Schon der Einstieg in „Reflected“, dem neuen Album von CENTRAL PARK, ist ungewöhnlich für diese Progband. Unerwartet dunkel, mit viel Programming, düstere sehr mollige und soundtrackähnliche Keys, pulsierendes Drumming, schrammelig-funky Gitarrenriffs und dann setzt diese sehr grazile Stimme ein. Zunächst etwas leicht schiefklingend, dann wieder elfenhaft im Wechsel mit Sprechgesang in bester ANNE CLARK-Mannier, der Schluß mit orgeligen Tasten erinnert etwas an einen Horrorfilm.
Überhaupt dieses starke SciFi-Ambiente mit soundtrackartigen Parts ist typisch für dieses Album - der Sound von CENTRAL PARK hat sich bewußt grundlegend geändert. Man wollte anderst klingen und so ist die stilistische Ausrichtung zwangsläufig eine völlig andere. Der relativ eingängige und auch leicht zu konsumierende Prog des letzen Werkes „Unexpected“ (2006) hat sich völlig gewandelt, es geht deutlich verkopfter bzw. unrunder zu.
Der damalige Titel hätte besser zu diesem neuen Album gepaßt, denn alle etwaigen Erwartungen aus dem Vorgänger kann man sich schenken. Diese ungewöhnliche Formation, die ja bereits 1983 gegründet wurde und erst 2006 nach der Reunion in Originalbesetzung ihr Debütalbum herausbrachte, ist jetzt eher im Art Progrockbereich unterwegs. Die neuen CENTRAL PARK aggieren deutlich komplexer, verschrobener, die Arrangements sind aufwendiger und ja leider sind auch die guten Melodien etwas rar gesät. Der Vergleich mit anderen Kapellen läßt eher Erinnerungen an KING CRIMSON & Co. als an die alte GENESIS oder YES-Werke aufkommen. Mir kommt es vielfach so vor, als spiele das „Drumherum“, die zahlreichen Effekte, das Programming und die sicher vielfältigen Sounds eine größere Rolle als irgendeine hängenbleibende Melodie. Es gibt zwar auch relativ einfach gestrickte Sachen wie „White Princess“, hier klingt die neue, mit einem deutlich hörbaren klassischen Background versehene, Sängerin Jannine Pusch in guten Momenten wie eine neue KATE BUSH, die Hammondsounds sind echt klasse (kommen auf dem Album auch sehr häufig vor) und zum Schluss gibt es ein recht improvisiert klingendes Instrumentalfinale. Die Stimme ist schon recht wandlungsfähig und hat ein breites Spektrum aber mir singt sie ab und an etwas neben der Spur (u.a. bei Path Of Mercy“), und ihre ganz eigene Melodieführung.
Auch „Another Part“ ist so ein Ding, es geht eher beschaulich zu, trotzdem luftig leicht mit entspannten Keyboards und dann folgt ein tolles Gitarrensolo und hinten raus geben die Jungs richtig Gas, der Gesang stört da beinahe etwas. Das Arrangement schlägt denn Refrain.
Der Sound des Albums (die CD wurde von Keyboarder Jochen Scheffter und Drummer Artur Silber produziert) ist ansonsten echt klasse gemacht, die Instrumente kommen gut raus vor allem die Drums, die Percussions oder auch rhythmische Backline sind sehr transparent. Kernstück des Albums ist ein 21-miuten langes Epikdrama Namens „Visions of Cassandra", dass aus einem dreiteiligen Songzyklus besteht. Inhaltlich geht es dabei um den Untergang Trojas der dabei aus Antike in die moderne Welt verlegt wird. Bei diesem Song packen CENTRAL PARK alles hinein was geht, ein wirklich sehr atmosphärischer Brocken, der ähnlich einem Hörspiel kombiniert mit soundtrackartigen Passagen mit gesprochenen Parts, recht düster daher kommt und sehr vielseitigen Klangbilder (mal verträumt, sphärisch dann wieder vertrackt) sowie einem gelungenen Spannungsaufbau aufwarten kann. Einige Längen haben sich leider auch eingeschlichen, der rote Faden ist nicht zu erkennen, die drei Teile könnten auch für sich selbst sehen, das Verbindende fehlt leider.
