Konzert:
Summer Breeze 2004 - Randnotizen
Konzert vom Auch im feucht-fröhlich-kalten Süden schafften es einige Menschen, sich extrem denkwürdig zu benehmen:
Die härteste Tür Deutschlands
Bobby Schottkowski von SODOM brachte es am Freitag zum "Mitarbeiter des Tages". Als die Securityfrau, die den Cateringzugang bewachte, wegen einer Erkältung ausgetauscht werden mußte und für ca 15 Minuten kein "Springer" aufgetrieben werden konnte, übernahm der SODOM-Drummer diese
Aufgabe und verwandelte den Zugang zum Bandcatering in die härteste Tür Deutschlands. Sollte Engelrippchen
mal an die Rente denken, Bobby würde im P1 in München sicher mit offenen Armen empfangen.
Schweden in gelb-blau
Auf der Bühne trägt er seltsame Hüte, hinter der Bühne sah der Gitarrist der LAKE OF TEARS noch eher aus wie ein Tourist, der sich verlaufen hatte:
Ganz heavy-metal untypisch trug er ein quietschblaues Hemd mit einem gleichmäßigen Reigen aus gelben Kronen zu den blonden Wuschelhaaren. Schwedischer
Nationalstolz treibt manchmal seltsame Blüten...
Verantwortungsbewußte Schnapsdrosseln
Andreas "VINTERSORG" Hedlund gab sich am Donnerstag abend noch betont erwachsen (geworden): Gegenüber befreundeten Technikern erklärte er,
warum das Haar ab ist und wie es sich als verantwortungsvoller Familienvater so lebt, und checkte überpünktlich ins Hotel ein. Am Freitag abend waren VINTERSORG dann
die typische schwedische Band und schlugen am allermeisten über die Stränge: Bis 3 Uhr nachts feierten VINTERSORG auf dem Campingplatz mit Fans, völlig besoffen fiel ihnen dann plötzlich ein,
dass schon um 6 Uhr der Shuttle zum Metal Camp Festival nach Slowenien vor dem Hotel abfahren sollte. Allerdings waren alle Shuttle-Fahrer und fast alle Mitarbeiter
bereits in der Heia und die Gitarren der Schweden waren im Container eingeschlossen. Sämtliche Mitarbeiter, die nicht schlau genug waren, ihr Händi auszuschalten, wurden
von panisch-lallendem schwedisch-englisch aus dem Schlaf geholt. Als rettende Engel hatte eine Bandbetreuerin noch auf demselben Campingplatz etwas gefeiert, zusammen mit der Security-Nachtwache
hat sie die Gitarren aufgeschlossen und der bis auf den letzten Cent blank gesoffenen Band ein Taxi geordert.
The Show must go on
Hustend und schnupfend stapfte die Sängerin von XANDRIA durch die Gegend, trotzdem ging es auf die Bühne. Und alles, was nicht tötet, macht offensichtlich härter: "So lange ich noch irgendwie "papp" sagen kann, gehe ich auf die
Bühne, die kleine Bronchitis haut mich nicht um," nahm sie die Bazillen eher sportlich. That´s Rock´n´Roll!
Unschlagbarer Jägermeister
Auf den Rängen gab es nur ungläubiges Staunen: Eben gerade wurde FINNTROLL im letzten Song der Saft abgedreht - und die Finnen nahmen es ganz sportlich, ärgerten sich eine Minute lang über sich selbst und herzten dann denjenigen, der
die Hand nur wenige Sekunden vorher am Stromkabel hatte. Bobo, der Leiter der Bandproduktion schaffte es über den Abend sogar noch, den FINNTROLLen ihre letzte Flasche Jägermeister abzuluchsen, die Zeit dazwischen war mit 100 "Weißt-Du-noch´s" über den
verstorbenen Somnium erfüllt, der mit IMPALED NAZARENE und Bobo zusammen getourt war.
So rot, rot wie blut
Ekelig sah es auf der Damentoilette aus, alles war blutrot verschmiert. Aber erst wer Alan Nemtheanga von PRIMORDIAL gesehen hatte, konnte sich eins und eins zusammen reimen, dass es sich bei der Sauerei eben nicht
um einen Blutsturz oder etwas ähnliches gehandelt hatte...
