YOUR HERO haben ihre „Chronicles Of A Real World”-Platte bereits erfolgreich in Italien und Japan veröffentlicht, da lag der Schritt nah, auch Deutschland zu beglücken. Die Chancen stehen gut, dass die Scheibe auch im deutschsprachigen Raum gut ankommen wird, zocken die Italiener doch Screamo, der UNDEROATH und Konsorten nicht unähnlich ist und mit poppig-eingängigen Songs aufwarten kann. Dazu kommen natürlich Wechselgesang und nicht zu harte aber doch schon ordentlich bratende Gitarren, catchy Refrains und flottes Grundtempo. Fertig ist die Screamo-Platte. Es spricht für YOUR HERO, dass sie aus dem bekannten Grundmuster gute Songs gebastelt haben, die zwar null originell sind, aber gut unterhalten und locker ins Ohr gehen. „Chronicles Of A Real World“ lädt zum Anlage aufreißen und Tanzen ein, genau das was die Zielgruppe wünscht. Viva Italia für die, also.
WITHIN WALLS haben nach zwei 7“ ihren ersten Longplayer fertig, der soundmäßig keine Überraschungen bietet, wie gehabt wird wütender Hardcore, der am Sound der 90er orientiert ist, geboten. Dabei gehen WITHIN WALLS vorzugsweise im Mid Tempo zu Werke, unterbrochen durch Up Tempo-Parts, die fast schon eruptive Züge haben und so schnell wieder vorbei sind, wie sie begonnen haben. Das Trademark der Band ist ganz klar der Gesang, der an WALLS OF JERICHO erinnert und derbst angepisst aus den Boxen kommt, da lassen auch UNBROKEN und Konsorten grüßen Da auch beim Songwriting alles glatt lief und sich auf der Scheibe kein wirklicher Ausfall findet, kann „Set Me Free“ jedem ans Herz gelegt werden, der mit wütender, ehrlicher Musik was anfangen kann. Es gibt schließlich genug Tage im Leben, die so einen Soundtrack brauchen...
Das letzte Werk der Osloer BENEA REACH, „Monument Bineothan“ (siehe auch Review von unserem Heitmännchen), wurde sogar für den „Grammy“ nominiert, aber mit diesem Preis verhält es sich ähnlich wie mit dem „Oscar“: man kann sich darauf toll einen runterholen, aber über die Qualitäten des honorierten Werkes sagt die Auszeichnung nix aus. Darum haben BENEA REACH das Ding vermutlich auch nicht bekommen, schlussfolgere ich mal. Ob sie ihn verdient gehabt hätten, kann man zumindest nach dem Genuss des Nachfolgewerkes „Alleviat“ nur schwer beurteilen. Zwar hat sich der Haufen weitgehend der inzwischen totgelaufenen Stilrichtung Metalcore verschrieben, geht aber deutlich sperriger und progressiver zu Werke, was „Alleviat“ nicht für den Durchschnittshörer dieser Musik (16 Jahre alt, Käppi auf, Hose auf halb acht, Piercing an der Rübe, „Emo“-Freundin) prädestiniert. Der „psychopathische Gesang“, wie Kollege Lars ihn ziemlich treffend umschreibt, dürfte zwar dem „Emo“ (16 Jahre alt, Käppi auf, Hose auf halb acht, Piercing an der Rübe, Metalcore-Freundin) gefallen, den Normalhörer aber richtig fordern. Lässt man sich aber auf das Album ein und verzeiht ihm viele allzu ausgebremst wirkende und sich zäh dahin ziehende Parts, dann entdeckt man sogar die eine oder andere kleine Perle (zum Beispiel das wirklich tolle „Reason“ mit seinem zerbrechlichen Mittelteil), was „Alleviat“ dann doch ein Stück aus der Banalmasse der Metalcore-Scheiben heraushebt und zu einer hörenswerten, wenn auch arg gewöhnungsbedürftigen Angelegenheit macht, die sehr vielen Freunden härterer Klänge sicher nicht zusagen wird.
„ARCORAIS steht für einen brutalen, schnellen und gleichzeitig melodischen Metalsound, gemixt mit kräftigem Hardcore, Deathmetal-Vocals, eingängigen Refrains und frischen Songstrukturen. Live wird dem Zuhörer ein Metalbrett mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz und Leidenschaft serviert, wie die vier Jungs schon auf zahlreichen Gigs mit Bands wie MISERY SPEAKS, MAROON, ANTICOPS, … beweisen konnten“ steht groß, dick und breit auf der Homepage der Band, die gleichzeitig ihre „Myspace“-Seite ist. Damit wäre fast schon alles gesagt, außer, dass eben just genannte musikalische Mischung exakt das ist, was bereits hunderte anderer (und mitunter deutlich besserer) Bands in den letzten Jahren abgeliefert haben, wie eben just genannte MAROON zum Bleistift. „Beyond The Facades“ tut niemandem weh, ist für eine Eigenproduktion klanglich ordentlich in Szene gesetzt worden, und spielerisch kann man dem Quartett auch nichts vorwerfen. Aber mal ehrlich: muss es wirklich sein, dass ein paar Underdogs noch immer ihre Energie darauf verschwenden, ein Reststück eines Kuchens zu bekommen, den andere Bands, teilweise mit starken Labels im Rücken, bereits ratzekahl weggeputzt haben?! Tut mir wirklich leid, aber dieses Album wird kaum einen Metalcore-Fan aus dem Häuschen locken und ist allein schon aufgrund des Marktes schlichtweg überflüssig, zudem trotz seiner objektiv wirklich annehmbaren Qualitäten auch keine echten Hits auszumachen sind, die vielleicht noch was gerettet hätten. Ok, aber belanglos!
