Josh Homme ist angeblich ein großer Fan dieses schwedischen Trios. Kein Wunder: Die bassigen, sägenden Gitarren, die treibenden, hypnotischen Riffs und die spacigen Instrumental-Jams erinnern immer wieder stark an seine Ex-Band KYUSS. Drei Alben und diverse EPs haben die Jungs schon hinter sich, jetzt ist rechtzeitig zur derzeit laufenden Tour mit „The Chairman“ eine weitere EP erschienen, bestehend aus dem gleichnamigen Song und drei Live-Tracks. Schon alleine der Titelsong bringt es auf achteinhalb Minuten und lässt einen mit seinen Wechseln zwischen psychedelischen Parts und fetten Stoner-Riffs schon einmal tief in die TRUCKFIGHTERS-Welt eintauchen. So richtig packt einen dann aber vor allem der erste Live-Track „Desert Cruiser“, bei dem die Jungs über 13 Minuten schwere Riffs, mehrere Tempowechsel und einen langen, grandiosen Jam-Part auspacken. Das folgende „Monte Gargano“ groovt zwar cool, lässt aber keine Magie entstehen, beim abschließenden, mit etwas über fünf Minuten kürzesten, Song „Traffic“ werden aber noch einmal tolle Harmonien aufgefahren. Nicht alles ist bei den TRUCKFIGHTERS also über jeden Zweifel erhaben, und mit einem Kaliber wie KYUSS können sie eben doch nicht mithalten, dazu klingt auch der Gesang zu wenig charakteristisch und der Drum-Sound zu flach. Einen guten Sound fährt diese Band aber allemal, und Stoner-Fans sollten hier auf jeden Fall mal reinhören.
Beim ersten Anhören dieses selbst betitelten Debütalbums eines Quartetts aus Stockholm war mein spontaner Gedanke, dass es sich ungefähr so anhören müsste, wenn RUSH jemals eine doomige Occult Rock-Platte aufnehmen würden. Das liegt in erster Linie an dem recht hohen, glasklaren und charismatischen Gesang von Frontmann Chritus, der von Ende der 80er bis Anfang der 90er zuerst bei COUNT RAVEN und dann bei SAINT VITUS das Mikro schwang und heute bei LORD VICAR als Sänger tätig ist. Stilistisch haben sich GOATESS schleppendem Hard Rock angenommen, den man in seiner Ursuppe BLACK SABBATH und den oben genannten Truppen zuschreiben kann, was das Album aber noch lange nicht zum reinen Retortenprodukt macht. Die acht Stücke auf „Goatess“ sind durchweg atmosphärische, unter die Haut gehende Doom-Hymnen mit einem düster-spirituellen Anstrich, wie ihn in etwa auch BLACK OATH, JEX THOTH oder JESS AND THE ANCIENT ONES transportieren. Ein Highlight aus dieser erstklassigen Wunderkiste zu nennen, ist wirklich schwierig, aber wenn Christian Lindersun (Chritus´ bürgerlicher Name) im zweiten Song, „Alpha Omega“, die Textzeile „Life is a motherless child“ herausdrückt, dann läuft dem Genre-potenten Hörer ein meterdicker Schauer über den Rücken, ebenso wie beim psychedelisch angehauchten „Oracle Pt. 1: The Mist“ oder dem überlangen Lava-Riffgewitter „King One“. „Goatess“ ist eines der stärksten Debüts seit Langem und bringt das Kunststück fertig, trotz seiner 70er-Vertracktheit überaus eingängig zu sein und keinen einzigen Füller zu haben. Großartig!
EUROPE gehören zu jenen Bands welche nach ihrem Debüt Anfang der 80er in der Folgezeit fast an einem Mega-Hit („The Final Countdown“) endgültig zerbrochen wären. Aber statt den mainstreamigen Partysound nach der Bandauflösung (1992 – 2004) bis zum Exzess totzunudeln, besann man sich auf die eigenen Stärken und wurde zu einem respektablen tollen Hard Rock Act mit gehörigem Following. Demzufolge macht es Sinn, dass 30-jährige Bandjubiläum gebührend zu feiern. Auf dem bekannten Sweden Rock Festival waren es dann auch 30.000 (nicht nur schwedische) Fans die diesen Anlass bejubelten.
