So der Brüller ist das Wortspiel des Bandnamens auch nur beim ersten Mal, aber was soll’s? FREE KEY BIT CHESS fahren Gottseidank nicht auf der Fun-Metal-Welle, sondern rockern sich durch zehn erdige, gradlinige Metalsongs, die irgendwo zwischen METALLICA, PRESIDENT EVIL und den seligen CRACK UP liegen. Mit dem Opener und gleichzeitigem Titeltrack haben die Herren dabei ihren besten Song gleich am Anfang verballert, danach flacht das Niveau deutlich ab und pendelt sich im Mitelmaß ein. Technisch machen FREE KEY BIT CHESS keine Fehler, im Gegenteil: der Gesang ist passend-kratzig, die Gitarren machen ordentlich Druck und die Rhythmusabteilung macht ihren Job unauffällig, aber gut. Aber so recht will der Funke nicht überspringen, zu oft klingt das Ergebnis belanglos, ausgelutscht, schon besser gehört. Live dürften die Songs gut Stimmung machen, gerade mit fünf Bier im Kopf, aber auf Platte ist das nicht so recht überzeugend.
THE EYES OF A TRAITOR sind jung, britisch und haben sich dem brutalen Metalcore verschrieben, der mittlerweile unter der unsäglichen Bezeichnung Deathcore so populär geworden ist. Damit ist die Ausgangslage für „A Clear Perception“ schon mal klar: brutal as fuck, auf hohem technischen Niveau wird vorgegangen. Aber wie so viele Kollegen haben auch THE EYES OF A TRAITOR das Problem, dass sie keine guten Songs schreiben können, was sie von beispielsweise BRING ME THE HORIZON unterscheidet. Da nützen auch viele Breaks und clean gesungene Parts nichts, wenn kaum was davon beim Hörer hängen bleibt. THE EYES OF A TRAITOR ballern sich durch ihre Scheibe, klingen dabei wie tausend andere Bands und sind sofort nach Ende ihrer zehn Songs aus dem Gehirn des Hörers verschwunden. Braucht kein Mensch.
Aus Oslo kommt mit DEATH IS NOT GLAMOROUS schon seit längerem eine ordentlich Dosis old schooligen Hardcores, der in der Tradition von GET UP KIDS oder KID DYNAMITE steht, erweitert um punkrockigen Sound, wie ihn beispielsweise I WALK THE LINE (um mal in der skandinavischen Ecke zu bleiben) machen. „Soft Clicks“ ist das neueste Album der norwegischen Bande und bietet wieder einmal erstklassige Songs, die aggressiv und eingängig gleichermaßen sind, mal verspielt und mal roh-direkt („New Ways To Breathe“) aus den Boxen kommen, angetrieben von rastlosem Drumming und mit einem Gesang gesegnet, der rotzig-aggressiv überzeugt. Dass das die Gitarrenarbeit ebenfalls nicht von schlechten Eltern sein kann, sein darf, versteht sich von selbst. Beigemischt wurde immer wieder Punkrock mit Melodien und fast schon tanzbaren Parts („To Tell You The Truth“), was im Endergebnis eine abwechslungsreiche Hardcore-Platte ergibt, die zu keiner Zeit langweilig wird und mit immer neuen Einfällen überrascht.