ASENBLUT machen nach dem Willen des Label-Flyers unter anderem Musik für geneigte BLIND GUARDIAN-Anhänger. Hier musste ich doch kurz stocken und nachdenken. BLIND GUARDIAN? Wo bitte? Ich habe versucht, auch nur eine kleine Parallele zwischen ASENBLUT und den Krefelder Jungs zu finden, aber leider bin ich hier hoffnungslos gescheitert. Aber eine andere echte Parallele darf bei ASENBLUT nicht fehlen und wird wohl in jedem Review angesprochen werden. Ganz klar, die Göttinger haben schon mehr als einmal AMON AMARTH gehört und bilden die deutschsprachige Version mehr als professionell ab. Von wegen Göttingen ist nur eine beschauliche Studentenstadt, die ansonsten nur die Großfirmen Otto Bock und Sycor zu bieten hat. Mit ASENBLUT zeigt sich die Stadt von einer ganz anderen, zwingenden Seite. Ganz klar, der deutsche Gesang wird den Einen oder Anderen irritieren, aber ehrlich gesagt versteht man nur Fragmente der Texte, welche den Ursprung in der klassischen Mythologie haben. Dafür erhalten viele Refrains durch den "Heimatcharakter" der Sprache einen gewissen Mitsingfaktor und machen live bestimmt einen großen Spaß, der zu gereckten Fäusten führen wird.
"Die Wilde Jagd" besticht durch zehn Songs, die nie in Raserei ausarten, sondern immer nachvollziehbar und elegant komponiert wurden. Klar, jedes der Riffs könnte auch auf einem AMON AMARTH-Album stehen, und auch der Gesang von Schwergewicht Tetzel ist nicht weit von Vorbild Johan Hegg entfernt, aber muss man wirklich von einer Kopie aus der zweiten Reihe sprechen, wie dies hier und da ja leider des Öfteren vorkommt? Für mich ein klares Nein! Natürlich hat man die Originalität nicht mit Löffeln gefressen, aber das ist auch nicht die Intension der Band. Wer seit Jahren so kompromisslos sein Ding durchzieht, dem glaubt man definitiv, dass hinter der Musik und dem Image ein großes Maß an Herzblut steckt und dieses auch kompromisslos gelebt wird.
Aufgepeppt werden die Songs von einer guten und treibenden Melodieführung, welche teilweise sogar an die NWOBHM erinnert, aber durch Tetzel gleich wieder in gewohnte Pfade geführt wird. Für zu viel Innovation ist hier einfach kein Platz, und das ist auch gut so. Fans und solche, die es werden wollen, werden mit einer klaren Songführung, klassischen Choruspassagen, packendem Riffing und einem niemals schwächelnden Gesang belohnt. Auch das gewählte Image, die klischeefreien Bandfotos und die griffigen Refrains, wie z.B. in den Songs "Drachentöter" oder "Seite An Seite", werden bei den Hörern auf offene Ohren stoßen und live bestimmt das Energielevel bei den Fans stark nach oben schrauben.
Zusammengefasst bekommt der geneigte Hörer hier genau das, was er von ASENBLUT zu erwarten hat und kann. Der transparente Sound aus den Soundlodge Studios lässt die episch-stampfenden Melodic-Death-Stücke kompromisslos und hart erscheinen und rundet so "Die Wilde Jagd" erfolgreich ab.
Wie gesagt, auf die deutschsprachigen Texte muss man sich einlassen, aber falls dies kein Problem darstellen sollte, kann man der Band nur zum neuen Album gratulieren und ihr eine mehr als ordentliche Leistung bescheinigen. Mein persönliches Problem ist aber immer noch: Was hat das alles mit BLIND GUARDIAN zu tun?
Jetzt ist tatsächlich Konzentration angesagt. THE HIRSCH EFFEKT haben in der Vergangenheit schon mit vier Full-Length-Alben auf sich aufmerksam gemacht und bringen mit "Kollaps" ihr fünftes Werk auf den Markt. Warum sollte man sich auf ein konzentriertes Hören einstellen? Die Hannoveraner bieten keine 08/15-Musik von der Stange, sondern präsentieren höchstkomplexen, deutschsprachigen Indie-Mathcore, der schon erfolgreich auf Festivals der Größenordnung Wacken Open Air, With Full Force oder dem Euroblast die Zuschauer erfreute und die Reichweite der Band deutlich erhöht hat, was Platz 21 in den deutschen Album-Charts eindrucksvoll untermauert hat. Richtig einordnen kann man die Band nicht, da sie sich aus dem Besten der Bereiche Prog-Metal, Death-Core, Rap, Musical, Pop, wildem Geprügel und leisen Parts bedient und dies zu einem fast unhörbaren Ganzen vereinigt. Unhörbar aber nur fast, da man sich mit dieser Scheibe langfristig auseinandersetzten sollte um die Vielschichtigkeit der Songs zu begreifen.
