Review: Original Album Classics (5CD-Box-Set)
MOUNTAIN sind eine jener Bands auf die man unvermittelt stößt, wenn man sich dem Urgestein der harten Rockmusik nähert. Noch vor der Veröffentlichung des Debüts bereits auf dem legendären Woodstock-Festival präsent, lässt sich der MOUNTAIN Sound vor allem von CREAM und dem Blues geprägt beschreiben. Zu der Mischung aus härteren Songs mit ausgeprägten Gitarrensoli, einfühlsame Balladen und (wie damals üblich) teilweise stark verfremdete Coverversionen kam noch ein für damalige Verhältnisse recht heftiger Sound und sehr laute Liveshows. Gegründet 1969 in New York bestand die Band aus Gitarrist und Sänger Leslie West, Sänger und Bassist Felix Pappalardi, Keyboarder Steve Knight und Schlagzeuger Corky Laing. In dieser Besetzung brachten es MOUNTAIN auf drei wertige Alben („Climbing“, „Namtucket Sleighride“ und „Flowers Of Evil“) bevor man sich trennte. In 1974 gab es dann eine Reunion welche zu einem Live-Album („Twin Peaks”) und zu einem weiteren Studioalbum („Avalanche”) führte. Danach war für die 70er erst mal Schluss - diese fünf Alben sind allesamt Bestandteil der „Original Album Classics“. Das MOUNTAIN seit den Mid-80ern hin und wieder mit neuem Stoff aufwarten und bis heute Live was reißen (allerdings in wechselnden Besetzungen) sei noch am Rande erwähnt.
Wie gewohnt bei Sonys Reihe der „Original Album Classics“ ist das Package zweckmäßig, will meinen die fünf Alben werden in Cardboard-Sleeves mit den Originalcover und ohne Booklet o.ä. geliefert, wobei die ersten beiden Scheiben mit etwas Live-Bonusmaterial angereichert wurden. Das quasi Debüt „Climbing“ von 1970 (davor gab es in 1969 noch ein von Leslie West unter dem Albumtitel „Mountain“ veröffentlichtes Werk) war noch stark vom CREAM-Sound geprägt. Darauf enthalten ihr erster großer Hit, das flotte und für 1970 recht verzerrte „Mississippi Queen“ und die überragende Ballade „Theme From An Imaginary Western“, dazu kommt mit „For Yasgur’s Farm“ noch eine typische gute Hammond- Powerballade.
Das zweite Album „Namtucket Sleighride“ (1971) darf man getrost als Highlight der MOUNTAIN Diskografie betiteln. Man hatte sich von CREAM gelöst, neben dem Titeltrack wussten auch das treibende „Don’t Look Around", das angerockte Pianostück „The Animal Trainer And The Toad" und das toll groovende „Travellin‘ In The Dark" zu überzeugen. Die Band setzte im Bereich des sich aus dem Blues heraus entwickelten Hard Rock ein echtes Ausrufezeichen.
Album Nummer drei, „Flowers Of Evil“ (1971) ist dann ein Zwitter – das damalige Vinyl enthielt auf Seite 1 neue Studiosongs, auf Seite 2 des Albums gab es einen Livemitschnitt der Band zu hören. Im Prinzip wohl eher eine gar nicht üble Resteverwertung, wobei allerdings nur das bluesige „Crossroader“ restlos überzeugen kann. Anders verhält es sich mit dem Livematerial. Das 25-minütrge „Dream Sequence“ mit seinen recht deftigen Coverversionen bekannter Rock’n’Roll Tracks zeigen MOUNTAIN in jener Verfassung, die sie zu einen der angesagtesten Acts auf den Bühnen machte. Das famose „Mississippi Queen“ darf da auch nicht fehlen. Und das war ja bekanntlich auch erst mal das vorläufige Ende von MOUNTAIN in der Stammbesetzung.
Die Live-Doppel-LP „Twin Peaks” (1974 veröffentlich) wurde 1973 in Japan aufgenommen und zeigt recht eindrucksvoll die Bühnenqualität von MOUNTAIN (in leicht geänderter Besetzung). Neben den Hits der Band gibt es auch hier einiges an den damals üblichen Improvisationen zu hören – Rock pur – darunter „Nantucket Sleighride“ in einer halbstündigen Fassung, ein fettes „Crossroader" und natürlich das unvermeidliche „Mississippi Queen".
Das Soundtechnisch und qualitativ etwas abfallende „Avalanche” (1974) beendet dann die Karriere der Band in den 70ern. Weder die zu bemüht wirkenden Eigenkompositionen (die einen zum Teil doch arg bekannt vorkommen) noch die Coverversionen (z.B. „Satisfaction“ von den STONES“) können vollends überzeugen. MOUNTAIN waren wohl fürs erst am Ende ihres Weges angekommen – zwei Jahre später war dann auch offiziell Schluss mit einer der besten Liveacts der70er.
