"Deywantedtukillmi" rief Klein-Mika früher, heute macht er das mit uns. "IMPNAZ" machen das, was sie können. Sie mischen Thrash- und Black-Metal, packen jede Menge vom eigenen Rotz dazu und heraus kommt das, was immer heraus kommt, wenn Wodka-Mika Mucke macht. Vielleicht ist die neue Scheibe ein wenig metallischer geworden, aber auf keinen Fall ändert das etwas an dem Gesamtergebnis. Irgendwie erinnert IMPALED NAZARENE an große Fast-Food-Ketten: Man kann sich auf der Produkt verlassen. Meist (sehr) schnell, nur manchmal mittel temperiert, aber immer brutal, (weniger Punk) als zuletzt, aber eben immer noch dreckig. Ach ja, und die bös-provokativen Texte (und wirklich nicht immer geschmackssicheren) keinesfalls zu vergessen, plus potentiell diskussionswürdiges Cover inklusive Albumtitel. Das Problem der kleinen Impnäzze: Sie haben schon früh ihre Grenzen ausgelotet, derart provoziert, dass ihnen das nur noch bei den Hörern gelingt, die die Band noch nicht oder nur wenig kennen. Und das sind außer der Antifa ja wohl die wenigsten. Das Album killt zwar nicht so, wie die ersten, ist nicht so liebenswert wie das goldene - aber es ist auch nicht schlecht. Eben IMPNAZ.
VREID wird für immer im Schatten Windirs stehen –daran ändern auch so tolle Alben die derzeit recht angesagte "Pitch Black Brigade" nichts. Das ist aber auch nicht schlimm, solange die Norweger eben so geile Scheiben herausbringen. Irgendwie typischer (Viking-) Black Metal wird vermengt mit weniger typischen Rock’n’Roll-Feeling. Und dadurch unterscheidet sich die Brigade am meisten vom Erstling Kraft, auf dem mehr klirrende Kälte zu spüren war als staubiger Dreck. Dennoch müssen unser allerliebsten Schwarzwurzel-Fans nicht auf ihre angestammten Trademarks verzichten, nein, auch hier leben Sie von frostigen Gitarren-Klängen und kalter Atmosphäre. Aber irgendwie gelingt es Sture, Hvall, dem hungrigen Steingrimm und Ese bei aller Boshaftigkeit noch unglaublich cool zu klingen. Und genau das ist der Vorteil der Jungs vom Sognefjord. Vielleicht spielt ihre Herkunft tatsächlich eine Rolle: Dieses Album ist kalt wie der Schnee auf den Bergen ringsherum, so schön wie der Blick auf die sagenhafte Natur in Fjordnorwegen und so dreckig wie eine Fahrt über unbefestigte Pfade abseits ausgelatschter Touristenpfade. Also Achtung: Der Zorn wird auch dank der kraftvollen Produktion größer.
Was beginnt wie ein britisches Old-School-Punk-Album, mutiert zu einer abwechslungsreichen Pop-Electro-Punk-Rock-Industrial-Metal-Scheibe. Was vergessen? Ich glaube ja, macht aber nix. Guenter Schulz (Ex-KMDFM) macht zusammen mit House-of-Commons-Sänger Jeff Borden echt ganz spannende Musik, abseits von allen möglichen ausgelatschten Pfaden und auch abseits von allen Genre-Schubladen. Das härtere "Fear Tactic" erinnert ein wenig an Ministry, Motörhead ist allgegenwärtig - Clash, die UK Subs (Boller-Bass) und Co. mischen auch tüchtig mit. Und "March" erinnert gar an alte deutsche Thrash-Bands mit etwas untypischen Sänger. Das abschließende "Give Me Something Real" ist sehr elektronisch, lässt an eine smoothe, sehr viel softere Numan-Variante denken. Schließlich bleibt der Joy-Division-Klassiker "Love Will Tear Us Apart" zu erwähnen, der auch in dieser Version schwarze Herzen treffen dürfte. Ein Nachteil der Scheibe liegt auf der Hand: Insgesamt wirkt das Werk ein wenig unausgegoren. Und: Der Sound ist nicht im geringsten so großartig wie die Ideen vielfältig. Hörer mit Mut zur Verwirrung müssen aber unbedingt reinhören.
Seit 1997 veröffentlichen die New Yorker Streetpunks THE CASUALTIES regelmäßig Alben, lediglich unterbrochen durch eine etwas längere Pause zwischen 2001 und 2004. Um die Wartezeit auf das nächste Release im Herbst dieses Jahres zu verkürzen, wurde jetzt die DVD "Can´t Stop Us" eingeschoben. Zu sehen gibt es zwei Zusammenschnitte von Touren durch Mexiko und Japan. Dabei sind jede Menge Songs enthalten, die in den verschiedensten Locations aufgenommen wurden, von kleinen Underground-Clubs bis hin zu größeren Open Airs. Der Sound ist äußerst authentisch, sprich: Man hört hier echten, unbearbeiteten Bühnensound, was auch ganz reizvoll ist, manchmal aber doch ans Unerträgliche grenzt. Das fanden wohl auch die Produzenten der DVD, denn einige Songs wurden mit den jeweiligen Studio-Aufnahmen unterlegt. Die Bilder scheinen ausschließlich mit Handkamera aufgenommen worden zu sein, man bekommt hier also die originale Konzertatmosphäre mit. Zwischendurch werden Bilder vom Touralltag, Interview-Auschnitte und ähnliche Schnipsel gezeigt, die aber stellenweise zu lang geraten und außerdem wenig spannend sind. Bonus-Material ist keines enthalten, was meiner Meinung nach aber auch nicht nötig ist, denn meistens bekommt man da ja eh nur irgendwelchen Blödsinn zu sehen, den außer der Band selbst niemand besonders witzig findet. Allerdings stellt sich trotzdem auf Dauer ein gewisser Nerv-Faktor ein. Das liegt zum einen daran, dass die CASUALTIES einfach eine ziemlich schlechte und - vorsichtig gesagt - wenig abwechslungsreiche Band sind, so dass sich die Songs kaum voneinander zu unterscheiden scheinen. Dazu kommt, dass das übertrieben auf Punk gemachte Styling der Band, das sich vor allem durch bonbonfarbene Irokesen-Varianten auszeichnet, irgendwann nur noch albern und aufgesetzt wirkt, so dass man sich mitunter an einen kleinen Karnevals-Verein erinnert fühlt. Das wird noch dadurch verstärkt, dass die Jungs bei den On-The-Road-Szenen überhaupt nicht punkig wirken, sondern nett, brav und auch ein bisschen langweilig. Keine Bierflasche wird gezeigt, keine Zigarette, nichts geht zu Bruch, sondern die Jungs fahren zivilisiert in ihrem klimatisierten Reisebus durch die Gegend. Das ist nun wirklich alles andere als Punkrock! Mit dieser DVD dürften also wohl nur echte Fans etwas anzufangen wissen.