Da ist er wieder, der große Gitarrist, der seinerzeit den Sound von MANOWAR entscheidend mitgeprägt und mit seinem wie klirrende Schwerter klingenden Spiel den Begriff „True Metal“ mitdefiniert hat. Inzwischen solo unterwegs, hat er es mit seiner hauptsächlich aus Mitgliedern von IVORY NIGHT bestehenden Band erfolgreich geschafft, beim „Keep It True“-Festival alte MANOWAR-Klamotten zu versaubeuteln und mit „New Metal Leader“ ein Debüt unter eigenem Namen aufzunehmen, das zwar von der Gemeinde ganz gut aufgenommen wurde, qualitativ aber mit seinen alten Heldentaten nicht mal ansatzweise mithalten konnte. Nun steht „Hailstorm“ in den Läden, das ganz überraschend mit einem an MANOWAR erinnernden Galoppelbanger namens „Kingdom Arise“ startet und auch ansonsten nichts auslässt, was seit der großen True Metal-Welle um die Jahrtausendwende herum niemand mehr ernsthaft hören will. Aber auch wenn die Ausschlachtung der Vergangenheit des superben Saitenzupfers viel zur Popularität von ROSS THE BOSS beiträgt, muss man festhalten, dass „Hailstorm“ durchaus zu überzeugen weiß, auch wenn hier beileibe nichts Neues präsentiert wird, im Gegenteil. Aber genau das macht Hymnen wie den Titelsong, den doomigen Stampfer „Crom“, das epische „Behold The Kingdom“, das etwas an HELLOWEEN erinnernde Instrumental „Great Gods Glorious“ (Halleluja!) oder das mehr denn je an MANOWAR erinnernde „Empire´s Anthem“ aus. Das Kuriose ist dabei, dass, wenn Herr Boss nach seinen alten Arbeitgebern klingt, er eher an deren Ära nach seiner Tätigkeit dort erinnert und dem Sound von Scheiben wie „The Triumph Of Steel“ oder „Louder Than Hell“ sehr nahe kommt. Spaß macht das Album auf jeden Fall, nur bleibt es den Fans überlassen, ob sie nochmals Geld in etwas investieren wollen, das sie schon in x-facher Ausfertigung besser im Regal stehen haben…
IRON MAIDEN kommen ab Ende Mai für sechs Konzerte im Rahmen des Abschlusses der aktuellen „The Final Frontier-Tour“ auch nach Deutschland.
Dies wird die erste Hallentour der Band seit 2003 sein, wobei die Setlist lt. Mastermind Steve Harris ein wenig anders als beim diesjährigen WACKEN-Gig ausfallen wird. Es sollen deutlich mehr Songs vom aktuellen Album und anderes neueres Material gespielt werden.
Die Final Frontier-Worldtour lehnt sich an das 15. Studioalbum der Eisernen Jungfrauen an, das im August veröffentlicht wurde und mit Nr. 1 Platzierungen in 28 Ländern das kommerziell bisher erfolgreichste Werk von IRON MAIDEN darstellt.
Termine:
Samstag 28. Mai 2011 Frankfurt / Festhalle
Sonntag 29. Mai 2011 Oberhausen / König-Pilsener-Arena
HEROES AND ZEROES hatten einen guten Start, für ihr „Strange Constellations“-Album gab es Charteinstiege und Preise - aber richtig durchgestartet sind die Norweger dann doch nicht. Ob „Simian Vices Modern Devices” das ändern kann, ist fraglich. Zwar ist der Alternative-meets-Indierock-Mix der Nordländer ganz gefällig zu hören, hat aber große Schwierigkeiten, den Spannungsbogen über Albumlänge zu halten. Das Album hat einen guten Start, aber im Mittelteil gibt es zu viele Songs, die bereits Gehörtes neu aufwärmen und nur gefällig vor sich hin plätschern, fast so, als seien HEROES AND ZEROES die Ideen ausgegangen. Dabei ist der Sound wie auch die handwerkliche Leistung der Musiker sehr gut und in Sachen Songwriting wurden beispielsweise bei „Simian Vices“ oder „Cipramillion“ alles richtig gemacht und die Balance zwischen Rocksong und Pophit gefunden. Nur leider bleibt das die Ausnahme auf einem an mittelmäßigen Songs nicht armen Album. Da wäre sicher mehr drin gewesen. Vielleicht hätten sie mal bei ihren Landsmänner von TURBONEGRO fragen sollen, wie sich ein Album voller Hits schreiben lässt.
