Konzert:
With Full Force 2010 - Freitag
Konzert vom Das With Full Force ist schon ein Phänomen: im Grunde spielen da im Zweijahres-Wechsel die immer gleichen Bands, was besonders bei den Headlinern auffällig ist. Und trotzdem wächst das Festival Jahr um Jahr und macht immer Laune. Die Mischung aus Metallern, HC-Kids und Punkrockern, die zusammen friedlich eine vier Tage lange Party feiern, gibt es sonst kaum irgendwo. Gleichzeitig finden sich sich sehr wenig bis keine Festivaltouristen (die z.B. in Wacken so zahlreich geworden sind), wodurch die Atmosphäre entspannt und friedlich ist. Einziger Schandfleck unter den Besuchern sind die immer wieder zu sehenden Typen mit Nazi-Tattoos („Blood & Honour“ auf dem Rücken, SS-Runen in Tribals versteckt), die zwar keinen Stress machten, aber nicht in die friedliche Stimmung passten. Es waren nicht viele (kaum mehr als eine Handvoll), aber jeder ist einer zu viel!
Die Wettervorhersage für das WFF-Wochenende versprach einiges: jeden Tag mehr als 30 Grad, dazu wenig bis keine Wolken und nur leichter Wind – es könnte also noch heftiger werden als im Vorjahr, was ja auch nicht ohne war. METAL-INSIDE.DE war in doppelter Stärke vor Ort, um vom lautesten und wahrscheinlich heißesten Acker Deutschlands zu berichten. (lh)
Auf dem WITH FULL FORCE war leider - wie zuletzt vor zwei Jahren - eine
organisierte Diebesbande unterwegs. Einer aus der Festival-Organisation
sagte am Sonntag mittag, es würden bei den großen Bands auf der
Hauptbühne in den Umbaupausen zwischen 30-50 Portemonnaies im Graben
gefunden. Er sei sowohl mit Securities in Zivil als auch unabhängig
davon Zivi-Bullen unterwegs um zu gucken, aber anders als 2008 hätten
sie noch keinen Fahndungserfolg vorzuweisen. Diese Info ist aber vom
Sonntag mittag, das Gespräch hat zwischen Tür und Angel stattgefunden -
wer weiß, was sich im Nachhinein als die wirkliche Größenordnung der
bestohlenen Personen oder als der womögliche Fahndungserfolg
herausstellt. An dieser Stelle sollte man an die Aufmerksamkeit aller
Metal-Fans appellieren: Wenn man jemanden sieht, der dem Vordermann an
die Hosentasche geht, kann das natürlich ein mißverständlicher Joke
unter Freunden sein - aber es schadet nicht, darauf ein Auge zu haben
und so jemanden gegebenenfalls bei der Security zu melden oder gleich
abzuliefern.(laetti)
Bislang hielt sich das Wetter an die Vorhersage, nach einem schon heißem Donnerstag stiegen die Temperaturen am Freitag weiter, während die Sonne gnadenlos vom wolkenlosen Himmel brannte. Wind kam auch nur mäßig auf, so dass jeder nach Abkühlung, Schatten und kalten Getränken suchte. Zum Glück bietet der nahe Baggersee Abkühlung, auch wenn der Staub auf dem Rückweg noch besser am Körper zu kleben scheint als vorher…
ALL FOR NOTHING
Während auf der Main Stage THE FACELESS schwitzten, konnten ALL FOR NOTHING die Vorzüge der Hardbowl genießen und im Schatten loslegen. Die Holländer, die dank ihrer Frontfrau ewig mit WALLS OF JERICHO verglichen werden, gaben sich alle Mühe, mit einer energischen Show zu punkten. Das gelang ihnen, zumindest bei den Fans in den ersten Reihen, die aber auch mit dem Material der Band vertraut zu sein schienen. Weiter hinten im gut gefüllten Zelt ging nicht viel, viele Leute schienen mehr am Schatten als an Songs von „Miles And Memories“ interessiert gewesen zu sein, was ALL FOR NOTHING nicht gerecht wurde.