Die dazugehörige audio-visuelle Nachbereitung unter dem Titel „Live At Sweden Rock – 30th Anniversary Show“ enthält dann auch 28 Songs, darunter alle Klassiker (u.a. „Rock The Night“, „Open Your Heart“ (Akustik), „Superstitious“, „Carrie“, „Wings Of Tomorrow“), bisher selten Live dargebotene Kompositionen („Paradize Bay", „In The Future To Come"), neueres Material (das Openertrio stammt komplett vom letzten Album „Bag Of Bones“) das problemlos mithalten kann und coole Cover (Setlist siehe unten). Bei letzteren gaben sich Scott Gorham (THIN LIZZY) und Michael Schenker (UFO) die Ehre. Kein Wunder das an diesem Abend besonders Mr. Norum an der Gitarre zur Höchstform auflief. Sänger Joey Tempest & Co. ließen sich da dann auch nicht lumpen und gestalteten das 2 ½-stündige Konzert äußerst kurzweilig. Das Bildmaterial ist klasse, der Ton ist live, das Bonusmaterial mit Interviews und „ Behind The Scene“-Material gibt einen äußerst sympathischen Einblick in das Innenleben von EUROPE.
Tracklist
1. Intro
2. Riches To Rags
3. Firebox
4. Not Supposed To Sing The Blues
5. Scream Of Anger
6. Superstitious
7. No Stone Unturned
8. New Love In Town
9. In The Future To Come
10. Paradize Bay
11. Girl From Lebanon
12. Prisoners In Paradise
13. Always The Pretenders
14. Drink And A Smile
15. Open Your Heart
16. Love Is Not The Enemy
17. Sign Of The Times
18. Start From The Dark
19. Wings Of Tomorrow
20. Carrie
21. Jailbreak (THIN LIZZY-Cover special guest: Scott Gorham)
22. Seven Doors Hotel
23. Drum solo
24. The Beast
25. Let The Good Times Rock
26. Lights Out (UFO-Cover, special guest: Michael Schenker)
Wer eine gut metallische Mixtur aus alten SYMPHONY X und DREAM THEATER zu schätzen weis und unterbewertete Bands wie PAGAN‘S MIND und CIRCUS MAXIMUS nicht abgeneigt ist, dem darf man das Debüt der jungen norwegischen Band WITHEM ans Herz legen. Der „Point Of View“ eröffnet „The Point Of You“ genau in jener Art und Weise, wie man es sich auch von obig aufgeführten Bands vorstellen könnte. Das was WITHEM abliefern ist also weniger „neuer“ Stoff, sondern eine richtig gute Variation. Vor allem das mit tollen Melodien und Ideen glänzenden „Burned By Senses“ und „Mr. Miruz“ möchte ich da mal als Appetizer nennen. Ach ja, handwerklich hat man es echt drauf und Sänger Ole Aleksander Vagenius gehört mit seinem variablen Organ (von gefühlvoll bis hart und rau, und auch in höheren Stimmlagen treffsicher) zu den besseren des Genres. WITHEM mit „The Point Of You“ - progressiver Metal aus Norwegen auf hohem Niveau, mit Power, symphonisch angehaucht aber weitab jeglicher Klischees, ohne unnötiges Gefrickel und auf den Punkt kommend – Repeat – macht Spaß.
Die Progressive-Rock Vorzeigeformation TRANSATLANTIC mit Mike Portnoy, Neal Morse, Roine Stolt und Pete Trewavas, läßt ihr viertes Studioalbum "Kaleidoscope" am 27.01.2014 via Inside Out in die Läden stellen.
Tracklist:
1. INTO THE BLUE
2. SHINE
3. BLACK AS THE SKY
4. BEYOND THE SUN
5. KALEIDOSCOPE
Die Band begibt sich dann 2014 auf eine 6-wöchige Welttour, bei der auch wieder PAIN OF SALVATION-Fronter Daniel Gildenlöw als fünftes Bandmitglied dabei sein wird.
TRANSATLANTIC werden außerdem als Headliner des Progressive Nation at Sea 2014 Festival dabei sein. Diese Cruise läuft vom 18. bis 22.02. und bietet weitere Proghighlights wie Adrian Belew Trio, Devin Townsend, King's X, Anathema oder Spock’s Beard.
Während dieser Kreuzfahrt wird es auch eine einmalige Performance mit Jon Anderson geben, bei der die Band dann natürlich ein paar YES-Klassiker spielen wird.
