Konzert:
Nasum, Sufferage, The Ocean - Hamburg, Headbangers Ballroom
Konzert vom Obwohl sich NASUM nach ihrer siebenwöchigen Tour mit ND anno 2000 geschworen hatten, nie wieder eine längere Tour zu machen, kommen sie im Oktober für vier Wochen durch ganz Europa. Mich stört’s nicht, NASUM schau’ ich mir lieber in Clubs als auf Festivalbühnen an. Waren im November 2000 die Shows mit NAPALM DEATH restlos ausverkauft (man fühlte sich damals im Marx wie eine Sardine in der Dose…. nur verschwitzter), war das Headbanger’s zwar gut gefüllt, aber noch weit von ausverkauft.
THE OCEAN zuckelten als erste Band des Abends auf die Bühne. Vor Jahresfrist hab ich sie mit THE HOPE CONSPIRACY in Bremen gesehen und da waren sie einfach nur scheiße. Heuer war’s besser, soviel vorneweg. THE OCEAN schlagen in die gleiche Kerbe wie NEUROSIS und bieten langsamen, doomigen Sound, der durch eingestreute Moshparts aufgelockert wird. Zwei psychotische Sänger, ordentlich Druck durch die Saitenfront und sehr eingängige Riffs, das könnte so schön sein. Aber irgendwie langweilten THE OCEAN nach ner knappen Viertelstunde - bei ihrem Sound passiert einfach nicht genug, die Songs sind sich einfach zu ähnlich. Für die ordentliche Bühnenshow gab’s aber mehr als nur Höflichkeitsapplaus vom Publikum. (lh)
SUFFERAGE spielten zwei (?) neue Songs. Sonst blieb alles beim Alten - und das war verdammt gut so. Mit dem Opener "Demons" sagte die Band so einiges und machte klar, dass die Kapelle trotz längerer Live-Abstinenz im Ballroom immer noch tüchtig rödelt. Grunzwunder Jasmin hatte die wilde Masse wie immer charmant im Griff (genau wie das Weizen-Igitt-Bierglas), die Äxte spalteten, die Drums rums-knallten. Alles gut, alles prima –Fans go wild. Und zur Belohnung gab’s eben die angesprochenen neuen Stücke, die könnten "Trained To Kill" heißen und "Zombie Ritual" heißen - wobei mir letzteres entgangen ist und ich deswegen nicht weiß, ob es sich um eine Cover-Version handelt. Feiner Auftritt, jetzt fehlt "nur" noch eine neue Scheibe. (memme)
Eine etwas längere Umbauphase folgte nach SUFFERAGE, die kein Ende nehmen wollte. Aber so konnte man wenigstens Anders’ ordentlich gewachsene Plautze begutachten. Als das Licht ausging und NASUM vom Start weg zeigten, wo der Grind-Hammer hängt, war alles Gemurre über die Puase verflogen. NASUM sind einfach eine Macht, egal ob auf Platte oder live, Punkt! Mieszko, mittlerweile mit wunderschönem Redneck-Gesichtsbehaarung, kreischte seine Texte erbarmungslos in die Menge, poste wie ein Weltmeister und konnte sich angesichts der wild pogenden Masse ein Grinsen nicht verkneifen. Durch die beiden neuen Leute am Bass und an der zweiten Gitarre haben NASUM deutlich mehr Präsenz auf der Bühne - gerade Basser Jon ist ein echte Live-Tier und hat einen richtig hohen Unterhaltungswert. Auch wenn er diesmal keine Spielchen mit seiner eigenen Rotze macht, wie noch beim FTC. Der Mann tobt, post, feuert das Publikum an und geht jede Sekunde der Show in der Mucke auf, so soll das sein! Urban (auch bekannt von REGURGITATE, die ja mal einen denkwürdigen Auftritt beim FTC hatten…) ist da eher der typische Mattenschüttler, der das Publikum nicht so in seinen Bann zieht wie Mr. Fourstring, aber seine Sache ordentlich macht. NASUM boten an diesem Abend eine Stunde Grindgeballer vom Feinsten, spielten ordentlich groovende Nummer von der neuen "Shift"-Pladde, als auch alte Kamellen und Knaller. Unbarmherzig, brutal, tight - perfekt! (lh)
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Konzert:
Kreator Listening Session - Hamburg, Hamburg Dungeon
Konzert vom Hätten wir noch 10 Minuten länger vor den Türen des Hamburg Dungeon warten müssen, hätte Kollege Torben wahrscheinlich die Lautsprecher eingetreten: Die Endlosschleife vor der Tür des Gruselkabinetts in der Hamburger Speicherstadt hört sich arg nach der 38. Spur einer beliebigen CD von Cradle Of Filth an - und ist eher extrem nervig als gruselig. Aber wir waren schließlich da, um ganz anderen Klängen zu lauschen: KREATOR haben in England im Frühsommer den "Enemy Of God" aufgenommen, und etwa 25 Jounalisten sind aus ganz Europa herangekarrt worden und durften sich auf die Holzbänke im Pestsaal zwängen.