Sachen gibt´s… ein kanadischer Stoner Rocker mit Vorliebe für BLACK SABBATH, TROUBLE und Co. hat von einem Kumpel die Aufnahmen einer völlig unbekannten Band bekommen (die ganze Story stellt quasi die Biografie der Band dar, die Ihr auch bei uns nachlesen könnt), die sich Ende der 60er in Ontario gegründet hatte und außer vorliegenden drei Songs aus dem Jahr 1970 nichts Verwertbares hinterlassen hat. Nun also, 40 Jahre später, erscheinen diese drei Stücke offiziell auf CD: mit unglaublich geilem, warmem (und natürlich unverfälschtem!) Retro-Sound und liebenswert-naivem Songwriting, das sowohl eine ganze Menge Kraut als auch eine Prise der zu dieser Zeit schon auslaufenden Hippie-Bewegung transportiert. Echte Rocker, die auf heutige Retro-Ableger wie THE DEVIL´S BLOOD, GHOST oder auch VANDERBUYST abfahren, sollten sich „You´ve Been So Bad“ ruhig mal – im wahrsten Sinne des Wortes – reinpfeifen. Für die breite Masse ist diese coole EP natürlich Keks, aber Metaller, die auch gerne mal weiter in der Zeit zurück reisen, ist das Ding ein echt gelungener Trip!
Eine so schwierige Scheibe habe ich schon lange nicht mehr gehört: 2008 gründete Stefán von KERBENOK das Projekt ARSTIDIR LIFSINS, das übersetzt so viel heißt wie „Die Jahreszeiten Des Lebens“, das sich in der großen Schnittmenge aus Black-, Viking-, und Pagan Metal tummelt und so gar nicht zum Rest der Genre-Suppe passen will, die wir dieser Tage – inzwischen leider meist allzu fade – serviert bekommen. Das momentane Line-Up, zu dem unter Anderem auch Kollegen von HELRUNAR, DRAUTRAN und CARPE NOCTEM gehören, zählt zehn Leute, die, teilweise als Session-Musiker, hauptsächlich für Gesang und Chöre zuständig sind. Was am Ende dabei herauskommt, klingt interessant, ist unglaublich verspielt und vielschichtig, aber auch ebenso gewöhnungsbedürftig, da arg uneingängige Songstrukturen und mitunter derbe an den Nerven kratzender Kreischgesang die Oberhand inne haben. Es macht auch nicht viel Sinn, hier einen Anspieltipp zu nennen (bei diesen Songtiteln würde ich mir beim Eintippen auch irgendwas ausrenken…), da „Jötunheima Dolgferd“ als Gesamtwerk konzipiert ist, und so die Verzahnung aus gesanglichem Bombast, Folklore, rasendem Schwarzmetall und sogar beinahe romantischen Piano-Parts am Besten funktioniert. Lediglich den langweiligen Stammtischchor „Eigi Hefr…“ (Song Nummer sechs) hätte man sich schenken können. Am Ende bleibt ein ungewöhnliches, absolut polarisierendes Album, das nordische Düsterkunst in sehr experimentelle Sphären führt und sicher vielen Leuten gefallen dürfte, die mittlerweile von Genre-Fastfood der Marke KORPIKLAANI, EQUILIBRIUM, ELUVEITIE und Co. die Schnauze gestrichen voll haben.
Hinter THE JUDGE steckt der amerikanischer Gitarrist, Songwriter und Sänger Tim Shanks aus Detroit. Mitunter erinnert mich seine markant kehlig-kratzige (wenn er aufzieht) Stimme etwas an die BRANDOS meets JON OLIVA und NAZARETH, ja dieses Timbre hat schon was. Seine musikalischen Wurzeln auch durch seiner Familie begründet liegen im Gospel aber seine Vorliebe hat sich dann auf Blues und Rock konzentriert.
