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Doomed Heavy Metal

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Das ist ja mal ein rezensentenfreundlicher Titel. “Doomed Heavy Metal” haben KHEMMIS ihren neuesten Output genannt und damit die stilistische Ausrichtung der EP bereits ziemlich exakt definiert. Das Quartett aus Denver, Colorado hat mit seinen bisherigen drei Alben ordentlich Staub aufgewirbelt und sich zu sowas wie Underground-Lieblingen gemausert. Durchaus zurecht. Die Melange aus Achtziger-Kauz-Metal, Doom und modernen Elementen á la MASTODON (Letztere eher im Klangbild) ist originell und wird kompetent vorgetragen. Die Vocals sind dankenswerterweise überwiegend clean und sehr melodisch, nur gelegentlich unterbrochen von harschen Einwürfen.

Das Mini-Album, mit der stattlichen Spielzeit von über 38 Minuten, startet mit einem Cover von DIOs unsterblichem Gassenhauer “Rainbow In The Dark”. Die tragende Keyboard-Melodie wird hier auf die Gitarre übertragen und das ganze Stück mal flugs ein paar Töne tiefer gelegt. Das gibt dem Song einen richtig frischen und superfetten Sound. Alle Daumen nach oben! KHEMMIS legen mit “Empty Throne” nach, einer Nummer, die bislang nur auf einer raren Flexi-Disc erhältlich war und eindrucksvoll beweist, warum die Band in den letzten Jahren so viel Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte. Insbesondere dieser Track erinnert stark an das völlig unterbewertete Album “Yet So Far….” von REVELATION. Beim dritten Song handelt es sich erneut um ein Cover, diesmal der wirklich obskuren Art. “A Conversation With Death” stammt im Original von LLOYD CHANDLER, einem Folk-Musiker und Baptistenprediger, Jahrgang 1896. Selbst dieses maximal Genre-ferne Ausgangsmaterial vereinnahmen KHEMMIS vollkommen für sich und machen daraus einen düsteren und zähen Groover. Beeindruckend.

Abgerundet wird die EP mit drei Live-Version von Stücken der bisherigen Studioalben. Kann man gut hören, doch die Musik spielt (sic!) tatsächlich in der ersten Hälfte der Scheibe. Sollten KHEMMIS dieses Niveau auf ihrem nächsten Longplayer durchgehend halten können, steht uns Großes bevor. 

 

Doomed Heavy Metal


Cover - Doomed Heavy Metal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 6
Länge: 38:23 ()
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Phoenix

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Mit "Phoenix" erscheint nun das vierte Album der Finnen, denen man vom Stil her schon eine sehr deutliche Nähe zu SYMPHONY X anmerkt. Da ich großer SYMPHONY X-Fan bin, stört mich das natürlich nicht, man solllte es aber schon erwähnen. Es kommt mit Peter Zalesky ein neuer Sänger zum Einsatz, der seinen Job ganz hervorragend macht, bei den Ausflügen in höhere Gefilde jedoch an seine Grenzen stößt. 

Absolut Genre-typisch beginnt das Album mit "Eye Of Horus", der Song hätte auch auf einem (guten) SYMPHONY X-Album aus den 90ern sein können. Ist jetzt nicht wirklich innovativ, lässt sich aber wunderbar anhören. 

"Listen To The Devil" setzt das Schema genauso fort, nicht schlecht, aber auch eben nichts Neues dabei. Ich fürchtete schon, dass jetzt Langeweile aufkommen könnte. 

Doch Track Nummer Drei, "Shadow Of The Moon", verbreitet eine wunderbare Stimmung und ist von der Gesamtstruktur so aufgebaut, dass man tatsächlich emotionale Stimmungswechsel erlebt, und es ist für mich mit das interessanteste Stück auf der Platte. 

Weitere Abwechslung bringt auch das orientalisch angehauchte "Osiris Rising". Etwas schwerere Drums und eine etwas dünner instrumentierte Strophe bauen eine schöne Spannung auf, ergänzt von ein paar orientalischen Klängen. Mit einem besseren Refrain hätte etwas aus dem Song werden können, der fehlt jedoch leider.

