SIEBENBÜRGEN aus Schweden (klingt irgendwie doof, ich weiß…) stehen seit über zehn Jahren für eine bewährte Mischung aus Gothic- und Black Metal und haben ganze fünf Alben über Napalm Records veröffentlicht, bevor sie im September 2007 zu Massacre Records gewechselt sind, welche nun „Revelation VI“ auf den Markt bringen. Der geschäftliche Ortswechsel hat aber zum Glück keinen Einfluss auf die Qualität der Musik, denn das Sextett versteht es immer noch, sehr gute, melodisch-düstere Hymnen zu schreiben, die bisweilen enormes Ohrwurmpotential offenbaren. SIEBENBÜRGEN gehören zu den Bands, bei denen der weibliche Hintergrundgesang (Lisa Bohwalli macht einen tollen Job) nicht sofort sämtliche Nervenenden wegbrennt, sondern geschickt in die Songgefüge integriert wurde. Auch in Sachen Keyboard fährt die Band keine pseudo-bombastische Klimper-Volllastkurve, sondern weiß mit Pomp und monumentalen Einschüben umzugehen, was Stücken wie „Infernaliia“, „Revelation VI“ oder „The Soulless“ (allesamt hitverdächtig!) außerordentlich gut zu Gesicht steht. In einigen Songs (ich weiß leider nicht, in welchen) ist auch Produzent und KING DIAMOND-Gitarrist Andy LaRocque mit ein paar Soli zu hören. Zwar halten leider nicht alle Songs das superbe Niveau der drei genannten Highlights, doch geht „Revelation VI“ als durchweg starkes Album durch, das sich Fans von finsterer Kerzenschein-Romantik ohne Probleme in die heimische Gruft stellen können.
CLUSTERHEAD aus Regensburg hatten bisher 3 EPs am Start und legen nun mit „Times Of No Trust“ ihr Longplayer-Debüt vor. Das Quartett um Sänger Rene Brandt, Gitarrist Frank Stadlbauer, Bassist Andreas Meyer und Schlagzeuger Ruediger Tonn haben sich dabei stilmäßig dem melodischen Metal verschrieben, wie er in Deutschland insbesondere Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger recht populär war. Wobei die oft genannten Vergleiche zu den deutschen Marktbegleitern der Marke BONFIRE, PINK CREAM 69 oder AXEL RUDI PELL doch leicht hinken – CLUSTERHEAD orientieren sich etwas mehr gen traditionellen Metal (ohne auch nur annähernd True zu sein), lassen AOR-Rock nur ansatzweise durchklingen und klingen so im ersten Moment einen Tick deftiger als obige Referenzen, wozu auch der rauchig heisere Gesang beiträgt. Besonders stark dabei Metalsongs wie der Titeltrack „Times Of No Trust“ und das heftigere, fast schon hymnische „Prediction Of A Fight“. Mit „Ghosts“ gibt es denn auch noch eine recht amtliche Semi-Ballade mit Ohrwurm und Hit-Potential und auch „Poisoned“ setzt sich im Ohr fest. Das bei manchen Tracks im Background Refrain und Untermalung (Keyboards) etwas Cheesy ist, lässt sich zukünftig sicher noch ausmerzen. CLUSTERHEAD liefern mit „Times Of No Trust“ ein recht gelungenes Debüt ab, haben aber sicher noch Luft nach oben. Die Zielgruppe darf ruhig mal hoffnungsfroh reinschnuppern.
Kann sich irgendwer noch an Soundgarden erinnern – und damit den Unterschied zu coolen Ami-Rock-Bands und Alternative-Weichkäses wie Nickelback? Wenn ja, dann füllen diese Schweizer vom schlimmen Montag die Lücke für angesprochene "irgendwers" mühelos. GREY MONDAY haben coole Grooves, mitreißende Hooks und scheuen auch vor balladesken, stonerigen, aber niemals schmalzigen Parts nicht zurück. Rock, Grunge, Alternative heißen die Zutaten der Band um die Pfister-Brüder, die ordentlich Arsch tritt. Leichte Abstriche gibt’s beim recht abwechslungsvollen Gesang („Twilight Girl“ dürr, „Everything“ kommt mit New-Model-Army-Charme), der ein ums andere Mal auch etwas leierig daherkommt („Dealermen“) und seine beste Seiten bei den härteren Parts offenbart. Kein Album für absolute Härtner, aber für die Art von Musik ist das Ganze wirklich kompetent zusammengeklöppelt. Auch, wenn sie’s nicht erfunden haben….
ARMORED SAINT und LIZZY BORDEN heißen die beiden Headliner des 12ten Ausgabe des KEEP IT TRUE. Für das Billing am 24./25. April 2009 in Lauda-Königshofen (BaWü) in der Tauberfrankenhalle fehlt jetzt nur noch ein Co-Headliner.