Fängt es mit "Kris" noch recht seicht und melancholisch an, reißt uns "Noja" sogleich aus unseren Träumen. Die Geschwindigkeit wird erhöht, und die Musiker zeigen selbstbewusst, das sie ihre Instrumente nicht erst seit gestern spielen. Dies gilt im Übrigen für die ganze Platte! Ein Wahnsinn, mit welcher Selbstverständlichkeit völlig wirre Riffs in noch vertracktere Schlagzeugparts zu einem koordinierten Chaos werden. Hier fängt selbst die Musikerpolizei an zu staunen, und ein schnöder 4/4-Rhythmus wird wie selbstverständlich ausgeblendet und nur in Notfällen benutzt.
"Deklaration" beginnt völlig konfus, und dies zieht sich durch den ganzen Song. Zurücklehnen ist hier unmöglich, und mich erinnert das Durcheinander an technischem Hintergrund und völlig abgedrehten Stimmlagen (hier ist echt alles drin) ein wenig an WALTARI, was ja nun wirklich keine schlechte Gesellschaft ist. "Allmende" wirkt trotz pfiffigem Gitarrenspiel ein wenig aufgeräumter und geht glatt als einer der wenigen straighten Songs durch, welcher nur am Ende durch gut gesetzte Breaks ein wenig Ruhepause verspricht.
"Domstol" fängt herrlich entspannend mit einer cleanen Gitarre an und verbreitet mit den fast an Deutsch-Pop erinnernden Vocals ein irgendwie nicht passendes Feeling, welches dann in wüstes Tech-Gefrickel mündet. Ziemlich konfuse Geschichte, aber das kennt man ja mittlerweile schon. "Moments" beweist sich als ein gefühlvoller Appetizer für "Torka", welches uns in ruhige Fahrwasser bringt und uns einen Moment zum Durchschnaufen lässt.
"Bilen" begrüßt den Hörer musikalisch verständlicher als die vorhergehenden Lieder und wird jedem open-minded Core-Hörer ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Der siebenminütige Titeltrack "Kollaps" eröffnet verträumt und irgendwie symphatisch. Manchmal kommen bei mir hier sogar Vergleiche mit neueren Werken von ANATHEMA in den Kopf. Kurzzeitig wird ein wenig aufs Gas gedrückt, aber die chillige Grundstimmung bestimmt ganz eindeutig das Geschehen. Mit "Agera" kommen wir zum letzten Stück von "Kollaps". Hier geht es wieder wild durcheinander, es vereint alle Trademarks der vorhergehenden Songs und lässt den Hörer und den Rezensenten staunend und verwirrt zurück.
Textlich wird die persönliche Auseinandersetzung mit den Werten unserer Welt in den kritischen Fokus genommen. Fragen werden gestellt und damit verbundene Wahrnehmungen gekonnt reflektiert. Die Frage, welche sich mir stellt, ist, warum alle Songtitel in der schwedischen Sprache gehalten sind, der vertonte Kollaps aber dann doch in Deutsch stattfindet. Aber die größte Frage ist noch immer: Was denken sich THE HIRSCH EFFEKT eigentlich bei ihrer Musik? Für mich ist dieses Album fast nicht bewertbar. Ich für meinen Teil kann mit "Kollaps" bestens leben, aber diese Art von Musik wird nicht Jedermanns Sache sein. Von mir eine Kaufempfehlung und an alle Neu-Hirsche der "Tipp", viel und hochkonzentrierte Zeit der Scheibe zu widmen. Daumen hoch im 7/16-Takt!
Old School. Das würde mir einfallen, wenn ich die neue Scheibe von NIGHTTRAIN mit zwei Worten beschreiben sollte.
Schneller Power Metal mit Refrains zum Mitsingen.