"Curse Of The Pharao" macht das deutlich besser und hat für mich alle Zutaten (in guter Qualität) um mein Lieblingstrack des Albums zu sein. Jetzt nicht erschrecken, aber bei "To Hell And Back" fühle ich mich zunächst musikalisch doch sehr deutlich an QUEENSRYCHE erinnert. Passt nicht wirklich hier hin, dazu noch furchtbare Drums. Ein schönes Lick auf dem Keyboard hebt "Phoenix Rising" dann positiv ab, zündet bei mir aber irgendwie auch nicht so richtig. 

"The Miracle" beschert uns dann zum Ende erstmals ein paar sanftere Töne in Form einer Ballade. 

Im Vergleich zu Genre-Größen wie DREAM THEATER oder SYMPHONY X merkt man, dass sowohl im Bereich des Gesanges als auch in der Gitarrenarbeit, die individuelle Klasse nicht erreicht werden kann. Die Produktion ist soundtechnisch erste Sahne, allerdings sind mir die Drums ein wenig zu dominant. Die Platte offenbart mir insgesamt zu viele Schwächen und zu wenig Eigenständigkeit, so dass es dieses Mal nicht für einen "Tipp" reicht. 

 

Phoenix


Cover - Phoenix Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 42:29 ()
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Born To Thrash (Live In Germany)

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Ein Live-Album von DESTRUCTION, laut Bandkopf Schmier die „spontanste Idee, die wir je realisiert haben“, macht das Sinn? Jawohl, das macht tatsächlich in der heutigen Zeit mehr als Sinn. Viele Punkte sprechen dafür. Die Corona-Krise (gähn!) wird Liveshows von DESTRUCTION in Zukunft mächtig erschweren, die Aufnahmen vom Party.San-Open Air waren einfach zu gut, um nicht verwendet zu werden, und außerdem liegt das letzte Live-Lebenszeichen von Schmier und seinen Mitstreitern mit „Curse Of The Antichrist“ elf Jahre zurück. Im Übrigen hat sich der Sound von DESTRUCTION mit der Verpflichtung eines zweiten Gitarristen vor zwei Jahren maßgeblich auf den Druck der Band ausgewirkt. Gitarrensoli schwirren jetzt nicht mehr einsam in der Luft umher, sondern werden druckvoll untermauert. Für Soundlücken ist bei DESTRUCTION in der jetzigen Konstellation einfach kein Platz mehr.

Obwohl „Born To Thrash“ eine spontane Bestandsaufnahme ist, zeigt sich der Sound immens druckvoll und satt. Wenn man aber einige von Schmiers Aussagen für bare Münze nimmt, ist er kein großer Freund von Studionachbearbeitung, und somit gehen wir davon aus, dass die Band einfach einen verdammt guten Tag hatte, und die Finger und die Stimmbänder immer an der richtigen Stelle ihren Job erledigten. Zusammengefasst sind also am Sound und Zusammenspiel nichts zu meckern, und da auch das Publikum und Schmier sich gegenseitig die Bälle zuspielen, kommt ein ehrliches und überzeugendes Live-Feeling auf, welches nach Bier, Kutten und Schweiß riecht. So muss das sein!

Kommen wir zu der Besonderheit von „Born To Thrash“. Die digitale Variante des Albums wird über zwei Monate vor der Digipak- und Vinyl-Version veröffentlicht. Kommt selten vor, aber macht hier auch Sinn, da DESTRUCTION sich für die physischen Veröffentlichungen (Stichtag: 17. Juli 2020) etwas Besonderes ausgedacht haben. Zu Vinyl und CD wird eine herausnehmbare Weltkarte mitgeliefert, auf der Fans ihr erstes DESTRUCTION-Konzert markieren konnten. Eine feine und interessante Aktion, und ich bin tatsächlich auf das Endresultat gespannt. Dies macht die Wartezeit erträglich und spannend zugleich und gibt den Presswerken noch ein wenig Zeit zum Druck der Scheiben.

