Thrash Metal ist nicht so ganz mein Metier. Es gibt zwar einige Bands, die mir gefallen, aber oft kann ich mit einer Thrash-Platte nicht viel anfangen. COCKROACH balancieren mit "The Observer" bei mir auf einem ganz schmalen Grad - einerseit ist ihr Thrash Metal rasant schnell und hat eine verdammt gute Gitarrenarbeit, andererseits kann ich mit der recht hohen Stimme (für meine Verhältnisse) nicht immer was anfangen, da sie mir manchmal schlicht auf die Nerven geht, da er stellenweise in sehr hohe Tonlagen kommt. Aber da es genug Leute gibt, die mit einer so klassischen Thrash-Stimme was anfangen können, bin ich wohl eher in der Minderheit und sollte mir den Spaß an "The Observer" nicht vermiesen lassen. Mach ich auch nicht, dazu ist die Mucke an sich zu gut. Man merkt dem Vierer die Erfahrung an, da sitzt einfach alles. Frisur, Breaks, Riffs. Einen wirklichen Ausfall hat "The Observer" zudem auch nicht, was bei zwölf Songs ja nicht die Regel ist. Von daher mein Tip für Thrash-Fans: einfach mal reinhören!
Es war einmal eine Zeit, da gab es den teutonischen Thrash-Metal. Heute gibt es hundertdrölfeinhalb Schubladen mit der Aufschrift "Thrash" und viele Berufen sich auf alte Schule und bla und blubb. Aber nur ein ganz paar Bands schaffen es, den alten Spirit in de heutige Zeit zu transformieren - gut, nicht peinlich, eben authentisch (und da sind die Originale ausdrücklich nicht ausgenommen). Denn die neue Sodom? Pa, ganz gut, aber eben ncht so cool wie beispielswiese Agent Orange. Von dem guten, aber irgendwie auch nicht so hundertprozentig zündenden Destruction-Reunion-Zeug ganz zu schweigen. Und Kreator mach(t)en komplett was anderes. Das ist ja auch gut so. Aber noch besser ist es, dass es solche Thrash-Asseln wie eben WTCHBURNER gibt. Schön Lederjacke an und ab dafür: Schön Stakkato, schön flott, schön schön schön. Der Gesang erinnert oft (vor allem das Stimme anheben am Schluss der Zeilen) an gute Schmier-Zeiten. Die Jungs aus Fulda begehen dabei nicht den Fehler, sich irgendwie an irgendwelche Trends anzubiedern, kein Irgendwie-Core, kein Black-Thrash, nein einfach nur Thrash - wie weiland das alte Dreigestirn oder die zweite Welle. Also, Palette kaufen, alte Muskelshirts suchen und schon: Rübe ab!
Der Pole L.O.N. hat seit 2000 einen ganzen Haufen Scheiben als HELLVETO herausgebracht, aufgrund der Affinität zu amerikanischen Labels aber hierzulande wohl eher keinen oder nur kleinen Bekanntheitsgrad erreicht. Das neueste Werk (das Debüt bei Dark Symphonies) mit dem Titel "Abenddämmerung" ist wieder komplett in polnisch gehalten (wobei das bisweilen schwer herauszuhören ist) und liefert laut vollmundiger Ankündigung "True Pagan Black Metal". Und da ist tatsächlich etwas dran. Es gibt räudig produzierten Schwarz-Alarm (in schnellen Momenten), der aber oft und viel im Gefühl Bathorys, Summoning und anderer epischer Ahnen schwelgt. Also gibt es viele langsame, vom Keyboard geprägte, instrumentale Abschnitte, manchmal kommen einem früher Vintersorg oder Kampfar in den Kopf. Und die kommen auch wesentlich besser rüber als die Klöppel-Parts - wobei es tatsächlich die Mischung macht. Aber auch die viele Abwechslung kann nicht verhindern, dass mit der Zeit ein bisschen Langeweile aufkommt. Das liegt wirklich am viel zu flachen Sound - und an der Beliebigkeit vieler Parts. Herzblut steckt jede Menge in diesem Album, sogar die Aufmachung transportiert die heidnisch-schwarzmetallische Ausrichtung. Ach: Was Mastermind L.O.N. textlich und ideell so raushaut, ist trotz einiger Recherche nicht herauszubekommen gewesen, aber dafür liegt den ersten 1000 (!) CDs eine ebenfalls von L.O.N. entworfenes Poster bei. Na, das ist doch was.
CHALICE haben jetzt ganz offiziell ihren neuen Tastenmann bekannt gegeben, der heißt Axel Hoffmann und tritt dass Erbe von Burkhard an. Dieser kann leider auufgrund rein zeitlicher Probleme nicht mehr weiter zur Band gehören.
Auf der ZYX-Doppel CD Compilation "Rock Of Ages 3" sind CHALICE derzeit mit dem Titeltrack "SHOTGUN ALLEY" aus dem aktuellen Album vertreten.