Die Bandmitglieder beherrschen allesamt ihre Instrumente, ich hätte mir beim Sound in der Produktion allerdings schon etwas mehr Frische gewünscht.
Die Refrains gehen schon sehr ins Ohr und gefallen mir bei "Monument Of Ignorance" und "Child Of Desire" richtig gut.
Der Gesang in den Strophen ist mir auf Dauer jedoch zu eintönig. Klingt ein wenig nach Andy Deris, nur ohne die hohen Gesangsparts. Da fehlt dann hier doch etwas Range. "My Insanity" ist da wohl ein gutes Beispiel. Der Pre-Chorus ist echt gelungen, aber es fehlt dann eben der fette Refrain danach...
Bei "Almost Perfect" geht es dann ein wenig in Richtung Nu Metal, insbesondere bei den Drums und der Leadgitarre. Das bringt eindeutig Abwechslung rein und ist mein Lieblingstrack, der es auch bei mir auf die Sonnenberg-Metal-Playlist bei Spotify schafft!
Insgesamt fehlt mir über das ganze Album ein bisschen Abwechselung im Songwriting, Qualität beim Sound in der Produktion und ein Wiedererkennungswert. So reicht es diesmal nicht für einen "Tipp", viel falsch machen kann man aber auch nicht, wenn man mal rein hört. Auf jeden Fall müsst Ihr Euch das absolut sehenswerte Video zu "Monument Of Ignorance" angucken. MEGA!
Die 90er Jahre waren, wie kaum ein anderes Jahrzehnt, von nur einer Musikrichtung dominiert, dem Grunge. Folglich taten sich leider viele Metal- oder Hardrock Bands schwer, die ein oder andere blieb auf der Strecke oder rutschte in eine Schaffenskrise.
Als das neue Jahrtausend begann und der Grunge verschwand, hinterließ er aber nicht nur verbrannte Erde, sondern eine Handvoll Bands erstanden aus der Asche und kombinierten, was lange Zeit als nicht kombinierbar galt. THREE DOORS DOWN, STAIND, NICKELBACK, THE CALLING oder SHINEDOWN kreierten einen Musikstil der Metal und Hardrock mit Grungeelementen mischte: den Post-Grunge oder Modern Hardrock.
In genau dieser Spielecke vergnügen sich die Waliser THOSE DAMN CROWS, deren seltsamer Name übrigens vom Vater des Drummers Ronnie Huxford stammt. Jener, selbst als Musiker mit Shirley Bassey, Dusty Springfield und P.J. Proby tätig, ärgerte sich beim Füttern der Vögel im Garten über die Krähen. Das Quintett fand 2014 in Bridgend (Wales) zusammen und hat bisher ein Album mit dem Titel “Murder And The Motive“ 2018 veröffentlicht. Herzstück der Kombo ist der, über jeden Zweifel erhabene, Sänger Shane Greenhall, der mit seiner warmen, weichen Stimme ein ums andere Mal Gänsehaut zu erzeugen vermag. Ich habe schon lange keine Stimme mehr gehört, die mich so in ihren Bann gezogen hat. Leichtfüßig wechselt er von ruhig auf laut, von gefühlvoll auf ekstatisch, von melodisch auf energetisch, bleibt dabei aber immer kraftvoll. Die Musik strotzt gerade so vor Spielfreude und Leidenschaft, so dass es nahezu unmöglich ist, sich ihr zu entziehen. Ich für meinen Teil, kann es kaum erwarten, diese unglaubliche Energie live zu erleben, denn genau dafür scheint diese Musik gemacht. Die Gitarren fungieren hierbei als erdendes Element und werden meist am oberen Ende des Griffbrettes bedient. Der Bass liefert den roten Faden, um den herum sich das Ensemble gruppiert. Alle agieren gleichbedeutend, ähnlich einer Quadriga mit Shane als Lenker, deshalb sucht man auf der Platte ein Gitarrensolo vergebens. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, keinen der Titel hervorzuheben, da jeder Song für sich eine kleine Perle darstellt, aber die Ballade “Never Win“ hat mich als alten Headbanger doch außerordentlich gepackt. Vom Einstieg lediglich mit (echtem) Klavier und Stimme bis zum euphorischen Höhepunkt, spielt diese in einer anderen Liga. Mit ein wenig Glück und gutem Marketing, sollte man dieses Stück in den nächsten Wochen eigentlich im Radio rauf und runter hören können.