BLOODWORK
In der Sonne mussten dann BLOODWORK ran, die sich zwar redlich bemühten, Leute anzulocken, aber dank der knalleheißen Temperaturen nur wenig Resonanz bekamen. Dazu war das Auftreten von Sänger David zu nett (er wirkte mehr wie der nerdige Typ aus der Schule und weniger wie ein amtlicher Metal-Shouter) und die Chose zu unspektakulär, was angesichts des guten 2009er Albums überrascht. Aber SOILWORK-mäßiger Death Metal war vielleicht einfach nicht das richtige bei 35 Grad im Schatten…
CROWBAR
CROWBAR hatten das gleiche Problem der ungünstigen Plazierung im Billing: schwerer New Orleans-Doom, leidend und apokalyptisch, funktioniert im strahlenden Sonnenschein einfach nicht. Da kann sich Sympathikus Kirk am Gesang noch so viel Mühe geben und die handwerkliche Leistung der Herren über jeden Zweifel erhaben sein, an diesem Nachmittag waren CROWBAR einfach Fehl am Platz.
ARKANGEL
Wesentlich besser erging es da ARKANGEL, die im leider nur halbvollen Zelt viele Fans und wenige Schattensucher begrüßen konnten. Heftigen, bösartigen Metalcore hatten die Herren im Gepäck, der wie nicht anders zu erwarten gut ankam und voll auf die Zwölf ging. Shouter Baldur brüllte sich mit so viel Energie und Wut durch die Setlist, dass ernsthaft Angst um seinen Gesundheitszustand aufkam, während seine Kollegen etwas relaxter Metalcore-Granate um Metalcore-Granate abfeuerten (einer der Gitarristen war entspannt mit Flipflops auf die Bühne gekommen). Das Publikum war eher auf Baldurs Seite und machten einen großen Pit auf und feierte jeden Song, gerade die älteren Sachen kamen da gut an.
FEAR FACTORY
Wenn einer an diesem Tag aufgeregt war, dann Burton C. Bell, seines Zeichens Mikroschwinger bei FEAR FACTORY. Nach der ganzen Soap Opera um de Wiedereinstieg von Dino Cazares und dem daraus folgenden Ausstieg von Raymond Herrera und Christian Olde Wolbers ist es für die verbliebenen Urgesteine schwierig und um so wichtiger, den Fokus wieder auf die Musik zu legen. Ergänzt um die ZIMMER’S HOLE/ STRAPPING YOUNG LAD-Burschen Byron Stout und Gene Hoglan himself, gab es an der handwerklichen Leistung der Band nichts auszusetzen. Allen voran Mr. Hoglan, der sich präszise wie ein Uhrwerk durch die Songs trommelte und sich natürlich vor Raymond Herrera nicht verstecken muss, wurde jeder Song präzise und heftig gespielt. Die Setlist hatte einen gesunden Mix aus neuem und alten Material zu bieten, wobei die meisten Fans sicher mit einem rein aus „Demanufacture“- und „Obsolete“-Material bestehendem Set zufrieden sein dürften, denn auch wenn „Mechanize“ ein gutes Comeback-Album geworden ist, fehlt doch der letzte Kick in den Songs. Ansagen gab es vom aufgeregten Sänger wenig, dafür war seine Stimme voll da und ließ ihn die Klassiker sicher intonieren. An und für sich ein gelungener Gig, wäre nicht das Gefühl da, hier eine halbe FEAR FACTORY-Coverband gesehen zu haben…
Setlist FEAR FACTORY
Mechanize
Shock
Edgecrusher
Linchpin
Acres Of Skin
Powershifter
Martyr
Demanufacture
Self Bias Resistor
Replica
DOWN BY LAW
Bei DOWN BY LAW erwartete niemand das Original Line-Up, die Sorge waren die alten Punkrocker schon mal los. Zweifellos eine Ikone im Punkrock der 90er (ganz zu schweigen von Querverweisen wie z.B. zu BRUJERIA), hatten DOWN BY LAW an diesem Tag nur wenig Leute anlocken können, das Zelt war gerade einmal zu einem Drittel gefüllt. Entweder wissen die Kids nicht mehr, welche Bands vor 2005 aktiv waren oder der lange heiße Tag hatte seinen Tribut gezollt. Was auch immer der Grund war, so wenig Resonanz war überraschend. DOWN BY LAW ließen sich davon aber nicht die Laune verderben, voller Einsatz zockten sie ihre Klassiker runter und hatten sichtlich Spaß dabei.