Über die Songauswahl müssen wir nicht viel reden. Hier reiht sich Klassiker an Klassiker. Ob „Mad Butcher“, „Thrash Till Death“, „Total Desaster“… Hier bleibt kein Auge trocken und kein Nacken geschont. Leider befinden sich unter den zehn Songs nur zwei Stücke aus dem Album „Born To Perish“, welches auf dem Party.San eigentlich vorgestellt werden sollte. Ok, wenn man zu viele Klassiker in der Hinterhand hat und diese vom Publikum auch gefordert werden, dann muss eine Band eben Kompromisse eingehen. Dafür kommt der Titeltrack der vorzustellenden Scheibe „Born To Perish“ gleich doppelt brutal rüber, und man merkt, dass jeder der Musiker stolz den neuen Song der Masse vor den Latz haut.

Insgesamt wird dem Fan in den fast 54 Minuten alles geboten, was man von einem DESTRUCTION-Konzert erwarten kann. Geniales Zusammenspiel, feinster Sound und ein gut aufgelegtes Publikum. Wegen mir hätte die Live-Dröhnung noch wesentlich länger dauern können, aber an der Spielzeit der Party.San-Macher können wir jetzt auch nichts mehr drehen.

Wer es nicht mehr abwarten kann, besorgt sich den Download oder wartet eben auf die kommenden Veröffentlichungen. Für jeden Thrash-Fan ein ziemliches „Must-Have“ und für DESTRUCTION-Neulinge eine Scheibe, die den Einstieg in die Welt des Butchers einfach und kompromisslos gestalten wird. Eine feine und runde Sache.

 

Born To Thrash (Live In Germany)


Cover - Born To Thrash (Live In Germany) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 53:14 ()
Label:
Vertrieb:
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Tales: Of Humanity And Greed

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Dass Franzosen in musikalischer Hinsicht gerne mal den komplizierteren Weg einschlagen, bewiesen in der Vergangenheit schon (geniale) Truppen wie DEATHSPELL OMEGA, BLUT AUS NORD, ALCEST, GOJIRA oder auch weniger dem härteren Lager zuzurechnende Klangzauberer wie MAGMA oder JACK DUPON. TEMNEIN reihen zwar nicht zwischen diesen Referenzbands ein, sind jedoch ebenfalls alles andere als leicht verdaulich. Ihr progressiver Melodic Death Metal, den sie auf ihrem inzwischen dritten Album seit der Bandgründung 2009 auffahren, will auch nach einem Dutzend Hördurchläufe kaum zünden. Die im Info genannten Referenzen DARK TRANQUILLITY, OPETH oder INSOMNIUM mögen in stilistischer Hinsicht passend sein, aber TEMNEIN schaffen es auf „Tales: Of Humanity And Greed“ nicht, nachhaltig wirkende Songs zu schreiben und/oder eine durchgehend mitreißende Atmosphäre zu schaffen. Sauber und druckvoll produzierte Stücke wie der Opener „The Blind And The Greedy“ (nach dem Intro „The Storyteller“), „I Am Davy Jones“, „City Of Gold“, „Dirge For Termina“ oder das abschließende, überlange „Scums Of Hamelin“ sind dabei keineswegs schlecht, fahren mitunter fette Grooves und einschmeichelnde Melodien auf, und Frontmann Morgan Rappe gibt sich mit seinen Screams und Growls ebenfalls keine Blöße, aber am Ende des Tages, beziehungsweise des Albums, bleibt von den zehn Kompositionen leider zu wenig bis gar nichts hängen. Und das ist schade bei dem durchaus vorhandenen und nicht gerade niedrigen Potential der Band. 

 

Tales: Of Humanity And Greed


Cover - Tales: Of Humanity And Greed Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 52:6 ()
Label:
Vertrieb:
News:

DEEP PURPLE - exklusive 10" Vinyl EP!

Am 20. Juni - zum Record Store day - erscheint eine exklusive Deep Purple-EP bei ausgewählten Indie-Fachhändlern.

Diese limitierte 10” Vinyl ist nicht nur die erste physische Veröffentlichung des kommenden Studioalbums, sie birgt auch eine weitere Überraschung in sich. Zusätzlich zu den bisher veröffentlichten Singles „Throw My Bones” und „Man Alive” enthält die Vinyl ein dritten, bisher ungehörten Song des neuen Studioalbums „Whoosh!”, der bis zum offiziellen Album-Release am 07. August ausschließlich auf dieser physischen Single zu hören ist.
Der Name des Songs wird in den kommenden Tagen auf den Social Media-Profilen der Band verkündet!
Fans aus den UK and Skandinavien werden die EP ab dem 17. Juli erwerben können.

