Nach Eike und Ingo ist nun der dritte Donot "armtechnisch" auf Eis gelegt: Guido zog sich eine Sehnenscheidentzündung zu, und die Konzerte in Italien und Spanien mußten kurzfristig abgesagt werden (Nachholtermine im Januar).
Es wird blasphemisch: Die schwedischen Gotteslästerer NECROPHOBIC lassen das Jahr prima beginnen. Wenn´s denn endlich klappt, gehen die Herren um den rotbejackten Tobbe im Januar auf Deutschland-Tour und singen lustige Hammarby-Lieder. Mit dabei sind SATARIEL (3rd millenium X-TREME-metal) und IMPIOUS (this explosive Death/Thrash-machine takes no prisoners... there is a killer on the loose, schaut mal in die Reviews). Mehr bei den Tourdaten.
Also die Herren haben österreichische Wurzeln (Schirenc von Hollenthon hatte seine Finger beim Debut "Malice In Wonderland" im Spiel (beim Aufnehmen in Wien), Kollege Mike Groeger ist immer noch dabei. Chef Ray Wells ist allerdings inzwischen nach Kanada übergesiedelt. Und wie auch schon bei austro-kanadischen Verbindungen in deren einzig sinniger Verbindung, nämlich beim Eishockey, eher selten was Gescheites herauskommt, so haben die Herren Musikanten hier einen Opus verzapft, den ich auch nach ganz dolle häufigem Hören nicht einschätzen kann. Manchmal würde ich’s als melodiösen Black Metal bezeichnen, manchmal als Hammond-Orgel-Witz, manchmal als Folk-Metal, eins ist "Endless Conflict Theorem" aber immer: Merkwürdig. Es beginnt mit klebrigen Tasten-Kombinationen verbunden mit deathigem Gesang ausufernd in Mike-Oldfield-Glockenspiele, ein bisschen riechts nach "Therion". Der typische monotone Gesang bestimmt "Eaters Of The Dead, begleitet von gar schröcklichen Hammond-Orgeln. "Soulstorm" beginnt dann fast ein bisschen böse, um dann in deutlich geklaute "Enslavement Of Beauty"-Sphären abzudriften. Das Titelstück startet als Robin-Hood-Weise, steigert sich alsbald in ein flottes Metal-Stück mit sonoren Gesang und bleibt einfach im Ohr kleben. "An Oath Of Silence" beginnt (kurz) als BM/DM-Nackenbrecher, um sich dann in groovenden "ahhhahhha-ooohhhoooohhhooo"-Genöle zu verlieren. Untermalt von kitschigen, griffigen Melodien mit teils metallischen Riffs und typischen Gesang aus der Schnittmenge von B- und DM. "Dragon Of The Nightsky" beginnt mit irgendwelchen Jericho-Hörnern, um dann den glöcklichen Mike Oldfield, jetzt noch deutlicher zurück kehren zu lassen. Also, wenn das nicht alles ganz dolle merkwürdig ist. Doch damit ist nicht Schluss: "A Night Among The Ruins Of Basra" vereinigt mittelalterliche Klänge mit (zum Titel passenden) fernöstlichen Tonen und bitterbösem Sprech-Gesang. "The Wayfarers Song" mutet an wie Welt-Musik mit fröhlichem Gefangenen-Chor kurz vor der Entlassung. "Dawn Deliverance" bietet nörgelnden Männergesang, dann noch ein Outro namens "Serenade Of The Dead", geschafft. Elf Oden, die mich ratlos zurück-, aber irgendwie auch c´nicht loslassen. Das Ding dürfte sich an erster Linie an die Folk-Epic-Fraktion wenden und an Black-Metal-Sympathisanten der softeren, pömpöseren Art. Aber so richtig stimmt das alles nicht. Nicht festnageln ... Merkwürdig, merkwürdig.
Sperling und Knittel haben sich zu Tode gepowert: Nach ihrem MDH-Debut "Massive Brutality" schmeißen die etatmäßigen Kraftmeier von Primal Fear und Sacred Steel wahrlich totes Metall auf den Markt. Ich muss zugeben, dass ich solchem Entdecken der "anderen" musikalischen Seite ja immer ein wenig Kommerzgeilheit vorwerfe. Will sagen, da wittert der einst so wahre Metaller ein "paar pennige" in einem anderen Sparstrumpf zu finden. Aber mal ganz unvoreingenommen: Det is dufter Death Metal, der mich am meisten an Herrn Barnes ihm seine "Six Feet Under" erinnern tut, nich nur wegen des abwechselnden Grunz- und Schweine-Abstech-Gesangs. Auch musikalisch bewegt sich dieser schwere Schwabe in floridanischen Gefilden, meist nicht mit allzu viel Tempo, dafür mit viel, viel Groove. Hie und da ein kleines kalifornisches Riff eingestreut ("Scars" klingt ein wenig nach Slayer) oder ein paar Anleihen aus Chuck Billys Demonic-Zeiten entlehnt ("Eye For An Eye"). Ach so: Nicht zu vergessen das Exodus-Cover "Brain Dead", das auf CD viel, viel besser klingt als beim PartySan. Insgesamt fehlt mir - bei der von Achim Köhler prima produzierten - Scheibe ein wenig die Eigenständigkeit, der zündende Funke sozusagen. Aber besser als "True Carnage" ist das Ding in jedem Fall. Zur unerträglichen Langsamkeit von Bolt Thrower, zur Genialität der Briten also, da fehlt ein Stück. Aber es ist ja schließlich auch erst die zweite richtige MDH-Scheibe. Sperling, ick hör dir trapsen...
