Die SPARKS! „This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us” war 1974 ein Riesenhit. Aber eigentlich zu wenig für eine Kapelle zweier Up-„Seventeens“, die bald „Goldene Hochzeit“ als Duo feiern und auch bei der Anzahl der Langspieler am Silbernen Jubiläum der Vermählung kratzen. Aber sie hatten eben nur einen „Smasher“, vielleicht zwei, wenn der geneigte Musik-Historiker „The Number One Song in Heaven“ dazu zählt. Und dennoch begeistert das Brüder-Duo Russell und Ron Mael seit Jahrzehnten Tonnen von Musikern, vom gleichzeitigen Einfluss auf selbige ganz zu schweigen. Man müsste sich mal vorstellen, um wieviel (noch) belangloser die Pet Shop Boys wären, hätte es die SPARKS nicht gegeben. Puuh. Und auch Queen und deren Freddy zählten die SPARKS der Sage nach zu ihren Einflüssen. Was zu passen scheint. Fest steht: Wer sich mit diesen Amerikanern beschäftigt, merkt, dass sie für eine Seite des Landes stehen, denen es deren Oberhaupt verleiden will: open-minded und kritisch (gegen Trump, Smombies, Naturschutz, Macho-Rollen etc.). Und diese Offenheit braucht jeder Hörer, auch die Leser dieser Seite. Musikalisch bezeichnete das Feuilleton die beiden Herren oft als „Staubsauger des Pop“ – eine zu vielen Seiten sehr despektierliche Formulierung. Wenn man die Musik schon mit einem Küchengerät vergleichen möchte, dann muss doch so eine teure sein: also lieber Thermomix als Kobold! Denn natürlich verarbeiten die beiden Männer alles, was ihnen vor die Finger kommt zu einem individuellen Art-Pop, und schaffen sozusagen eine Corporate Identity für die Ohren. Heraus kommen tolle Songs wie der Opener „All That“, der gleichzeitig optimistisch wie melancholisch klingt. Oder das beinahe nervige „Lawnmower“. Das fast hymnische „Sainthood Is Not In Your Future” oder das operettenhafte “Pacific Standard Time”– eigentlich sind alle Songs toll, aber eben auch nur dicht dran am wirklichen Hit – wobei: Die Single „Self Effacing“ ist wohl tatsächlich ein Ohrwurm. Mit „Stravinsky’s Only Hit“ zitieren sich die SPARKS selber, ein Song wie eine Zirkusnummer. „Please Don’t Fuck Up My World“ steht als gelungenes Schlusswort wie ein trauriges Monument, ein Weihnachtslied für Selbstmörder. Eine Bitte geht an die SPARKS: Schreibt nie einen belanglosen Chartstürmer, sondern bleibt das, was ihr immer schon seid, eine wirklich einzigartige Formation! Gleichzeitig erscheint das Duo auf wohlige Weise konventionell: Denn gerade mit vielen Überraschungen ist es sich sehr treu. Und das liegt nicht am Bart oder der ewig zitierten Falsett-Stimme. Sondern an der Kunst, die dieses Duo mit „A Steady Drip, Drip, Drip” auslebt. Die wirkt ironisch, hintergründig, böse, Kammerspiel-artig, Stadion-rockig und irgendwie comichaft, alles zugleich. Und sie ist groß, die Kunst der SPARKS, wirklich groß.
Die Hannoversche Frauen-Band Rosy Vista trotzt dem Corona-Virus und macht Fans Mut.
Im letzten Jahr meldete sich Deutschlands erfolgreichste weibliche Hardrock-Band Rosy Vista mit dem überaus erfolgreichen Album "Unbelievable" zurück. In Zeiten des Corona-Lockdowns kommen die Ladies nun ungewöhnlich balladesk daher.
Das Interessante: Obwohl die Damen gemeinhin für harte Klänge bekannt sind und weltweit verehrt werden, steht der Band auch dieses Sound Gewand ganz ausgezeichnet zu Gesicht!
Rosy Vista treffen hier punktgenau den Zeitgeist, denn „Uuuu, it’s always love“ versteht sich in erster Linie als Mutmacher! Der Song weckt Hoffnung in einer extrem schwierigen Zeit, in der wir uns auf das besinnen müssen, was nun mal im Leben am wichtigsten ist: die Familie - zusammengehalten von alles umfassender Liebe.