„Whoosh!" ist der Nachfolger der weltweiten Chart-Erfolge „inFinite" (2017) und „NOW What?!" (2013). 
Auf „Whoosh!“ vereinen Deep Purple zum dritten Mal ihre Kräfte mit Produzent Bob Ezrin. Gemeinsam schrieben und nahmen sie in Nashville die neuen Songs auf und kreierten das bislang vielseitigste Werk ihrer Zusammenarbeit. Deep Purple lassen sich in ihrem Schaffen nicht eingrenzen, strecken sich in alle Richtungen aus und lassen ihrer Kreativität freien Lauf.

„Putting the Deep back into Purple" wurde im Studio schnell zum inoffiziellen Motto. Bereits mit den ersten Songs war klar: Deep Purple und Bob Ezrin waren auf dem Weg ein neues Album zu schaffen, das die Grenzen der Zeit überschreitet, während sie sich mit ihrem Unmut über die aktuelle Situation der Welt an alle Generationen richten. 

Whoosh ist ein onomatopoetisches Wort, das, wenn man es durch das eine Ende eines Radioteleskops betrachtet, die vorübergehende Natur der Menschheit auf der Erde beschreibt, und vom anderen Ende, aus einer näheren Perspektive, die Karriere von Deep Purple illustriert.” - ig

„Whoosh!" erscheint als limitiertes CD+DVD Mediabook (inkl. 1h Video „Roger Glover and Bob Ezrin in Conversation" und der erstmaligen Veröffentlichung der vollständigen Perfomance der Band beim Hellfest 2017), 2LP+DVD Edition, limitiertes Boxset und als digitale Version am 07. August 2020 über earMUSIC. 

Das Album kann hier vorbestellt werden: https://deeppurple.lnk.to/WhooshPR

Alle Informationen gibt es auf www.deep-purple.com

 



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Synchronized

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Die Alterspräsidenten des britischen AOR beehren uns mit ihrem zwölften Studioalbum. FM veröffentlichen “Synchronized” 36 Jahre nach der Bandgründung, und im Gegensatz zu eher mittelprächtig gealterten Mitstreitern stimmt hier der musikalische Output absolut.

Einer der großen Pluspunkte von FM ist die unverwechselbare und in diesem Genre ziemlich außergewöhnliche Stimme von Frontmann Steve Overland. Der Mann hat überhaupt nichts mit affigen Hair-Metal-Kaspern zu tun, sondern tonnenweise Soul in der Stimme. In dieser Hinsicht liegt er rein gesanglich ziemlich nah an Landsleuten wie Paul Young oder Mick Hucknall und trägt wesentlich dazu dabei, dass sich FM den größten Feind des AOR - das gefräßige Kitsch-Monster - weit vom Hals halten. Hervorzuheben ist ebenfalls das großartige Gitarrenspiel. Abwechslungsreich, oft bluesig, mit viel Gefühl. Da sind hervorragende Musiker am Werk.

Das alles würde aber nicht viel nützen, wenn FM keine Songs schreiben könnten, aber auch hier haben die alten Hasen alles richtig gemacht. Das durchgängig starke Liedgut übertrumpft die guten Alben der letzten Jahre nochmals deutlich. Ob es jetzt eher Uptempo-Geschichten wie der Opener “Synchronized” (mit tollen Bläsern!), der Hit “Broken” oder balladeske Nummern wie “The Ghosts Of You And I” und “Angels Cried” sind: alles Volltreffer, an denen sich jeder Fan anspruchsvoller, melodischer Rockmusik ergötzen kann. Und auch allen anderen sei gesagt: wer als echt trver Metaller nach dem allnächtlichen Ziegenopfer-Ritual auf dem Friedhof mal richtig schön die Seele baumeln lassen will, der lausche dem bunten FM´schen Melodienstrauß.

 

Synchronized


Cover - Synchronized Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 59:0 ()
Label:
Vertrieb:
News:

Neue Single "Crystal Blue" von LATE NIGHT LEGACY

Mit "Crystal Blue" haben die Jungs aus Leeds eine neue Single veröffentlicht.

