Konzert:
Russian Circles, Chelsea Wolfe - Hamburg, Logo
Konzert vom
Eines der faszinierenden Labels der letzten Jahre müsste wohl das in Los Angeles residierende Sargent House sein: eine Vielzahl variierender Künstler und Band hat eben dieses sich angenommen. Mathrock im Sinne von TERA MELOS, FANG ISLAND und ABIDISI SHANK findet sich dort, ebenfalls das neue Projekt BOSNIAN RAINBOWS von AT THE DRIVE-IN und THE MARS VOLTA Chef Omar Rodriguez Lopez, von dem ebenfalls seine Sologeschichten dort veröffentlich werden. Aber auch die zurzeit überall präsenten DEAFHEAVEN, die sogar in Deutschland ausverkaufte Konzerte bespielen mit ihrem Post Black Metal sind dort unter Vertrag - man ahnt: da hat jemand Gespür für großartige und vor allem innovative Bands. „Wir nehmen keine Bewerbungen von Künstlern an - wenn ihr gut seid, finden wir euch schon!“ lautet die Vorgehensweise des Bosses Cathy Parrow, die oft genug betont dass die Glücklichen welche sie managed und unterstützt auch wirklich zu 100% ihre Lieblingsbands sind. Dazu gehören dann wohl auch RUSSIAN CIRCLES die dort "Memorial" rausbrachten, nur paar Tage bevor dem Konzert im Logo Hamburg. Mitgenommen haben sie natürlich auch noch jemanden aus der Labelfamilie: CHELSEA WOLFE, die auf dem Titeltrack des neuen Albums (natürlich dann auch das einzige mit Vocals) singt und mit ihrem düsteren, Ambient Folk sich auch in Deutschland anscheinend eine Fanbase erschlichen hat: auffällig sind die die jungen, in schwarz umhüllten Damen in den ersten Reihen, mit dazugehörigen Lippenstift, die sich vermutlich modisch Lady Wolfe annähern wollen. Die Faszination welche diese ausübt kann man, wenn man sie spielend gesehen und singen gehört hat aber schon nachvollziehen: anmutig und bescheidend zugleich schwebt sie über die kleine Bühne, nah an den Hörern vorbei, die den Blick nicht abwenden können von dieser wunderliche Kreatur. Ruhig, bedächtig und trotz allem bestimmend führt sie mit ihrer engelsgleichen Stimme und präzisem Gitarrenspiel das Publikum durch den ersten Teil des Abends. Begleitet von einem Trio an Bass, Gitarre und Schlagzeug, sind diese nur Mittel zum Zweck und wirken neben der imposanten Erscheinung in (diesmal weißen) Gewand blass und wie Marionetten. Wirken die wenigen Frauen im Publikum entzückt über ihre neu entdeckte Stilikone, sind die Männer entweder gleich begeistert und können den Blick nicht abwenden oder wirken überfordert. CHELSEA WOLFE wird mit ihrem eigenen Stil der sich irgendwo zwischen Ehereal Dark Folk Drone bewegt, sicherlich den einen oder anderen Anhänger des skandinavischen Metals ansprechen. Oder jeden der sich von der jetzigen Jahreszeit auch gefühlsmäßig hinreißen lässt und dazu die passende Hintergrundmusik braucht. Das einzige was man hoffen kann ist dass sie mit ihrem Modern Gothik Look und dem Image der Unberührbaren nicht zu einer Styling Queen hochgebauscht wird und die Musik an Stellenwert verliert, die Wahrscheinlichkeit ist ja wie oben angedeutet nicht ganz so gering. Auf jeden Fall eine eigenwillige Künstlerin welche Experimentierfreude zeigt, die sich hören lassen kann.
Als Vorprogramm wird jedoch nicht der gleiche Grad an Intensität erreicht wie von den RUSSIAN CIRCLES. Denn hier wird ohne viel Schnickschnack oder Inszenierung sofort im Anschluss über eine Stunde ehrliche Musik gemacht die als solche auch im Mittelpunkt steht und ohne nichts Weiteres auskommt. Das Instrumental Post Rock/ Metal-Trio galt schon immer vom Hören und Sagen zu einer krassen Live Erfahrung, aber nach diesem Abend lässt sich definitiv festhalten: wow, was für eine Wucht. Songs, facettenreich wie sämtliche Gefühlslagen welche ein Mensch durchweg erleben kann, bringen RUSSIAN CIRCLES einen eben in dieses Karussell der Emotionen. Man sieht nur die Umrisse der Bandmitglieder im Licht, aber die meiste Zeit sind die Augen eh geschlossen und am besten lässt man den hervorragenden, klaren Sound in sich hineinströmen. Metallastig und ruhig und beschaulich zugleich ist die ganze Setlist und wird ohne große Unterbrechungen in einem Zug runtergespielt, so das ein harmonisierendes Ganzes entspringt. Es ist schwer über diesen Abend zu schreiben, ohne dass die Euphorie merkbar durchsickert. Aber man kann wohl sagen, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn man danach mit Herzklopfen und schwitzigen Händen den anderen Fans sprachlos gegenüber steht und nach Worten sucht um das grad Erlebte zu beschreiben. Auch der gemeinsame Auftritt beider Acts bei MEMORIAL gegen Ende sorgt für bemerkenswerte Stille und man denkt sich: Danke für diese außergewöhnlichen Künstler. Sargent House wissen was sie tuen. Und sie tuen es gut.
