Nur kurz nach dem sehr überzeugenden STAN BUSH Album „Dream the Dream“ gibt es schon wieder ein ähnlich gutes AOR/Melodic Rock Album aus dem Hause Frontiers zu vermelden, diesmal präsentiert von ISSA. Hierbei handelt es sich um eine (natürlich) blonde Norwegerin, die nicht nur rein optisch eine Waffe ist, sondern auch stimmlich voll zu überzeugen weiß. Eigentlich heißt diese Lady, die sich otpsich mondän auf dem Cover präsentiert, Isabel Oversveen aber ein eher wenig talentierter Manager meinte wohl ISSA klänge ganz gut, ist für mich eher ein Schuss in den Ofen aber es geht ja hauptsächlich um die Musik.
Das vorliegende Debüt „Sign Of Angels“ verströmt 80er Jahre Feeling pur und läßt Erinnerungen an erfolgreiche Frauenstimmen wie PAT BENATAR, ROBIN BECK, ALANNA MYLES, VIXEN aber hier vor allem HEART aufkommen. Nicht nur die Stimme der 26-jährigen, auch musikalisch kommen einem gleich mehrfach auf den 12 Tracks dieser Scheibe durchaus positive Dejavus an die Wilson-Schwestern in den Sinn. Nur inhaltlich und Qualitätsmäßig haben weder HEART noch die anderen Ladys nach mehr oder weniger erfolgreichen Comebackversuchen in den letzten Jahren eine derart überzeugende Platte abgeliefert.
Auch klar, den Innovationspreis gewinnt ISSA natürlich nicht für eher typisch „einfache“ Songschemata, Klischeetexte pur aber massig griffige Ohrwurmrefrains ohne große Kanten, manchmal relativ glatt, obwohl die Gitarren durchaus auch mal etwas betont rockiger klingen. Trotzdem hätte man sich noch dass ein oder andere Solo mehr gewünscht, dies hätte dem Spaßfaktor noch etwas besser getan.
Apropos bei „Sign Of Angels“ waren mit Drummer Uli Kusche (ex-HELLOWEEN, ex-MASTERPLAN, ex-GAMMA RAY, ex-HOLY MOSES), sowie als Songwriter Joacim Cans (HAMMERFALL), Daniel Flores (MIND'S EYE) und Thomas Vickstrom (CANDLEMASS war auch für eine recht knallige aber nicht zu poppige Produktion zuständig) einige erfahrene Hasen mit dabei. Die Herren haben ISSA und ihrem kräftigen Organ die Songs quasi maßgeschneidert mit durchaus frischen Esprit versehen, was halt bei dieser Art Musik nur begrenzt möglich ist, und so kommen die meisten Tracks soundlich auch überhaupt nicht altmodisch daher. Unter Strich gibt es nur drei eher mittelmäßige leicht ähnlich klingende Sachen (u.a der etwas schwache Schluss mit „Fallen Angel“), daher fehlte auch nur wenig zum Tipp.
Kracher wie „Angels Crying“ (mit klasse fetten Backingchören), „I’m alive“, „Give Me A Sign“ (HEART pur eine packende Halbballade), das düstere etwas schwerer riffende „What Can I Do“ oder auch das knackige „As I Live & Breathe” sind gute Beispiele für amtliche AOR-Hymnen, die einfach Laune machen und gut reinlaufen. Wie gesagt, solche ein starkes Album haben HEART schon seit Jahrzehnten nicht mehr hingebracht. Genrefreunde die auf weiblichen, oder wie man heute sagt Female fronted rock, stehen kommen an diesem Album sicher nicht ohne Anchecken vorbei.