CALIBAN
In meiner Badewanne bin ich Kapitän - moooment! CALIBAN sind auf dem
Force inzwischen so eine Macht, dass sie sich zur weiteren
Publikumsunterhaltung ein paar Dinge überlegt hatten. Zum einen hatten
sie eine überdimensionierte Badeinsel dabei, auf der eine Freundin der
Band von der Bühne zum FOH dümpeln sollte. Sollte. Denn die Freundin war
wahrscheinlich ziemlich klug und hat ihren Badeurlaub gar nicht erst
angetreten. Stattdessen durfte eine Freiwillige aus dem Publikum ran.
Die kam allerdings noch nicht einmal bis in die ersten Reihen, da
rutschte sie bereits an der Palme vorbei. Aber die Badeinsel machte ihre
Tour von der Bühne bis zum FOH-Turm und wieder zurück auf die Bühne...
Zum zweiten sind jetzt auch CALIBAN in die Reihen der Bands
aufgestiegen, die Pyros für mehr Effekte benutzen. Zu vielen
Hardcore-Bands passt das wie Kiss ungeschminkt, aber CALIBAN haben genug
metallisches in ihren Songs, dass sie sich die dicke Hose leisten
können. Zum dritten nächstes ging dann Sänger Andy Dörner verschütt,
allerdings ungeplant. Zu "I Sold Myself" ging er ins Publikum hinein, um
die Wall of Death anzuzählen. Allerdings brachte er sich nicht
rechtzeitig selbst in Sicherheit und wurde erst irgendwann mitten im
Song wieder an der Graben-Absperrung angespült. (laetti)
Setlist CALIBAN
Love Song
My Time Has Come
It´s Our Burden To Bleed
No One Is Safe
I Will Never Let You Down
I´ve Sold Myself
Forsaken Horizon
24 Years
Nothing Is Forever
SICK OF IT ALL
Noch länger als DOWN BY LAW sind SICK OF IT ALL aktiv (und haben sich dabei keine mehrjährige Auszeit genommen), umso beeindruckender, dass die New Yorker immer noch so aktiv und wütend Platten schreiben und Touren. Anno 2010 hat sich daran nichts geändert, Lou Koller & Co. nutzen die gesamte Main Stage, während vor der Bühne der größte Pit des Tages zu sehen ist. Gewohnt ehrlich und direkt wie immer sind die Ansagen, breitgefächtert die Setlist, von alten Sachen bis zu Material von „Based On A True Story“wird jede Schaffensphase der Band abgedeckt. Wobei… es klingt wie aus einem Guss, immerhin haben SICK OF IT ALL nie was anderes geschrieben als Hardcore, schnörkellos und direkt auf die Fresse. Das war in den 90ern gut, das war Anfang des Jahrtausends gut und das ist auch 2010 gut. So einfach kann das sein. (lh)
SICK OF IT ALL hatten wie immer eine Menge Gäste auf der Bühne - das
heißt normaler Weise, dass sich die New Yorker nicht dran stören, wenn
Support-Bands und Freunde ihnen von beiden Seiten der Bühne zugucken und
anfeuern. Dann hat man auch kürzere Wege, wenn man einen alten Kumpel
wie Howard Jones von KILLSWITCH ENGAGE ans Mikro bittet. Aber manchmal
können bei einer derart bevölkerten Bühne auch unerwartete Dinge
passieren: Ein Mitglied von ARKANGEL war von der Aussicht von der großen
Bühne, der Gegenwart seiner Helden und der Tatsache, dass diese sich
Gäste ans zweite Mikrofon geholt haben so überwältigt, dass er in rüder
Hardbowl-Manier Howard Jones von hinten ansprang und mit ihm in das
Mikrofon zu schreien versuchte. Blöd für den französischsprachigen
Belgier (der mit jeder weiteren Minute immer weniger des Englischen
mächtig war), dass Howard Jones im Gegensatz zu ihm exzellente Reflexe
hat und sich dieser Attacke von hinten mit einem gezielten Schlag
erwehren konnte. Noch blöder allerdings, dass dieser Schlag bei dem
betrunkenen Wallonen nicht unbedingt verschüttete Gehirnzellen