Starallüren die erste
Ein kleines bißchen Horrorshow zog ihm voran: Da Bands wie HYPOCRISY, VINTERSORG und SENTENCED sowohl auf dem Metal Camp Festival in Slowenien als auch in Abtsgmünd spielten, wusste die
SUMMER BREEZE Crew schon am Freitag, dass sie mit DANZIG ein nicht allzu einfacher Gast erwarten würde, in Slowenien sei DANZIG erst auf die Bühne gegangen, nachdem sein nicht ganz schwarzer Aufenthaltsraum
in einem Hotel mit schwarzer Folie in nullkommanix umdekoriert und komplett neu eingefärbt wurde...
Starallüren die zweite
Im Vergleich dazu benahm sich der Schinkengott in Abtsgmünd dann fast zivil - in dem Moment, in dem er
auf die Bühne ging, stand zwar hinter der Bühne alles still, selbst Soundmann Achim Köhler, der die vorherige Band gemischt hatte, wurde zunächst nicht von links nach rechts in den wohlverdienten Feierabend gelassen,
und niemand durfte auch nur in die Nähe des DANZIG-Busses,
aber DANZIG konnte noch nicht einmal verhindern, dass rund um ihn schon alles von der Bühne abgebaut wurde,
dass nicht direkt zu seiner Show gebraucht wurde.
Mehr nacktes Fleisch:
Die dümmste Randnotiz aus Abtsgmünd liefern eine handvoll Nachwuchs-Groupies, die das "Glück" hatten, mit einem der Pussy-Pässe
von Glen DANZIG behängt worden zu sein und zum einen auf der eiskalten Bühne ausgeharrt haben, bis die langweilige Show endlich
zu Ende war und zum anderen dem Oldie trotz der mütterlichen Warnungen des Stagemanagers
in den Tourbus gefolgt sind. Mädels, es gibt besser aussehende Stars als den alten Glen!
Helga ist tot
"Heeeelllga" ist der Running Gag jedes Festivals seit bestimmt 20 Jahren. Trotzdem fanden ihn Leute wohl auch auf dem Summer Breeze wieder witzig und terrorisierten den Campingplatz damit in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Am Freitag morgen prangte dann der große Spruch über dem größten Zelt: "Helga ist tot." Erlegt also.
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Konzert:
Summer Breeze 2004 - Samstag
Konzert vom Dritter Tag, Sonja allein zu Haus. Und sorry, ich konnte einfach nicht alles sehen. Aber ich habe mich bemüht:
Zunächst einmal hatte es aber geregnet. Das Wetter war an den beiden vergangenen Tagen schon eher durchwachsen, aber in der Nacht auf Samstag hatte es richtig geschüttet. Große Pfützen auf dem Asphalt vor der Hauptbühne, noch größere Pfützen im Kies
vor der Painstage. Durchweichte Zelte, klamme Hosen, Jacken und Schuhe - und zunächst einmal ein leeres Festival-Gelände, weil
wohl die meisten damit beschäftigt waren, Körper, Mahlzeit oder Klamotten warm zu bekommen.
DEADSOUL TRIBE spielten also auch als 5. Band des heutigen Tages noch vor lichten Reihen. Die Kommunikation mit dem Publikum geriet allerdings um so persönlicher: Eingeschworene Fans forderten Jam-Sessions und die Akustik-Klampfe von Devon Graves - der blieb bei seiner Gibson Paula und ließ über den nächsten Song abstimmen: Statt "Flea" vom letzten Album gab es spontan vom neuen Album "Spiders And Flies" zu hören.
Von HATESPHERE schienen sich die Leute mehr Sport zu versprechen, rund um die größte Pfütze herum herrschte Andrang, gegen Ende des Sets grindeten die Fans des Dänen-Thrashs auch mit wachsender Begeisterung gegen das Wasser und hinterließen so lustige Spritzer auf den Umstehenden. Dank der dicken Wolken bekamen HATESPHERE zur schönsten Mittagszeit eine amtliche Lightshow. Und wie die Kreissäge auf ihrem Backdrop drehten sich die Köpfe, der Haar-Hubschrauber rotierte. HATESPHERE setzen
eine unglaubliche Energie auf der Bühne um. Und was gelernt für ihre Songauswahl haben sie heute auch: Bei "Ballet Of The Brute" geht die Party ab, bei den älteren Songs regnet es.
