Konzert:
Ostara Festival 2003 - Festhalle, Karlsruhe-Durlach
Konzert vom Nun war es also soweit! Das Ostara-Festival jährte sich zum 5. Mal. Nachdem, wie Insider verlauten ließen, die Veranstaltung auf Grund der mangelnden Beteiligung im letzten Jahr, schon auf der Kippe stand, entschloß sich die Kulturruine doch noch einmal dazu ein fettes Programm in die Festhalle Durlach zu packen.
Seltsam ist es schon.
Die genannte Location befindet sich nicht allzuweit von der Kulturruine entfernt, Ostersamstag dürften viele Leute doch eigentlich auch Zeit haben... und dennoch: Auch in diesem Jahr war die Festhalle noch nicht einmal zur Hälfte gefüllt. An den auftretenden Bands kann es wohl kaum gelegen haben. Am Eintritt?
Nun 26€ sind vielleicht nicht gerade eine Kleinigkeit, aber immerhin, dafür gaben sich SALTATIO MORTIS, ERBLAST, ASP und UMBRA ET IMAGO die Ehre. Es handelte sich also um ein ausgewogenes Programm das etliche Hightlights versprach.
Und, um es vorweg zu nehmen, dies auch hielt.
Den Auftakt machten die Mittelalterbarden um SALTATIO MORTIS, die auf Grund der frühen Stunde noch mit sehr wenig Publikum zu kämpfen hatten. Doch ihre muntere Mischung aus Mittelalterweisen im Electro-Groove haben einen enormen Ansteckungsfaktor, der sich rasch auf das nach und nach eintrudelnde Publikum in Form von rythmischen Hüpfbewegungen und heftigem Klatschen bemerkbar machte.
Ekstasischer Höhepunkt: die Dudelsack-Version eines Dancefloorklassikers aus der "Augsburger Puppenkiste".
Einziger Kritikpunkt: die langatmigen und meist unwitzigen Ansagen in geschwollenem Mittelalter-Slang.
Aber ich glaube die reden immer so!
Danach erschien dann Mastermind OSWALD HENKE mit seinem Projekt ERBLAST. Wobei dies durch die Violinistin und den Drummer von GOETHES ERBEN verstärkt wurde.
Zur Eröffnung präsentierten ERBLAST dann auch den Titel "Was war bleibt" vom letzten GOETHES ERBEN Album, was schon für Verwirrung sorgen könnte. Trotz allem wurde sehr schnell klar das es sich um ein ERBLAST Gig handelte. Und dies im positiven wie negativen Sinne. Positiv, da sich OSWALD dieses Jahr sehr rar auf den Bühnen der Welt macht und es an sich immer ein Erlebnis ist ihn zu sehen. Negativ, da ERBLAST nicht so viele bekannte Songs, wie OSWALDS anderes Projekt haben und man bei den Darbietungen oft Schwierigkeiten hat, wenn man die Texte nicht kennt. Auch schien das (dann doch nicht so weltoffenene?) Gothicpublikum seine Probleme mit dem musikalischen Gewand von ERBLAST zu haben. Die Songs scheinen experimenteller und musikalisch komplexer als alles andere was OSWALD tut. Hier finden sich Dance-Elemente und Trip-Hop-Rhythmen genauso wie deutliche Einflüsse der kreativen Energie der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN. Entsprechend wurde dem Auftritt von ERBLAST auch nur sehr höflich beigewohnt, es gab wenig Applaus und keine Zugabenwünsche. Schade eigentlich. Vielleicht lag es auch daran, das man bei einem derartigen Festival mehr auf die Acts wartet, die einen zum Abtanzen animieren.
Sehr schnell machte sich jedenfalls eine gewisse Unlust im Publikum bemerkbar, welche nat. auch auf die Künstler übersprang. Wie OSWALD in einem kurzen Gespräch danach verlauten ließ, war er selbst mit dem Auftritt mehr als nur unzufrieden und hätte ihm am Liebsten sogar abgebrochen.
Selbst ERBLAST haben sich also offensichtlich mit ihrem intellektuellen und kreativen Anspruch soweit vom "gotischen Mainstream" entfernt, das man sie wohl in Zukunft (wenn überhaupt) nur noch in bestuhlten Theatern u.ä. sehen kann. Ehrlich Leute! Wollt ihr in Zukunft wirklich nur noch stumpf abtanzen und zugedröhnt werden?
Um so besser liefen dann auch ASP und seine Mannen an.