Veredelt wurde “Point Of No Return“ soundtechnisch außerdem auf aller höchstem Niveau von keinem geringeren als Colin Richardson (z.B. BULLET FOR MY VALENTINE, MACHINE HEAD) und dem großartigen Andy Sneap (z.B. JUDAS PRIEST, TRIVIUM, MEGADETH).
Hier sind Jungs am Werk, die nur so vor Tatendrang und Ideen strotzen und wer ein bisschen was mit geradlinigem Rock anfangen kann, sollte – nein muss sich diese Scheibe zu Gemüte führen. Am Besten rein ins Auto, Musik laut und Gas!
Die Eingangs genannten Bands mögen zwar zu den Vorbildern dieser Truppe zählen, THOSE DAMN CROWS stehen diesen aber in nichts nach, ganz im Gegenteil.
Hey Andy, oder auch Herr Bürgermeister in Spe, wie geht es Dir nach Deiner Auszeit?
Viel Arbeit. Neue Musik, die OB-Kandidatur... meine Auszeit war ja freiwillig bzw. nicht Corona geschuldet, von daher bin ich jetzt nicht so blockiert wie viele andere.
Erkläre doch mal bitte, wie es zu der Nominierung zum OB-Kandidaten kam...
Ich wurde von "Die PARTEI" in meiner Heimatstadt Mülheim An Der Ruhr gefragt, ob ich mir das vorstellen könne, ich sei deren absoluter Wunschkandidat. Ich habe ein paar Tage darüber nachgedacht, mich mit meinem Team beraten und zugesagt, weil da zusammenkommt, was zusammen gehört. Meine Interessen gingen ja schon immer über Musik hinaus, und jetzt kann man versuchen, richtig was zu bewegen.
Irgendwelche Pläne für DOUBLE CRUSH SYNDROME (ich hatte 2 Tickets…) die Du uns schon verraten kannst? Du hast ja schon wieder fleißig in Spanien gemixt...
DOUBLE CRUSH SYNDROME gibt´s noch, ich bin in 15 Minuten auf dem Weg ins Studio, um mit Slick (- Prolidol, Bassist von DOUBLE CRUSH SYNDROME – Anm. d. Verf.) einen neuen Song aufzunehmen. Tourpläne gibt es natürlich nicht, die hat ja niemand. In Spanien habe ich aber neue Solosachen aufgenommen.
Du bist wieder "self-promoting"? Eigener Chef ohne Agent und Label?
Ja, freiwillig und gerne ohne Label. So werde ich das auch weiter betreiben, alles andere macht keinen Sinn mehr für mich und die Band. Es gibt Dinge, die möchte ich nicht mehr erleben. Nur noch frei arbeiten.
Was hältst du von der ersten Single ("Nach Vorne") von KALEA?
Ich bin sehr stolz auf Lea. Ich kenne sie, seit sie als Baby durch den Musikalienhandel ihres Vaters gekrabbelt ist und begleite ihre musikalische Karriere seit vielen Jahren. Sie macht ihr Ding, der Song ist mega, und ihr Erfolg wird nicht aufzuhalten sein. Ich hoffe, dass wir noch viel zusammen machen werden.
Jetzt wo das Festival in Cannes wieder vor der Tür steht, wie kam es eigentlich dazu, dass ihr mit FULL CIRCLE dorthin eingeladen wurdet?
Das Filmfestival in Cannes ist dieses Jahr, wie alles, abgesagt worden. Letztes Jahr waren wir mit „FULL CIRCLE - Last Exit Rock´n´Roll“ dort um den Film international aufzustellen. Ein völlig neues Business für mich, das man nicht lernt und versteht, wenn man mit dem Arsch zuhause auf der Couch bleibt. Man muss was tun!
Wann gibt es Euch wieder im Fernsehgarten, und war das damals Deine Idee?
Ich hoffe sehr, auch dieses Jahr wieder im ZDF-Fernsehgarten auftreten zu dürfen. Das hat sich damals so ergeben, die Story wurde ja deutschlandweit durch alle Medien gejagt. Der Auftritt war ein absolutes Karrierehighlight, und für mich persönlich einer der schönsten Tage in meinem Leben.
Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, bleib wie Du bist, und hoffentlich sehen wir uns bald, wenn Du mal wieder auf Tour bist...
