BRUTAL TRUTH haben sich eine längere Auszeit genommen, vorsichtig gesagt. Warum sich die Amis wieder zusammengetan haben, wird aus dem dem Promo-Waschzettel nicht wirklich klar, ist aber im Grunde auch wumpe – Hauptsache, die 20 neuen Songs sind BRUTAL TRUTH wie eh und je. BRUTAL TRUTH haben mehr drauf als nur stumpfes Gehacke, das war ja schon immer so und hat die Band eine breit gefächerte Fanschar eingebracht. „Evolution Through Revolution“ erbringt den Beweis mit dem fiesen „Detached“ oder dem fast schon Mathcore-mäßigen „Global Good Guy“, genau wie mit dem noisig den Schädel spaltenden „Itch“. Handfeste Grindnummern haben die vier älteren Herren aber auch drauf, „Turmoil“ oder „Lifer“ seien hie genannt. Handwerklich haben die Herren immer noch ein sehr hohes Level, allen voran Kevin Sharp mit seinem Organ, das Heerscharen von Shoutern beeinflusst haben dürfte. Burke entlockt seiner Gitarre haufenweise abgefahrene Töne, die weit weg von eindimensionalen Grindriffs sind, während die Herren Lilker und Hoak für den nötigen Punch sorgen. Oder in kurz: BRUTAL TRUTH melden sich mit einem Paukenschlag zurück und zeigen den Jungspunden, wo der Grindhammer hängt! Saustarke Scheibe!
Portraitfotos auf dem Booklet sind nicht sicher nicht jedermanns und auch nicht mein Geschmack. Und WERTSTAHL ist ein komischer Bandname und schreit nach martialischer Brachialität - und die Musik klingt auch so wie die beiden Typen auf dem Cover aussehen. Akkuratat frisiert, schwarze Stiefel, hautenge Shirts und auf der Tanzfläche wird marschiert: WERTSTAHL bedienen in gewisser Weie oldschooligen EBM wie er vor zehn bis zwanzig Jahren populär war. Und doch tun sie es anders. Denn "Kontrol" ist bei weitem nicht so stumpf und gradlinig wie ihn die Urväter so charmant machten. Ob dies Fluch oder Segen ist mag im Auge des Betrachters liegen. An einigen Stellen blitzt moderner tanzbarer Industrial durch, dann wiederum geben sich WERTSTAHL ideenreich und experimentiertfreudig - "Identity First Pass" blubbert elektronisch um dann bei "Identity Second Pass" sich in breakig-hippen Gefilden zu tummeln die auch schon bei neueren SKINNY PUPPY doof klangen. Absolut klassisch clubtauglich sind dabei etwa "Kontrol" oder das pumpende und mit bösen Vocals versehene "Sudden Death". Verspielter und beinahe in STROMKERNschem Territorium siedelt sich "XP" an während "Der Mechanische Soldat" mit deutschem Text, teils sehr klaren, vorgelesen wirkenden Vocals und simpel treibendem Beats sehr authentisch Deutsch-EBMisch und balastbefreit auftritt. Für diese Art von Musik ist "Kontrol" ein erstaunlich und überraschend abwechslungsreiches Album geworden, das aber darunter leiden könnte, den Puristen zu verspielt und den jungen Geballersoldaten nicht hart genug zu sein.
Jetzt iss´ es soweit! Nach der unfreiwillig komischen MANOWAR-Realsatire „Gods Of War“ hat man gemeint, dass so etwas kaum ein zweites Mal möglich sein könnte – aber weit gefehlt! BLACK MESSIAH schaffen das unmöglich Geglaubte und liefern mit ihrem ersten Konzeptalbum „First War Of The World“ den legitimen Nachfolger des DeMaio´schen Testosteron-Hörspiels ab. Schwülstige Spoken-Word-Einlagen, Kindermelodien (im Song „Gullveig“ covern die Jungs anscheinend die „Vogelhochzeit“ inklusive „fiderallala, fiderallala“-Melodien… unglaublich!) und vor Pathos nur so triefende lyrische Ergüsse bringen den Wahl-Wikinger um das letzte Bissel Restverstand. Zugegeben: das Ganze ist ausgesprochen partykompatibel und lustig anzuhören, zumal die Band eine fette Produktion aufgefahren hat, die dem bombastischen Schlachtgetümmel durchaus absolut gerecht wird. Inhaltlich geht es auf „First War Of The World“ um den – Überraschung! – ersten Krieg der Welt, zwischen den Götterdynastien der Asen und Vanen, in den BLACK MESSIAH sogar mit namhaften Protagonisten wie Tom Zahner (bekannter Geschichtenerzähler) und Markus Wahler (Bariton, anscheinend auch bekannt…) ziehen. Wer es also pathetisch mag, unter dem Banner „Viking Metal“ akustische Trinkkompatibilität versteht und einfach nur theatralisch und kitschüberlaufen unterhalten werden möchte, liegt bei „First War Of The World“ goldrichtig. Eigentlich machen BLACK MESSIAH ihre Sache wirklich gut, aber hier haben sie einfach in vielerlei Hinsicht übers Ziel hinaus geschossen.
WAR FROM A HARLOTS MOUTH geben mit dem Video zu "Crooks At Your Door" einen audiovisuellen Vorgeschmack auf ihr neues Album "In Shoals", das am 27.04. erscheint.
MELY haben sich dunklem, schwermütigem Rock verschrieben, wie er vorzugsweise aus Finnland kommt. Da passt das ja auch, lange Winter und Dunkelheit und so. Aber Österreich? Vielleicht finnische Exilanten, wer weiß. Fakt ist, dass der Band ihr neues Album ganz gut gelungen ist und sie die beabsichtigte Atmosphäre mit Songs wie dem schleppenden „My Addiction“ hinbekommen - in ihren besten Momenten erinnern sie sogar an TYPE O NEGATIVE, wie beim schwermütigen “Grown For Doom”. Selbst MARYLIN MANSON hat seine Spuren hinterlassen, einige Gesangspassagen klingen nach dem Timbre des Amis, was als wertfreier Vergleich zu verstehen ist. Leider hakt es ein wenig bei der Abwechslung, im Songwriting haben MELY zu sehr auf die immer gleichen Zutaten gesetzt und trauen sich zu selten, einmal von diesem Rezept abzuweichen. So bleibt „Portrait Of A Porcelain Doll” ein solides Album, dem das letzte bisschen zur Spitze des Genres fehlt.