Nach bisherigen Highlights wie der Tour mit DURAN DURAN und Auftritten auf diversen größeren Festivals wie dem Camden Rocks, hofft die Band, mit dem neuen Song kommerziell durchzustarten. 

Ihr könnt ihn hier anhören.



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Obsidian

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32 Jahre beglücken uns PARADISE LOST nun mit ihrer Musik, und irgendwie scheinen die Engländer nicht müde zu werden. Natürlich hat sich die Musik von PARADISE LOST in einer solchen Zeitspanne gewandelt, und von Großwerken wie „Lost Paradise“ und „Gothic“ ist nicht mehr viel übrig, obwohl man noch immer den ureigenen Stil der Band auch auf „Obsidian“ an einigen Stellen erahnen kann. Die Leidenschaft und die Affinität zu einer düsteren Atmosphäre sind trotz aller musikalischen Wandlungen immer die gleichen geblieben. Obisidian… dunkel, düster, schwarz… In den letzten Jahren lief es gut für PARADISE LOST, und man konnte auf verschiedenen Festivals auf den begehrten letzten Rängen spielen, was einer stetig gewachsenen Fanbase geschuldet ist. Und wie schlägt sich jetzt Album Nummer 16, „Obsidian“,  der METALLICAs des Gothic Metals?

Kommen wir also zur Musik und daher zum neuen Album, welches grandios mit dem Track „Darker Thoughts“ beginnt. Nick Holmes´ Stimme wird von einer cleanen Gitarre und einer Geige umschmeichelt. Eine wirklich tolle Stimmung wird aufgebaut um sich dann zu entladen. Holmes´ Stimme verwandelt sich in dominante Growls, und die Gitarren zaubern das typische PARADISE LOST-Feeling aus den Ärmeln. Ein genialer Auftakt für das Album, und ich garantiere eine Aufnahme in die Live-Setlist in den nächsten Jahren. Mit einem Klassiker zu beginnen kann natürlich für den Rest der Songs und des Albums gefährlich werden. „Fall From Grace“ kann aber das Level halten. Und das spielend! Ein typischer Song der Engländer, der auch auf „Shades Of God“ hätte stehen können. Ein toller Refrain, der leicht nach METALLICA auf Doom klingt. Gitarrist Mackintosh macht das, was er am Besten kann und kreiert eigene Riff-Welten und begeistert mit seinen Soli und Leads, die man wahrscheinlich unter tausend Bands raushören kann. Ok, Song Nummer Zwei sauber und bravourös abgeliefert, und auch ein kleiner Part, welcher an seelige „Gothic“-Zeiten erinnert, lässt das Herz mächtig hochschlagen.

Wer denkt, das geht jetzt so weiter, der liegt komplett falsch. Mit „Ghosts“ frönen die Engländer massiv ihrem Faible für den Gothic-Rock der achtziger Jahre. Man muss den Namen SISTERS OF MERCY in den Mund nehmen, und wenn Holmes „for Jesus Christ…“ ins Mikrofon singt, werden leichte Erinnerungen an Peter Steele und TYPE O NEGATIVE wach. Klingt gut? Ja, aber nach den ersten zwei Songs irgendwie unpassend im Gesamtkontext. Das hat aber nicht mit den Qualitäten des Songs zu tun, diese bleibt unbestritten sehr hoch, aber man hatte sich nach den ersten Songs irgendwie anders musikalisch vor der Stereoanlage eingerichtet.

„The Devils Embrace“ schlägt erstmal ruhige Piano-Klänge an um dann die fetten Gitarren so richtig zur Geltung kommen zu lassen. Holmes schaltet sich mit beschwörendem Gesang ein, der wieder mal ein wenig an James Hetfield erinnert, bis Holmes es nicht mehr aushält und die Growls aus dem Keller holt. Hier spielen sich die Musiker die Karten gegenseitig zu und können so gar nichts falsch machen. Das sind PARADISE LOST in Hochform, welches auch Drummer Väyrynen merkt und den Song mit druckvollem Spiel eindrucksvoll über die Runden bringt. Wir sammeln noch mehr Bonuspunkte und haben schon jetzt drei Volltreffer und einen sehr guten Song, der eigentlich nicht in die Wertung gehört.