MNEMIC können zwar genauso evil posen wie ihre Landsleute rund um Jacob Bredahl - aber live zündet das "Mechanical Spin Phaenomenon" nicht. Die energiegeladene Show zog zunächst einige Nasen vor die Bühne - die dann schulterzuckend wieder abzogen und "Fear Factory für Arme" vor sich hin brabbelten. Die ausgekoppelte Single "Ghost" ging im Soundquark unter - wahrscheinlich sollte man sich eine Hightech-Band wie MNEMIC nur bei einer Clubshow unter besseren Bedingungen angucken...
Ein lustig schwäbisch schwätzendes Mädle kam mir lachend entgegen: "Die muscht du sehen, der Sänger haut sich Sachen an den Kopf und schpringt halbnackig herum." HONIGDIEB fielen schon musikalisch extrem aus dem sonstigen Billing heraus - und hatten trotzdem oder gerade deswegen alle Lacher auf ihrer Seite. Sogar die eigenen. Sir Hannes tobte und turnte über die Bühne, sang von Frauen, die er nicht will und gab das erfrischende Enfant Terrible. Pech für die Madam.
Knutschend schoben sich die Mitglieder von DEAD SOUL TRIBE durch die Menge und versuchten, beim Weibsvolk Aufmerksamkeit zu erhaschen - aber die galt jetzt gerade DISILLUSION. Die Nachwuchs-Kapelle aus Leipzig wurde heiß erwartet:
Hier sollte also der erste von vier Auftritten im "großen Ensemble" stattfinden. Und es wurde wahrhaftig eine Zeit der Pracht, es ging "Back To Times Of Splendor": Die DARK SUNS, also die Kelly Family des Prog-Death-Metal unterstützte Vurtox, Rajk und Jens auf der Bühne. Bei knapp einer dreiviertel Stunde Spielzeit war der Titelsong dieses aktuellen Albums auch das zentrale "Magnum Opus" im Set, und das Wechselbad zwischen Headbangen, Gänsehaut und Staunen rechtfertigte den ganzen Aufwand von Anfang bis Ende. Und, was will man mehr - die Sonne kam passend dazu aus den Wolken raus.
CATARACT haben danach den Geschwindigkeitspegel wieder von null auf Hundert umgelegt - Metalcore halt. Mehr konnte ich leider nicht sehen, da ich mal schnell einem dringenden Bedürfnis nachgehen musste...
Wir melden uns wieder von der Hauptbühne: DISILLUSION hatten sie mit sieben Personen schon vollgestellt, SCHANDMAUL sind nur zu fünft, aber die Fläche ist vollends für die zahlreichen Instrumente gebraucht, alle Musiker laufen längs und quer, tanzen Ringelreihn und springen in die Luft: SACHNDMAUL sind die Hochleistungssportler unter den Musikern an alten Instrumenten.
Und außerdem eine der Bands der Stunde, jeder außer mir kann mitsingen... SCHANDMAUL sind auf ihre Weise die poppigste Band des Wochenendes - also ohne Kompromisse, und mit ihrer sehr persönlichen Musik und den noch persönlicheren deutschen Texten. Und heute auf der Hauptbühne sind SCHANDMAUL auch die Band mit dem zahlenmäßig größten Publikum.
"Lalaleileilaleilaleileileihei..." geht mir nun nicht mehr aus den Ohren. Die Finnen ENSIFERUM haben einen Mega-Ohrwurm, und wenn der sich erst mal eingenistet hat, ist er nicht mehr rauszubekommen. Über das ganze Gelände verteilt summten das unterschiedlichste Menschen bis spät zum FINNTROLL-Auftritt vor sich hin. Und wieder "Lalalei...". Der Auftritt war übrigens spitze.
Bis BRAINSTORM hatte es sich mal wieder eingeregnet, eine gute Ausrede um Essen zu gehen. Bis U.D.O. wollte ich diese Pause zwar gern ausdehnen, leider lagen aber noch PSYCHOPUNCH dazwischen. Shit. Verpaßt.