Wie äußerste sich letztens doch einer der besten heutigen Gitarristen Michael Amott (u.a. CARCASS und ARCH ENEMY) sinngemäß in einem Interview – wer sich als Musiker bis zu den Anfängen des Hard Rock zurückkämpft trifft irgendwann auf mehr oder minder bekannte Größen der Rockmusik aus den 70ern. Dabei nannte er explizit auch MOUNTAIN als eine der Bands die ihn zur Gründung der SPIRITUAL BEGGARS bewegten. Ergo: wer sich an die Urväter des Hard Rock wagt wird zwangläufig auch an MOUNTAIN nicht vorbeikommen. Die 5-CD Box „Original Album Classics” liefert dabei preisgünstige Unterstützung.
Original Album Classics (5CD-Box-Set)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
46
Länge:
240:0 ()
Label:
Vertrieb:
Unter der Firmierung PHENOMENA startete Mastermind Tom Galley in den 80er Jahren sein eigens Allstar-Project im Bereich Hard/Melodic Rock Nach dem er einige Songs mit etwas trancendentalen Background sowie die passende Musik dazu geschrieben hatte, suchte er sich diverse Sänger und Musiker zusammen u.a. mit Glenn Hughes, Cozy Powell, Neil Murray, und veröffentlichte die erste selbstbetitelte Scheibe „Phenomena“ schließlich im Jahr 1985. Diese Vorgehensweise war damals noch relativ unverbraucht und im Gegensatz zu heute, wo jede Woche irgendwelche mehr oder weniger bekannte Musikeransammlungen Alben herausbringen, auch noch irgendwie ganz spannend für die Fans. Diese Debütwerk sowie der Nachfolger 1987 „Phenomena II – Dream Runner“ boten recht unterhaltsame Kost auf gutem Niveau und befinden sich auch heute noch in meinem Plattenschrank.
Jetzt kommt via Escape Music “Blind Faith” die mittlerweile fünfte Ausgabe unter diesem Banner heraus. Erneut war Galley als ausführender Produzent die treibende Kraft hinter allem und auch der stampfende Opener „The Sky is Falling“ mit den kraftvollen Vocals von Mike DeMeo (ex-RIOT, MASTERPLAN) sowie groovigen Bass ist ein gelungener Eintand.
Insgesamt dürften hier Melodic Rock Fans durchaus einiges an lohnenswertem Material vorfinden, dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Luft doch etwas draußen ist. Schnellere Sachen wie der Titelsong mit Sänger Rob Moratti sowie Ian Crichton (Gitarre) von SAGA sind leider etwas die Ausnahme. Nur noch der unermüdliche Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) stößt mit dem auch etwas ungestümeren „Fighting“ und schönen Gitarrenläufen in eine etwas ähnliche Richtung, echt klasse Vocals. „Liar“ zeigt zwar einen soliden Tony Martin am Mikro, der Song ist eher na ja. Wohingegen eine Beitrag eines Terry Brock (STRANGEWAYS, GIANT) noch etwas enttäuschender ausfält „One More Chance“ ist leider gerade noch Mittelmaß. Balladen dürfen natürlich auch nicht fehlen und da sorgt die Granddame des Melodic/AOR Rocks ROBIN BECK mit ihrem Gesangsbeitrag „I Was Gonna Tell You Tonight“ tatsächlich für das Highlight, sehr kraftvoll wird hier auf die Schmalzdrüse gedrückt – mein Kompliment.
Nach gutem, etwas düsterem Anfang kommt ein dermaßen ausgelutschter und zuckersüßer Refrain der bei „Angels don’t cry“ den ganzen Song absolut verhunzt, geht garnicht. Überhaupt die zweite Hälfte des Albums (mit in Summe nur spärlichen 10 Tracks) ist sowieso deutlich schwächer als der Anfang mit zuviel langsamen Zeug
An „House Of Love“ werden sich auch die Geister scheiden, hier ist eine absolute Kitschballade am Start aber R. Moratti haut die hohen Vocals trotzdem noch in bester JOURNEY Manier unters Volk.
Tja wie schon gesagt bandübergreifende Side-Projekte gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, die Qualitäten sind dabei auch stets recht unterschiedlich PHENOMENA als eine der Mütter dieser liefert sicher noch einen der besseren Beiträge der letzten Wochen ab. Trotzdem fehlt es „Blind Faith“ an durchgehend hochklassigen Kompositionen, zwei, drei Füller sind zuviel im vollends zu überzeugen. Die Fans solcher Geschichten dürfte dies aber wahrscheinlich eher weniger stören.
