„Devils In My Details“ ist nun also die angekündigte Introspektive von Kevin Ogilvie/Nivek Ogre, die viele Musiker irgendwann der Hörerschaft ans Bein binden. Ein Spiegel seines Inneren soll es sein – und wer ihn mit seiner Hauptband SKINNY PUPPY live gesehen hat, weiß, dass man es tendenziell mit einem Verrückten zu tun hat. Und OHGR zielen auf „Devils In My Details“ auf vertracktere Strukturen, weit weg von SKINNY PUPPIES „Mythmaker“ Lichtblick, sie verlangen nach Kopfhörern und Zeit. Und dann muss sich zeigen, was die Songs halten wenn man sich damit abgefunden hat, dass Musik nicht deshalb anspruchsvoll ist, weil der Künstler das sagt. Und „Devils In My Details“ zeigt schnell was und wie OHGR das versuchen: Recht unmelodisch und mit vielen Effekten auf den Vocals ist es schwer der Entwicklung zu folgen, „Shhh“ geht die Sache mit MINISTRYscher Rastlosigkeit an, „Eyecandy“ setzt auf Endloswiederholungen mit minimalen Veränderungen – und beide Songs verpassen es den Höhepunkt zu zelebrieren auf den sie so lange hingearbeitet haben. Vielleicht tickt Ogre genau so, dann ist das zumindest konsequent, rein musikalisch sehe ich darin aber keinen Geniestreich. Das Album ist ganz offensichtlich nicht auf einzelne Hits angelegt und es ist schwer bestimmte Titel herauszugreifen, aber mir reicht die Substanz des Gesamteindrucks nicht aus, um mich genau davon abzuhalten: Denn es gibt durchaus auch spannende (Einzel-)Momente auf dem Album, „Feelin' Chicken“ ist beispielsweise schon so plakativ effektüberladen, dass der an sich simple Song im Kopf bleibt. „Dr. Angle“ baut mit seinen sehr nach vorne gemischten und bedrohlichen Beats einen riesigen Kontrast zur an sich süßen Melodie auf – aber auch hier hört der Song auf bevor er richtig losgeht. Ich will nicht Ogres Psychologe sein und vielleicht ist „Devils In My Details“ ja sogar genau wie seine Seele und damit zumindest der Selbstzweck erfüllt. Ich war dennoch enttäuscht weil die Songs zu viel Chancen verspielen und echter Tiefgang nur selten aufblitzt- nur weil Ogres Electro etwas sperriger ist, muss noch kein heiliger Gral in ihm stecken. Das Album erscheint auch als LP auf Vinyl.
Wo andere Bands die Scheuklappen ablegen, legen die Dortmunder A GIFT CALLED ANGER sie an. Auf „The Rise, The Wounds, The Fear“ gibt es wenige bis keine Blicke abseits der anvisierten Spur, und die pflügt sich förmlich in die Landschaft: A GIFT CALLED ANGER machen was der Name verspricht und setzen alles daran, harte Musik zu machen ohne Luft zu holen - Sie servieren im HATEBREED Fahrwasser wütenden Metalcore. Und das klappt soweit recht überzeugend: Die Produktion ist sauber und druckvoll, das Tempo nicht zu flott und dadurch richtig böse, die Gitarren schwer, die Drums voll auf die Zwölf. Der Gesang ist einen Tick zu monoton um richtig im Ohr zu bleiben – das wäre alles zu tolerieren, aber A GIFT CALLED ANGER vergessen es fatalerweise komplett, eigene Akzente zu setzen. Und das ist angesichts der ansonsten sehr homogenen Erscheinung (weil nämlich die ganze Band die seltene Gabe hat, die Aggressivität konstant hoch zu halten) definitiv vertanes Potential. Ein folgendes Album müsste ganz klar mehr eigenen Charakter aufweisen um den Namen A GIFT CALLED ANGER in der Szene zu zementieren.
ROB ZOMBIE hat zum Soundtrack der Marvel Comics-Verfilmung "Punisher: War Zone" einen Song beigesteuert - "War Zone" gibt es als Stream auf der Filmwebsite zu hören.