„Forsaken“ beginnt wie ein Song von der Platte „Cyberpunk“ von Billy Idol und doomt sich mit tragenden Gitarren langsam ein. Sehr eingängig gestaltet und fast nicht sperrig genug. Es fehlt hier ein wenig die gewohnte Kauzigkeit, und mit eingestreuten Keyboards wirkt „Forsaken“ ein wenig zu glattgebügelt. Klar, ein guter Song, aber das vorgelegte Niveau konnte ja auch nicht auf Dauer haltbar sein. „Serenity“ beginnt mit überzeugenden Lead-Gitarren. Und trotz massivem Doom-Einschlag geht man sehr direkt zu Werke. Holmes holt aus seiner Stimme Töne, die man eigentlich aus der Anfangsphase der Band gewohnt war. Klingt alles in sich sehr stimmig und gut durchdacht, aber es fehlt ein klein wenig Eingängigkeit. Im Mittelpart trumpfen die typischen Lead-Gitarren auf, die PARADISE LOST so einzigartig machen. Insgesamt ein wirklich guter Song.

„Ending Days“ beginnt wie der Name vermuten lässt - langsam, traurig und verzweifelt. Man kann den tropfenden Regen quasi hören, und jedes geseufzte „Suffer“ von Holmes wird ihm sofort abgenommen. Da hätte es die traurige Geige gar nicht mehr gebraucht. Emotionen werden in diesem Song ganz hoch gehandelt, und hier hätte man definitiv auch keine lauten Töne von Holmes gebraucht. Dieser Song lebt von seiner unendlichen Traurigkeit. Fazit: Keiner kann so traurig doomen wie die Jungs von PARADISE LOST.

Und da die Hoffnung nie stirbt, klären uns die Jungs mit „Hope Dies Young“ über diese Fehlinformation auf. Ein typischer Song der Band, welcher auch auf „Draconian Times“ seinen Platz gefunden hätte. Eine pfiffige Keyboardmelodie und eine schöne Vocal-Line gestalten den Song sehr eingängig und liefern somit einen extrem hohen Wiedererkennungswert. Nach vier Minuten ist der Spuk vorbei, und Holmes konnte auch hier ohne Growls überzeugen. Mit „Ravenghast“ kommen wir zum Rausschmeißer von „Obidian“. Drückende Atmosphäre, brutale Riffs, geniale Leads. Alles vorhanden, Holmes mit einer Glanzleistung im Wechselgesang. Hier zeigen PARADISE LOST ganz klar, wer in diesem Genre das Zepter hochhält. „Ravenghast“ ist ein mehr als würdiger Abschluss einer großartigen Veröffentlichung und reiht sich in das Genialitätslevel der ersten beiden Songs ein.

„Obsidian“ zeigt die ganze Stärke der Band. Hier wurde ein Juwel geschliffen, an dem man sich noch in Jahren erfreuen kann. Wenn es nach mir ginge, könnte die Band auch in den nächsten 32 Jahren noch weiter solche Meilensteine veröffentlichen. Das Teil ist megastark und darf einfach nicht in einer Sammlung fehlen, in der noch ein Plätzchen für eine wahre Sternstunde der Musik ist. Großartig!

 

Obsidian


Cover - Obsidian Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 55:54 ()
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Songs Of Blood And Liberation

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Die Flensburger veröffentlichen mit „Songs Of Blood And Liberation“ in diesen Tagen ihr Debütalbum, nachdem es laut Info ganze 25 Jahre gedauert hat, die Band zusammen zu bekommen, die aus Mitgliedern diverser Post- und Noise Rock-, aber auch Death Metal- und Grindcore-Bands besteht. Und wie der Bandname bereits sehr subtil suggeriert, regiert hier eben jener GRIND in der absoluten Mehrheit. Mit Vorbildern wie NAPALM DEATH, CARCASS, NASUM oder LOCK UP, bläst das Quintett ziemlich genau eine halbe Stunde lang zum Angriff, wobei das Gaspedal gerne mal durchgetreten wird (im Opener „Gratitude In Red“ oder den kurzen Eruptionen „De-Arranged Bones“ und „Liberate“), aber auch Raum für fette Midtempo-Passagen bleibt (in „Exclusion“,  dem seinem Namen entsprechenden „Doomed“ oder dem Groover „Necklaces Of Death“), wobei das Quintett stets gelungene Übergänge schafft und ein druckvoller (wenn auch etwas steriler) Sound den zehn Geschossen zusätzlichen Dampf verleiht. Auch wenn GRIND an ihre oben erwähnten Idole – speziell in Sachen Songwriting - (noch) nicht heranreichen, so ist „Songs Of Blood And Liberation“ ein guter Einstand geworden, der in der Schnittmenge aus Grindcore (ca. zwei Drittel) und Death Metal (ca. ein Drittel) garantiert seine Fans finden wird, und ich bin mir sicher, dass die Jungs locker das Potential haben, hier beim nächsten Mal einen „Tipp“ einzufahren.  