Immerhin schon von Anfang an bejubelt, boten die Jungs eine Show die sich gewaschen hat. Obwohl die Festhalle immer noch nicht mal zur Hälfte gefüllt war, so wurde es auch nicht mehr an Gästen und ASP schafft es immer wieder, auch den letzten trüben Haufen hochzureißen. (Ich denke nur an Hanau, wo er morgens um 2:00 noch alle wieder munter machte!) Hier merkte man sehr deutlich das alle Bandmitglieder auf jahrelange Liveerfahrung zurückblicken können.
Gitarrist Matze der sich selbst als "alten Rock´n Roller" bezeichnet, hat auch schon in Läden gespielt, wo man einfach nur verprügelt wurde wenn es den Leuten nicht gefiel. Max kennt das Musikgeschäft nun sogar aus den absoluten Höhen seiner Vergangenheit (WEDDING ANNIVERSARY) ohne aber je abgehoben zu sein. Und ASP selbst? Keine Frage, der Mann ist einfach nur genial auf der Bühne. Mit seinem "hinterfotzigen" Humor, den charismatischen Bewegungen und dem Können, selbst das coolste Publikum zum Mitmachen zu animieren... das hat schon fast die Genialität eines Animateurs in einem Feriencamp. Wer weiß, vielleicht war er so was ja auch mal? Ist auf jeden Fall ne gute Schule, denn viel anders sind einige "Grufties" auch nicht, wenn sie gelangweilt vor der Bühne, mit diesem "entertain me" Gesicht stehen.
Doch ASP rockten das es eine wahre Freude war.
Gespielt wurden Songs der ersten beiden Alben, wo "Ungeschickte Liebesbriefe", "Sing Child" oder "Ballade vom schwarzen Schmetterling" nicht fehlen durften. Aber auch "Schattenbraut sag willst Du?" oder die neue Single "Weltunter" die sich in de Liveversion als absoluter Bretterknaller erwies. Genial und vor allem hart, rotzig war die Zugabe "Maybe" die von ASP auch zu recht als "Gothic-Punk´n Roll" bezeichnet wurde.
Zu Recht! Denn hier wurde noch mal so richtig losgerockt.
Tja ein Mann der als DJ in der Kulturruine schon mal DEAD KENNEDYS spielt, vor dem ist man nicht sicher. Ohne vermessen zu sein, zu diesem Zeitpunkt war eigentlich schon klar das ASP der Höhepunkt des Abends waren. Und das obwohl UMBRA ET IMAGO noch anstanden.
Zeremonienmeister MOZART und Mitstreiter LUTZ, sowie ein schüchterner Bassist und ein zur Hälfte tätowierter Drummer machten ziemlich schnell klar, das die Erwartungen die an eine UMBRA Show gestellt werden sich auch erfüllen.
Sind wir ehrlich! Eine Show von UMBRA ET IMAGO reißt eigentlich nur noch die zwölfjährigen Teenies vom Hocker, die so etwas noch nie gesehen haben. Alle anderen schauen schon eher abgeklärt auf die beiden Mädchen, die nackt, gefesselt, sich ableckend oder mit der "Katze" schlagend, sich Wunderkerzen in alle möglichen Körperöffnungen stecken oder zusammen mit MOZART schon mal von der Decke hängen lassen.
Auch wenn MOZART als absolutes Energiebündel Saltos schlagend und stagedivend einem Derwisch gleich über die Bühne fegte. Oder einige im Publikum die Show nutzen um sich in versteckten Ecken einem "Heavy Petting" hinzugeben. So etwas würde mit Sicherheit nicht einmal mehr die Polizei schocken, welche zwar irgendwann gegen 01:00 auftauchte, was aber eher daran gelegen haben dürfte das die Veranstaltung um 00:00 hätte zu Ende sein müssen.
Ansonsten boten UMBRA ET IMAGO eben das, was man von ihnen erwartet.
Eine gute Show und live recht hart und heavy gespielte Songs aus ihrem mittlerweile zehnjährigen Schaffen. Songs wie "Milch", "Feuer und Licht", oder "Mea Culpa", bei dem zumindest LUTZ mich durch sein sauber, perfektes Growling überraschte. Da brauchte ein FELIX von CREMATORY gar nicht anwesend sein.
Immer wieder wurden riesige Feuerfontänen in die Höhe geschossen, deren Hitze auch die Leute am Ende des Saales erreichte, Zum Leidwesen von MOZART aber niemanden im Publikum zum ausziehen animierten. (Von den wenigen in den dunklen Ecken mal abgesehen. Aber das waren eh die Stammgäste der Kulturruine, die hat MOZART also wahrscheinlich selbst schon hundtermal nackt gesehen.)