freigesetzt hat, eher im Gegenteil. Und so bekam er an diesem Abend nock
mehrmals die Bekanntschaft mit der Security... (laetti)
KILLSWITCH ENGAGE
Eigentlich sind KILLSWITCH ENGAGE die unwahrscheinlichste
Band-Konstellation vorstellbar. Drei ruhige Typen in der
Rhythmus-Abteilung, ein Brüllwürfel am Mikrofon, der sogar ab und zu
Singen kann, und dann Adam Dutkiewicz. Schon allein Adam Dutkiewicz ist
als Rockstar so unvorstellbar, dieser Clown gewordene Entenarsch mit
Gitarre. Aber er ist der entscheidende Aktivposten der Band, bestimmt
die Laufwege der anderen und drückt der Band nicht nur soundtechnisch
seinen Stempel auf. Und so steh ich da, staune und gucke und singe
natürlich in diesem vielstimmigen Chor "The End of Heartache" mit und -
oh, fast vorbei. Aber wenn eine Band mit Stil Dio ehren kann, dann
KILLSWITCH. Ordentlicher Abschluß des ersten Tages! (laetti)
Setlist KILLSWITCH ENGAGE
Rose of Sharyn
Reckoning
Starting Over
Breath Life
Fixation On The Darkness
The Arms of Sorrow
Take This Oath
This Is Absolution
Life To Lifeless
The End of Heartache
My Curse
My Last Serenade
Holy Diver
UNLEASHED
Am Tag 36 Grad Celsius, dagegen war es in der Nacht mit etwa 20 Grad
Celsius richtig kalt... Ok., das ist eine schäbige Überleitung, denn bei
"Winterland" kochte im Zelt die Stimmung über. UNLEASHED haben ein neues
Album draußen und in homöopathischen Dosen alte Hits mit "As Yggdrasil
Trembles" vermischt, und das kam gut an. Das Zelt war noch richtig voll,
und die Miesepeter, die nach dem ersten Song wegen eines vermeintlich
schlechten Sounds das Zelt verlassen hatten, verpassten das Beste - denn
der Sound wurde besser und der alte Volvo ist noch für so manche Death
Metal-Hymne gut -"Death Metal Victory"! (laetti)
DARKENED NOCTURNAL SLAUGHTERCULT
Ehrlich gesagt - bis zum WFF sagten mir die dort angekündigten "DARKENED
N.S." gar nix. Aber eine Band, die so tief in der Klischee-Kiste wühlt,
braucht auch nicht groß eingewiesen zu werden: Im Früh-Neunziger
Corpspaint schritten Frontfrau Onielar und der Rest ihrer Band aus dem
schönen Nordrhein-Westfalen, namentlich also Velnias, Horrn und
Adversarius auf die Zeltbühne und drehten die Zeit stumpf erst mal 20
Jahre zurück. Mit beeindruckender Konsequenz erfüllen DARKENED NOCTURNAL
SLAUGHTERCULT jedes noch so kleine Detail aus dem großen 1x1 des Black
Metal. Allerdings mit der Ausnahme, dass die Stimme die da faucht und
röchelt weiblich ist. Herrlich asynchrone Zeitreise! (laetti)
Interview Euer neues Album “Thorns In Existence” ist vor einiger Zeit veröffentlicht worden – wir ist das Feedback bislang ausgefallen? Øyvind: Feedback und Reviews sind durchweg gut. Ich freue mich immer, wenn ich ein gutes Review lese, das lässt mich gut fühlen, gerade nach so harter Arbeit, dann ist ein gutes Review sehr befriedigend. „Thorns In Existence“ ist außerdem sehr anders als „Cursed Madness“, weswegen ich glaube, dass einige Fans das neue Album zu progressiv und ein wenig merkwürdig finden werden.
Dann seid ihr zufrieden mit dem Album? Øyvind: Ja, natürlich! Ich denke, dass es ein großartiges Album ist. Wir haben zwei Jahre sehr hart daran gearbeitet und haben versucht, uns auf einen dünnen roten Faden durch das Album hinweg zu konzentrieren. Ich denke, dass das Album viel Abwechslung in den Songs hat und mir gefällt der Sound auch viel besser als der von „Cursed Madness“.