Sehr gerne, das hoffe ich auch. Wir werden sehen, wie sich unsere Welt verändert und unser Business in einem oder zwei Jahren aussehen wird, und was möglich sein wird. Ich wage da keine tiefen Prognosen, bin mir aber sicher, dass die Entertainment-Welt, so wie wir sie kannten, vorbei ist. Es wird anders werden. Bleibt fröhlich und gesund! Support your favourite artist!
Die Amerikaner und doch Wahl Rheinland-Pfälzer CRIMSON MOON basteln auf "Mors Vincit Omnia" an einer ganz eigenen Version des Black Metals. Alle bekannten Trademarks sind natürlich vorhanden. Sänger Scorpios Androctonus beschwört in seinen Texten den Tod und die Dunkelheit und scheint dabei mächtig schlechte Laune zu haben. Das Schlagzeugspiel von Drummer Blastum (geniales Pseudonym) peitscht die Band wunderbar nach vorne und liefert somit auch in langsameren Parts einen mehr als soliden Job ab. High-Speed-Gitarrenwände geleiten uns sicher und gezielt durch jeden Song und werden von geschickt gesetzten Melodien effektiv unterstützt. Das war alles schon mal da? Richtig! Und trotzdem brechen wir dieses Review hier noch nicht ab, da bei CRIMSON MOON alles ein wenig anders ist. Zu dem sehr starken Grundgerüst gesellen sich nämlich außergewöhnlich gerne klangliche Farbtupfer, die sich in abgefahrenen Clean-Gitarren-Parts, beschwörender Orgelmusik oder auch Flötenkompositionen wiederfinden. Das ganze klingt nicht gewollt und erzwungen. Nein, diese Arrangements unterstützen jeden Song in einem sehr positiven Sinne und machen die Werke gleich doppelt interessant. Hier hat sich jemand mal wirklich Gedanken über die perfekte Umsetzung eines Black Metal-Albums gemacht und die Peaks immer an die richtige Stelle gesetzt. Prima Kompositionsleistung!
Und das soll es nicht gewesen sein, da es eine schwerwiegende und dominante Bereicherung auf "Mors Vincit Omnia" gibt, die die Geschichte noch dreifach interessant macht und die entscheidende Trumpfkarte auf der Scheibe ist. CRIMSON MOON verdunkeln das schwarze Liedgut ganz gezielt durch den Einsatz von atmosphärischen Chören. Diese Chöre erzielen beim Hörer einen hypnotischen Bann und verdichten die Songs jeweils zu einem Kleinkunstwerk. Bei vielen vergleichbaren Bands wird dieses Stilmittel zwar auch benutzt, aber diesen sakralen Charakter nutzt die Band in ihrem Genre wirklich einzigartig und sorgt für eine gruselig-schöne Grundstimmung.
Fügt man all diese Besonderheiten von "Mors Vincit Omnia" zusammen, dann hat man ein zwingendes Black Metal-Endprodukt, welches die bekannte, straighte Marschrichtung der Musik in jedem Song verlässt und eine eigene Route einschlägt, die den Hörer über die Gesamtdauer des Werks in seinem Bann hält und ihn erst beim Outro "Tempus Fugit", welches mit Glockenschlägen, Flüstern, dunklen Syntie-Parts und einer morbiden Grundstimmung daherkommt, in die reale Welt entlässt.
Zusammengefasst haben wir es hier mit einem ganz starken Output zu tun, der niemals austauschbar klingt und bestimmt öfter auf dem Plattenteller landen wird, da es in jedem Song immer wieder Neues zu entdecken gibt und die Stimmung einfach unschlagbar gut eingefangen wurde. Hier wurde nichts wirklich Neues erschaffen, was man nicht irgendwo schon gehört hat, aber in dieser Konstellation kann man es derzeit nur bei CRIMSON MOON in dieser Qualität finden. Chapeau!
