DARKEST REIGN aus Biberach haben sich auf ihrem selbst produzierten Debütalbum „Here Comes The Pain“ ganz und gar ehrlichem, melodischem Power Metal der alten Schule verschrieben. Auf Keyboards und „symphonische“ Elemente wird komplett verzichtet, und auch Drachen, Schwerter und Rüstungen sind zu Hause geblieben, so dass sich das Quintett auf fette Riffs und basischen Dampf konzentrieren kann, dessen Väter im Geiste eindeutig eher METAL CHURCH, ICED EARTH und Co. sind als RHAPSODY oder STRATOVARIUS. Also nix mit Tralala, Prinz Eisenherz und Heldentenören ohne Familienjuwelen, sondern nach vorne peitschende Songs und das zwar etwas piepsige, aber kräftige Stimmorgan von Sänger Stefan Mohr. Auch die Stücke können sich durchweg hören lassen, wobei hier allerdings noch merklich Luft nach oben ist, denn leider kommen nicht alle Songs so stark daher wie das mit einem coolen Refrain ausgestattete „Independent Fire“ (wenn zumindest die meisten anderen Songs ebenfalls dieses Niveau halten würden, hätte ich ganz locker den „Tipp“ gezückt!), sondern versinken noch etwas zu oft in banalen Songstrukturen, die DARKEST REIGN noch keinen völlig eigenen Stempel aufdrücken wollen. Dennoch ist das kraftvoll, aber irgendwie ein wenig übersteuert produzierte Album keinen Deut schwächer als die aktuelle, für deren Verhältnisse außerordentlich misslungene Scheibe „This Present Wasteland“ der einstigen Heroen METAL CHURCH und für Leute, die es gerne traditionell, aber ohne Kitsch mögen, definitiv ein Anchecken wert. Ordern könnt Ihr „Here Comes The Pain“ über die Homepage der Band oder direkt erstehen im Laden „G-Point Records“ (geiler Name irgendwie…) in Biberach. Eine der besseren Underdog-Platten!
PRESTO BALLET ist die Spielwiese des METAL CHURCH Gitarristen Kurdt Vanderhoof, hat aber mit dem harten Metal seiner Hauptbeschäftigung nun schon so gar nichts am Hut. PRESTO BALLET bewegen sich stilsicher im Verbund mit YES, GENESIS und vor allem KANSAS – wohlgemerkt der Siebziger Prog-Ausprägung genannter Bands. Retro ist in; und auch auf „The Lost Art Of Time Travel” reagieren ausufernde Kompositionen mit Hammond, Mellotron, Piano und ausreichend Synthie sowie guter Gitarrenarbeit in den umfangreichen Instrumentalparts. Sänger Scott Albright hat eine angenehme, leicht angeraute und sich in mittleren bis höheren Tonlagen bewegende Stimme und generiert somit das perfekte Zeitreisengefühl. PRESTO BALLET lassen es dabei recht entspannt angehen und legen großen Wert auf Stimmungen und Melodien – alleine das fast eine viertel Stunde lange „One Tragedy At A Time“ mit seinen Stadionrockmomenten á la KANSAS meets RUSH sollte geneigter Fan mal antesten. Wer es gerne kompakter hat dem sei das direkt folgende, druckvolle „I’m Not Blind“ empfohlen. „The Lost Art Of Time Travel” macht auf seine altmodische Weise Spaß und dürfte nicht nur jenen gefallen, welche schon das nicht ganz so ruhige 2005er PRESTO BALLET Debüt „Peach Among The Ruins“ kennen. Wer sich desöfteren mal SPOCK’S BEARD & Co. reinzieht, findet hier gleichgesinntes – wenn auch (noch) in der „Easy Listening Variante“.
Geschichte ist zyklisch, wissen wir alle. Einige Phänomene scheinen sich dabei öfter als andere zu wiederholen, im Falles des kleinen Krachmusik-Kosmos sei hier das Überschwemmen einer Zielgruppe mit belanglosen Alben genannt, bis der Markt zusammenbricht, weil niemand mehr Bock hat, sich das x-te identitätslose Album zu kaufen. Death Metal Anfang der 90er, Metalcore vor nicht allzu langer Zeit und jetzt anscheinend Emocore. KENAI sind ein weiterer Beweis dafür, wie gut die Bands des Genres instrumental sind und wie wenig Eigenständigkeit anno 2008 notwendig ist, um eine Platte zu veröffentlichen. „At Mercy’s Hand“ ist eine belanglose Empop-EP, die als Ausblick auf einer belangloses Emopop-Album diesen soll. Wer braucht das? Klar, KENAI machen alles richtig, haben einen fähigen Sänger und sind kompetente Musiker, aber beim Songwriting hapert es, nicht einen Hit kriegen die Briten zustande und auf neue Ideen muss niemand hoffen. Den Jungspunden muss zugute gehalten werden, dass sie sich nicht nur auf poppige Songs einlassen, sondern auch hymnische Parts einbauen und dadurch (immerhin ein wenig) an Profil gewinnen. Aber das reicht nicht, um aus dem Mittelmaß eines überlaufenen Genres herauszustehen. Völlig überflüssige Scheibe.
BURN DOWN ROME hatten im Vorfeld der „Devotion“-Session mit einem Line Up-Wechsel zu kämpfen, der sich hörbar in der Musik niedergeschlagen hat: anno 2008 klingt die Band Postrockiger, mit leichten Core-Einflüssen, etwas Alternative und mit viel weniger Härte als erwartet. Aggressivstes Element in den neun Songs ist der Gesang, der oft Postcore-like eingesetzt wird, aber genau so viel ruhige Momente hat und die Musik sehr facettenreich macht. Das wird von den Kollegen aufgegriffen, BURN DOWN ROME lassen sich nicht mehr auf nur ein Genre festnageln und mischen munter Postcore-Strukturen (die mangels einer zweiten Gitarren zu dünn klingen) mit Indierock-Popppigkeit und punkiger Wut, Screamo darf da auch nicht vergessen werden. Ergibt am Ende eine sowohl sperrige wie eingängige Platte, auf der sich kein Hit findet, aber viele gute Songs, in denen aber manche Idee einmal zu oft wiederholt wird. „Devotion“ offenbart das Talent und die Ideen der Briten, die mit beim nächsten Album fokussierter zu Werke gehen sollten, dann könnte das ein ganz großer (Post)Wurf werden. Bis dahin kann „Devotion“ unterhalten, wenn auch nicht komplett überzeugen.