Wo genau siehst du denn du denn Unterschiede? Wie wichtig ist es für eine Band, sich weiter zu entwickeln und hier und da Änderungen im Sound vorzunehmen? Øyvind: Das neue Album ist progressiver und technischer. „Thorns In Existence“ ist kompakter als „Cursed Madness“, das neun Songs war, die zusammengeschmissen wurden, aber nicht wie ein Album klingen, mehr wie eine Compilation. Wir haben damals alles Material genutzt, das wir hatten. Das wurde in einem Zeitraum von sechs Jahren geschrieben, was zu lang war – der älteste Song ist von 1999, der neueste von 2006 gewesen.
Wie lange habt ihr an den neuen Songs gearbeitet? Øyvind: Die Musik wurde 2007 und 2008 geschrieben, von mir in meinem Home Studio. Ich habe bis auf zwei Songs, die ich mit Eivind geschrieben habe, alle Songs geschrieben. Wenn ein Song fertig ist, schicke ich ihn an die anderen Jungs, die ihn dann zu Hause üben und wir proben dann gemeinsam. Bei den Proben justieren wir noch ein wenig an den Songs, bis zu fertig sind.
Hast du beim Songschreiben eine Routine entwickelt? Øyvind: Auf eine Art und Weise habe ich das, aber ich versuche immer in neuen Bahnen zu denken, wenn ich an einem Song neu arbeite. Oft sitze ich und arbeite an einem Riff und erkenne plötzlich, dass es einem anderen SULPHUR-Song zu ähnlich klingt. Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht wiederhole, das ist die Herausforderung.
Welcher Song ist dein Favorit geworden? Øyvind: Das ist keine einfache Wahl… “Hunting Sickening Seas” würde ich sagen, da es ein sehr anderes Thema hat und viel im Song passiert. Ich denke, dass der Song sehr interessant ist wegen der vielen verschiedenen Elemente, alles von cleanen Vocals bis Cello und Violine findet sich, sehr nett und progressiv.
Wo habt ihr das Album aufgenommen? Øyvind: Im Conclave & Earshot Studio in Bergen. Wir haben das Studio wegen Bjørnar Nilsen ausgewählt, weil er ein guter Produzent ist und ich seine Arbeitsweise mag. Er ist außerdem ein Freund von uns allen und wir spielen zusammen bei VULTURE INDUSTRIES.
Wieviel Einfluss hat er denn auf die Songs genommen? Øyvind: Nicht sehr viel. Wir haben immer schon eine sehr gute Vorstellung und geplant, aber manchmal kommt er mit guten Ideen für Details an.
Was steckt hinter dem Cover und dem Artwork des Albums? Thomas: Zwei Freunde von uns, die ein viel besseres Verständnis von Artwork und Kunstwissen als wir hatten, haben einige Ideen für das Album entwickelt, aus denen wir die beiden betenden Schweine in Priestergewänder auswählten. Die Idee war, die christliche Religion zu provozieren, ohne zu extrem zu werden. Zwei Schweine als Priester trafen unsere Sichtweise auf die christlichen Narren sehr gut. Außerdem wurde das Cover während der Schweinegrippezeit gefertigt, was wir als einen kleinen Witz sehen. Unser Cover Designer Maja arbeitete mit der Idee und wir sahen das Cover so, wie es auch auf dem Album ist, mit den schwarzen und goldenen Farben. Wir mochten es sofort, da es auch nicht zu viele Details und so was hatte.
Wovon handeln die Texte? Wie wichtig sind sie für dich? Thomas: Die Texte behandeln hauptsächlich die blödsinnige christliche Religion, mit dem Hauptaspekt auf das Aufzeigen ihrer Korruption und der aus Unmoral und Lügen bestehenden Vergangenheit. Es ist keine satanistische Botschaft in den Texten versteckt, nur Witze über die, die dieser Religion folgen, ohne selbst darüber nachzudenken, dass deren Geschichte voller Blut ist. Die Texte sind mir wichtig und ich versuche sie so gut wie möglich zu machen, aber ich bin kein Poet.