Dass bekannte Metalbands mal den einen oder anderen Klassikersong aufpeppen und dann eine Compilation veröffentlichen, ist nicht wirklich neu. Schon GAMMA RAY, ANTHRAX, SAXON oder zuletzt DESTRUCTION ließen altes Gut neu erstrahlen – in all diesen Fällen sogar sehr amtlich! DIMMU BORGIR gingen sogar soweit und spielten eines ihrer ersten Alben („Stormblast“) komplett neu ein, was vielen Fans ein Stirnrunzeln nebst kräftigem Tippen an jenes Körperteil abrang. Und genau das Gleiche haben EXODUS nun mit ihrem größten Klassiker, ihrem Debüt „Bonded By Blood“, getan und veröffentlichen die ganze Chose unter dem Namen „Let There Be Blood“. Ich wage an dieser Stelle nicht, ein Urteil zu fällen, ob solch eine Neueinspielung dem Original nun Konkurrenz macht oder nicht, das soll jeder Fan für sich selbst entscheiden. Aber ich glaube, Gary Holt und Co. hätten diese „Dreistigkeit“ nicht begangen, wenn sie nicht gewusst hätten, dass das Ergebnis ein wahrer Killer wird. Was vielleicht auch wie plumpe Geldmacherei anmutet, entpuppt sich schon beim ersten Hördurchlauf als Erektionsförderer mit Dauergarantie! Die neun Songs wurden klanglich so fett (dabei aber nicht leblos, sondern ordentlich dreckig) in Szene gesetzt, dass die Produktion des Originals dagegen wie ein altes Demo wirkt, Rob Dukes klingt mindestens genauso angepisst und asozial wie seinerzeit der leider inzwischen verstorbene Paul Baloff, und Ewigkeits-Thrasher wie „Bonded By Blood“, „And Then There Were None“, „Deliver Us To Evil“ oder „Strike Of The Beast“ könnte man auch mit Waschbrettern, Fahrradhupen und Kochpötten einzimmern, sie wären immer noch Gott in ihrem Genre. Eine solch überzeugende Recyclingplatte habe ich nur selten gehört, und wer ein bodenständiges Kontrastprogramm zum neuen METALLICA-Opus sucht, wird bei „Let There Be Blood“, das alle Stärken von EXODUS aus Vergangenheit und Gegenwart perfekt bündelt, absolut fündig. Affentittengeil!
Aus Aschersleben in Sachsen Anhalt stammt diese noch sehr junge Black Metal-Band, die vor über vier Jahren gegründet wurde und bereits eine Promo-CD mit dem kauzigen Titel „Forest Of Unborn Thoughts“ veröffentlicht hat. „Within The Chains Of Time“ ist demnach schon der zweite Mehrtracker des Quartetts und klingt für eine Eigenproduktion ordentlich fett. Manch etablierte (Black) Metal-Truppe kann sich hiervon eine Scheibe abschneiden, doch auch die sechs Songs sind alles andere als übel ausgefallen. Natürlich spielt das melodische, dynamische und bisweilen sogar progressive Schwarzmetall noch nicht in einer Liga mit den großen Vorbildern der Band (zu denen unter Anderem EMPEROR, DISSECTION, KREATOR, HYPOCRISY und IMMORTAL gehören), doch Talent ist bei den Herren zweifellos vorhanden. Ich würde sogar den „Tipp“ vergeben, doch auch nach mehreren Durchläufen wollen sehr gute und (für eine so junge Band) technisch erstklassige Songs wie „Within The Chains Of Time“ oder „Reins Of Fate“ nicht so richtig zünden. Falls die Jungs dieses kleine Manko im songwriterischen Bereich aber bei ihrem nächsten Scheibchen ausmerzen, können sie fast schon an heimischen Dunkelklangkünstlern wie CRYPTIC WINTERMOON oder DARK FORTRESS kratzen. Aber ein kleiner Weg ist es bis dahin noch…
Für schlappe 6 Euro (zuzüglich Verpackung und Versand) kann man „Within The Chains Of Time“ über die Homepage der Band ordern und bekommt dafür eine schön aufgemachte CD mit ansehnlichem Cover-Artwork und vierseitigem Booklet. Fett!