Konzert:
Headbangers Open Air 2010 - Freitag
Konzert vom Heideweitzka, watten Fest war das gestern. Zerstörerisch und magisch, auch ganz ohne kosmische Energie. Dass es am zweiten Tag gleich dufte losgehen sollte, konnte (fast) niemand ahnen. Außer den mehreren Hundert Fans, die bereits um High Noon in der Sonne stehen und auf JAMESON RAID warten. Es ist irre, was Mundpropaganda bewirken kann, es ist schier unglaublich, mit welcher Inbrunst HOA-Gänger dabei sind und mit welchem Support sie die Band unterstützen. Sei es, wie es sei. Im Grunde kannte bis vor ein paar Monaten wohl kaum einer die Band (von Super-Experten wie Schumacher von Brocas Helm oder den Roxxcaliburanern und anderen Koryphäen mal abgesehen). Und dennoch stehen sie da und feiern Songs wie „It’s A Crime“ oder eben das abschließende „Seven Days Of Splendour“ ab wie hulle. Ist aber auch verdient, denn wie entspannt die hochklassigen Metal-Rock-NWOBHM-Songs von den – mit Verlaub – Opas dargeboten werden, ist aller, aller Ehren wert. Die Jungs haben sich ihren Erdbeerkuchen später im Backstagebereich redlich verdient. Selten so eine hochklassige Kapelle so früh gesehen. Holt sie wieder, und gebt ihnen schon 2011 eine bessere Spielzeit.
Die Iren STORMZONE können dagegen nicht, aber gar nicht anstinken. Genauso wenig, wie sie was dafür können. Aber letztlich ist der britische, melodische Mix einfach zu gewöhnlich. Gut gespielt, aber eben eher 08/15. Wenngleich die wenigen Verbliebenen vor der Bühne auch die Jungs von der grünen Insel hochleben lassen.
Sie sind Schuld – zumindest an der Begeisterung für JAMESON RAID. Waren es doch ROXXCALIBUR, die die Briten coverten. Schon dafür gebührt ihnen Dank – und für ihr authentisches Auftreten und Musizieren. Die Jungs haben echt nen Knall und covern wieder, was das Zeug hält – und wohl nur hier und auf dem KIT besteht überhaupt die Chance, dass jemand eine der Original-Bands auch nur kennt. Und so kommen unter anderem MORE und TRIDENT zu Ehren. Geile Typen.
TYGERS OF PAN TANG – Todgesagte leben länger. Selbst, wenn nur noch Gitarrist Rob Weir mitzockt, so beweisen die NWOBHM-Raubkatzen, dass sie noch lange nicht in der Kiste liegen. Echte Begeisterung will sich beim Rezensenten trotz toller Songauswahl („Raised on Rock, „Hellbound“, „Wild Catz“, „Euthanasia“, „Gangland“) einstellen. Es fehlt eben doch, das charismatische Organ des Originalsängers Jess Cox.
„Feel The Pain“, 1989 erschienen, ist von AMULANCE und ihre einzige echte Veröffentlichung (abgesehen vom Demo „The Rage Within“), zumindest bis zur aktuellen Scheibe called „Deutschland“ – ächz. Und der Auftritt beim HOA der erste in Deutschland. Also freuen sie sich und auch ein paar der Zuschauer über den Auftritt, wenngleich die Begeisterung über den recht anspruchsvollen US-Power-Metal nicht so überbordet wie bei vielen anderen anwesenden Musikformationen. So kommt auf jeden Fall rüber, wie geil die Band das HOA findet und wie viel Lust sie hat, hier aufzutreten. Da machte auch der recht mittelmäßige Sound irgendwie nix. Gute Show.
Heimspiel für den Hamburger STORMWARRIORe: Die Helloween-Freunde begeistern mit ihrem flotten, wahren Metal, haben viele Freunde im Publikum, „Iron Prayers“ as fuck, sozusagen. Und so schaffen sie es mit ihren typischen, sehr sympathischen Auftreten sogar bis zur „Into The Battle“ – cooler Auftritt der Bock auf die 2011-Edition mit Herrn Hansen machte.
MEKONG DELTA. Was hätten sich viele gefreut, sie „damals“ zu sehen. Damals, als das Geheimnis noch eins war. Ganz persönlich war es mir damals schon zu kompliziert und auch heute bin ich begriffsstutzig, wenn’s um den technischen Prog-Metal von Ralle und seinen Arbeitskollegen geht. Da trinke ich meine Tasse Tee lieber woanders.
Über die grausamen, auswimpten ANGEL DUST schreibe ich nix. Kein Wort von Romme Keymer, kein Songs von den ersten beiden Scheiben, scheiß Show, unangenehmer Sänger, alles Mist.
