hier irgendwelche Songs herauszuheben fällt echt schwer. Der geneigte Banger sollte einfach mal die beiden Power-Einsteiger "Fallen" und "Tears" durch die Ohrmuscheln rauschen lassen, denn nach hinten raus wird es bestimmt nicht schwächer. Song Nummer vier, "Cause Of Laughter” ist dabei fast hitverdächtig - das Teil sollte Live ein Hammer sein. Der Abschlusssong "Cry On My Shoulder" (gefühlvolle sechsminütige Powerballade) will dann schon gar nicht mehr raus aus dem was mal mein Hirn war. Die fette, klare Produktion gibt den zehn Tracks obendrein noch den nötigen Druck um den Hörgenuss zu vervollständigen - play it loud! Also hier gibt es kein Zweifel - wer einen guten Einstieg für ein Heavy 2004 haben möchte wird an "Twice Second" kaum vorbeikommen.
Alda, schwerst drogig, unerträglich langsam,ultra-old-schooly - das ist die Musik von "Wino", das waren SPIRIT CARAVAN. Das hier ist nämlich das hundertprozentig letzte Lebenszeichen der Echt-Doomer, die neben Urgestein "Wino" aus Dave Sherman und Gary Isom bestehen beziehungsweise –standen. Und so ist es keine große Überraschung, dass die Doppel-Scheibe aus urstem Doom-Rock, geprägt von Cream bis Black Sabbath besteht. Diese Musik ist schweine-ehrlich, die kann niemand hören, der nicht auch The Obsessed oder St. Vitus vergöttert. Während sich alle anderen angewidert abwenden oder einschlafen, werden Doomster ihre wahre Freude haben. Und das liegt zum einen am Songmaterial an sich, zum anderen daran, dass einige unveröffentlichte oder wegen der Pleite des Tolotta-Labels verschütt gegangene Perlen zu Tage treten. Unveröffentlicht sind unter anderem "The Last Embrace" oder "Brainwashed", dazu gesellen sich Seven-Inch-Versionen von (u.a.) "Darkness & Longing" oder "Courage" und weitere Überraschungen. Insgesamt gibt’s 29 staubtrockene Teile umme Lauscher. Scott "Wino" Weinrich bleibt das Zugpferd der Slo-Mo-Fraktion, SPIRIT CARAVAN fährt dir mittels waberndem Bass volles Brett in den Unterleib. Absolut nichts für junge Leute und Geschwindigkeitsfanatiker, hier liegt die kolossale Kraft in der Langsamkeit. Wer ganz alte "Black Sabbath"-Sachen mag oder auf Underground-Doomer steht, der wird die Karawane lieben und der hat mit dieser Doppel-Scheibe genug Stoff für eine ganze Weile. Und weiß das sowieso schon längst. Alle anderen sind eh schon eingeschlafen. Auf Wiedersehen!