THRUST haben einen neuen Trailer für das neue Album "The Helm Of Awe" veröffentlicht. Der Trailer beinhaltet einen kurzen Ausschnitt aus dem Song "Blood In The Sky":
Line-Up:
Eric Claro – vocals
Ron Cooke – guitars
Ray Gervais – bass
Joe Rezendes – drums
Angel Rodriguez – guitars
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album „3D“, welches die konsequente Fortführung des Erfolgsalbums „Halt Mich Fest“ bedeutet. Wie empfindet Ihr die ersten Reaktionen auf Euren neuen Output?
Vielen Dank! Die Platte kommt bei den meisten Fans und Rezensionen sehr gut an. Darüber freuen wir uns natürlich. Aber klar, es gibt auch kritische Stimmen, das bleibt nicht aus. Aber insgesamt sind die Reaktionen sehr positiv.
Warum hat es geschlagene drei Jahre gedauert, bis wir in den Genuss von „3D“ kommen durften, und was steckt überhaupt hinter dem Albumtitel „3D“?
Wir brauchen halt immer etwas um uns aus dem Schreibtief nach einem Album-Release wieder raus zu kämpfen. Album-Depression! Letztlich finde ich aber einen Abstand von zwei bis drei Jahren eigentlich auch cool. Man darf nicht zu viel machen, sonst sind es sie Leute vielleicht auch irgendwann mal über. „3D“ kam uns so in den Sinn und eigentlich, wenn man DRITTE WAHL heißt, dann hätte man in den 32 Jahren auch schon mal früher auf die Idee kommen können, ein Album so zu nennen. Liegt ja an sich auf der Hand! Unser Grafiker und unser Lichtdesigner für die Live-Konzerte waren mit dem Thema auch ganz zufrieden. Da kann man gut mit arbeiten. Letztlich haben wir nun sogar einen gleichnamigen Song auf der Platte, also alles in Allem eine runde Sache.
Jetzt müssen wir leider zu einem Thema kommen, welches in diesem Interview angesprochen werden muss. Als Punkrock-Band seid Ihr nicht nur für gute Platten bekannt, die Mehrzahl der Fans wird Euch aber wegen Euren starken Live-Auftritten lieben. Dieser Faktor fällt ja Corona-geschuldet erst einmal aus. Wie geht Ihr mit der Situation um? Ein neues Album ohne Tour muss für DRITTE WAHL doch irgendwie eine traurige Episode der Bandgeschichte sein?
Tja, es ist bitter und hart, aber es liegt nicht in unserer Hand. Wir haben länger überlegt, ob wir die Platte jetzt rausbringen, aber wer weiß, wann es weitergeht?! Nachher warten wir ein bis zwei Jahre und bringen dann ein altes Album raus, das wir selbst nicht mehr hören können?! Noch sind die Songs frisch, und wir wollten einfach, dass sie jetzt gehört werden und nicht erst in einer unbestimmten Zukunft. Mit einer Tour wäre es aber natürlich schöner!
Durch die fehlende Tour werden Euch als Vollzeitpunks auch Einnahmen wegbrechen. Ist dies bei einer Band Eurer Größenordnung schon existenzgefährdend?
Bei uns als Band geht es noch. Unsere Fans sind wirklich super solidarisch, und sie haben uns unseren Internet-Shop nahezu leer gekauft. Das wird natürlich mit der Zeit verständlicherweise auch weniger, aber uns geht es ganz gut. Ich denke mehr an unsere Crew und die Clubs und ihre Crews. Für die sind das jetzt ganz harte Zeiten. Wir drücken allen die Daumen, dass sie diese Situation, in die sie ja unverschuldet hineingeraten sind, wohlbehalten überstehen. Vielleicht hilft ja die Politik doch noch etwas aus, obwohl meine Hoffnung da gering ist. Kultur kann halt nicht fliegen oder fahren!
Ihr arbeitet immer noch gerne im Do-It-Yourself-Verfahren, was bedeutet, dass „3D“ auf dem bandeigenen Label erscheint. Ist dies in der heutigen Corona/Spotify/MP3- Welt die einzige Möglichkeit, noch echtes Geld mit einer Veröffentlichung zu machen?
Naja, draufzahlen werden wir bei der Produktion von „3D“ hoffentlich nicht, und es wird auch etwas hängen bleiben, wenn es so läuft wie gewünscht, aber eigentlich schiebt man heute mit einer Platte immer auch die Tour an. Wir hoffen natürlich, dass die Leute trotzdem kommen, wenn es wieder weitergeht und nicht denken, „jetzt kommen DRITTE WAHL mit einem alten Album um die Ecke“!