Die Scheibe unter der Firmierung THE JUDGE BAND startet etwas verhalten aber solide mit balladesk angehauchten „Better Man“, die soulig gehaltenen weiblichen Backingvocals zeugen dabei noch von seinen jugendlichen Einflüssen. Auch die nachfolgenden beiden Songs u.a. der starke "William's Song" sind eher langsame Bluesrocker mit schöner Hammondtastenuntermalung, relaxter Stimmung und gediegen Melodien. Dann kommt mit „The Judge“ ein etwas heftiger Kracher mit AC/DC-Riffing und aufheulenden Gitarrenlicks, da paßt die krächzende Stimme noch besser. nicht bei allen Songs, gerade wenn es etwas lärmig-garaschiger („Rhino“ oder „Roxy“) klingt, sind die Melodielinien so dr Bringer, da fehlt es schon an etwas nachvollziehbarem oder dem roten Faden, hängen bleibt nur recht wenig. Da überzeugen solche gediegene aber durchaus kraftvolle Bluesrocksachen wie „Take me back“ doch viel eher. Soundlich ganz ordentlich stören nur die mitunter etwas hohl klingenden Drums.
Tja und dann folgt ein kurzes Intro ehe zum Schluss tatsächlich noch „Amazing Graze“ gecovert wird. Leider wirkt dass Ganze dermaßen gepresst und anstrengend (vor allem vom Gesang her) und ob man dieses wunderbare Traditional so relativ stark verhunzen sollte, ich denke eher net. Die doppelläufigen Leadgitarren die gegen Ende den Refrainpart übernehmen, retten den Track gerade noch so vor dem Totalausfall. Trotzdem hätte sich der Judge dies lieber schenken sollen.
Insgesamt verkauft sich die Formation etwas unter Wert (genauso wie das megaüble Coverbild), es gibt viele gute Ansätze, die Band hat einen schönen erdigen Groove und bewegt sich in ihren besten Momenten irgendwo zwischen AEROSMITH und WHITESNAKE zu deren Anfangstagen. Aber das musikalische Gesamtbild mit den etwas dreckigeren Rotzrockeinschüben ist mir trotzdem (noch) etwas zu unausgegoren.
Kraftvolle, gitarrendominierte Musik kommt von der französischen Band 7 WEEKS, die mit ihrem neuen Album namens "All Channels Off" eine Mischung zwischen Alternative und "Stoner Rock" abliefern. Was ist eigentlich Stoner Rock? Musik von einer bekifften Band? Welchen Bewußtseinszustand die Band bei der Aufnahme des Albums gehabt hat, kann ich schwer sagen. Herausgekommen ist eine groovende, sehr rocklastige und mich an KYUSS, MONSTER MAGNET oder STONE TEMPLE PILOTS erinnernde Scheibe im Mid-Tempo Bereich. Der Opener "All Channels Off" weiß mich nicht ganz zu begeistern, da er nach einem treibenden Einstieg doch recht mühsam daherkriecht. Besser hat mir die der folgende Track "Loaded (Burnt)" gefallen, der wesentlich direkter zur Sache geht. Mit der folgenden Nummr "Submarine" fühle ich mich gesanglich etwas an langsamere NIRVANA Songs erinnert. "Dust and Rust" besticht durch einen griffigen Refrain, vielleicht für mich die beste Nummer auf der Scheibe. "Crash" hingegen dudelt etwas orientierungslos an mir vorbei. Von den folgenden Nummern mag ich keine herausgreifen. Eventuell verdient die letzte Nummer "600 Miles" noch Erwähnung, die einige sehr schöne rockige Phasen hat. Leider fehlen den meisten Songs das gewisse Etwas, da mich dazu motivieren könnte, die Songs immer und immer wieder hören zu wollen. Nichts ist leider irgendwie originell. Es rockt an einem gepflegt vorbei, mehr allerdings auch nicht. Ich bin sicherlich kein Fan von "Stoner Rock", doch es wäre hier mehr drin gewesen, wenn ich mich an Bands wie KYUSS erinnere, die mich auch vor vielen Jahren begeistern konnten. Das ist hier gerade nicht der Fall. Die Band war im Jahre 2010 im Vorprogramm von SUICIDAL TENDENCIES und INFECTIOUS GROOVES zu finden. Wer auf die absurde Idee kam, die Band hier zu platzieren, hat wohl wirklich etwas zu viel geraucht.