Mit seinem Debütalbum „As The Path Unfolds“ von 2009 legte das Quintett aus Helsinki ein solides Album vor, das jedoch keine großen Akzente setzte und dem Zeitgeist bedingungslos unterworfen war. Wikingerpathos mit Keyboard-Bombast, Frauenvollgas und Waldlichtungsromantik waren zu diesem Zeitpunkt allerdings schon reichlich ausgelutscht, so dass auf einen Nachfolger eigentlich niemand wirklich gewartet hat, trotzdem bleibt uns „The Writ Of Sword“ nicht erspart. Das Album, das einmal mehr die Zielgruppe, die auch Notschlachtungskandidaten wie ELUVEITIE oder KRYPTERIA abfeiert, stilsicher bedient, tut niemandem weh, ist aber so originell und mitreißend ausgefallen wie eine vertonte Waschmittelreklame – und zwar porentief rein. Keine Ecken, keine Kanten, Gitarren als sanftes Beiwerk, hohe Pompwände, kühl berechneter Wechselgesang zwischen Helena Haaparanta und Mikko Häkkinen und Songs, die weitestgehend von jeglichem Wiedererkennungswert befreit wurden. Das mit GAMMA RAY/HELLOWEEN-Melodien spielende „Frost Upon Their Graves“, der ausladende Titelsong oder das treibende, ruhigere „Geaðgái“ befriedigen die Ballermannliga aufgrund ihrer vorhersehbaren Zutaten, sind aber meilenweit davon entfernt, eigene Akzente zu setzen oder das vergewaltigte Genre ein Stückweit zu beleben, so dass man auf „The Writ Of Sword“ auch gut und gerne verzichten kann.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie der Realitätsverlust auch die Basis erreichen kann. Bands, die keine Sau kennt, glauben allen Erstes, etwas ganz Großes zu erschaffen, obwohl es nicht mal für ranzigen Kaffesatz reicht. So geschehen auch mit den Thüringern ASGAIA, die schon seit 1995 ihr Unwesen treiben. Liest man die selbst verfasste Biografie der Band, glaubt man, es hier mit einem Jahrzehnt-Newcomer zu tun zu haben; vielleicht besitzt das Quintett aber auch nur einen ausgeprägten Sinn für Ironie. Da ist von „sich selbst übertreffen“ die Rede (zugegeben, ich kenne die Vorgängerwerke glücklicherweise nicht…) und von einem „eigenen unverwechselbaren Stil in Sachen Aggressivität, Kraft, Atmosphäre und Wiedererkennungswert“. Hört man sich „Trinegra“ dann mal an, schüttelt man nur ungläubig das Haupt, allerdings um die Vertikalachse. Dieser uninspirierte, völlig belang- und kraftlose, langweilige Schmalz mit Alibigitarren, furchtbarstem Keyboardkleister und dumpf-monotonen Growls tönt schlimmer nach CREMATORY, als es CREMATORY jemals selbst könnten. In ihren „besten“ Momenten erinnern ASGAIA an neuere MOONSPELL, wenn sie einen ganz schlechten Tag erwischt haben. Der Sound ist matschig, das Songwriting nichtssagend und mies, so dass am Ende absolut gar nichts mehr für dieses Album spricht, das getrost in die Rubrik „Ausschuss“ einsortiert werden kann. Lieber Aasgeier als ASGAIA!
IAIN ASHLEY HERSEY heißt der Gitarrist und Komponist, ist Amerikaner und bringt mit "Vintage Love" eine "Best Of" seiner bisherigen drei Alben auf den Markt. Und sicher kennen viele - wie auch ich - den Herrn Hersey bis Dato nicht. Und haben wir was verpasst?
Oh ja, geboten wird reinster Classik-Rock, mal europäischer Machart à la RAINBOW, M.S.G. oder WHITESNAKE, mal amerikanisch gefärbt wie SAMMY HAGAR oder MR. BIG. Roh produziert krachen einem die Nummern um die Ohren, mit illustren Gästen am Mikrofon: Graham Bonnet (RAINBOW, M.S.G., ALCATRAZZ), Doogi White (RAINBOW, DEMON`S EYE), Carsten Schulze (EVIDENCE ONE) und nicht zuletzt ein Paul Shortino (QUIET RIOT, ROUGH CUTT, KING KOBRA). Selbstredend macht diese Schar an Sangeslegenden einen Wahnsinns-Job. Besonders erwähnen möchte ich den vermeintlich unbekanntesten Carsten Schulze, der sich mit seiner starken, kraftvollen Stimme unter diesen Top-Vocalisten durchaus behaupten kann.