Sign Of Angels
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
47:45 ()
Label:
Vertrieb:
Konzert:
Cephalic Carnage, Psycroptic, Maroon, Arma Gathas, Ion Dissonance, Hour Of Penance, Dyscarnate – München, Feierwerk
Konzert vom Das “Feierwerk” in München ist ein angenehm kleiner Club, der gut 200 Leute noch bequem beherbergen kann, auch wenn es dann schon ordentlich kuschelig zugeht. Für eine Tour der Amis CEPHALIC CARNAGE ist die Größe sicher gut gewählt, auch wenn sich an diesem Samstagabend nur etwa grob geschätzte 100 Death-, und Grind-Fans in die Location verirren. So bleibt es am Ende auch dem Headliner vorbehalten, nahezu alle Besucher vor der Bühne zu vereinen, während die Support-Bands ihren Dienst nur vor einem Teil der Zahlenden verrichten müssen. Im Schnitt stehen bei den Vorbands nur 20-50 Mann (mit der „Größe“ der jeweiligen Band ansteigend) im Raum, und wilde Headbang-Orgien werden immer nur von einer Handvoll Wütiger in Angriff genommen, während sich der Rest mit den moderaten Bierpreisen (2,90-3,20 Euro für 0,5 Liter verschiedener Biersorten sind für ein sauteures Pflaster wie München noch absolut im Rahmen) beschäftigt.
Den Auftakt machen die 2004 gegründeten
DYSCARNATE aus dem Vereinigten Königreich, die ihren grindigen Death Metal relativ laut in die Meute schmettern. Gitarrist Tom Whitty und Bassmann Henry Bates teilen sich die netten, aber unspektakulären Growls brüderlich, sind jedoch dazu gezwungen, einen nahezu leeren Saal zu bespaßen, denn nur gerade mal zwei Leute (vermutlich beinharte Fans) stehen direkt vor der Bühne und headbangen sich zu der guten, aber nicht überragenden Performance des Trios die Birne weich. Ein recht unbekannter Opener hat´s eben schwer…
Danach sind
HOUR OF PENANCE an der Reihe, die mit ihrem recht banalen Death Metal ebenfalls kaum einen Blumentopf gewinnen können. Das Posing beschränkt sich auf An-der-Bühne-angetackert-sein, und auch sonst arbeitet das Quartett nicht gerade daran, sein neuestes Werk „Paradogma“ mitreißend zu promoten. Meinereiner jedenfalls hatte die Truppe schon fünf Minuten nach ihrem Auftritt schon wieder vergessen, die vielleicht zwei Dutzend Anwesenden vermutlich ebenso…
Bei einer Band wie den Math-Core´lern
ION DISSONANCE kann es nur zwei Meinungen geben. Während etwa mein Kumpel Holger, selber Bassist einer sehr guten, technischen Death Metal-Band, die Jungs abfeiert wie Otto-Normalbanger IRON MAIDEN und sich an gefühlten 347 Breaks pro Sekunde ergötzt, halte ich die Band – ja, ich bin da jetzt nicht objektiv – für absolute Obergrütze. Ich verstehe diesen Hype um Math-Core einfach nicht, weil es den Bands anscheinend nur darum geht, möglichst verfrickelt einen Höher-schneller-weiter-Scheiß zu fabrizieren als sich einfach mal einen einzigen Song auszudenken. Für die (ebenfalls wenig anwesenden) Fans macht die Band ihre Sache aber sehr gut, und in Sachen technische Fähigkeiten muss man den Jungs echt attestieren, mit ihren achtsaitigen Gitarren und fünf- oder sogar sechssaitigen Bässen cool umgehen zu können und eine schweißtreibende Show abzuliefern. Aber weniger wäre hier eindeutig mehr. Während des gesamten Gigs frage ich mich nebenbei, wie es heißen würde, wenn die Herren allesamt 150 Kilo wiegen würden… Mass-Core vielleicht?!
Setlist ION DISSONANCE (wie immer alle ohne Gewähr):
101101110110001
Untitled
The Surge
The Death Of One Man Is A Tragedy, The Death Of 10000 Is A Statistic
Kneel
The More Things Change The More They Stay The Same
The Girl Next Door Is Always Screaming…
You People Are Messed Up
She´s Strychnine
Da liegen zumindest mir rein stilistisch die Schweizer
ARMA GATHAS um den ehemaligen BORN FROM PAIN-Fronter Che Snelting und CATARACT-Mitbegründer Simon Füllemann schon deutlich mehr, obwohl der Metalcore des Quintetts auch keinen Originalitätspreis gewinnen wird. Rein musikalisch wirkt die Band daher eher unspektakulär, aber auch nicht wirklich schwach, und Stücke wie „Generation Doom“ vom aktuellen Debüt „Dead To This World“ werden mit ansprechender Power abgefeuert, wobei Sänger Che mit seinen coolen Ansagen sehr aktiv um das Publikum bemüht ist, das sich aber, wie im Vorfeld, eher zurückhält.