Euer Album kategorisiert Ihr mit „Unterhaltung mit Haltung“, und somit finden sich wieder viele politische Songs auf „3D“. Als Beispiel möchte ich „Brennt Alles Nieder“ nennen, bei dem man schon eine gewisse Wut in Euch bemerken kann. Nach 32 Jahren DRITTE WAHL seid Ihr noch immer nicht müde, die Finger in Wunden zu stecken. Wird man nicht langsam altersmüde und stumpft ab, oder ist dies Euch eine Herzenssache?
Tja, die Altersmilde scheint noch etwas auf sich warten zu lassen. Wir sind aufmerksame Menschen und verfolgen das Geschehen in Deutschland und der Welt recht genau. Und wir können einige Geschehnisse aus der Vergangenheit nicht einfach so vergessen. Bei „Brennt Alles Nieder“ geht es zum Beispiel um die Geschichte in Rostock Lichtenhagen 1992. Das ist fast 30 Jahre her, aber man hat heute das Gefühl, es könnte jeden Tag etwas Ähnliches oder sogar Schlimmeres passieren. Wenn man sieht, dass heute Rechtsradikale gezielt oder wahllos Menschen ermorden, bekommt man einfach eine Mega-Wut, auch auf die Politik, die jahrelang nur nach links geschaut hat und noch heute immer vor den Gefahren von Rechts- UND Linksextremen warnt. Es ist einfach nicht die Zeit um das stillschweigend hinzunehmen.
Politisch ward und seid Ihr textlich als auch mit Aussagen immer politisch gewesen und habt Flagge gezeigt. Viele von Euch (oder alle?) haben Familie und Kinder. Gebt Ihr Eure Haltung auch an die nachfolgende Generation weiter, und wie steht diese zu dem Job ihrer Väter?
Ja klar, wir reden zuhause viel über Politik, und die Kids haben schon sehr vernünftige Ansichten. Das ist uns ziemlich wichtig, denn Veränderung fängt erst mal bei jedem selber an.
Euch war als Künstler immer wichtig, Eure Freiheit zu behalten und euer Ding durchzuziehen. Gab es in Eurer Karriere auch Momente, wo mit Geldscheinen gewedelt wurde um Euch für den Mainstream salonfähig zu machen?
Nein. Es gab mal hier und da Angebote für Plattenverträge, aber ohne dass man an unseren Songs oder unserem Stil rumpfuschen wollte. Bei einer Offerte gab es damals allerdings eine Klausel, dass wir in den nächsten drei Jahren jährlich ein neues Album liefern sollten. Zeitdruck kommt für uns aber nicht in Frage, und überhaupt finden wir das ganz cool, autark zu sein.
Ihr habt schon immer ein wenig mit dem Metal kokettiert. Ich z.B. bin vor einer halben Ewigkeit mit DRITTE WAHL durch einen Rock Hard-Sampler-Beitrag auf Euch aufmerksam geworden. Mit „Fabelhafte Vorrausetzungen“ wird wieder der Dampfhammer rausgeholt. Zielt Ihr hier bewusst auf die Zielgruppe der Metaller ab, oder liegt Euch der Metal einfach im Blut?
Nein, das ist kein Kalkül. Das ist einfach passiert. Wir hatten die Idee, und weil wir alle mehr oder weniger mit Metal aufgewachsen sind, waren wir auch offen für etwas ruppigere Klänge. Wir versuchen zu vermeiden, „gewollte Musik“ zu machen.
Interessant ist bei diesem Song auch der textliche Hintergrund. Hier schießt Ihr besonders politisch auf alles und jeden. Könnt Ihr mir hier mehr Hintergrundinformationen geben?
Na, es geht um die aktuelle Zeit, in der so merkwürdige und gefährliche Leute an den längsten Hebeln der Macht sitzen. Dass solche Menschen wie Trump oder Bolsonaro in demokratischen Ländern gewählt werden könnten, hätten wir eigentlich gar nicht für möglich gehalten. Mit diesen Gestalten wird die große Weltpolitik völlig unberechenbar, und wir sehen darin eine große Gefahr für den Frieden auf der Erde.