Ich mag EPs. Ja, die EP ein wahnsinnig tolles Format, das durch die Erfindung der CD fast vom Markt verschwunden war. Seinerzeit fühlte sich jeder Künstler bemüßigt, die Kapazität der Silberlinge von 74 Minuten auszureizen. Wer erinnert sich nicht an grenzenlos überladene 14-Song-Alben in den Neunzigern? Zu gebrauchen war eh meist nur die Hälfte davon. Umso schöner, dass mit dem Vinyl-Revival dem geneigten Hörer wieder vermehrt komprimierte Liedsammlungen angeboten werden. So auch durch die junge schwedische Band COMMANDO. Ein schickes Logo haben die Jungs. Das Cover kann sich ebenfalls sehen lassen und bedient glücklicherweise keine Klischees. Optisch also alles im grünen Bereich, aber wie sieht es akustisch aus? Das ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Obwohl wir es hier nicht mit progressiven Wundertaten zu tun haben, fällt die Musik zwischen alle Stühle. Der Verfasser des Promoschreibens hatte wohl einen ähnlichen Eindruck. Darin werden so unterschiedliche Einflüsse wie MERCYFUL FATE, TRIBULATION, IRON MAIDEN zu Di´Anno-Zeiten, IN SOLITUDE, frühe METALLICA und allgemein Thrash Metal genannt. Nichts davon ist wirklich falsch. Kann aber eine Suppe mit so vielen Zutaten eigentlich noch schmecken? Dazu ein entschiedenes Jein. COMMANDO machen im Gitarrenbereich Vieles richtig und präsentieren uns haufenweise coole und originelle Riffs, die mich an neuere SATYRICON erinnern (damit wir noch eine Band genannt hätten…). Im Gegensatz dazu fallen der hysterische Kreischgesang und das eindimensionale Drumming qualitativ eindeutig ab. Wie immer, wenn solch ein eklatantes Missverhältnis innerhalb einer Band besteht, ergibt sich auch hier insgesamt ein zwiespältiges Bild. Als Anspieltipp ist das Instrumental “Djävulsmaskopi” zu empfehlen, das eine schön morbide Stimmung erzeugt, eben weil die Band sich hier auf ihre Stärke - das Riffing - konzentriert. Für eine Debüt-EP haben COMMANDO trotz aller Kritikpunkte insgesamt einen guten Job gemacht. Sie gehen mit ihrem Stil keinen einfachen Weg, alleine davor muss man schon den Hut ziehen. Und Zeit zur Weiterentwicklung haben sie allemal. Da kann noch was kommen.
Auf dem Cover blickt uns ein räudiger Rob Halford-Verschnitt tief in die Augen und deutet somit auf eine klassische Heavy Metal-Scheibe hin. Ganz weit gefehlt! Hier geht es ganz eindeutig um einige der wichtigsten Sachen der Welt: Arsch treten, Bier trinken, Posen, Leder, Siff, Gas geben und jede Menge Spaß in den Backen! Hier wird Hochleistungs-Rock`n`Roll im Sinne von TURBONEGRO, MOTÖRHEAD, ZEKE und DANKO JONES frech kopiert, umgeschrieben und als schweißtriefendes Endprodukt wieder zusammengesetzt und runtergekloppt.
Tja, und wie hört und fühlt sich das an? Erstaunlich gut! Die Musik macht Partylaune, die Hooks laden zum Mitgröhlen ein, das Image passt, und die Laune steigt und steigt. Ganz klar also keine Musik für das einsame Hören im stillen Kämmerchen, sondern ein Garant auf eine ordentliche Punk `n`Roll- Föhnung, deren Ausgang in den Sternen steht. Besonders live könnte ich mir hier einige Auswüchse seitens der Band und des Publikums sehr gut vorstellen.
Die elf Songs und der Bonustrack "Blood On The Beach" werden allesamt rotzig runtergeprügelt, und besonders kleine Hits wie "Wasted" oder "Fleshwolf" lassen sich wunderbar auch noch nach Beendigung des Liedes weiter brüllen und die Nachbarn zur Verzweiflung bringen. Wie gesagt, das ist definitiv nicht neu, hier blitzt kein spielerisches Können hervor, und man darf auch keine gesanglichen Feinheiten erwarten. Erwartet auch keiner und will auch niemand! Erwarten kann man jede Menge Schweiß, Rotz und Spaß. Selbst der Rezensent fühlt sich beim Hören von "Weltschmerz `89" um mindestens zehn Jahre jünger und fragt sich, wo der seltsame Albumtitel herkommt. Die Platte klingt nach Allem, aber definitiv nicht nach Weltschmerz, oder sind damit die dicken Köpfe nach einer durchfeierten Rock`n`Roll-Nacht gemeint? Das bleibt wohl das Geheimnis der Band.