PRIMORDIAL waren früher ergreifend und groß - "awesome" würde der Engländer sagen, und das traf bisher wahrscheinlich die Performance der Iren am besten. Bisher gilt für alle Gigs vor dem Summer Breeze - hier waren sie ein Schatten ihrer selbst, und das aus verschiedenen Gründen: Musikalisch gab es zunächst wenig auszusetzen an der Performance. Aber kam Sänger Alan Nemtheanga früher mit roter Walle-Mähne auf die Bühne gerannt wie Flamme und Schwert, wirkt er heute mit Glatze und roter Farbe wie die Billig-Version der spätneunziger SATYRICON. Seine Ansagen waren scharf - und wahrscheinlich überzogen in der Richtung: "Are you with me, Summer Breeze?" kann man fragen - muss man aber nicht, erst recht nicht so oft. Mit den zahlreichen Aufrufen zugunsten der "alten, keltischen Götter"
unterschied Alan heute abend nur noch die Stoßrichtung von den christlichen Missionaren, gegen die er wettert. Die Perlen von "Spirit The Earth Aflame" wurden zerredet - so konnte keine Stimmung aufkommen.
Laute "DANZIG, DANZIG!"-Rufe, und dann kam der Mini-Muskelprotz mit einiger Verspätung auf die große Bühne. Ja, die Backing-Band war ganz ordentlich und rockte, DANZIG croonte, und ich hatte mir mehr erwartet und ging noch mal ins Warme. Ich war dabei nicht die einzige...
Bei FINNTROLL tobte dagegen das Feld. Regen, Matsch, Nässe - alles vergessen im Humppa-Rausch. "Trollhammeren", "Fiskarens Fiende", "Jaktens Tid", "Midnattens Widunder" - ganz Schwaben eine schwedisch grummelnde, hüpfende Masse. Trolle sind sicher selten so freundlich wie die wilden Gestalten auf der Bühne - die sich langsam vorkommen müssen wie Bill Murray in "Täglich grüßt das Murmeltier" - denn FINNTROLL konnten ihren Set aufgrund der fortgeschrittenen Zeit genau wie letztes Jahr wieder nicht zu Ende spielen. 50 ganze Minuten hätten sie gehabt, im Spielrausch wurden es vor lauter Humppa-Rufen erst 60, dann 61 - und dann Schluss, mitten im letzten Song. Mit einem breiten Grinsen nahm Tapio Wilska seine Verfehlung, entschuldigte sich bei seinen Fan-Trollen, schmetterte mit ihnen a capella eine Zeile - und wünschte ihnen ein trollisches Wiedersehen bei der nächsten Gelegenheit. FINNTROLL selbst verschwanden summend mit dem Leiter der Bandproduktion (der den Strom ausgeschaltet hatte) in einem Arm und einer Pulle Jägermeister im anderen hinter den Kulissen...
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Konzert:
Summer Breeze 2004 - Freitag
Konzert vom Auch am zweiten Tag schaffte ich es nicht vor 15.00 Uhr in Abtsgmünd zu sein, was zur Folge hatte, dass ich MENTAL AMPUTATION, ALEV, BESEECH, SLEEPINGODSLIE, CRIMINAL, DARK FORTRESS, EVERGREY, MERCENARY, sowie GREEN CARNATION verpasste. Kurze Einsatzbesprechung mit Kollegin Lätti, ein bisschen dem Konsumrausch auf der Händlermeile verfallen. Und dann nix wie zur Painstage...
Rechtzeitig zu Beginn des Gigs von LEAVES EYES, dem familiären Zusammenschluss von ATROCITY und Ex-THEATER OF TRAGEDY Sängerin Liv Kristine. Mit den wunderschönen Melodien der Songs des Debütalbums "Lovelorn" verzauberte die Formation das gesamte Festivalgelände. Es fällt einem schwer, einzelne Songs
hervorzuheben, aber "Tale Of The Sea Maid" hat mich besonders ergriffen. Souverän meisterte Liv auch die Panne, als sie zu Beginn eines Songs das Mikro aus der Hand verlor, weil Bassist Chris sie versehentlich mit seinem Bass traf. "Ich hab´s wieder!" meinte sie lächelnd. Als dann noch ihr Göttergatte Alex Krull die Bühne betrat, riss er alle Aufmerksamkeit auf sich, growlte seine Parts, interagierte mit dem Publikum und
genehmigte sich sogar ein Bad in der Menge. Ein bisschen gekünstelt wirkte der Dialog der beiden Eheleute
auf der Bühne, witzig war´s jedoch allemal. Eine Band, von der man gerne mehr sieht.