Konzert vom Im Frühjahr waren THE SLACKERS bereits einmal auf Tour und machten unter anderem im Hamburger Hafenklang Station. Dass der gemeine Bremer keine große Liebe für die Nachbarhansestadt pflegt, ist bekannt, und so warteten wohl viele auf einen Abstecher der New Yorker Ska-Band nach Bremen - und wurden erhöht. An einem kalten Novembertag kamen THE SLACKERS in den Tower und hatten lokalen Support AGREENATION mit. Der Haufen legte im gut gefüllten Club spielfreudig los und konnte in den knapp vierzig Minuten Spielzeit die ersten Anwwesenden zum Mitiwppen bringen, auch wenn der typische Graben vor der Bühne nur gegen Ende hin klener wurde. Die Band spielte fröhlichen Ska mit starkem Reggae-Einschlag, der durch die wechselnden Sänger und die beiden Background-Sängerinnen angenehm klang. Zwar waren keine großen Hits im Repertoire der Band zu finden, aber in Ordnung ging das allemal.
THE SLACKERS kamen in schniekem Outfit auf die Bühne, den bandinternen Wettstreit gewann der Basser, der einen coolen old schooligen Anzug trug und seinen Bass wie einen Kontrabass auf einen kleinen Tisch gestellt hatte. Sah merkwürdig aus, war aber gleichzeitig arschcool. Und der Mann hatte Spass dabei, das ist die Hautpsache. Spass hatte eh die ganze Band, alle scherzten, grinsten und zeigten sich erfreut über das Bremer Publikum, das von nordischer Unterkühltheit keine Spur zeigte und den Graben noch vor dem ersten Song geschlossen hatte. Jeder tanzte mit und ließ sich von der guten Laune und den schmissigen Songs anstecken - oder dem Charme der New Yorker. Die erklärten kurzerhand den Montag zum neuen Samstag (damit hat Bremen New York was voraus) und grinsten um die Wette, wenn sie nicht gerade mt Feuereifer sagen, im Publikum Trompete spielten oder cool ihre Parts runterzockten (wie der Herr am Bass). Es war eine fröhliche Show voller Energie, die Band und Publikum in eine große lange Party verwandelten. So müssen Ska-Konzerte sein!
Konzert vom HELLSONGS sind einer der ungewöhnlichsten Metal-Exporten Schwedens, die jemals das Land der Elche und IKEAs verlassen haben, um der Welt ihre Musik näherzubringen. Das Trio wagt sich an Klassiker der Metal- und Rockgesichte und verwurstet die erstaunlich soft klingenden Versionen, ohne die Songs dabei ins Lächerliche zu ziehen. An einem milden Novemberabend luden das Trio ins Übel & Gefährlich und konnte den Laden zu ungefähr zwei Drittel füllen, das Spektrum der Besucher reichte dabei von (wenigen) Metalheads bis (vielen) Leuten aus der links-alternativen Szene, was der Stand von Amnesty International unterstrich. Die Vorband, bestehend aus Dame am Mikro und Kontrabassist wurde nur kurz gesehen, dem Verkehr sei Dank.
So ging es quasi direkt mit dem Headliner weiter, den drei sympathischen Schweden, die blond und schüchtern lächelnd auf die Bühne kamen. Die ersten Klänge ertönen, zarte Gitarren, gehauchter Gesang und dezentes pianospiel - HELLSONGS nähern sich krachiger Nummern von der anderen Seite und machen sie so zu gänzlich neuen Songs. Das beweist gleich der Opener, "Paranoid" von BLACK SABBATH kann sich lange im Soundgewand der Schweden verstecken, bevor es erkannt wird. "Seek And Destroy" und "Seasons In The Abyss" sind durch den Refrain relativ leicht zu erkennen, während "We're Not Gonna Take It" (AI gewidmet) als einziger Song mit Titel angesagt wird. die songs klingen schicht grandios und gewinnen durch den wunderschönen Gesang und das Zurücknehmen des Tempos ein völlig neues Gesicht, das zu gefallen weiß. Zwischen den Songs gewinnen die Schweden mit putzig-charmanten Ansagen und kultigen Geschichten (wer hat "Run To The Hills" geschrieben, wenn nicht ein blonder schwedischer Junge?) alle Symphatiepunkte, die das aufgeschlossene Hamburger Publikum heute zu vergeben hat. Nach einer kurzen Pause gibt es die obligatorische Zusage, die Beteuerung, dass Hamburg so viel toller als Berlin sei, und endlich Finger in der Luft und mitgebrüllte Refrains. Coversongs können so schön sein...