„Together forever and never apart - Maybe by distance but never by heart!“
Mit Klängen, die mitunter an die Balladen der Beatles oder Led Zeppelin erinnern, setzen Andrea Schwarz (voc), Anca Graterol (git, b, voc) und Marina Hlubek an den Percussions ein eindrucksvolles Zeichen für Empathie, Mitgefühl und Zusammenhalt! Übrigens: Das dazugehörige Splitscreen-Video entstand selbstverständlich, indem jede Protagonistin ihren Part allein in ihren eigenen vier Wänden aufnahm. Außerdem im Video zu sehen: die Bassistinen Gaby Neitzel und Heike Müller, sowie der treue Band-Roadie und „langzeit-Freund“ Kurt „Welttour“ Chalikiopoulos.
Hoffen wir, dass wir die Band nach überstandener Corona-Krise auch bald wieder live erleben können!
Tja, was kommt wohl für Musik aus den Boxen, wenn Pelle Gustavsson von NIFELHEIM und Frederik Folkare von UNLEASHED und FIRESPAWN gemeinsame Sache machen? Die Antwort ist eh falsch, da 90% auf eine schwedische Krawallband getippt hätten. Weit gefehlt. Da Pelle wohl einer der größten IRON MAIDEN-Fans auf dem Erdball ist, hat er sich scheinbar gedacht, dass unbedingt ein Album veröffentlicht werden muss, das alle Trademarks der MAIDEN-Monumentalsongs in sich vereinigt. Schon die EP „Rekviem“ wurde für diese eindeutige Anbiederung von der Presse abgefeiert, und nun haben wir es mit der ersten Fulltime-Veröffentlichung „Gravitas“ zu tun, welche eine sehr hohe Erwartungshaltung seitens der Fans und der Presse geschürt hat.
Die Frage ist, kann „Gravitas“ die erhaltenen Vorschusslorbeeren erfüllen? Meiner Meinung nach ein klares: Nein, kann es nicht! Der erste Song „Black Tongue“ kommt gefällig rüber, und besonders Pelles Stimme mag zu begeistern, und man merkt, wie auch auf dem ganzen Album, dass er die Vocals von Vorbild Bruce Dickinson intensiv studiert hat. Das Lied klingt wirklich völlig in Ordnung, aber bei IRON MAIDEN kommt nach langer Aufbauarbeit immer ein Aha-Effekt und ein gigantischer Refrain, welche die gewaltigen und fast nie live gespielten Meisterwerke von den Eisernen Jungfrauen ausmachen. Bei DEAD KOSMONAUT zieht sich dieses Problem des nicht Vorhandenseins durch eigentlich alle Songs.
„Iscariots Dream“, welcher in den Anfangsklängen stark an MAIDENs „Killers“ erinnert, „Vanitatis Profeta“ und „The Spirit Divite“ sind alle gutklassige Songs, für die sich keine Band schämen muss, aber man kommt einfach nicht auf den Punkt, auf den jeder Hörer wartet. Die musikalische Explosion wird einfach ignoriert, und der Refrain von „The Spirit Divite“ kommt fast ein wenig zu poppig durch die Boxen, obwohl ein kleiner Steve Harris-Huldigungspart den Song noch aus der Belanglosigkeit rettet.
Bei „Hell / Heaven“ hatte ich beim ersten Anspielen doch große Ansprüche, da man in über elf Minuten doch sehr viel Meisterhaftes und Opulentes unterbringen kann. Und der Song beginnt auch verheißungsvoll. Ballateske Töne und schöne Lead-Gitarren versprechen einen angenehmen und spannenden Song. Ein Piano versucht, die Spannung zu erhöhen, und man erwartet den Ausbruch eines Vulkans. Und was passiert? Nichts! Am Ende nimmt der Song Fahrt auf, wirkt aber dem Hautthema nicht mehr zugehörig. Hier hätte man ein Monster erschaffen können, aber leider bleibt der Song auf der Strecke. „Gravitas“ ist ein eher unnötiges Zwischenspiel, welches dann in das Intro von „Dead Kosmonaut – Part II“ übergeht. Wieder ein Elf-Minuten-Song und die Frage ist, ob DEAD KOSMONAUT zum Abschluss noch die Kurve bekommen oder ganz aus der Bahn fliegen. Der Song beginnt mit einer tollen Gesangsleistung, die Lust auf mehr macht, und dann kommt sogar ein kleiner Peak, der aber gleich wieder von leisen Klängen erstickt wird. Gefällige Gitarrenleads und eine Orgel untermalen den Song sehr angenehm, aber leider bleibt auch hier das Gesamtbild ruhig und einschläfernd. Wirklich schade, aber man bringt sich selbst um alle Chancen! Die Basis ist ausgearbeitet, die Stimme ist da, aber wo bleibt der Songschreiber, der der Band mal richtig in den Arsch kickt?