Chuck Schuldiner war mit DEATH einer der Wegbereiter des Death Metal und hat ganze Heerscharen von Mucker zum Metal gebracht und beeinflusst. Wie die drei Jungs von SUBCONSCIOUS (die nach den Aufnahmen einen zweiten Gitarristen aufgenommen haben). "Irregular" ist eine Hommage an evil Chuck, genau wie es ILLOGICIST aus Italien auch machen. Technischer, leicht frickeliger Deeath Metal, der mit ein paar Thrash-Einflüssen angereichert wird und jedem DEATH-Fan gefallen dürfte. Zwar fehlt der Platte die Genialität von Meilensteinen wie "Human", aber die Scheiben von DEATH sind ja nicht umsonst Genre-Renferenzen. SUBCONSCIOUS machen ihre Sache ziemlich gut und werden in der knappen Dreiviertelstunde nie langweilig oder nervig (oder beides) und sind geschickte Songschreiber, so dass man als Hörer nie sicher sein kann, wie sich ein Song entwickelt. Da kommen manchmal auch leichte MESHUGGAH-Erinnerungen hoch, die aber noch ne ganze Spur abgefahrener sind. Soundmäßig kann die Scheibe auch überzeugen und hat genau den DEATH-Sound der mittleren Phase getroffen, was man heute leier viel zu selten hört. Einziges kleines Manko ist der Gesang, der mir zu kraftlos ist und nicht wie Chucks Röhre klingt, sondern an einen schwachbrüstigen Metalcore-Shouter erinnert. Kein kompletter Ausfall, aber auf jeden Fall steigerungsfähig. Trotz dieses kleinen Fehlers ist "Irregular" eine solide technische Death Metal-Scheibe geworden, die mangels neuer DEATH-Scheiben Fans des Meisters gefallen wird.
"Stonegart" sozusagen: Die Stutgarter machen Stoner Rock. Das passt zwar natürlich irgendwie besser in die Wüste Arizonas, wird aber auch in Norwegen und natürlich auch in Deutschland immer beliebter. Und was auf den Pisten Amerikas klappt, geht natürlich auf germanischen Frei-Bürger-Autobahnen prima: Schnelle Fahrt für freie Stoner! Das klappte mit diesem wirklich nicht schlechten Debüt auch schon ganz gut, wenngleich das Autofahren mit diesem GAScoine weniger Spaß macht, als die Abfahrt mit Büx-Bier und Hitzewallung im klitzekleinen Drecksklub. Letztlich erfüllen die Schwaben viele Pflichten des Genres: Psychedelische Soli, rockige Riffs, treibende Rhythmus-Sektion und eine sehr typisch rauchig-rotzig-leidende Stimme. Aber irgendwie ist diese Scheibe zu glatt, zu wenig extrem, zu sehr angepasst. Zum Kiffen zu flott, zum richtigen Drogen-Delirium zu wenig abgedreht, zum echten Groove zu banal. Klingt irgendwie wie eine Yuppie-Stoner-Version, passt ja so auch besser in die Stadt des deutschen Vorzeige-Autos. Nicht übel, aber eben auch nicht richtig dreckig - vielleicht sind GASCOINE so was wie die Einstiegsdroge.
Oberflächlich betrachtet ist die zweite GRAVEN ein Black-Metal-Album wie tausend andere. Das Cover ist schwarz weiß, die Gesichter angemalt, Totenschädel, umgedrehte Kreuze, krächzende Stimme, Gitarren, die für das ungeübte Ohr wie Rasierapparate klingen, ein bös-beruftes Label, pappiger Drumsound und überhaupt. Totaler evil-grim-bitten-frostig Black Metal aus der höllischen Tiefgarage? Ja. Aber mit einem kleinen Unterschied zu vielen anderen angefrorenen Satansdienern: GRAVEN ist eklig, aber gut. Die Gitarren klirren zwar, versetzen einen aber tatsächlich in geradezu höllische Stimmung, transportieren also jede Menge böses Feeling. Und manchmal kommen sogar schwarz-gewürzte Melodien heraus, die auch Immortal nicht besser gemacht hat. Natürlich sind GRAVEN (ohne Vargsang, aber mit Zingultus von den sagenumwobenen Graupel) viel old-schooliger als die norwegischen Megaseller. Dennoch entfernen sich GRAVEN nicht sooo weit von den Skandinaviern, denn trotz aller Underground-Trademarks sind auf dieser Scheibe so richtig gute Songs enthalten, vor allem im mittleren und langsamen Tempo bliebt viel im Ohr hängen . Und irgendwie schafft der Dreier um Kollegen Vronth das, ohne jegliche Trend-Anbiederung, hier regiert der echte Geist der frühen 90er. Darkthroner müssen reinhören, alle anderen Kaltblüter sollten es zumindest.