Blind Faith
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
45:8 ()
Label:
Vertrieb:
Interview Ihr habt gerade eine Europatour beendet, bei der es zu einigen Unstimmigkeiten mit Veranstaltern kam und sogar Shows gecancelt wurden. Was was war da los? Es gab nur einige kleinere Probleme, der Großteil der Tour lief problemlos ab. Du sprichst von der Show in Deutschland, die sehr frustrierend war. Ich kann nur sagen, was mir als Begründung für die Absage der Show gesagt wurde: DEAL WITH IT und NEW MORALITY haben mal eine Split zusammen gemacht, die auf der Seite von DEAL WITH IT die englische und auf der NEW MORALITY-Seite die holländische Flagge hatte. Die Leute in dem Club haben das herausgefunden und für sich selbst entschieden, dass NEW MORALITY sehr nationalistisch eingestellt sein müssten, da sie ja eine holländische Flagge auf ihrer Platte hatten und sie deswegen die Show nicht würden spielen dürfen. Ich fand’ das alles sehr ironisch… scheinbar hat niemand unseren alten Shirts gesehen, die die US-Flagge drauf hatten. Fuck it, wir sind keine Nationalisten, genauso wenig wie NEW MORALITY.
Es klingt für mich, als wären die Antifaschisten zu Faschisten geworden. Es ist sehr frustrierend, über den Ozean zu fliegen und jede Show an jedem Ort spielen zu wollen und dann eine Absage wegen eines so belanglosen Grundes zu bekommen. In Deutschland sind wir immer gut behandelt worden und hatten dort nie Probleme, was hoffentlich in Zukunft auch wieder so sein wird.
Wie seid ihr denn finanziell weggekommen? Auch mit der abgesagten Show und einem schlechten Promoter in England war e suns möglich, ohne Verlust aus der Tour zu kommen.
Welche Show war die beste? Die Tour hatte viele gute Shows, von daher ist es schwierig, die besonders guten heraus zu picken.
Mol, Belgien: Belgien ist eines unserer Lieblingsländer für Shows. Die Show war ausverkauft und jeder ging ab. RISE AND FALL haben auch gespielt, fuck yes.
2. Berchtesgaden, Deutschland: Manchmal sind die Shows, bei denen man nicht weiß, was einen erwartet, am Ende die besten. Es war eine relativ kleine Show, aber jeder dort hatte ein hohes Energielevel und sich gefreut, da zu sein. Der Club war in den bayrischen Bergen, holy fuck, es war einer der tollsten Plätze, an denen ich jemals gewesen bin. Bei dieser Show haben wir außerdem den Ruderboot-Mosh kennen gelernt – man muss dabei gewesen sein, um es glauben zu können.
3. Manchester, England: Wir haben mit CRUEL HAND gespielt, genug gesagt… aber ich will mehr sagen *lacht*. Wir hatten Glück, dass wir die Show mit ihnen spielen konnten, nachdem einige Dinge zusammen kamen. Der Club war in einer Seitenstrasse, in der überall gebrauchte Kondome herumlagen. Später hat man uns gesagt, dass es wohl in einer Prostitutionsgegend liegt. S war ein toller Abend, die Leute ging ab, der Soundmann hat OBITUARY gespielt und CRUEL HAND waren Killer.
Was sind eure weiteren Tourpläne? Wir wollen viele Shows in Texas spielen, durch Kalifornien touren, zusammen mit der Ostküste im Winter und dann im Frühsommer nach Europa zurück kommen. Hoffentlich werden wir auch eine Asien- und Australien-Tour machen können.
Euer neues Album „Guilty As Charged“ wurde vor der Tour veröffentlicht, wie ist da bisher das Feedback zu ausgefallen? Das Feedback war größtenteils positiv. Ich habe die Tatsache akzeptiert, dass es immer ein paar Leute geben wird, die „Mind In Chains“ für unser bestes Album halten. Die Reviews, die ich gelesen habe, waren ebenfalls sehr positiv, aber die einzige Meinung, die für uns zählt, ist unsere eigene und die unserer engen Freunde.
Bist du zufrieden mit dem Album? Unglaublich zufrieden. Craig Douglas hast im Origin Sound Studio in Houston, Texas großartige Arbeit gemacht.
Wie lange habt ihr für das Schreiben der Songs gebraucht? Wir hatten ein paar Riffs für „Guilty As Charged“ ungefähr ein Jahr vor den Aufnahmen fertig. Es war ein langer Songwritingprozess, aber wir haben ihn durchgestanden. Wir haben ungefähr eine Woche für das Aufnehmen der Instrumente und zwei oder drei Tage für die Vocals gebraucht. Einige Sachen hatten wir auch schon als Demoversion aufgenommen, mit dem Analog Recorder eines Freundes.