SYMPHONY X präsentieren ihrer ständig wachsenden Fanschar nach fünf regulären Alben und einer Live-Scheibe mit "The Odyssey" endlich ihr neustes Werk. Und mit Studioalbum Numero sechs wurde auch ein (mehr oder minder) starker Stilwechsel vollzogen - auf "The Odyssey" dominiert eindeutig mehr Metal als Prog. So brauchte es bei mir erstmals drei, vier Durchläufe bis ich mit dem Material richtig warm wurde. Nicht, dass mir das was ich hörte nicht sofort gefiel, aber viele der Kompositionen und musikalischen Details erschließen sich doch erst beim intensiveren reinziehen. Und das Ganze ist durchaus gewollt. Bandleader und Gitarrist Michael Romeo erklärte letzt: "Wir wollten nicht Album für Album das gleiche machen, wir wollten es härter, aggressiver und roher klingen lassen." Mehr als beim Vorgänger dominieren hier harte Gitarrenriffs welche teilweise an Dream Theater erinnern und sogar trashige Züge annehmen. Das Ergebnis kann sich mehr als hören lassen. Bereits der Opener "Inferno (Unleash The Fire)" zeigt, wie auch die beiden nachfolgenden Stücke, diese zum Teil schroffe, ruppige und abgehackt wirkende Songstruktur, ohne das dabei auch nur annäherungsweise die Melodie verloren geht. Es ist dieser Spagat den Romeo und Freunde gekonnt meistern und die "The Odyssey" so interessant machen. Mit "Accolate II" wurde dann ein würdiger zweiter Teil des auf der 96er Überscheibe "The Divine Wings Of Tragedy" enthaltenen Klassikers "The Accolate" auf den Silberling gebrannt, welcher die überaus melodische und epische Seite von SYMPHONEY X betont. Das folgende "King Of Terrors" dürfte wohl eines der härtesten Teile sein welche SX bisher unters Volk gebracht haben und mit dem von Edgar Allen Poe inspirierten Text birgt es eine dunkle und schwermütige Stimmung - hat das Zeug zu einem absoluten Live-Killer. Das achtminütige, mit einer ruhigen Keyboard- und Gesangspassage eingeleitete und mit einigen überraschenden Ideen versehene "Awakenings" bildet dann die passende Einleitung für den das Album abschließenden Höhepunkt. Und das ist ganz sicher der 24-minütige Titeltrack "The Odyssey", welcher in sieben Parts unterteilt die Odysseus-Saga herrlich vertont und bei dem SYMPHONY X fast Wagner’sches Flair und Tiefe erreichen. Hier schafft es SX ihre alten Trademarks mit ihrem "neuen" Sound auf äußerst eindrucksvolle Art zu verbinden. Von Instrumentalpassagen in bester Soundtrackmanier, über Akustikpassagen, dem heftigen Mittelteil (mit der einen oder anderen Verschnaufpause) bis zum melodischen, mit vielen musikalischen Appetithappen versehenen Abschluss, passt hier alles - ein wahrlich traumhafter Schlussakkord. Dabei bringt vor allem Sänger Russell Allen sein Ausnahmeorgan voll zur Geltung - oft aggressiver und rauer wie früher, bekommt er immer wieder die Kurve hin zu einschmeichelnden und melodischen Passagen und trägt damit seinen Teil bei, nicht nur den Song "The Odyssey", sondern das ganze Album zu einem äußerst abwechslungsreichen Hörgenuss zu machen. Das 2003er Teil von SYMPHONY X ist wieder mal was ganz Großes, hat dabei aber nicht ganz die Klasse der Vorgängerscheiben. Da es aber ist immer noch um Längen der Konkurrenz voraus ist, bleibt nur eins zu sagen - Pflichtteil!
So sollte Power-Metal sein, zweifelsohne. Natürlich haben Hammerfall auch auf diesem Album die Originalität nicht mit Löffeln gefressen und natürlich singt mir persönlich Kollege Cans auch meistens eine Spur zu hoch. Und natürlich laufen die Songs vor Klischee über (sind es nun einfach die Titel der Songs wie "Riders On The Storm", "Hearts On Fire" oder "Hero’s Return"). Und ein wenig voraussehbar kommt die Scheibe auch daher: Da gibt’s den stampfenden Opener ("Riders Of......."), das etwas schnellere "Hearts On..." oder auch die unsägliche wie unvermeidliche Ballade "Dreams Come True".... alles passt ins Schema. Aber, und damit kommen wir zu den eindeutigen Vorzügen dieser Scheibe: Sie verfügt über Melodien, die einfach im Ohr hängen bleiben, eben jene Cans-Stimme nervt trotz der vielen "Höhepunkte" einfach nicht - jedenfalls wird jeder Gefallen finden, der für Power-Metal ein offenes Ohr hat. Und die neue Pladde ist nun mal etwas abwechslungsreicher als die Vorgänger, manchmal kommt sogar ein kleiner US-Metal-Einschlag zum Vorschein. Dazu gesellt sich eine wirklich amtliche Produktion des Buben Bauerfeind und mit "Angel Of Mercy" ein gelungenes Chastain-Cover. Wie gesagt, nicht für den Originalitäts-Oscar vorzuschlagen, aber eine klare Steigerung gegenüber dem Vorgänger Renegade. Die True-Templars werden so richtig begeistert sein. Zweifelsohne!