Konzert:
Samael, Flowing Tears - Hamburg, Knust
Konzert vom Eigentlich sollte die SAMAEL Tour in der Markthalle und damit einer der größeren Hamburger Locations rocken. Kurzerhand wurde das Konzert ins kleine Knust ver- und die Anfangszeit auf arbeiterunfreundliche 19.45Uhr vorverlegt. Während man sich also noch durch den U-Bahnverkehr mit unzähligen DOM-Besuchern quält, steht aber bereits eine Band auf der Bühne des Knust. Wo in meinen Ohren also noch der Sound der Großstadt durch die Ohren tönt, erklingen gerüchteweise im Knust die Töne einer deutschen Band namens SOON.
Am Rande vorab bemerkt: 21EUR an der Abendkasse für zwei Bands (die meisten haben von SOON wenig bis nichts mitbekommen) sind für die folgenden zweieinhalb Stunden Konzert doch recht happig.
Viele bekommen die neue Frontfrau von FLOWING TEARS zum ersten mal zu Gesicht als "Razorbliss" vom gleichnamigen aktuellen Album ihr Set eröffnet. Gesanglich hat sich wenig getan im Vergleich zur ursprünglichen Vokalistin. Der tiefe Klang der Stimme ist auch live augenscheinlich und präsent, auch wenn manchmal etwas mehr Volumen nötig wäre um wirklich packend zu wirken. Als sie nach einigen Songs das Publikum auffordert doch nach vorne zu kommen, ist sie wohl selber am meisten überrascht, als dieses dem Wunsch bereitwillig nachkommt. Während Helen sichtlich die Interaktion mit dem Publikum sucht, begnügt sich der Rest der Band damit, geschminkt böse zu gucken und die Haare zu schütteln, das ein ums andere Grinsen können sich die Menschen am Rand nicht verkneifen. "Pitchblack Water" oder "Undying" und damit Songs des neuen Albums machen nur einen Teil ihres Sets aus, gut die Hälfte wird mit älteren Tracks gefüllt. Helens tiefe Growls an manchen Stellen lassen das Blut in den Adern gefrieren. Dennoch: Live kam diese Band in meinen Augen und Ohren nicht in Ansätzen an die hohe Qualität ihrer Studiowerke heran. In Hamburg sind wir aber auch ein verwöhntes Pack.
Ein Pack, das SAMAEL liebt. Bereits beim langen Intro und Videoinstallation im Hintergrund sind die meisten in einer Vorwärtsbewegung inbegriffen und strömen zum Bühnenrand. Und als mit "Rain" symptomatisch als erster Track keiner des grade veröffentlichten neuen Albums erklingt, ist die Laune top. Mas hüpft wie ein Gummiball ohne eine einzige Unterbrechung - und mit süffisantem Lächeln auf den Lippen - durch die Gegend als gäbe es kein Morgen und verbeugt sich artig nach jedem Song. Vorph posed artig in der Mitte der Bühne und setzt seine Minen mit Beleuchtung von unten in ein böses Licht. Und vor der Leinwand, auf der in bunter oder besser schwarzweißer Reihenfolge Livebilder von der Bühne und kurze Videosequenzen zu sehen sind, tobt sich Xy hinter seinem Keyboardturm aus. Insbesondere wenn er das trommeln nicht dem Computer überlässt, sondern selbst Hand an seinem spärlichen Drumset anlegt, wirken seine auslanden Gesten wie das Safri Duo auf elektronischem Blackmetal. Die verschiedenen und in dieser Form recht einzigartigen Charaktere auf der Bühne machen SAMAEL live zu einem Erlebnis, die auf der Bühne deutlich powervolleren Songs überzeugen durch die Bank, auch wenn ich von neuen Tracks wie "On Earth" live noch mehr Energie erwartet hätte. Der Sound ist brachial laut, eine nicht enden wollende Bassattacke bei "Black Trip" drückt einen wirklich an die Wand und lässt Blut beinahe aus den Ohren tropfen. Die alten Songs klingen in elektronischem Gewandt ungeheuer zeitgemäß, den neueren Songs steht die Livehärte blendend. Das gut gemischte Set endet wie immer mit "My Saviour" und gegen halb elf ist der Spuk vorbei. Wir freuen uns auf die nächste Tour. Wir verwöhntes Pack.
Tracklist SAMAEL:
Intro
Rain
Shining Kingdom
Insh´allah
On Earth
Jupiterian Vibe
Reign Of Light
Telepath
Nautilus & Zeppelin
Black Trip
Baphomet´s Throne
Year Zero
High Above
Infragalaxia
The Ones Who Came Before
--
Moongate
The Cross
My Saviour
InterviewNeue Band, neues Glück? Was ist denn die Tage so passiert?Unser erstes Album "Kraft” ist gerade draußen, die Reaktionen sind sehr gut. Und wir haben eine Norwegen-Tour mit Enslaved hinter uns gebracht, auf der wir mit dem fantastischen Publikum gefeiert haben. Wir waren jede Nacht fürchterlich besoffen. Wie ihr seht, es war ein Erfolg auf ganzer Linie.