Ihr seid ja schon länger in der Black Metal-Szene aktiv – wie sehr hat sie sich in den letzten Jahren verändert? Thomas: Ich persönlich habe den Black Metal verfolgt, seitdem ich 14 bin, was mein halbes Leben ist, weswegen ich sagen muss, dass einige Veränderungen ganz natürlich sind. Die Stiefel und der Ledermantel bleiben schon lange im Schrank. Ich denke, dass die Musik heute mehr im Fokus steht und der Zorn und die Bösartigkeit langsam verschwinden, auch wenn es immer noch Leute gibt, die es wie zu Beginn haben wollen. Für mich sind die Veränderungen zum Besseren gewesen, die Musik ist qualitativ besser, genau wie die Mentalität. Es gibt natürlich viel mehr Bands, weswegen man sehr gute Qualität liefern muss, um bemerkt zu werden.
Was sind eure Pläne für die zweite Hälfte von 2010? Thomas: Wir schreiben bereits neue Musik, aber werden erst 2011 ins Studio gehen. Wir wollen so viele Songs wie möglich in Pre-Production haben, so dass wir früh im Jahr ins Studio gehen können, aber wir müssen es nehmen, wie es kommt. Wir planen gerade eine Tour mit TAAKE, HELHEIM und VULTURE INDUSTRIES, mit denen wir hoffentlich im Herbst unterwegs sein werden.
Weise Worte zum Schluss? Thomas: To all you metalheads out there: Check out “Thorns In Existence”!
Interview
Bevor wir über euer neues Album sprechen, müssen wir das Death Feast Open Air einmal kurz Revue passieren lassen: ihr musstet euren Set ja kürzen und nach knapp 30 Minuten die Bühne verlassen, worüber ihr offensichtlich nicht glücklich wart… Nun, ich will nicht wie ein Rockstar oder ein komplettes Arschloch klingen, aber als Co-Headliner für ein Festival dieser Größe ist es nicht ok, den Set auf die Hälfte der im Vertrag stehenden Länge zu kürzen. Es nervt einfach, stundenlang zu einer zu Show zu fahren, um vor einigen tausend Fans zu spielen, die ebenfalls weit und lange gefahren sind, um uns zu sehen, und dann 35 Minuten vor der Show zu erfahren, dass der Set von 50 auf 40 Minuten gekürzt werden muss. Das kann ich noch hinnehmen, aber nach 20 Minuten Spielzeit die Info zu bekommen, dass nur noch 3 Minuten zu spielen sind, that fucken blows harder then any whore ever done! Nein, wir waren darüber natürlich nicht glücklich! Davon abgesehen, war das Wetter am späten Donnerstagabend Scheiße, aber das generell Feeling im Partyzelt war gut, von daher würde ich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine gute Zeit beim Death Feast gehabt hätte. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja nächstes Jahr wieder, um unsere Revanche zu haben.
Wie ist denn deine generelle Meinung über das Festival? Musikalisch gab es mir zu viel Grindcore und die „Pig-Vocal“-Sachen, viel zu wenig echte Death Metal-Bands. Ich meine, ROMPEPROP sind nicht verkehrt, da sie wirklich nette Typen sind, aber sie spielen keinen Death Metal, warum sind sie also auf dem Billing zu finden?
Wie fühlt es sich an, immer wieder alte GRAVE-Sachen wie “Soulless” zu spielen, wenn es so viele neue Songs gibt? Für mich sind das ja neue Sachen, da ich erst seit vier Jahren bei GRAVE bin. „Soulless“ ist sicherlich nicht der tollste Song zu spielen, aber wenn ich sehe, wie die Leute abgehen, sobald ich das Drum-Intro starte, ist das schon ein Killer und die drei Minuten Schlaf hinter den Drums auf jeden Fall wert *lacht*. „You’ll Never See“ und „Obscure Infinity“ sind zwei meiner absoluten Favoriten zum Live-Spielen.
GRAVE ist seit langem aktiv, wie fühlt sich das an? Großartig natürlich… und ich glaube, das wir noch viel mehr zu geben haben und viel mehr kommen wird in den nächsten Jahren. Seitdem ich als Drummer dabei bin, haben wir viele Shows gespielt und bisher ist es sehr cool gewesen, die Fans überall auf der Welt zu treffen, die uns auch immer wieder fragen, warum wir in den letzten Jahren keine Headliner-Touren gespielt haben. Wir haben einige Specials für das kommende Jahr geplant, also bleibt dran!