Ungewöhnlich ruhig und balladesk kommt „The last Tear“, nur mal kurz mit einem kleinen schroffen Aufflackern versehen, daher und beendet mit gelungenem Streichereinsatz und gelungenem Soprangesang ein musikalisch und kompositorisch höchst anspruchsvolles Album. Für echte Progfreaks dürften die vielen Ansätze, Ideen und ausgefeilten instrumentellen Parts dieser Münchner Formation ein wahrer Leckerbissen sein. CENTRAL PARK habe dabei auch unbestritten tolle Musiker an Bord. Ich bin mit „Reflected“ insgesamt eher nicht so recht warm geworden und teile das Fragezeichen auf dem Albumcover. Es fehlen einfach die ganz große Melodien und gesanglich atmosphärischen Parts wie dies bei Art Rock eigentlich sein sollte, da gefallen mir die deutschen Konkurrenten wie SYLVAN oder POOR GENETIC MATERIAL deutlich besser.
Reflected
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
63:32 ()
Label:
Vertrieb:
Konzert:
Darkest Hour, Protest The Hero, Born Of Osiris, Purified In Blood - Hamburg, Knust
Konzert vom Hamburg, was war da los? DARKEST HOUR sind mal wieder in der Stadt, was schon nicht so häufig vorkommt, und haben mit PROTEST THE HERO und BORN OF OSIRIS Support-Bands dabei, die auch nicht alle zwei Monate nach Europa übersetzen – und im Knust tummeln sich vielleicht 300 Leute.
PURIFIED IN BLOOD fielen leider einem Stau auf Deutschlands längster Baustelle zum Opfer, so dass BORN OF OSIRIS als erste Band gesehen wurden. Die Amis haben zwar den Metalcore nicht neu erfunden, sind aber Live eine authentisch rüberkommende Band mit einer guten Bühnenshow. Zudem funktionieren ihre Songs, was der recht große Pit vor der Bühne unter Beweis stellte. Beeindruckend war nicht nur das extrem tiefe Banging des Bassisten (zwei Zentimeter tiefer und die Nase wäre auf dem Bühnenboden gekommen), sondern auch das gute Zusammenspiel der Band, bei der die Kommunikation sehr gut klappte. Solider Auftakt für den Abend, was die Herren später am Merch-Stand auch bestätigten.
Unter den Nachwirkungen einer Nacht mit Bier und einer Bier-Bong litten PROTEST THE HERO, deren Sänger die Anwesenden davor warnte, dass er eventuell auf die Bühne kotzen könnte (HATESPHERE-Jacob hat das anno dazumal immerhin noch in einen Eimer gemacht, während der Show mit ABORTED). Sobald die Herren aber die Songs anstimmten, war von Katerstimmung nichts mehr zu merken: präzise und sehr gut aufeinander eingespielt wurde das Material runtergespielt. Das ist zum einen sehr frickelig, zum anderen durch den hohen Gesang überraschend anders – und in Kombination sehr gut. Die Mischung funktionierte sehr gut und bot dem tanzfreudigen Publikum viele Gelegenheiten zum Abgehen. Zum Ende der kurzweiligen gut 40 Minuten wurde dann jeder Interessierte auf die Bühne geholt, um den letzten Song mit möglichst vielen Leuten zu singen, was sich als gelungenes Ende einer ebenso gelungenen Show erwies.
Nach erfreulich kurzer Umbaupause kamen DARKEST HOUR gut gelaunt auf die Bühne, um mit „Doomsayer“ gleich mächtig loszulegen, der Song ist einfach der perfekte Opener für ein Metal-Show. Und machen wir uns nichts vor, DARKEST HOUR Live sind einfach Metal as fuck, auch wenn sie aus dem Hardcore kommen und sich das in ihren Songs noch immer findet. Aber das synchrone Mattenschwingen, die Posen der Musiker und die Lightshow waren Metal pur, wobei die Band das selbst alles nicht zu ernst nimmt. 15 Jahre Bandgeschichte werden anno 2011 gefeiert, da ließen es sich die Dudes nicht nehmen, jedes Album mit mindestens einem Song zu würdigen und so die eigene Geschichte Revue passieren zu lassen. Und egal was gespielt wurde, die Leute feierten es hart ab. Beste Stimmung also, die von witzigen Einlagen wie dem Ratespiel zwischen Shouter John und Drummer Ryan oder der Triple Axe Attack beim Instrumental-Song noch gesteigert wurde. Vom Anfang erscheinenden neuen Album wurde ein Song gespielt, der gut angenommen wurde und sich gut in die Setlist einfügte. Alles bestens also? Nein, nicht ganz. Denn nach nicht mal einer Stunde war der Spaß vorüber. Gefühlt mitten im Set kam der letzte Song, gingen die Dudes von der Bühne (immerhin bedankten sie sich für die gute Show) und das war’s. Keine Zugabe, keine dem Jubiläum angemessene Spielzeit, nichts. Ein sehr unschöner Abschluss, der viele zu Recht verwunderte und den guten Eindruck trübte.
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