Es war sicherlich keine leichte Entscheidung, ohne Valfar weiter zu machen…
Windir starb mit Valfar. Ich brauchte allerdings ein Ventil, eine neue Band, wo ich meine musikalischen Output los werden konnte, Also gründete ich VREID - mit den Musikern, die ich wollte. Tja - und hier sind wir!
Was gibt es zu den Gerüchten, die hinter VALFARs Tod stehen, zu sagen?
Alles, was man wissen muss, steht auf der Windir-Homepage www.windir.no .
Und wie findest du die letzte Windir-Doppel-CD. Ausverkauf oder Tribute?
Natürlich mag ich die Scheibe, natürlich ist es keine Geldschneiderei, sonst hätten wir es ja nicht herausgebracht. Wir mussten unseren gefallenen Soldaten ehren.
Nun aber zu VREID: Wo liegt denn eigentlich der Unterschied zu Windir?
VREID sind viel direkter als Windir und lange nicht so symphonisch. Es ist dreckiger norwegischer Metal. Große Einfluß-Quellen sind natürlich Windir, Immortal, Death, alte
Metallica und Oddvar Torsheim.
Warum habt ihr eigentlich ein deutsches Wort als Titel eures ersten Albums gewählt?
"Kraft" hat im Norwegischen die gleiche Bedeutung wie auf Deutsch. Es ist eben ein kraftvoller Name für ein kraftvolles Album. Und es geht in den Texten auch um Power, um Hass, um Sehnsucht und Verlangen. Die Menschheit ist zerstörerisch, die dunkle Seite wird siegen über unsere guten Eigenschaften. Von Herzen sind Menschen Abfall.
Dann ist es ja schlimmer, dass VALFAR als Schreiber wegfällt….
Auf den beiden ersten Windir-Alben hat Valfar alles geschrieben, auf den beiden folgenden haben wir uns den Kram geteilt. Ich habe jetzt alles für "Kraft" verfasst, bis auf den letzen Song, den hat Ese geschrieben.
Wie ist die Arbeit denn überhaupt vor sich gegangen.
Wir haben mit Tabu einen vertrag über drei Alben unterzeichnet.
Unser Debut haben wir aufgenommen in meinem eigenen Studio, das ich "Studio 1184" genannt habe. Gemixt haben wir im Subsonic Society Studio, wo auch schon Susperia, Windir, Red Harvest und Darkthrone gearbeitet haben. Es war recht unproblematisch, schließlich kenne ich Steingrim und Sture schon von Windir, neu dazu gekommen ist lediglich Gitarrist Ese, mit dem wir aber schon lange Zeit befreundet sind.
Das Album ist ja nun schon draußen. Schon Reaktionen vernommen?
Schwer zu sagen, bislang waren die paar Feed-Backs geil, und unser Label scheint auch gute Arbeit zu machen, Außerdem arbeiten wir nach unserer Norwegen-Reise an einer Europa-Tour, vielleicht schon im Winter. Im Januar wird "Kraft" auch in Übersee erhältlich sein, so dass wir auch da touren könnten - wenn’s passt.
Ihr fühlt euch aber auch in eurer Heimat ganz wohl, oder?
Ich bin ein stolzer Norweger, und ich fühle mich vor allem in meiner Heimatstadt Sogndal wirklich wohl. Wenn Leute deswegen denken, ihr sei ein National-Sozialist, dann ist das ihr verficktes Problem.
Ich eurer Heimat befindet sich auch "Wolfs Liar”, dessen Schriftzug auf den netten kleinen Fotos auf eurer Homepage zu finden ist. Was hat es damit auf sich?
Ooch, das ist nur ein Laden, der Merchandise von und für uns verkauft. A great fucking metal shop. Hail Nissefar.
Valfar berichtete mir in einem Interview, dass ihr fleißige Brauerei-Bienchen seid und ihr euch Dunder und Moonshine macht, wie die Weltmeister.
In der Tat: Produktion und Genuss sind sehr konstant. Das Rezept bleibt allerdings unser absolutes Geheimnis. Dunder ist die Basis, bevor das Gesöff zum Moonshine gebrannt wird. Es stinkt wie ein alter Furz und schmeckt wie eine abgewrackte Hafennutte im Schritt. Wie gesagt: Das Rezept bekommt niemand aber der Effekt ist die totale Selbstzerstörung.
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