Wieviel Zeit wendest du täglich für die Band auf? Was machst du außer GRAVE noch? Sehr viel! Besonders, wenn wir Promo für ein neues Album machen. Es gibt haufenweise Interviews, aber das macht mir Spaß und ist immer etwas herausfordernd *lacht*. Ich meine, es gibt immer wieder gleiche Fragen, auf die meine Antworten immer etwas unterschiedlich ausfallen sollen. Ola und ich arbeiten bei der gleichen Firma, einem Klempnerbetrieb – wenn es ein Feuer oder ein Wasserleck gibt, sind wir die ersten vor Ort.
Kommen wir zu “Burial Ground” – wie lange habt ihr an Songs geschrieben? Habt ihr mittlerweile eine Routine beim Songwriting?
Nicht wirklich. Wir haben das Album genauso wie “Dominon VII” geschrieben: Ola und ich sitzen zu Hause, nehmen mit unseren Computern auf und wenn es uns gefällt, packen wir es auf einen FTP-Server. Danach arrangieren gemeinsam die Songs. Wir können sofort hören, ob ein Riff zu GRAVE passt oder nicht, danach geht die Arbeit damit weiter.
Die Scheibe klingt ja sehr old schoolig – war das eine bewusste Entscheidung? Natürlich wollten wir es sehr old schoolig klingen lassen, aber das ist bei unserer Musik nur natürlich. Ich meine, wir können das nicht wirklich ändern und ich wette, dass unsere Fans uns für verrückt halten würden, wenn wir „neue“ Elemente einbauen würden. GRAVE soll einen bestimmten Sound haben und mit diesem Album haben wir das auf jeden Fall erreicht. Es ist tiefer in den alten Tagen als „Soulless“, würde ich sagen!
Wie lange wart ihr im Studio? Macht dir das Arbeiten da Spaß? Wir waren knapp sechs Wochen im Studio und brauchten jede Minute davon. Alles wird von Ola und mir gemacht, vom ersten Drum Beat bis zum Mastern, weil wir keine dritte Person dabei haben wollten, dieses Mal jedenfalls nicht. Es war eine Art Experiment, da wir unser eigenes Studio gebaut haben, Studio Soulless. Kein Zeitdruck außer der Deadline von unserem Label.
Worum geht es in den Texten? Das Gleiche wie immer, gegen religiöse Spinner und so was. Wir hatten keine Texte fertig, als wir mit den Aufnahmen begannen, „Outcast“ wurde von Ola erst beim Aufnehmen innerhalb von 15 Minuten geschrieben.
Was sind eure Pläne für 2010? Wir haben keine Tour geplant, aber einige gute Angebote bekommen, so dass im Herbst was kommen wird, außerdem haben wir für 2011 einige coole Sachen geplant!
Wie ist euer Kontakt zu den anderen alten Schwedenbands wie UNLEASHED, DISMEMBER und Konsorten? Wir teilen uns den Proberaum mit UNLEASHED und einigen der DISMEMBER-Jungs, die wir auch jedes Wochenende in den Bars und Kneipen sehen. Wir, die drei, einige der Jungs von OPETH, KATATONIA und AMON AMARTH treffen sich sehr oft, um einen oder zwölf Drinks zu haben *lacht*.
DARK TRANQUILLITY und DISMEMBER haben sich ja dazu entschlossen, es als Fulltime-Bands zu versuchen – würdest du das auch gerne machen? Da würde ein Traum wahr werden, aber es ist sehr hart. Wir müssten dauernd Touren, da wir nicht genug Alben verkaufen und so das Geld von den Shows und den Merch-Verkäufen brauchen. Aber yeah, das wäre ein echter Traum!
Was war der beste Moment mit GRAVE bislang? Ganz sicher die „Masters Of Death“-Tour mit DISMEMBER, ENTOMBED und UNLEASHED, plus die zwei Touren mit NILE und die eine mit IMMOLATION. Es gab tonnenweise coole Momente, die ich versuche, im Gedächtnis zu behalten. Die Show beim WOA war auch ein Highlight, eine der besten Shows, die wir jemals gespielt haben.
Letzte Worte? Cheers and check out the new album "Burial Ground" and see you somewhere down the road!!
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