Leider haben wir es hier mit einem völlig durchschnittlichen, gar langweiligen Album zu tun. Dies liegt nicht am Können der Musiker, nicht am Sound, nicht an den Fans. Es liegt am Unvermögen der Band, aus einem tollen Unterbau Musik für die Ewigkeit zu schreiben. Eventuell hätte man sich beim Songwriting ein wenig mehr Zeit lassen sollen. In meinen Augen wurde hier eine große Chance einfach liegengelassen, und man steuert den Weg in die Belanglosigkeit an. Schade!
ALICE COOPER VERÖFFENTLICHT HEUTE BRANDNEUE SINGLE „DON’T GIVE UP”,
EINE ERMUTIGUNG IN ZEITEN EINER GLOBALER KRISE.
Der von Bob Ezrin produzierte Track ist eine spontane Reaktion auf die aktuellen Herausforderungen, denen wir alle uns stellen müssen.
Aus seiner selbst gewählten Heimisolation empfand Alice Cooper, der zurzeit an der Fertigstellung seines neuen Albums arbeitet, das dringende Bedürfnis, mit seinen Fans in Kontakt zu treten. „
Don't Give Up“ ist Alices eindringlicher Appell, in diesen Zeiten stark zu bleiben, nicht aufzugeben und gemeinsam zu kämpfen.
Alice Cooper erklärt: “Don’t Give Up” ist ab heute erhältlich! Es ist ein Song über unsere aktuelle Situation, über das, was wir zurzeit gemeinsam durchmachen und darüber, den Kopf nicht hängen zu lassen und stark zusammen zu stehen.
Was auch immer du tust – gib nicht auf!”
Erst vor zwei Wochen lud Alice Cooper Fans ein, Teil seines neuen Musikvideos zu werden, welches er und seine Band getrennt voneinander in Quarantäne drehten.
Über 20.000 Fans folgten dem Aufruf und sendeten Bilder von sich mit Schildern, die einzelne Textpassagen des Songtexts zeigen.
Die streng limitierte 7’’ Vinyl Single (Picture Disc!) erscheint am 14. August 2020 bei earMUSIC und kann hier vorbestellt werden: https://alicecooper.lnk.to/DontGiveUp
Jetzt wird es albern und vermessen. Die Norweger COURSE OF FATE wollen sich mit Bands wie QUEENSRYCHE ("Operation Mindcrime"), PINK FLOYD ("The Wall"), DREAM THEATER ("Scenes From A Memory") sowohl textlich als auch musikalisch messen und denken tatsächlich, dass nicht jeder Progressive-Fan mit ein wenig Ehre spätestens bei dieser Aussage verächtlich mit den Schultern zuckt und seines Weges geht.
Mit solchen Aussagen wird man konfrontiert, wenn man die Reise durch „Mindweaver“ startet und mit wenig bis gar keinen Erwartungen in die eigene Welt von COURSE OF FATE eintaucht und dann am Ende der Reise ein völlig verschobenes musikalisches Weltbild hat.
Wie genial ist bitte diese Scheibe? Wo kommen die her? Wo wollen die hin? Was soll das alles, und habe ich das nur geträumt?