XANDRIA machten dann auf der Hauptbühne eine nicht ganz so gute Figur, was zum einen am Gesamtsound gelegen haben mag, aber auch an der Tatsache, dass Sängerin Lisa nicht ganz so treffsicher war und an diesem Tag überhaupt nicht zu überzeugen vermochte. Ein Lichtblick stellte zumindest der momentane Single-Hit
"Ravenheart" dar, der aber auch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass sich XANDRIA doch sehr an WITHIN TEMPTATION orientieren, was beileibe nicht unbedingt schlecht ist, jedoch nicht gerade von Innovation zeugt.
Am Beispiel von VINTERSORG wurde dann doch wieder deutlich, dass es viele Bands gibt, die zwar geniale Platten machen, live jedoch nicht wirklich überzeugen können und die Konserve dann doch vorzuziehen ist. Die ganze Atmosphäre, die VINTERSORG auf Platte transportieren, fiel völlig weg und was übrig blieb, war
eine durchschnittliche Metal-Performance, die mich nicht wirklich vom Hocker riss. Den Die-Hard-Fans hat es wohl gefallen. Ich jedenfalls war ein bisserl enttäuscht. (chris)
Zwei Paar Ohren, zwei Meinungen: VINTERSORG haben sich optisch runderneuert, und im Gegensatz zu Kollege Chris war ich mehr als positiv überrascht, dass Andreas Hedlund zusammen mit seinen Haaren auch einige sound-technische Fisimatenten abgeschnitten hat. Es wurde erfreulich wenig gefrickelt und erfreulich heftig
gerockt, von aktuellen Song wie "The Essence" bis zum natürlich obligatorischen "Till Fjälls" kam der Set in einem Guss. Das Keyboard wurde in den Hintergrund gemischt, die Gitarren ganz nach vorne - und dieses Soundgewand stand den Nordland-Epen genauso gut wie dem Prog-Krempel. Die Schweden haben dadurch
deutlich gewonnen, ich hatte eine weitaus sperrigere Umsetzung befürchtet und war auch über die Publikums-Kommunikation der Pagan-Metal-Erfinder positiv überrascht. (laetti)
SODOM machten ordentlich Druck und hatten mal wieder alles dabei, was einen SODOM Gig ausmacht. Thrash Metal vom feinsten, so wie er eben nur vom SODOM Dreigestirn kommen kann. Smasher wie die neueren Tracks vom "M-16" Album "Napalm In The Morning" und "Among The Weirdkong" durften ebenso wenig fehlen wie
die Evergreens "Bombenhagel" und "Die Stumme Ursel", wo natürlich die obligatorische aufblasbare Gespielin nicht fehlen durfte. SODOM sind immer eine Konstante und ein Garant für gute Stimmung. Good friendly violent fun...