Habt ihr die Songs im Studio noch überarbeitet? Wie viel Einfluss hat der Produzent dabei? Wir hatten im Grunde alles fertig geschrieben und wussten, wie es klingen sollte. Alle unsere Songs werden in mehreren Varianten geschrieben worden, bis wir die gefunden haben, mit der wir zufrieden sind. Im Studio haben wir Augenblicke, die wir „Studio Momente“ nennen, aus denen wir Ideen gewinnen, die wir dann in die Songs einbauen. Unser Produzent Craig Douglas hilft uns dabei, mit ihm spielen wir uns Ideen zu, hin und her. Wir haben im Studio viele neue Sachen eingebaut, aber auch andere Parts entfernt. Nach den Aufnahmen haben wir mehrere Monate lang über die Frage, was wir hinzufügen, entfernen oder ändern wollen, Telefonkonferenzen gehabt, bei denen auch Craig dabei war. Alles, um die Scheibe so perfekt wie möglich zu machen. Griff und ich hatten einige Nächte, in denen wir nicht schlafen konnten, weil wir so besessen von dem Album waren. „Means To An End” und “Suenos Muertos” haben wir direkt im Studio geschrieben. Bei “Suenos Muertos” standen fünfzig Kerzen um uns herum, damit wir die richtige Stimmung bekommen. Ich hatte echt viel Spaß beim Einspielen des Songs.
Was hat dich bei den Aufnahmen inspiriert? Habt ihr versucht, eine bestimmte Stimmung, ein bestimmtes Feeling mit den Songs wiederzugeben?
Unsere musikalischen Einflüsse für dieses Album waren MERAUDER, ALICE IN CHAINS, MACHINE HEAD und AGNOSTIC FRONT, aber dieses Album ging viel weiter als nur die musikalischen Einflüsse. Während des Songschreibens hatte jeder von uns mit Veränderungen in seinem Leben zu tun, ich persönlich fühlte mich verloren in der Frage, wo ich im Leben stehe. Wir hatten diese Außeneinflüsse, die an uns zogen und so auch Einfluss auf die Songs nahmen, wodurch das Album besser und persönlicher wurde. Griff und ich haben uns einmal die Woche nachts im Proberaum getroffen, da das die einzige Zeit war, die wir beide frei hatten. Wir tauschten Riffs aus und hatten lange Gespräche darüber, wie das Album klingen sollte. Danach gingen wir zurück zum täglichen Krieg und lebten unser Doppelleben bis zum nächsten Treffen im Proberaum, wenn wir wieder riffen konnten. Wir legten unser Herzblut in dieses Album, genau wie unsere Seelen. Wir wollten eine dunkle und schwere Atmosphäre, die sich durch das Album zieht, was wir mit vielen verschiedenen Gitarrenspuren und –schichten erreichen wollten. Während der Aufnahmen drehten wir das Licht runter und machten Kerzen an und nahmen nur spätabends auf. It’s hard to put into words exactly but every note on this fucking record represents some hardship we have had to deal with in our personal everyday lives.
Dann sind die Texte auch eher persönlicher Natur, nehme ich an? Ja, aber auch wenn die Texte wichtig sind, sind doch der Flow und die Vocal Patterns wichtiger. Als wir an den Texten arbeiteten, kam Daniel zu mir, um mir zu zeigen, woran er schrieb. Wir hatten die Musik bereits aufgenommen und ich spielte den Song, der spatter zu “Victims” wurde, über meinen Laptop, während Daniel dazu einige Sachen sang. Als er an die Stelle von “One thing to acknowledge, another to ignore, families living on the street frozen to the core” kam, wurde ich umgehauen, da es so perfekt passte. Er hatte die Passage im Auto geschrieben, während er auf einem Parkplatz stand und wartete. Das ist das Tolle am Texte schreiben, es kann so spontan passieren. Als er das im Studio gesungen hat, war Craig beeindruckt, „whoa that’s fucking awesome” hat er gesagt. Ich halte es für eine tolle Gesangslinie.
Wie wichtig sind dir persönlich die Texte? Sie sind mir wichtig, aber für mich dreht sich alles um die Riffs. Ich mag es nicht, wenn Sänger versuchen, zu künstlerisch und poetisch zu klingen, ich bin in dem Scheiß nicht drin. Schreib einfach ein paar gute Zeilen, die catchy sind und mit der Musik fließen, und fertig.
Letzte Worte am Ende des Interviews? I get depressed every time we leave Europe, we fucking love playing there and we can’t wait to go back. “Guilty As Charged” is out now, we worked fucking hard on it. We have a new song coming out on Triple B records Americas Hardcore comp called “Disguised”.
Seiten