Aber fangen wir erst mal ganz nüchtern bei den Basics an, die aufhorchen lassen und auf eine außergewöhnliche Laufbahn und eine perfekt geplante Inszenierung hindeuten. Die Songs aus dem Konzeptalbum haben schon einige Jahre auf dem Buckel und stammen genauer gesagt aus dem Jahr 2014. Nach einigen Testaufnahmen in diversen Studios kam man zu der Erkenntnis, dass die Aufnahmen von Gitarre, Bass und Keyboards doch besser im heimischen Studio verwirklicht werden sollten. Man wollte 100% Perfektion erreichen, und mit der gewaltigen Stimme von Gastsängerin Jeanette Heidenstrøm sollte ein weiterer Baustein die Musik von COURSE OF FATE eindrucksvoll bereichern. In den Nobel Street Studios wurde von Arnold Lindberg der letzte Feinschliff vorgenommen, und so wurde „Mindweaver“ mit einem klaren, druckvollen und jederzeit transparenten Sound belohnt. Auch das Coverartwork, welches das Wort „Art“ ganz zurecht in seinem Namen hat, besticht durch die Detailverliebtheit der Band. Hier wurde wirklich alles in Bewegung gesetzt um ein echtes Kunstwerk zu erschaffen.
Da COURSE OF FATE einen großen Schwerpunkt auch auf die textlichen Inhalte gelegt haben, kommen wir kurz noch zu diesem Part von „Mindweaver“. Ein Bewohner des Universums sieht in seinen Visionen das Ende der Welt, welche den Einsturz vom Himmel, Seuchen und eine große Flutwelle beinhalten. Verzweifelt versucht der Mann, Anhänger in der Bevölkerung zu finden, die seine Theorie unterstützen und die Welt vor dem Abgrund retten sollen. Er entdeckt sein Talent, Menschen mit seinen Worten zu überzeugen und zu manipulieren und entfremdet sich aber immer mehr von seiner eigenen Familie, die er schließlich verliert. Er sucht nach Erlösung und ist sich nicht mehr sicher, ob seine Visionen nicht doch nur Träume und Halluzinationen gewesen sind. Auch eine persönliche Geisteskrankheit schließt er fortan nicht mehr aus. Das Ende der Geschichte und das Schicksal der Welt und des Mannes bleibt offen und schreit schon jetzt nach einer Fortsetzung.
Kommen wir jetzt endlich mal zu der Musik. Nach dem Intro „There Is Something Watching“, in dem wir zum ersten Mal mit der fantastischen Stimme von Eivind Gunnesen Bekanntschaft schließen dürfen, kommen wir gleich zum ersten Kracher. „The Faceless Men Part I“. Die Seuche wird eingeschleppt und grandios in DREAM THEATER-Manier vertont und dargeboten. Wie auf der ganzen Scheibe herrscht ein hohes technisches Niveau, welches aber nichts an dem Wiedererkennungswert der Songs ändert. Ein sehr starkes Stück, welches gleich von „Endgame“ mit zwingenden Keyboards und einem ruhigen Gesangspart eingeläutet wird. Man fühlt sich ein wenig an „Into The Electric Castle“ von AYREON erinnert, und dies ist wahrlich ein königlicher Vergleich, der einem Ritterschlag sehr nahe kommt. „Utopia“ ist der Teil der Geschichte, bei der die Anhängerschaft überzeugt werden soll, und nicht nur die Anhängerschaft soll überzeugt werden, sondern auch der Hörer. Eivind begeistert durch seine überzeugenden QUEENSRYCHE-meets-FATES WARNING-Vocals, die von ruhigen Klängen begleitet werden um dann musikalisch komplett ins QUEESNRYCHE-Universum abzugleiten. Tolle Gitarrenmelodien runden das Musikstück perfekt ab. Das ist Musik ganz nahe an der Perfektion. “The Walls Are In“ ist ein gefühlvoller Anspieler für „Wolves“. Hier geht es um die Unsicherheit, ob alles nicht doch eine Halluzination gewesen ist. Hier passiert unglaublich viel, und alle Register eines Progsongs, der etwas auf sich hält, werden mit einer Leichtigkeit ausgespielt, dass es eine wahre Freude ist. Besonders die Six-String-Front kann hier mit ihrem musikalischen Können beeindrucken. Der Mann bedauert sein Schaffen, und dies wird in „Drifting Away“ bemerkenswert vertont. Erinnert tatsächlich an PINK FLOYD in langsamen und getragenen Stücken und lässt einen verzaubert zurück. Man fängt fast an, den Mann zu bedauern. So kann Musik berühren. Großartig! Als Endstück von „Mindweaver“ steuert man geradlinig in QUEENSRYCHE-Gewässern und hält deren Niveau zu jeder Zeit. Ein sowohl musikalisch als auch gesangliches Meisterwerk, in dem AYREON-Keyboardparts einen hohen Stellenwert haben, die die eine oder andere Gänsehaut hinterlassen.