Mit TANKARD, die auf der Painstage den Reigen der Old-School Thrasher weiterführen durften, ging die Party dann weiter: Die Alko-Thrasher aus Frankfurt waren fit wie die Turnschuhe und turnten wie die Gestörten über die Bühne. Klassiker wie "Space Beer", "Chemical Invasion" und "The Morning After" haben auch nach all den Jahren ihren Reiz nicht verloren. Gerre bedankte sich bei der "Gothic Metal Band" SODOM fürs Anheizen und hatte wie üblich tonnenweise dumme Sprüche auf Lager. "Maniac Forces" kam extrem geil, ebenso wie Gerres Plautzenshow, bei der sich auch schon mal sein Mikro in seine Buchse verirrte - hoffentlich war es wirklich sein eigenes Mikro, SIRENIA, die als nächstes auf der Painstage an der Reihe waren, hätten bestimmt nicht
viel Spaß an Gerres Genitalrückständen gehabt. (chris)
Sonne aus, Spot an: Die Chartstürmer DIE HAPPY haben sicherlich schon vor Menschenmengen gespielt, die eher auf Pop-Perlen der Marke "Like A Flower" oder "Not That Kind Of Girl" eingestimmt sind. Aber die Metaller pennen schließlich auch nicht im Schrank, klar kamen "Goodbye" oder "Big Boy" gut an, DIE HAPPY ließen sich nicht von "The Weight Of The Circumstances" runterziehen - die Jungs hinter dem Mädel rotzten ihre Popsongs frisch in die Meute, und vor der Bühne gab es vereinzelt einige Pits. Aber ohne Sängerin Martha hätte es nicht funktioniert, Martha erlief sich ihr Publikum förmlich, rannte, feuerte an und sprintete schon wieder weiter. Gut, gestern war es um die gleiche Zeit vor der Hauptbühe voller, aber die Zugabe "Supersonic Speed" haben sich Publikum und Band zusammen verdient.
Dafür standen ungefähr doppelt so viele Menschen vor der Painstage, um SIRENIA abzufeiern. Ehrlich gesagt habe ich die
Norweger so gar nicht auf dem Zettel gehabt. Ex-TRISTANIA-Kopf Morten Veland spielt auch mit seiner neuen Band Gothic Metal,
allerdings haben SIRENIA durch die drei verschiedenen Stimmlagen eine Menge mehr Abwechslung als vergleichbare Gestalten. Sängerin Henriette Bordvik ist keine durchschnittliche Trällerelse, sondern erfreulich bodenständig. Immer dann, wenn Songwriter Morten ihr keinen Part zugestanden hatte, bangte sie wie eine Wilde und feuerte das Publikum an. Ähnlich schräg wie ihr Oberteil war der Hut von Gitarrist Kristian Gundersen.
Einziges Manko dieses Abräumer-Gigs von vorn bis hinten ist der Bass - meiner Meinung nach fehlt etwas, wenn die "tiefen Töne"
nur vom Band kommen. (laetti)
Nun sollte es tatsächlich sein, dass ich zum ersten Mal SIX FEET UNDER live sehen sollte. Ähnlich wie schon bei HYPOCRISY hatte ich mich nie sonderlich für die Band des ehemaligen CANNIBAL CORPSE Frontgrunzers Chris Barnes interessiert und kannte nur den Track "War Is Coming", den die Jungs Herrn Bush widmeten.
Dennoch fand ich den Gig doch eher langweilig, da nicht sehr viel fürs Auge geboten wurde und die Songs doch eher runtergenudelt wirkten. Ich hatte irgendwie einiges mehr erwartet. Richtig gut war dann aber schlussendlich das AC/DC-Cover "TNT". Naja - vielleicht ist es ja beim nächsten Mal besser. (chris)
Wie Matrosen auf Landgang nach 5 monatiger Überfahrt schwankten Neugierige und Trauerklöße dann zu KATATONIA vor die Painstage - so sehr hatte der Boden von den vollaufgedrehten Bassfrequenzen bei SIX FEET UNDER gebebt. Die Schweden gaben das komplette Gegenprogramm: Kristallklarer Sound, zurückgenommene Performance. Aber KATATONIA sind nicht mehr die
"Shoegazer des Death Metal", Sänger Jonas Renske bewegt sich zwar immer noch hinreißend linkisch, aber er tut nicht mehr schüchtern. Klar und laut tauchten Songs wie "Teargas" und "Chrome" von der "Last Fair Deal..."; "Cold Ways" von der "Discouraged Ones" oder die aktuelleren "Wealth" oder
"Evidence" die Zuhörer abwechselnd in Depressionen oder Gänsehaut-Schauer. Die Haudraufundschluß-Fraktion verzog sich bereits auf den Campingplatz oder noch mal an die Fessbuden,
die KATATONIA-Fans erklatschten sich entrückt eine seltene Zugabe, und die Schweden bewiesen mit "Murder", dass sie natürlich noch in bester Death Metal-Manier abgehen können. Selten so zauberhaft gemosht!
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