Der Gesamteindruck: "Enemy Of God" ist Thrash as thrash can. Gerade Fans der klassischen KREATOR-Alben werden sich jetzt schon mal vorfreuen dürfen, das Album kann man auch als Lehrbuch darüber durchgehen lassen, wie man Anno 2004 noch einmal den ganz klassischen, Oldschool-Thrash durchdeklinieren kann. Oder im einzelnen:
Der Titeltrack Enemy Of God besticht durch seine Tempo- und Stimmungswechsel. Los geht es bedrohlich und schnell, nach dem langsamen Mittelteil folgen im Zieleinlauf geniale Gitarrenlicks mit kleinen, feinen Melodien. Sehr groß und bei diesem einmaligen Hören der stärkste Track des Albums.
Impossible Brutality passt zumindest vom Titel her perfekt in die mittelalterliche Folterausstellung des Dungeon, musikalisch ist es eher das Stück zum Mitmoshen und scheint genau auf eine Livesituation zugeschnitten zu sein.
So weit, so 21. Jahrhundert. Bei Suicide Terrorist scheinen dagegen selbst die Gitarrenmelodien aus den Achtzigern importiert zu sein. Text von heute, Musik ganz retro.
Zu World Anarchy muss ich passen. "Dystopia" überrascht danach wieder: Mille keift hier nicht in üblicher Manier seine Texte heraus und setzt seine Stimme ganz anders, ungewohnt ein.
Voices Of The Dead ist mein nächster Favorit, Mille zeigt eine weitere Facette seiner Stimme und das Midtempo versinkt unter einem Gewirr von geschüttelten Haaren, garniert mit ganz und gar skandinavischen Gitarrenmelodien. Mosh, mosh, mosh.
Murder Fantasies wirkt dagegen wieder fast 15 Jahre älter und ist sehr schnell.
When Death Takes Dominion hat auf der einen Seite mächtige Riffwände, bei denen es scheint als hätten Mille und Sami ihre Gitarrenspuren je mehrfach übereinander gelegt, auf der anderen Seite ist das Ding aber ein bisserl arg vorhersehbar.
Mit einer Hymne beginnt das letzte Drittel des Albums, One Evil Comes - A Million Follow ist böse, der Chorus wirkt wie ein Schlachtruf.
Abwechslung ist Trumpf bei Dying Race Apocalypse: Der Song beginnt mit Akustik-Gitarren und wird dann furios und schnell. Ventor lächelte während dieses Stückes ganz besonders vor sich hin und er hat auch gute Gründe, in diesems Stück auf seine Doublebass stolz zu sein. Milles Sprechgesang folgt dem Schlagzeug in den Rhythmusstrukturen und wird zum Instrument.
Under A Total Blackened Sky dreht noch einmal richtig auf und rast dahin, die Zeile "´Til The Day We Die" wird wieder wie ein Schlachtruf rausgeschrieen - der Song ist noch einmal erkennbar KREATOR:
Das Finale "The Ancient Plague" beginnt düster wie der Keller des Dungeon. Dosenöffner der Apokalypse. Galoppel, galoppel.
Besonders letzteren Eindruck unterstreicht Sami Yli-Sirniö, der stets gut gelaunte finnische Gitarrist findet den Vorgänger "Violent Revolution" im Vergleich zu "Enemy Of God" "fröhlich und tralala". Ventor, Speesy und Sami hatten wenigstens bei dieser Listening-Session mehr Spass als Bandkopf Mille, der ein Interview nach dem anderen im "Großen Brand zu Hamburg" über sich ergehen lassen musste. Sami hatte schon während der Session die Köpfe mit Produzent Andy Sneap zusammengesteckt, der auf Einladung der Band nach Hamburg gekommen war, um sich das Album endlich "mit frischen Ohren" anzuhören. Im Folterkeller entpuppte er sich als Entertainer und probierte mit jedem weiteren Bier mehr von seinen neuerworbenen Deutsch-Kenntnissen aus, so verriet er jedem, dass er "Schlallplattenproduhtz-end" ist.
Interviews mit Andy und Mille folgen in den nächsten Tagen.
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