Wenn man bis hierhin gelesen hat, dürfte klar sein, da ich von der Finesse, der Professionalität und besonders der Genialität der Band nicht nur komplett überzeugt bin, sondern tatsächlich mit Haut und Haaren in die Platte eingetaucht bin. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie man dieses Prog-Feuerwerk noch toppen könnte, und dabei sprechen wir hier von einem Debutalbum. Dies kann man wirklich nicht alle Tage sagen. Ok, „Operation Mindcrime“ bleibt trotzdem noch auf seinem Thron sitzen und wird dort wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit über die Prog-Szene wachen, aber „Mindweaver“ hat sich einen nur minimal kleineren Thron verdient, und COURSE OF FATE greifen mit diesem Meisterwerk tatsächlich nach den Sternen. Wahnsinnig gut und somit alle Daumen in den Himmel!
Seit 2009 betreibt der Multi-Instrumentalist Ron Merz sein Projekt BLOODRED, mit dem er dem angeschwärzten Death Metal huldigt. Rons permanenter Mitstreiter ist seit 2014 der Schlagzeuger Joris Nijenhuis, der auch bei ATROCITY und LEAVES´ EYES sehr kompetent die Stöcke schwingt. Nach einer EP (2014) und einem Album (“Nemesis”, 2016) folgt nun der neueste akustische Anschlag mit dem Titel “The Raven´s Shadow”. Produzent Alex Krull (ATROCITY, LEAVES´ EYES….) hat hier einen richtig guten Job abgeliefert und dem teilweise ziemlich wüsten Geballer einen differenzierten Klang verpasst.
Mit dem Titelsong und dem anschließenden “Immense Hall Of Agony” startet der Longplayer zwar heftig, aber auch mit ziemlich generischem Songwriting. Man hat so das Gefühl, dass jeder Skandinavier, den man nachts um halb drei aus dem Schlaf reißt, ad hoc griffigere Death Metal-Songs schreiben könnte. Mit der nächsten lieblichen Weise namens “Hör Den Tod” ändert sich jedoch nicht nur die Sprache, in der die Lyrics vorgetragen werden (temporär), sondern auch das Niveau (dauerhaft). Das Lied ist ein echter Hit, mehr Black Metal vom Schlage IMPERIUM DEKADENZ als Death Metal, aber mit wunderbaren Gitarrenharmonien versehen und etwas straighterem Schlagzeugspiel. Ganz stark. Das folgende Inferno “Blood On Thy Hands” hält voll dagegen mit Blastbeats und Doublebass galore. Kein Überhit, fügt sich aber gut an dieser Stelle ein.
Mit den anschließenden “Raise The Mound” und vor allem “We Who Ruled The North” treffen BLOODRED wieder voll ins Schwarze. Insbesondere das letztere Stück begeistert mit schleppender Strophe, die in ein Welt-Riff im Midtempo übergeht. Über den Qualitätssong “Shadow Warrior” steuert das Album nicht nur seinem Ende, sondern zwei weiteren herausragenden Stücken entgegen. “Under This Sun” verzückt mit einem brettharten, aber eingängigen Stakkato-Refrain, der dazu animiert, die Birne voller Ekstase gegen alle verfügbaren, härteren Gegenstände zu bangen. Derart ausgeknockt kommt der Schlusstrack “The Northstars Whispers” mit seinem sphärischen Intro gerade recht. Man sollte sich jedoch zügig berappeln um keines der epischen Riffs zu verpassen. Ein kleines Meisterwerk ist BLOODRED da gelungen, das trotz Überlänge zu keiner Sekunde langatmig ist.
Nach durchwachsenem Start überzeugt “The Raven´s Shadow” also auf ganzer Linie und platziert BLOODRED im oberen Drittel der Metal-Bundesliga.