32 Jahre DRITTE WAHL. Wie wird es für Euch weitergehen? „3D“ zeigt noch den gleichen Hunger wie zu Gründungszeiten, aber wie lange könnt Ihr den Laden noch am Laufen halten, und wie sieht das Leben nach DRITTE WAHL aus? Gibt es hier schon einen Plan B?
Wir haben ja vor zwei Jahren zu unserem 30. Geburtstag „Bergfest“ gefeiert und uns damit auf insgesamt 60 Jahre DRITTE WAHL festgelegt. Wir machen also bis 2048 weiter und haben danach noch Zeit, eine Familie zu gründen oder eine Solokarriere zu starten. Die nächsten 28 Jahre sind also verplant und es gibt keinen Plan B.
Die Charts sind Euch nicht fremd. Euer letztes Album konnte die Top 15 erreichen, und somit bestimmt auch neue Fans an Bord holen? Wie wichtig war Euch nach der jahrelangen Arbeit und dem ständigen Touren ein solcher Erfolg?
Ach, es ist eigentlich nicht soooo wichtig, aber es schmeichelt schon. Natürlich haben wir darauf geschaut, wo wir landen, und selbstverständlich haben wir uns über Platz Sechs der deutschen Albumcharts gefreut. Alles Andere wäre gelogen, aber es verändert für uns nicht die Welt oder die Art und Weise, wie wir an die Musik heran gehen.
Wenn die Welt wieder eine bessere und somit Corona-freie Bühne wäre, mit welcher Band würdet Ihr gerne auf Tour gehen, und welchem Musiker würdet Ihr gerne mal die Hand schütteln?
BAD RELIGION wäre ein Traum! NOFX auch, aber es gibt so viele tolle Bands, mit denen wir liebend gern mal die Bühne teilen würden! Es ist schwer, da einzelne Formationen hervor zu heben. Wir haben ja noch etwas Zeit und können das alles in Ruhe angehen. Wir sind immer noch gespannt, was die Zukunft bringen wird.
Wir danken für das Interview, wünschen Euch viel Erfolg mit „3D“ und freuen uns auf noch viele gemeinsame Jahre!
Vielen Dank für´s Interesse und auch Euch alles Beste für die Zukunft!
Schwierig, hier objektiv zu bleiben. Ich bin wahrlich kein großer Fan von Symphonic Metal und werde es auch in diesem Leben nicht mehr werden. Aber ich versuche, hier fair zu bleiben und das Album so zu bewerten, wie es sich mir darstellt. Dies wird dem Einen oder Anderen nicht gefallen, aber somit kann jeder Leser dieses Review für sich selber bewerten.
LEAVES´ EYES springen als Erstes auf einen Trend auf. Der Titel des Albums verrät es schon, es geht thematisch um die Wikinger und das Ende ihrer Ära. Gut, LEAVES´ EYES haben sich auf den letzten Alben auch schon mit geschichtlichen Themen beschäftigt, aber das Aufgreifen einer Wikinger-Saga kommt mir doch ein wenig zu konstruiert und geplant vor. Kann es an der Erfolgsserie „Vikings“ auf Netflix liegen? Wollte man hier eine neue Zielgruppe ansprechen? Soll nur eine Vermutung sein, aber irgendwie liegt dieser Gedankengang doch sehr nah. Im Übrigen wird es die wenigsten Hörer interessieren, ob die Band die historischen Ereignisse genaustens studiert und vertont hat. Geschichtsunterricht sollte nicht von einer Metal-Band vermittelt werden. Solche Thematiken gehören eher an die Universität, sonst bleibt dies alles leider Pseudowissen und halbgar.
Auf „The Last Viking“ sind die Rollen klar verteilt. Sängerin Elina ist für die sanften und wirklich guten Leadvocals zuständig und kann mit ihrer dominaten und klaren Sopranstimme überzeugen. Ex-ATROCITY-Sänger Alexander Krull (Krulle) übernimmt den angriffslustigen Part und somit die Growls. Diese bewerte ich ungerne, aber es fällt doch auf, das Krulles Vocals ein wenig eindimensional und lustlos wirken. Man sollte seine tolle Stimmlage auf alten ATROCITY-Alben wie „Hallocinations“ und dem jetzigen Output vergleichen. Hier liegen Welten dazwischen, und die abgehackten Betonungen tragen leider auch ihren Teil zu einer zwiespältigen Gesangsleistung bei.