 

Songs Of Blood And Liberation


Cover - Songs Of Blood And Liberation Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 30:15 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

2020

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Adrian Vandenberg war Anfang der 80er mit seiner nach ihm benannten Band aktiv, aber so richtig in den Fokus der Öffentlichkeit kam der niederländische Gitarrist durch seine Liaison mit David Coverdales WHITESNAKE. Auch wenn er dort insgesamt 10 Jahre beschäftigt war, hören wir sein Spiel, abgesehen von zwei/drei Livescheiben, nur auf einem Studioalbum ("Restless Heart"). Zumindest seine Klasse als Songwriter (+ "Slip of the Tongue") durfte er bei zwei Alben unter Beweis stellen. Heuer kredenzt uns der blonde Hüne die Reinkarnation seiner VANDENBERG-Band, und die interessanteste Personalie bei dieser Neuaktivierung ist Sänger Ronnie Romero, der chilenische Tausendsassa, der längst zum Sanges-Söldner mutiert ist (RAINBOW, CORELEONI, MICHAEL SCHENKER FEST, THE FERRYMEN u.a.) und so sein Talent zwar finanziell vergoldet, sich dadurch aber künstlerisch eher beliebig macht. Hier ist aber Besserung in Sicht, ist er doch zu seiner Stammformation LORDS OF BLACK zurückgekehrt und hat sein Engagement bei CORELEONI beendet, wenn auch, so wurde es zumindest kommuniziert, nicht ganz freiwillig.

Kommen wir zum Album dieser vielversprechenden Zusammenarbeit. VANDENBERGs "2020" verortet sich im Classic Rock und orientiert sich wenig überraschend an Bands wie WHITESNAKE und RAINBOW. Es ist spürbar, dass hier viel Inspiration, Leidenschaft und Motivation in dem Longplayer stecken. Adrian Vandenberg will , so könnte man meinen, jedem nochmal zeigen, was er im Stande ist abzuliefern, wurde er doch zumindest bei WHITESNAKE seiner großen Chance durch Verletzung oder eben den Zeitgeist ausgebremst. Der dynamische Opener "Shadows Of The Night" erinnert dann auch an DEEP PURPLEs "Burn" und das darauffolgende, groovende "Freight Train" an WHITESNAKE. "Let it Rain" kredenzt uns eine Melodie, die mehr eigenes Profil zeigt und sich mit seiner zarten Melancholie durchaus zum Hit mausern könnte. Großartige Nummer! Das persönlich anmutende "Shitstorm" vermittelt Kämpfergeist und punktet einmal mehr mit einer kraftvollen und mitreißenden Performance von Ronnie Romero. Gegen Ende liefert uns das Quartett eine Neueinspielung des kleinen VANDENBERG-Hits "Burning Heart 2020", eine atmosphärische Nummer, die zwischen GREAT WHITE und RAINBOW zu Turners Zeiten plaziert werden kann.

"2020" ist ein Hard Rock-Album ohne songwriterische und handwerkliche Makel. Es geht in seiner Ausrichtung auf Nummer sicher und wagt keinerlei Experimente oder bietet gar Innovationen an. Aber wer hätte die schon erwartet bei zwei so geprägten Protagonisten? Wer auf Classic Rock der alten Schule steht, der kommt 2020 an diesem Werk nicht vorbei.

 

2020


Cover - 2020 Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:11 ()
Label:
Vertrieb:

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