Die Show war professionell, auf ihre Art erotisch, was auch OSWALD honorierte, der es eben authentischer fand als die Mädels (hier nicht zu nennender) anderer Bands: "Bei denen man merkt das sie Angst haben sich gegenseitig zu berühren." (O-Ton!) Bei der Zugabe gab es dann auch endlich die erwartete Fusion mit ASP, als dieser zu "ROCK ME AMADEUS" noch einmal, inzwischen ungeschminkt, die Bühne enterte um mit seinem alten Kumpel MOZART die Party perfekt abzuschließen.
Danach ging es für die Feierwütigen dann noch ab in die Kulturruine zur After Show Party, welche mit Sicherheit noch bis in die frühen Morgenstunden gegangen sein durfte.
Wir wissen es nicht!
"Alte Säcke" wie wir sind, zogen wir uns zurück, als Begründung einen Satz nehmend den ASP Gitarrist Matze von sich gab. "Das es sich nicht lohne, da ASP betrunken eh immer die selben Geschichten erzähle!"
Auf jeden Fall war es ein genialer Abend, mit vier guten Konzerten, von vier wirklich guten Acts.
Und es bleibt zu hoffen das dieses Ereignis auch nächstes Jahr noch stattfinden wird. Dann vielleicht in der Kulturruine selbst, denn für die paar Gäste muss man nicht die Festhalle mieten. Und die Hoffnung das die "Rezession", oder was immer es ist, irgendwann einmal verschwindet. Denn die Beteiligten haben sich wirklich alle Mühe gegeben ihr Publikum zu unterhalten. Was unserer Meinung nach auch gelungen ist. Macht weiter so Leute und lasst Euch nicht unterkriegen. Ohne Euch wäre die Musikszene zumindest um einiges ärmer!
(Sir Ritchie und Thomas Sabottka, mit freundlicher Genehmigung von The-Gothicworld.de)
Konzert:
No Mercy Festival 2003, Testament, Marduk, Death Angel, Die Apokalyptischen Reiter, Nuclear Assault, Pro Pain, Darkane - Berlin, Columbiahalle
Konzert vom Pünktlich ist eine Zier, doch Berliner kommt gern ohne ihr. Und so mussten die bemitleidenswerten Jungs von
DARKANE für ungefähr 30 Thrash-Beamten anfangen. Doch die Jungs ließen sich überhaupt nicht beirren, machten ordentlich Dampf und flippten auf der Bühne herum, als sei die Halle zum Bersten gefüllt. Mit Songs wie "Innocence Gone", dem Opener des aktuellen Albums "Expanding Senses" oder Chaos Vs. Order zeigten die Jungs um die viel beschäftigen Herren Ideberg und Wildöer, was sie können. Und das ist allehand und liegt irgendwo im Fahrwasser von Meshuggah so. Echt schade, dass kaum jemand was von der knappen halben Stunde mit bekam.
Das wurde auch nur allmählich besser. MALEVOLENT CREATION entfachten im wahrsten Sinne des Wortes ein "Inferno Desire". Phil Fasciana und sein Gefolge zimmerten ihre Bienenriffs fleißig in die immer noch sehr dünn besiedelte Halle. Und machten ordentlich Dampf, wobei allerdings das mächtig künstliche Double-Bass-Gewummere ein wenig störte. Dennoch ein sehr ordentlicher Gig.
PRO-PAIN kamen - noch nicht. Ellenlange prokelten die Schlagzeug-Roadies sehr zum eigenen Missfallen am Schlagzeug herum, schließlich schien auch noch mit der PA was nich hinzuhauen. Sichtlich genervt betritten die Hardcore-Hools (haben die eigentlich abgespeckt?) dann doch die Bühne und rockten los, als hätten sie den besten Sound der Welt. Hatte sie aber nicht, so dass der eigentlich vorhandene Groove der New-Yorker irgendwo hängenblieben, nur nicht in den Ohren des Auditoriums. Im Laufe der Zeit wurd’s besser, Oldies wie "State Of Mind" rockten gewaltig, "Make War Not love" musste in Zeiten nicht unbedingt sein, sei’s drum.
Dann kifften sich Kollege Lilker und die Streitmacht von NUCLEAR ASSAULT auf die Bühne. So cool der Ex-Anthraxler auf der Bühne post, so hektisch marodiert der kleine dicke Schreihals John Connelly über selbige. Sicherlich haben und hatten Songs wie "Lesbians", Hang The Pope" oder "Game Over" ihren Charme. Nur, und ich glaube, das lag nicht nur am fürchterlichen Sound: Irgendwie konnten NUCLEAR ASSAULT eben jenen nicht bis Ostern 2003 hinüber retten. Weiter kiffen, vielleicht kommt’s mit dem neuen Material.