Die GRABNEBELFÜRSTEN werden oftmals in einem Atemzug mit den avantgardistischen Black Metal-Pionieren NOCTE OBDUCTA, LUNAR AURORA und NAGELFAR genannt, wobei das Quintett aus Nordrhein-Westfalen in qualitativer Hinsicht stets einige Nuancen hinterher war. Und daran ändert auch „Pro-Depressiva“, Album Nummer Vier, nicht viel, denn richtig packend und mitreißend verkauft sich die Band auch hier leider viel zu selten. Die stets zwischen sechs und neun Minuten langen Stücke sind zwar durch den geschickten Einsatz von Hammond-Orgel (im Opener „Die Rückkehr“) und minimalistischem Piano (in „Einsicht Vs. Erkenntnis“ sowie dem kurzen Intermezzo „Morgengrauen“) fraglos facettenreich und atmosphärisch ausgefallen, aber der Funke will nicht so richtig überspringen. Auch das partielle Besinnen auf hymnisches, rasendes Altschul-Schwarzmetall (in „Fazit Einer Eher“ und „Mantelmann“, den stärksten Kompositionen des Albums – die Titel erlauben gerne wieder verdrehte Augen…) trägt nicht wesentlich dazu bei, das halbe Dutzend Songs an Authentizität gewinnen zu lassen; sie wirken arg konstruiert und durch das Aneinanderreihen vieler unterschiedlicher Parts auf „intellektuell“ getrimmt. Das mag sich jetzt alles viel schlechter anhören, als es ist: GRABNEBELFÜRSTEN haben mit „Pro-Depressiva“ eine über weite Strecken hörenswerte, anspruchsvolle Scheibe abgeliefert, die aber insgesamt blass und aussageschwach bleibt. Wer die Band immer gehasst hat, darf sie gerne weiter hassen, aber objektiv betrachtet muss man hier nichts verreißen, nur weil es viele stärkere Black Metal-Veröffentlichungen gibt. Im Übrigen hören die Jungs mit diesem Werk auf, haben jedoch mit 3001 bereits in der selben Besetzung eine Nachfolgeband gegründet.
Das SAGA ein besonderes Verhältnis zu München haben dürfte den eingefleischten Fans der Band bekannt sein; Gitarrist Ian Crichton formulierte es mal so: „Wir spielen seit vielen Jahren in München und es wird immer besser. München, ich liebe dich." Dass man darüber hinaus wieder mit Michael Sadler am Mikro in der bayrischen Landeshauptstadt antreten konnte, machte den Auftritt im November 2012 in der Muffathalle vor circa 1000 SAGA-Maniacs richtig aufzeichnungswürdig. Denn immerhin gab der Frontmann in der Münchner Muffathalle im Jahre 2007 seinen vorläufigen SAGA-Abschied (siehe auch Review von Kollege Maio zu „Contact – Live In Munich“). Nun also „Spin It Again – Live In Munich“ – wieder mit einer tollen Setlist, wieder mal eine überragende Performance und Bild und Ton sind in 5 Jahren auch besser geworden. Mit „Anywhere You Wanna Go“ vom letzten Longplayer „20/20“ startet man stark Proggie, „Mouse In A Maze“ überrascht, um dann in der Folgezeit eine 2-stündige gelungene Mischung neuer Songs und Klassiker zu präsentieren. Dabei vergessen die Kanadier auch nicht den Beweis abzuliefern, dass man trotz Anspruch ordentlich rocken kann – das nach vorne treibende namensgebende „Spin It Again“ sei da mal als Highlight genannt. Hinten raus werden dann „Humple Stance“, „On The Loose“, „Wind Him Up“, „Framed“ und „Don’t Be Late (Chapter 2)“ lautstark abgefeiert. Sadler selbst war an diesem Abend in Topform und lies es sich nicht nehmen bei den Ansagen mit seinen Deutschkennnissen hausieren zu gehen, Ian Crichton kann‘s mit der Gitarre noch immer und der neue Schlagzeuger Mike Thorne ist ein Energiebündel. Keyboarder Jim Gilmour hört man dagegen den Zahn der Zeit aber schon etwas an („Scratching The Surface“). Toller Auftritt der wieder mal bestätigt, dass man mit SAGA Live nichts verkehrt machen. Für Fans und Neueinsteiger ist „Spin It Again – Live In Munich“ somit als DVD, BluRay oder 2-CD eine Überlegung wert.
Als Bonus gibt es dann noch ein gut gemachtes „Behind The Scenes“, welches mit Interviews und Bildmaterial den Fokus auf das Live-Leben der Band und den Tour-Tross legt.