Alles in Allem eine richtig gute Scheibe, die Laune macht auf breitbeinigen, versifften und besonderes lauten Schmuddel-Arschtritt-Rock, der besonders gut beim Autofahren oder natürlich in einem kleinen Club funktionieren wird.
26 Jahre ist es her, dass die Polen ARKONA ihr erstes Demo „An Eternal Curse Of The Pagan Godz“ auf den noch relativ jungen Black Metal-Markt losließen und somit ihren Beitrag zur 2nd Wave of Black Metal ablieferten. Eine lange Zeit ist verstrichen, und die Band hat sich noch immer nicht zur Ruhe gesetzt, sondern setzt mit ihrem neuen Output „Age Of Capricorn“ ein ganz klares Ausrufezeichen.
Die Band ist technisch und musikalisch über die Jahre gereift und nutzt diese Souveränität, sich vom "typischen" Black Metal gezielt abzugrenzen. Das fängt schon mit der überdurchschnittlichen Produktion an, die glänzend in den Impressive Arts Studios realisiert wurde. Besonders dem Schlagzeugsound hat dies sehr gut getan. Selten habe ich bei einem Black Metal-Album einen so klaren und doch nicht zu künstlichen Drumsound hören dürfen. Bei "Age Of Capricorn" ist dieses produzententechnische Vorgehen voll eingeschlagen und überträgt sich auf alle anderen Instrumente, welche über die laufende Zeit immens nach vorne gepeitscht werden.
Die Scheibe wird von einem gefälligen Intro eingeläutet, welches ins ruppige "Stellar Inferno" übergeht. Schon nach den ersten Minuten dürfte dem Hörer klar sein, was ihn auf dem Werk erwartet. Wüste Rifforgien, dominanter Gesang, grandioses Drumming, feinste Slow-Parts und gefühlvolle und doch brachiale Leadgitarren. "Alone among Wolves" überrascht mit abgedrehten Pianomelodien, die nicht dem Kitschfaktor dienen, sondern dem Song seine ganz eigene Identität schenken. Gepaart mit den rasenden Gitarrenwänden, kommt hier eine wunderschöne, düstere Grundstimmung zum Tragen. Natürlich darf im Mittelpart das Heulen der Wölfe nicht fehlen – also hat man es mit dem Kitschfaktor doch noch geschafft.
"Age Of Capricorn" ist nicht nur der Titeltrack, sondern in meinen Augen der stärkste Song des Albums. Hier wird ein wenig der Fuß vom Gas genommen, und er lässt eine dominante Entfaltung der starken Vokals von Multitalent (Vocals, Samples, Gitarre) Khorzon zu. Danach will die Band wieder zurück zu den Basics und drückt bei "Deathspell Mystherium" das Gaspedal wieder voll durch. Unterbrochen wird die wilde Fahrt durch einprägsame Gitarrenmelodien, die sich aber nicht dem Treiben der anderen Instrumente erwehren können und somit auch geschwindigkeitstechnisch mitziehen müssen, bis sie dann doch in der Hälfte des Songs in ruhigere Töne abgleiten um dann gleich wieder Fahrt aufzunehmen.
In "Towards The Dark" wird wieder mein ganz persönlicher Geschmack zu 100% befriedigt. Schnelle Parts stehen im steten Wechsel zu langsameren Songteilen, in denen wieder Khorzon die Oberhand gewinnt. Mit songdienlichen Samples faded der Song dann nach fast acht Minuten aus und hinterlässt keine Fragen mehr! Hier wurde alles gesagt! Mit "Grand Manifest Of Death" wird die Acht-Minuten-Marke geknackt. Hier wird nochmals alles in die Waagschale geworfen, was ARKONA in den vorhergehenden Songs abgeliefert haben. Keine Überraschungen, aber auch keine Kompromisse und ein durchweg guter, treibender Song. Würdiger Abschluss eines tollen Albums.
Kommen wir zu einem Fazit. Ich bin definitiv kein 24/7-Black Metal-Hörer, aber wenn eine Band wie ARKONA mich in diesem Genre begeistern kann, dann mag das für alle sturen Black Metal-Fans eine Warnung sein. Für alle, die sich für modernen, zeitlosen Black Metal begeistern können und ein wenig "open-minded" sind, dürfte die Scheibe ein grenzenloser Spaß (oder Schmerz – je nach Einstellung) sein. Mir hat es sehr gefallen, und eine klare Kaufempfehlung geht hiermit ganz klar raus.