DIE APOKALYPTISCHEN REITER gehören unbestritten zu meinen Lieblingsbands und unter den 800 Anwesenden war ich da sicherlich nicht alleine. Von "Vier Reiter stehen bereit" bis "Metal Will Never Die" feierten die Jungs mit dem neuen Live-Gitarristen Pit und den Reitermaniacs eine Party zwischen Froh- und Wahnsinn. Doch: Während viele mitgingen wie die Weltmeister, standen andere mit verschränkten Armen und staunten über das mannigfaltige Treiben auf der Bühne. Egal; klasse war’s, auch, wenn mancher spontaner Sprung oder Tritt ein wenig einstudiert wirkte, wenn manch Sanges-Einsatz zu früh kam oder "Unter der Asche" wohl dem PRO-PAINschen Zeitverlust zum Opfer fiel. Besonderheit:
Die von vorhin noch bemitleidenswerten Drumtechniker Fozzy und PRO-PAIN-Drummer Richy sowie ein weiterer Techniker schmettern als Backgroundchor mit, wussten zwar nicht wirklich, was sie taten, hatten aber wie die meisten der Beteiligten einen Heidenspaß.
DEATH ANGEL . Im Gegensatz zu NUCLEAR ASSAULT schaffen sie es, ihre Songs, in die Neuzeit zu transportieren. Das liegt zum einen am unglaublichen Charisma der gesamten Band, zum anderen an den fabelhaften Songs. "´Seemingly Endless Time", "Third Floor", "Voracious Souls", "Evil Priest" oder das hypergeniale "Kill As One" inklusive Mitsing-Teil. Dazu gesellte sich ein wirklich actives Stage-Acting. Alles in allem ein wirklich überzeugender Auftritt, auch, wenn mir der Gesang von Mister Marc Osegueda irgendwie ein wenig quäkig rüberkam. Vielleicht kommt’s aber nur, weil ich die Jungs seit dem letzten Dynamo nur noch mit ihrem genialen Club-Gig vergleiche.
MARDUK spielten "World Funeral" , Titelstück vom neuen Album, spielten ihren Kram ohne jegliche Kompromisse, was den ein oder fünf anwesenden Schwarz-Wurzel in der Columbiahalle sehr viel Spaß zu machen schien, den Rest zu lautstarken Missfallenskundgebungen trieb. Ich für meinen Teil hatte noch auf dem Heinweg Angst. Ich hatte Angst, dass MARDUK mich auf einer Tankstelle entdecken könnten und sie dort live spielen, dass sie auf einem Rasthof zwischen Kaffee und Brötchen meine Ruhe mit einem kleinen Gig stören oder dass sie mein Auto kapern und sie mir ihre Weisen auch noch auf der Rückfahrt in echt präsentieren. Weil sie eben so gerne live spielen. Oder nicht so gerne zu Hause sind, kein Wunder, wenn da alles voller Militär-Devotionalien steht …
Man gut, dass dann die guten alten TESTAMENT anstanden. Also jedenfalls bald, denn die Herren gönnten sich gut und gerne 45 Minuten Umbaupause, um dann ein gutes Stündchen zu spielen. Überhaupt schienen sich die Herren doch ein wenig Rockstar-mäßig zu verhalten, allein das 20-Euro-Preisdiktat bei den T-Shirts zeugt nicht gerade für übertriebene Fan-Nähe. Aber egal: die Kalifornier, von denen streng genommen nur die Herren Petersen und Billy übrig geblieben sind und Meister Bass di Gorgio (Sadus) - Steve Smythe und Borknagars Asgeier Mickelson vervöllständigten das Line-Up - schon länger dabei ist, rockten los mit der Energie der frühen Tage. "D.N.R." und "Down For Life" eröffneten einen Dampf-Rammen-Gig und auch, wenn ich "Low" nicht so sehr mochte, stimmte der Rest - auch trotz vieler fehlender Hits. Immerhin: "Burnt Offerings”, "Into The Pit”, "Trial By Fire”, "Over The Wall” oder das Schluss-Stück "Disciples Of The Watch” waren dabei. Viele Zuschauer am Ende nicht mehr, weil sie lallend umgefallen sind, weil sie die Bahn kriegen mussten, weil sie immer noch auf die Bratwurst im lahm geführten Biergarten warteten, weil sie nicht wieder rein gekommen sind, nachdem sie kurz raus wollten oder weil sie einfach nicht mehr konnten. Gutes Billing, viel zu viele Bands, zu große Halle für zu wenig Zuschauer, 30 Euro sind viel Geld, weniger Bands wären mehr. So erinnern mich diese Events immer wieder an amerikanische Fast-Food-Ketten. Schmeckt eigentlich ganz gut, letztlich aber bleibt trotz großer Qualität der Zutaten ein mild-fader Beigeschmack.
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