Die 14 Songs sind allesamt sehr abwechslungsreich und stimmungsvoll aufgebaut. Hier keltische Hörner, da eine mittelalterliche Trommel und andere untypische Instrumente geben sich hier ein Stelldichein. Dies eröffnet immer neue Facetten im Sound der Band und wertet jeden Song definitiv auf. Somit ein klarer Punkt auf der Habenseite. Die Gitarrenfraktion sorgt mit mächtigen und ausdrucksvollen Riffs für ein sehr kompaktes Bild und verleiht „The Last Viking“ die nötige Härte und bildet so einen gelungenen Gegenpol zu Elinas glockenklarer Stimme. Natürlich erinnert dies immer wieder an die Genre-Alphatiere von NIGHTWISH, und deren Zielgruppe wird sich bei LEAVES´ EYES auch besonders wohl fühlen. Im Song „Black Butterfly“ biedert sich die Band eindeutig bei der Fangruppe von BEYOND THE BLACK an und haut, mit Unterstützung von Clémentine von VISIONS FROM ATLANTIS, einen derart massenkompatiblen Chartstürmer raus, das es einerseits eine Freude ist, aber andererseits der Band jede Glaubwürdigkeit nimmt. Schielt hier jemand nach dem großen TV-Auftritt?
Das Album hat in jedem Fall Filmmusik-Charakter und wirkt von vorne bis hinten durchgeplant, was hier aber nicht negativ ausgelegt werden sollte. Hier sind Profis am Werk, die genau wissen, welchen Weg sie mit „The Last Viking“ einschlagen wollen. Und dieser Weg wird ein erfolgreicher sein, da bin ich mir sicher. LEAVES´ EYES kennen ihr Marktpotential ganz genau, und dieses wird mit der Scheibe bestens ausgeschöpft und bedient. Zu finden sind eindeutig keine Zufälle oder spontane Handlungen - die Band wird sich schon im Vorfeld im Klaren sein, das „The Last Viking“ einschlagen wird wie die Axt auf einem Wikingerhelm. Produktionstechnisch wurde alles sehr gut in Szene gesetzt, und hier kann man Krulle und Thorsten Bauer (Gitarre, Bass) einen prima erledigten Job bescheinigen.
Das Album geht für mich schon in Ordnung, und der Schlusstrack „The Last Viking“ zieht nochmal auf über zehn Minuten alle Register. Klischee hin – Klischee her, LEAVES´ EYES zeigen besonders in diesem Song ihre Fähigkeit, eine großartige Spannung innerhalb eines Songs aufzubauen und bis zum Ende zu halten. Das muss man bei aller Kritik der Band lassen, aber kaufen würde ich mir ein solches Konstrukt trotzdem nie, und auch eine weitere Rotation der Scheibe werde ich mir ersparen. Grundsätzlich gesehen, haben hier ganz einfach zu viele Symphonic-Bands die Nase weiter vorne und wirken somit frischer. Genre-Fans sollten sich die Scheibe besorgen, denn eine Enttäuschung ist sie definitiv nicht. Naja, da die Musik nicht weh tut und keinen verängstigt, würde sie Wickie aus Flake bestimmt auch empfehlen.
Die deutschen Deather ARROGANZ präsentieren stolz einen weiteren Song von ihrem anstehenden neuen Album "Morsus".
"Pain & Light" kann ab jetzt hier gestreamt werden:
Das fünfte Album der Band wirdam 02. Oktober 2020 über Supreme Chaos Records veröffentlicht.
Seit 2008 haben ARROGANZ laut Info "ihren eigenen Stil und Sound entwickelt, indem sie geradlinigen Death Metal, kalte Black Metal-Parts und obskure Doom-Passagen fusionierten. Mit seinem letzten Album "Primitiv" (2017) hat das berüchtigte Dreigestirn sein ureigenes musikalisches Universum aus Schmerz und Zorn eröffnet, gefolgt von einer EP namens "Erzketzer" (2018). "Morsus" ist der grausame finale Teil dieser Trilogie".
Die Artworks von BROTHER FIRETRIBE wurden von Album zu Album erwachsener und ausdrucksstärker. Und auch die Band verändert sich 2020. Gründungsmitglied NIGHTWISH-Gitarrist Emppu Vuorinen verlässt die Band, weil er neben seiner Hauptband keine Zeit mehr dafür findet. Somit gibt es kein Namedropping und auch keine Rücksichtnahme auf dessen Hauptarbeitgeber mehr. BROTHER FIRETRIBE sind quasi mit "Feel The Burn" autonomer und selbständiger. Und irgendwie meine ich, diese Gefühle auch in dem Artwork wiederzufinden.