Gabba Gabba Hey! RAMONES meets MISFITS meets Horror-Punk ist hier die Pogorichtung und wird die hungrige Meute nicht enttäuschen. Die Schweden reformierten sich aus der ad-acta gelegten Horrorpunkband THE DEAD NEXT DOOR und bleiben als LEFT HAND BLACK dem alten Gruselimage zu 100% treu. Also, Springerstiefel geschnürt, Karohemd angezogen, Glatze oder Irokesen in Stellung gebracht, und das Tanzbein kann wüst geschwungen werden. Auf 13 Liedern wird den Untoten, den Rachsüchtigen, diversen Zombieritualen, schlechten Horrorfilmen, Virenerkrankungen und anderen unschönen Dingen gehuldigt und gefrönt, dass es eine wahre Freude ist.
Die Songs werden melodisch und straight zelebriert und souverän von der markanten Stimme des Sängers sicher durch das Album getragen, die jeden Refrain zu einem eigenen Meisterstück macht. "Jaws", "Deep Rising“ und "Walking Dead" sind wahre Horrorperlen, die einfach nur gruseligen Spaß machen und die Szene entsprechend aufmischen werden. Da die Songs nicht gleichförmig aufgebaut sind und immer einen Freiraum für treibende Melodien lassen, kommt beim Hören der Scheibe so schnell keine Langeweile auf, zumal die Songlänge nur bei "Your Vice Is A Locked Room" die Drei-Minuten-Grenze überspringt.
Es gibt also keine Zeit zum Verschnaufen, und man kann sich in vollen Zügen und doch relaxt den vertonten Perversitäten von LEFT HAND BLACK hingeben. Ist natürlich alles nur Spaß und erinnert an einen C-Movie-Horrorfilm, der zufälligerweise einen kurzweiligen und einfach genialen Soundtrack genossen hat. Die Band darf und muss einfach solche Texte mit einer großen Spielfreude paaren und wird definitiv nicht nur Zombies, sondern auch geneigte Käuferschichten anlocken.
Live kann ich mir die Band sehr gut in kleinen, verrauchten Clubs vorstellen, aber blicken wir mal in die Zukunft: Solche Musik gehört eigentlich auf die ganz großen Bühnen dieser Welt. VOLBEAT haben dies vorgemacht, und ich wüsste keinen Grund, warum dies nicht auch bei LEFT HAND BLACK klappen sollte, zumal man mit Wolverine Records ein kleines, aber besonders feines Label im Rücken hat, das für einen extrem guten Geschmack im Bereich Rock`n`Roll birgt und sich bei so einer Veröffentlichung bestimmt alle Beine ausreißt (ganz im Sinne der Band…) um den Göteborgern den verdienten Erfolg zukommen zu lassen.
Von mir eine klare Empfehlung für alle Horrorpunks und die, die es mal werden wollen. Die Scheibe macht einfach Spaß und bitte mehr davon, sonst holt Euch "The Army Of Darkness" und befreit "The Devil In Miss Jones". Be careful!
Am 26. Juni 2020 wird das neue Album der US Metal-Band NINTH CIRCLE, "Echo Black", via Pure Underground Records auf CD veröffentlicht. Der Vorverkauf beginnt am 12. Juni 2020.
NINTH CIRCLE sind zurück. Die neuen Kompositionen auf dem Album "Echo Black" sind laut Info "noch ohrwurmhafter geworden als auf dem Vorgänger. US-, Euro, NWoBHM - alles kann man heraushören, aber immer so, dass alles perfekt zusammenpasst. Wer ein melodisches Metal-Album sucht, das weit aus dem Einheitsbrei herausragt, der ist bei NINTH CIRCLE richtig! Die Produktion passt natürlich auch! Was will man mehr? Reinhören! Der "Wow"-Faktor kommt dann sofort! Anspieltipp? Album einlegen und es geht sofort so los, wie es sein soll!".
Tracklist:
1. Dance Of Swords
2. The Angel's Share
3. Echo Black
4. Forever More
5. Tokyo Nights
6. Prelude To Glory
7. Shadow Of Giants
8. Return Of The King
9. Riding The Storm
10. Then & There
11. Natural High
12. When The Sun Goes Down (Bonustrack)
13. Warrior
Line-Up:
Dennis Brown – vocals, guitars
Frank Forray - bass
Richie “Captain Black” Brooks - drums
Special guests:
Jeff Prentice - keyboards, string arrangements; Outro guitar solo on "Warrior"
Todd Michael Hall – vocals on Warrior
Mike Flyntz - guitar solo on Warrior
Frank Gilchriest - drums on Forever More