Die 15 Tracks stehen eigenständig und doch vertraut klingend für die Liebe zur altvorderen Zeit, als die Gitarre lernte zu krachen, der Bass zu wummern und der Barde begann, seine Leidenschaft hinaus in die Welt zu schreien. Die Gitarre steht neben dem Gesang natürlich im Fokus, spielt sich aber zu keiner Zeit à la MALMSTEEN in den Vordergrund. Yep, tolle Melodien mit Kraft und Ausdruck, das ist 'ne feine Hardrockscheibe, welche ihre Wurzeln in den frühen 80ern hat. Ich für meinen Teil schreibe mir den Namen IAiN ASHLEY HERSEY ganz oben auf den Zettel. Neben VOODOO CIRCLE ist dieser Herr die Entdeckung dieses Jahres im Classik-Rock-Segment.
Nach der positiven Aufnahme des Vorgängeralbums im vergangenen Jahr waren ANGELINE fleißig und legen mit „Disconnected“ jetzt nach. Herausgekommen ist dabei hübsches Melodic Hardrock-Futter, die Schweden verstehen ihr Handwerk. Der Opener „When The Lights Go Down“ rockt schön eingängig drauflos und gibt die allgemeine Marschrichtung vor, „Falling Into You“ schließt sich nahtlos daran an. „Solid Ground“ erinnert an zeitgenössische Midtempo-Bon Jovi-Songs, mit „If It´s The Last Thing I Do“ darf natürlich auch eine Ballade nicht fehlen. „First Time Around“ kommt groovig daher und würde auch den Kollegen von AEROSMITH gut zu Gesicht stehen. Sicher, man mag argumentieren, dass ANGELINE mit „Disconnected“ keine großen Neuerungen präsentieren, aber müssen sie das denn? Die Musiker wissen was sie tun, das Album präsentiert rockige, melodiöse Songs und macht Spaß- was will man da mehr?
YOUR HIGHNESS machen auf „Cults’n’Cunts“ keine Sperenzchen, hier gibt es eine gute halbe Stunde lang die gerade angesagte BARONESS/ KYLESA-Chose, also schön rotzig-erdiger Metal, der mächtig Druck macht und arschcool daherkommt. Immerhin haben YOUR HIGHNESS durch ihren im Vergleich mit der Konkurrenz noch stärkeren BLACK SABBATH-Einschlag so was wie eine eigene Note, allerdings leiden sie auch unter einem Shouter mit sehr limitierten Fähigkeiten. Der brüllt manchen Song und manche gute Ideen in Grund und Boden, passt in guten Momenten aber wie Arsch auf Eimer zu der lässig rockenden Musik. „Cults’n’Cunts“ macht trotzdem Spaß, gerae als Wochenendeinstimmung mit ein paar Bier. Große Innovationen sollte niemand erwarten und die besseren Songs schreiben andere Bands, aber Charme hat auch dieses speckige, stinkende Album irgendwie.
Hinter WARBEAST stecken Musiker, die schon einige Bands am Start hatten und entsprechend Erfahrungen sammeln konnten. „Krush The Enemy“ profitiert davon, da die Herren hörbar wussten, wie knackige Thrash-Songs zu klingen haben. Das von Phil Anselmo (DOWN, PANTERA) produzierte Album ist dann auch eine qualitativ durchweg hochwertige Angelegenheit, Füllermaterial haben WARBEAST nicht draufgepackt. Die Songs halten die Balance zwischen Brutalität und Eingängigkeit (gerade in der sehr melodischen Gitarrenarbeit) und gewinnen durch den eigenständigen Gesang an Profil. Irgendwo zwischen EXHORDER, SLAYER und (natürlich) PANTERA angesiedelt, ist „Krush The Enemy“ eine gute Thrash-Platte, die sich Fans des Genres ruhig anhören sollten.