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Konzert:
End Of Green, Undertow - Hamburg, Knust
Konzert vom
Die Schwaben von UNDERTOW sind viel zu selten in Hamburg auf der Bühne. Und so sollten sie sich auch nicht wundern, als im Knust nicht nur die Goth auf Michelle Darkness warteten, sondern einige Fans extra gekommen waren, um zum Doom/Postrock/Sludge - wie auch immer man den Sound der vier labeln mag - ordentlich abzugehen. Schon mit dem Intro stimmte die Band in ihr erst im Dezember erscheinendes Album "In Deepest Silence" ein. Wie immer hat Bassist und Filmliebhaber Tom Jentsch ein besonderes Zitat in den Opener des Albums hineingesampelt. Hier in Hamburg musste niemandes Schädel eingeschlagen werden, Fans und Band groovten sich zusammen munter ein. Mir ist dabei einmal mehr aufgefallen, um wie viel brillanter diese Band in den langsamen Stücken ist, die Stimme von Sänger Joschi kommt dann einfach besser zur Geltung und changiert zwischen der ihm so eigenen, recht hohen Stimmlage und Kirk Windstein und Zakk Wylde. Joschi redete lustigen Scheiss mit dem Publikum, und der neue zweite Gitarrist Markus Brandy Brand verstärkt die Band ganz ordentlich. So, mehr Bier her, es kommt noch ne Band!
Setlist UNDERTOW
Barefaced (Intro)
Stomping Out Ignorance
The Bitter Taste
BoxShapedHeart
Threedouble Chime
Art Of Falling
Smoke Garden
These Boots Are Made For Stalking
34CE
Die ersten paar Reihen veränderten sich zu END OF GREEN nun doch. Hängt bei UNDERTOW die Gitarre tief, geht man zu "eog" wegen der uuunglaublich tiefen Stimme von Michelle Darkness. Und das war die erste Überraschung, denn der Opener von deren neuem Album "The Painstream" spielt mit einer für Michelles Verhältnis fast schon hohen Stimmlage. Das führte dazu, dass eine Frau in der letzten Reihe sich die Augen rieb und fragte, ob da überhaupt END OF GREEN auf der Bühne stünden. "Ach, die Mütze ist doch da!", konnte sie erleichtert feststellen. Die Lightshow tat ihr übriges, dass man die Band nicht gleich von weitem erkannte. Da ich mich auch zum hinteren Teil der Bar zurückgezogen hatte, ein paar Beobachtungen zur Meta-Ebene dieses Konzertes: Klar, beide Bands kommen aus Schwaben, und da das Umfeld stimmt, war das eine stimmige Tour. Und irgendwie passte das Billing auch bei der musikalischen Unterschiedlichkeit. Aber noch unterschiedlicher war das Stageacting der beiden Bands. Während UNDERTOW auch im langsamsten Song noch nach vorn gehen, bleiben END OF GREEN selbst in den schnelleren, rockigeren Songs gotisch unterkühlt im Habitus. Mir war ihr Flug durch die letzten zehn Jahre ihrer Discografie fast ein bißchen zu lang, aber im zweiten Teil des Sets kamen dann alle ihre Hits. Hatte ich schon erwähnt, dass das Publikum in Hamburg beide Acts jeweils abgefeiert hat? Denkwürdiger Gig, und definitiv in der engeren Auswahl für meine Top 10 dieses Jahr!
Setlist END OF GREEN
Hangman's Joke
Dead City Lights
Pain Hates Me
Evergreen
Final Resistance
Killhoney
Hurter
Tragedy Insane
Goodnight Insomnia
Tie Me A Rope...
Degeneration
Don't Stop Killing Me
Death In Veins
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Holidays In Hell
Weakness
Drink Myself to Sleep
Die Lover Die
Dead End Hero
Emptiness / Lost Control
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Death Of the Weakender
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