Zweifellos gehören die Kanadier von HAREN SCAREM zu den bis heute leider von der breiten Masse immer noch zu unrecht missachtetsten besten Melodic/Hardrock Kapellen dieses unseren Planeten. Inhaltlich sind sicher nicht schlechter als viele der bekannteren Kapellen des weitläufigen Genres aber mit dem Fluch des einfach zu-spät-Kommens belastet, was die großen Boomzeiten dieser Art Musik betrifft (dies waren eindeutig die 80er) behaftet, haben sich die Jungs um Mastermind Harry Hess (Vocals, Keys) dennoch eine kleine Fanschar in den 17 Jahren ihres Bestehen erspielt. Aber dies war auf Dauer dann eben leider einfach zu wenig, um große Verkäufe oder Erfolge einzuheimsen. Die Band hat dies zuletzt wohl ähnlich so gesehen und zieht jetzt mit dem aktuellen „Hope“ einen Schlussstrich. Zukünftig wolle man sich lieber verstärkt "anderen" Projekten widmen, was auch immer dies heißen mag.
Inhaltlich überzeugen Harem Scarem auf diesem mittlerweile 12'ten (!) Album erneut fast während der gesamten Spielzeit von knapp 43 Minuten hinweg. Nur zwischendurch wird es vom Songwriting mal ein klein wenig banaler, der ganz große Hit wie auf früheren Kracheralben wie etwa „Weight Of The World“ (2002) oder „Overload“ (2005) fehlt diesmal außerdem. Manchmal übertreiben es die Herren auch etwas mit dem Balladenkitschfaktor, da tritt man routiniert sogar selbst BON JOVI als ernsthaftem Konkurrent auf dem Kuschelrocksektor entgegen.
Sei’s drum, einen Originalitätspreis hat sich die Formation sowieso nie verdient sondern eher eine Auszeichnung für konstant solide bis gute Werke. Hier steht zwar auch ganz klar stets der packende Refrain im Vordergrund aber nicht zu cheesy sondern doch etwas riffgeprägter und rockiger. Die Tasten sind hier eher schmückendes Beiwerk (von den Gürtelrubblern mal abgesehen) und bei weitem nicht so dominant wie etwa bei den Labelkollegen von JOURNEY, die rau-kräftige Stimme von Hess drückt den Songs ebenfalls ein sehr prägendes Markenzeichen auf. Dazu passen solche Kracher wie das energetische „Watch Your Back“ (super Hook), „Days Are Numbered“, der groovige Titelsong „Hope“, „Dark Times“ (mit coolem Alternative Touch) oder auch dass schnelle „Calm Before the Storm“. Fast schon grungig geht es hingegen bei "Time Bomb" zu, hier agiert das Quartett deutlich rythmusbetonter, der Song fällt etwas aus der Reihe, auch mit einen gelungenen Gitarrensolo. Die Tracks sind oft etwas düster geprägt, wie immer nicht zu "easy listening"-artig sondern meist mit noch genügend Schmiss und Dampf dahinter. In der Mitte der CD wird es dann etwas flacher: Tracks wie „Never Too Late“ (hört sich an wie ein dünnes DEF LEPPARD Cover) oder auch das 100-fach so schon mal gehörte "Shooting Star" und die bereits erwähnte melodramatische Ballade im Stile der ungleich erfolgreichern Jungs aus New Jersey „Nothing Without You“. Zum Abschluss gibt es dann noch eine relativ handzahme Akustikversion von „Higher“. Da hätte ich mir zum Abschluss doch ein etwas originelleres Gimmick gewünscht und etwas länger hätte die Scheibe ruhig auch sein können.
Und so bleibt nach 17 Jahren das leicht bedauernde Fazit: Wirklich bahnbrechende Werke haben HAREM SCAREM zwar nie aufgenommen aber schon immer recht unterhaltsame, nicht zu platte Melodicrock-Mucke, auf das konnte man sich blind verlassen und dies wird mir zukünftig schon etwas fehlen. Alles Gute für die (hoffentlich) wie auch immer geartete musikalische Zukunft Jungs!
Satte 5 Jahre ist es her das MIDNITE CLUB für ihr Debüt „Running Out Of Lies“ doch einiges an Lob der eingefleischten AOR-Gemeinde einheimsten. In 2008 gibt es nun das Zweitwerk „Circus Of Life” – und das setzt glatt noch einen drauf. Chef und Gitarrist Steffen “Seegi“ Seeger setzt weiterhin auf Westcoast-Summer Stimmung im Stile der Achtziger, auf eingängige Hooklines und Refrains, satte Chöre und angenehme Gitarrensolos. Und dann hat das Quintett mit ex-DOMAIN und EVIDENCE ONE Sänger Carsten “Lizard“ Schulz noch ganz große klasse am Mikro. Zu den Highlights in einem Album ohne Ausfall gehören neben dem Top Gun-Cover „Danger Zone“ (Kenny Loggins und Giorgio Moroder) noch das groovende, gitarrenorientierte „Afraid Of Love“ und die Ballade „Crying In A Dream“ die unter der Firmierung BON JOVI wohl absolutes Chartpotential hätte. Allesamt ausreichend fett produziert und somit Cabrio tauglich. MIDNITE CLUB ist zwar wohl weiterhin „nur“ als Projekt am Start – aber nach „Circus Of Life” wäre es schön, wenn es bis zu Album Nummer 3 nicht mehr ganz so lange dauert. Denn gut gemachten „easy listening“ Stoff dieser Qualität kann man jeden Sommer gebrauchen – sollte der Melodic Rock Freund schon gehört haben.