Neu-Gitarrist Roope Riihijärvi füllt die Lücke adäquat, wobei die Gitarre nie allein oder gar maßgeblich im Sound des finnischen AOR-Kollektivs steht oder stand. Der Opener "I Salut you" beginnt mit Keybord, das im weiteren Verlauf dann auch klar die Melodie "ausleuchtet". Die Gesangsmelodien von Pekka Ansio Heino sind griffig und gefühlvoll, seine Stimmfärbung kann sich nicht ganz mit den Großen des Genres messen, bringt dafür aber Profil ein. Das atmosphärische "Night Drive" punktet dramaturgisch, wobei es ruhig etwas rauher und kantiger klingen dürfte. Zu steril ist der Sound, zu präsent das Keyboard, das einen hin und wieder an die 80er Jahre Autoscooter-Beschallung denken lässt. Die Gitarren-Soli indes sind scharf und sorgen für rockigen Ausgleich.
Für BROTHER FIRETRIBE beginnt mit Album Nr. 5 eine neue Episode. "Feel the Burn" ist poppiger und cleaner als gewohnt, bietet dennoch vertraute Elemente und nach wie vor starkes Songwriting.
Wenn man als Band unbedingt nicht berühmt und reich werden will, dann sollte man sich an den Kaliforniern von HEXX orientieren. Wer sich 1983 in der Bay Area gegründet hat und im Umfeld von HEATHEN, FORBIDDEN, METALLICA, EXODUS, TESTAMENT und Konsorten seine ersten Sporen verdient hat, sollte in 2020 einen ganz anderen Stand in der Szene haben. Tja, aber HEXX haben es halt anders gemacht und machten eher durch Besetzungswechsel und im Jahr 1991 durch einen gnadenlosen Stilwechsel auf sich aufmerksam. Es wurde nicht mehr dem Gemisch aus Power Metal und Thrash gefrönt, sondern man versuchte sich bei der aufstrebenden Death Metal-Gemeinde anzubiedern. Ein Marketing-Trick, der komplett nach hinten losging und verbrannte Erde hinterließ. Somit wurde die Band aufgelöst, und die Rückkehr kam erst im Jahre 2017 bei High Roller zustande. Hier wurde das Album „Wrath Of The Reaper“ veröffentlicht, welches wieder deutlich back to the roots ging. Mit „Entangled In Sin“ soll dieser Weg weiter verfolgt und mit Sänger Eddy Vega eine Konstante geschaffen werden.
Und ja, die Mischung aus Power Metal und Thrash kann mich doch überzeugen. Musikalisch würde ich „Entangled In Sin“ als Mischung aus OVERKILL und METAL CHURCH beziffern. Die kurzweiligen Songs nehmen keine Umwege und kommen sofort auf den Punkt. Verschnaufpausen sind auf dem Album rar gesät, da die Rhythmusfraktion das Tempo beständig auf einem hohen Level hält. Die melodischen Gitarrenleads liefern sich beeindruckende Duelle mit den messerscharfen Riffkaskaden. So muss moderner und doch basischer Power-Thrash in 2020 klingen. Einen kleinen Ausreißer finden wir in der Halbballade „Over But The Bleeding“, welche die Herkunft der Bay Area nicht verleugnen kann. Ein tolles Stück, welches definitiv ein Highlight der Bandgeschichte darstellt.
Die Scheibe klingt so, als hätte die Band ihre Identität endlich gefunden und mit Eddy Vega einen Sänger, der noch für manche gute Scheibe sorgen wird. HEXX haben richtig Lust und möchten ein gehöriges Wort im umkämpften Markt mitsprechen. Und mit einer Scheibe wie „Entangled In Sin“ haben sie auch jede Berechtigung dazu. Agil, lebendig und keinesfalls ein Metal-Dinosaurier; so lasse ich mir HEXX gerne gefallen, und somit sind jeder Power-Metaller und jeder Thrasher hiermit aufgefordert, sich über diese wirklich gute Scheibe ein eigenes Bild zu machen.
Als ich das Cover des Erstlings-Outputs von KING MOTHRA sah und die ersten Gitarrenanschläge vernahm, dachte ich, hier würde ich es mit etwas in Richtung KVELERTAK zu tun bekommen.
Doch Heureka! Weit gefehlt!