Die Thüringer
MAROON, die wie ARMA GATHAS in den Tourtross hineingedrückt worden waren, liefern wie üblich eine geile Show ab, die speziell von Brüllwürfel André getragen wird. Das wandelnde Veganer-Tattoo gilt nicht umsonst als eines der Aushängschilder der gesamten Metalcore-Szene und wuselt wie ein Berserker über die Bühne, während der Rest der Band eine Riffsalve nach der nächsten in die Menge haut und dem Bandmotto „Stay Brutal“ mit dem gleichnamigen Song die Krone aufsetzt. Zwar passen MAROON hier nicht hundertprozentig ins Billing, aber der Auftritt ist klasse und für mich der stärkste an diesem Abend. Mittendrin wird auch noch verkündet, dass Gitarrist Sebastian heute 30 Jahre zählt… ein Indiz dafür, dass die richtig gute Mucke auch in diesem Genre von den alten Säcken zelebriert wird…
Setlist MAROON:
And If I Lose, Welcome Annihilation
The Iron Council
Stay Brutal
Annular Eclipse
Reach The Sun
This Ship Is Sinking
Wake Up In Hell
Schatten
Der Co-Headliner
PSYCROPTIC kann im Anschluss nicht gegen diese Urgewalten anstinken, obwohl Jason Peppiatt und Co. mit ihrem technischen Death Metal alles geben, die inzwischen gut 60-70 Leute angemessen zu bespaßen. Speziell der arschcoole Backdrop der Band kommt auf der recht kleinen Bühne gut zur Geltung, da er augenscheinlich für deutlich größere Bühnen konstruiert wurde. Viel falsch machen die Australier an diesem Abend nicht und wissen auch, wie man neben technischen Kabinettstücken ausreichend groovt, aber im Gegensatz zu ähnlich gearteten Bands wie CANNIBAL CORPSE oder DYING FETUS spielen PSYCROPTIC eindeutig in der zweiten Liga, da ihre Songs kaum im Ohr hängen bleiben. Von der Show her gehört das Quartett aber zu den besten Bands des Abends.
Dass
CEPHALIC CARNAGE schon seit knapp zwei Dekaden unterwegs sind, merkt man der Performance der Band zu jeder Sekunde an, auch wenn es zum Erklimmen der internationalen Spitze leider nie ganz gereicht hat. Leonard „Lenzig“ Leal hat allein schon durch sein kultiges SCORPIONS-Shirt die Aufmerksamkeit auf seiner Seite, und seine Ansagen der Marke „Let´s kiffen and drink beer. Beer and kiffen is great… let´s have some beer and smoke… kiffen!“ gehören zu den sympathischsten, die man von einer Death Metal-Band überhaupt zu hören bekommen kann. Als würdiger Headliner an diesem Abend gelingt es der Band, wie schon in der Einleitung angedeutet, alle zahlenden Gäste anzulocken und das „Feierwerk“ ordentlich zu füllen. Nach einer guten Stunde ist aber leider Schicht im Schacht, und ich bin, wie auch einige meiner Kumpels, der Ansicht, es wäre für Fans und Bands einfach besser, weniger Truppen aufspielen zu lassen und diesen dann mehr Spielzeit einzuräumen. Diese Touren mit sieben oder auch mal mehr Bands sind einfach zu komprimiert und für beide Seiten nur eine Kompromisslösung. Trotzdem ein gelungener Abend!
Setlist CEPHALIC CARNAGE:
Intro
Wraith
Endless Cycle Of Violence
Raped By An Orb
Divination And Violation
Dying Will Be The Death Of Me
Scientific
Warbots A. M.
P. G. A. D.
Abraxas Of Filth
Observer Of The Obliteration Of Planet Earth
Kill For Weed
Lucid Interval
Seiten