Was für eine Erholung, als uns der Dämon holen kommt. Der „Don’t Break The Circle“-Ausruf erreicht slayerianische Häufigkeit und Lautstärke, Sänger Dave Hill müsste eigentlich mindestens „Mountsain“ heißen, so genial kommt er daher. Wer nicht schon beim Opener „Night of the Demon“ Tränen in den Augen hat, ist entweder taub oder tot oder beides. Unglaublich genialer Auftritt dieser irgendwie doch so melancholisch klingenden Band, daran kann auch die doch recht professionell agierende Backing-Band rein gar nichts ändern. Weltklasse, wenn auch ein wenig zu leise.
CULPRIT, nun ja. Metal-eher-Unkundige kündigen allein wegen dieser Band ihr Mitkommen zum HOA an, schaffen es aber nicht, weil sie entweder zu alt für Festivals sind oder nicht wissen, wo sie eine Karte herkriegen. Sei’s drum. An sich waren die schon im Original undufte, mit der Jeffs Stimme extrem hoher konnte ich allenfalls Frühstückseier schneiden. Nachfolger Steve Nations (guter Künstlername für einen Pornostar) kommt da zwar nicht ran, aber irgendwie wirkt schon der Opener „Guilty As Charged“ vom gleichnamigen 83er-Album nicht mehr authentisch genug. Sehen und hören aber etwa 100 Prozent der vielen vor der Bühne stehenden gänzlich anders. Scheint wohl doch ein gerechtfertigter Headlinerstatus zu sein.
Konzert:
Headbangers Open Air 2010 - Donnerstag
Konzert vom Nachdem es 2009 Kritik hagelte, hat das HEADBANGERS OPEN AIR 2010 auf jeden Fall zur alten Stärke zurückgefunden. Eine entspanntere Zuschauersituation und trockenes, schönes Wetter hatten ihren Anteil daran. An der Bandauswahl gabe es ehedem nichts zu meckern. Darn konnten auch die Absagen von Icon, Warmachine, Jag Panzer, Aska und auch noch Killing Machine (ohne Anspruch auch Vollständigkeit) nichts ändern. Also war auch in diesem Jahr wieder jede Menge Tradition angesagt.
Den Anfang machten die Spanier STEEL HORSE. Die Madrilenen wären wohl lieber aus London oder Birmingham, zitierten MAIDEN und PRIEST an allen Ecken und Enden und dokumentierten das am offensten mit dem „Phantom Of The Opera“-Cover. Entspannter Beginn.
GRAND MAGUS sind ja einer der auch aktuell wirklich präsenten Bands, die den Autor trotz der überwältigenden Kritik an ihrem neuen Album „Hammer Of The North“ kalt lassen. An letzterem kann auch der Auftritt in der Fire-Horny-Church wenig ändern. Wenngleich sich die Fans von Songs wie dem Titelstück der aktuellen CD begeistern lassen und die Band sprechchörlich feiern.
US-Power-Metal, Marke Cleveland: SHOK PARIS. Concrete Killers go for the throat. Musikalisch sicherlich eine Offenbarung für Genre-Fans, die Stimme klingt verglichen "mit früher" zu hoch, aber auch das ist Geschmackssache. Wie immer: Die Fans warn’s begeistert, zumal SHOK PARIS mit „Make This Garden Burn“, der HOA-Hymne enden.
Der Höhepunkt des ersten Tags war aber mit Abstand DESTRUCTION und ihr angekündigter Classic-Gig. Letztlich wird die Magie sicherlich ncht mehr so sein, wie DESTRUCTION sie zum Beispiel als Vorgruppe von Slayer in der Hamburger Markthalle versprühten. Aber die guten, alte Songs sind halt immer noch einzigartig, auch, wenn sie Schmier mit viel extremeren Vocals ausstattet. Meiner bescheidenen Meinung nach hatte zumindest „Nailed To The Cross“ nix in der Setlist zu suchen, aber geniale Versionen vom Antichrist, der Todesfalle, der unvergleichlichen wie unbesiegbaren Kraft und fast alles andere lassen Stimmung und Begeisterung fast überschäumen – nicht ohne ein Stück Melancholie. Denn so geil wird’s nie wieder. Einziger, kleiner Wermutstropfen: Das leicht verhunzte „Total Deasster“. Aber ansonsten war’s ganz schön verrückt, ihr Schlachter.
DESTRUCTION-Setlist: Curse The Gods, The Butcher Strikes Back, Antichrist/Deathtrap, Eternal Ban, Life Without Sense, Invincible Force, The Damned/Cracked Brain/Reject Emotions, Tormentor, Unconscious Ruins, Thrash Till Death, Nailed To The Cross, Bestial Invasion, Total Desaster, Mad Butcher.
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