Wer oder was mich zu diesen Gedankengängen geritten hat, weiß ich bis heute noch nicht. Schon nach wenigen Sekunden wurde ich eines Besseren belehrt. "Hive" von KING MOTHRA hat in keinster Weise etwas mit den norwegischen Herren gemeinsam. Die Debüt-EP ist ein absolut eigenständiges und extrem interessantes Werk. Das Ding ist so facettenreich, dass es fast unmöglich ist, dies zu kategorisieren. Schon lange habe ich nicht mehr einen so vielschichtigen und Genre-übergreifenden Hybriden gehört. Die beiden Guitar Heroes Jewgeni Roudenko und Max Dörfler zimmern auf Ihren Klampfen neben schönen, druckvollen Riffs immer wieder eingängige Melodien zusammen, die "Hive" mit einer herrlichen Klangfarbe unterstreichen. Dabei verarbeiten sie kontinuierlich verschiedenste Stilelemente, die mal progressiv, dann aber auch wieder heavy und stellenweise sogar irgendwie klassisch oder aus der Alternative-Ecke stammen könnten. Drummer Oleg Freydenzon und Bassist Dominik Noack tragen ungehindert ihren Teil dazu bei und schaffen es, die hauptsächlich im Midtempo angesiedelte EP in ein modernes Gewand zu packen. Saubere Arbeit! Und dann ist da noch Philipp Wiedemann, dessen Vocals ähnlich universell einsetzbar sind wie ein Multifunktionswerkzeug führender Hersteller. Die Stimme variiert so vielfältig zwischen derben Growls, feinem Gekeife und Clean-Vocals, dass es eine Freude ist, den stellenweise sogar nahtlosen Übergängen dabei zuzuhören. Das Beste an der Sache ist, dass die klaren Gesangspassagen zu keiner Zeit künstlich, überproduziert oder aufgezwungen wirken. Im Gegenteil. Es ist immer ein leicht männlich markanter Unterton dabei zu hören, was die Clean-Parts einfach authentisch klingen lässt.
Um jetzt aber mal Nägel mit Köpfen zu machen, merkt man der Band einfach an, dass jeder seinen eigenen musikalischen Background integriert. Heavy Riffs sowie eingängige Melodien gehen hier Hand in Hand mit unterschiedlichsten Stilelementen, abwechslungs- und kontrastreichem Songwriting, sowie einem extrem variablen Gesang. Hinzu kommt eine schöne und stimmige Produktion, die einfach zur Klangfarbe der EP passt und "Hive" zu einem rundum gelungenen Debüt macht. Es ist, als hätte man beim Hören eine akustische Tüte "Colorado" aufgemacht. Hier ist wirklich für jeden was dabei. Und der Spaß für die ganze Familie ist auch garantiert.
Hier darf, bzw. sollte jeder mal einen Lauschangriff starten!
Drei Alben haben die Emsdetter Jungs auf dem Buckel, und mit „Descent“, dem vierten Longplayer, wird einmal mehr auf die Trumpfkarte Death Metal gesetzt. Fans von modernen Sounds oder Experimenten sollten einen weiten Bogen um den Fünfer machen, da NEW WORLD DEPRESSION es mit dem Genre Death Metal auch todernst meinen. Hier wird aus allen Rohren geschossen, und die Riffs überfahren den Hörer wie eine Dampfwalze.
Hier wurden alle Hausaufgaben gemacht und die richtigen Bands studiert. Zur Orientierung würde ich mal Bands wie OBSCENITY, MORGOTH und SIX FEED UNDER benennen wollen. Letztere natürlich nur zu deren erträglicher Zeit. Gesangstechnisch bleibt man auch bewusst Old School, und so growlt man sich durch die zehn kurzweilen Tracks. Das Tempo bleibt immer im erträglichen Bereich und macht nur kleine Stippvisiten in Richtung Blastbeats. Das ist auch gut so, da besonders im Midtempo-Bereich die mitreißenden Riffstafetten erst richtig zur Geltung kommen, und somit ein toller Groove aufkommt. Live dürfte dies ein wahres Gitarrenfest bedeuten, da diese der Musik die gewisse Schärfe und Aggressivität verleihen.
Besonders der wirklich fette Sound rundet „Descent“ entsprechen ab und lässt für Soundlöcher keinen Platz. Der kraftvolle Gesamteindruck der Band kann begeistern, und für alle Traditionalisten sollte „Descent“ einen Platz auf der Einkaufsliste finden. Gutes Teil!