Konzert:
Arch Enemy, Warbringer, Cthonic - Saabrücken, Garage
Konzert vom Kurz vor Weihnachten, gastierte die Tour von ARCH ENEMY zu ihrem neuen Album "Khaos Legion" in der Garage in Saarbrücken. Mit im Gepäck hatte die Band die kalifornischen Thrasher WARBRINGER und CHTONIC. Bei letzteren handelt es sich um eine taiwanesische Black/ Death Metal-Band, die ich leider wegen meiner längeren Anreise nicht anchecken konnte.
Die "Garage" in Saarbrücken ist ein gut organisierter Veranstaltungsort, von der Raumgestaltung an ein großes Zirkuszelt erinnernd und an diesem Abend zu ca. 3/4 gefüllt gewesen. Interessant war die Mischung der Zuschauer. Es lassen sich einige Fans aus den 90er Jahren, die Michael Amott bestimmt auch noch aus seinen anfänglichen CARCASS Zeiten kennen, finden, aber auch neue junge Fans, die noch keine 20 Jahre alt waren und so mit der Geschichte der Band nicht aufgewachsen sein können.
Als gegen 20:15 Uhr WARBRINGER die Bühne enterten, hatte sich bereits ein Großteil der anwesenden Metalheads vor selbiger versammelt. Hinsichtlich WARBRINGER war ich im Hinblick auf das etwas geteilte Echo ihrer letzten CD "Worlds Torn Asunder" etwas gespalten. Umso mehr war ich verwundert, dass die Band live mit ihren Songs an dem Abend vollends zu überzeugen wusste. Auch wenn klassischer Thrashmetal bereits in die Jahre gekommen ist, so bewiesen WARBRINGER mit ihrer energiegeladenen Stageperformance, dass die "Neo-Thrash"-Bewegung aus Kalifornieren auch heute noch zu überzeugen weiß. Frontmann John Kevill war dabei auf der Bühne ein ständiger Unruheherd, der sich an allen Ecken der Stage zeigte und das Publikum immer wieder mit wilden Gesten zu Moshpits animierte. Die Sound der Band ist live unheimlich tight und druckvoll, was nicht zuletzt der Gitarrenarbeit von John Laux und Adam Carroll zu verdanken ist, die einem die Songs in die Eingeweide meißelten. Well done.
Nach einer Umbauphase kamen schließlich gegen 21:30 Uhr ARCH ENEMY auf die Bühne. Diese hatten nicht einen, sondern während der kompletten Show direkt 2 Beamer mit auf die einzelnen Songs abgestimmten Videos links und rechts auf der Bühne eingesetzt. Auch wenn das bombastisch wirkte und sicherlich so manchen Song unterstützte, empfand ich die Technikspielerei, die man eigentlich nur von größeren Liveevents, bei denen man weit hinten stehend schon nicht mehr die Akteure auf der Bühne erkennen kann, etwas überflüssig. ARCH ENEMY haben nämlich eine Vielzahl von Songs in ihrer 15jährigen Karriere geschrieben, die ein Konzert ohne Ausfälle oder Durchhänger, garantieren. Frontfrau Angela Gossow schien an dem Abend auch in bester Stimmung, war sie doch, wie man bei ihrer ersten Ansage erfahren konnte, zuvor noch kurz auf dem Saarbrücker Weihnachtsmarkt gewesen und hat sich dort entsprechend angeheitert. ARCH ENEMY sind keine Band, die die wildesten Mosh- oder Circlepits hervorrufen, dafür sind die Songs der Band oft zu melodisch und verspielt, trotzdem bewies das Quintett an dem Abend, dass man trotz langjähriger Bandgeschichte noch nicht satt ist und den Saal zum kochen bringen kann. So gab es immer wieder Crowd Surfer, die von der Security in den Bühnengraben gezogen wurden. Gitarrenlegende Michael Amott ist mit seinem jüngeren Bruder Chris Amott, der 2007 nach einer zweijährigen Pause wieder zur Band zurückkam, perfekt eingespielt. Beide prägen den Sound der Band und geben live eine Gitarrenwand ab, die klarer und druckvoller nicht sein kann. Der Sound an dem Abend ließ zudem keine Wünsche offen, so dass man nichts zu meckern hatte.
Ein paar Worte zur Sängerin dürfen natürlich nicht fehlen: Angela Gossow ist in der Männercombo nicht nur eine Frontfrau, die optisch, sondern auch gesanglich live zu überzeugen weiß. Die Power auf den Alben bringt sie auf der Bühne ebenso rüber. Frauen, die eine taugliche Death-Metal Stimme haben und internationale Bekanntheit haben, sind bekanntlich rar gesät oder bzgl. der Alben im Studio schönfärbend abgemischt. Gossow hingegen ist Death-Metal durch und durch. Auch wenn sie als Vegetarierin wider Erwarten kein rohes Fleisch isst, was man bei ihrem Gesangstil aber hätte vermuten können. Wenn sie singt, vergisst man, dass eine Frau hinter dem Mikro steht, ohne dass dies allerdings als Pluspunkt angesehen werden muss. Neben den gesanglichen Qualitäten fegt Gossow ständig über die Bühne, animiert die Zuschauer und ist schwierig zu fotografieren, weil sie ständig bangt oder in die wildesten Posen übergeht. Hingegen sind die beiden Gitarristen eher statisch, da sie sich auf das Spielen der Songs konzentrieren, was aber bei einer derartigen Frontfrau nicht ins Gewicht fällt.
Die Setliste des Abends, dieses Mal mit Gewähr (!):
Yesterday Is Dead And Gone
Revolution Begins
Ravenous
Enemy Within
My Apocalypse
Bloodstained Cross
Tacking Back My Soul
Drum Solo
Under Black Flags We March
Dead Eyes See No Future
Chris Amott Gitarrensolo
Michael Amott Gitarrensolo
Diva Satantica
Dead Bury Their Dead
We Will Rise
Zugabe
Snow Bound
Nemesis
Fields (Outro)
"Bloodstained Cross" wurde von Angela Gossow dem vor 10 Jahren an einem Gehirntumor verstorbenen und unvergesslichen Chuck Schuldiner (DEATH) gewidmet. Dass das schon 10 Jahre her ist, wurde mir auch erst an dem Abend bewusst.
Die Band engagiert sich auch für Anmesty International. In einer Zwischenansage bat Angela Gossow den Verband zu unterstützen, da auch in 2011 wieder zahlreich Menschenrechte verletzt wurden und jeder einzelne durch einen nicht notwendig finanziellen Beitrag hiergegen was unternehmen könne.
Wie der Setliste zu entnehmen ist, gab es gleich 2 Gitarrensoli und ein Drumsolo. Klingt etwas überladen, war aber durchaus unterhaltsam, weil überzeugend vorgetragen.
Kurz vor 23 Uhr war die Show dann mit zahlreichen Highlight wie "We Will Rise" oder "Dead Eyes See No Future" vorbei. Für 2012 hat die Band zahlreiche entfernte internationale Auftritte geplant, so dass zu hoffen bleibt, dass man trotzdem wieder bald die Combo in Deutschland begrüßen kann.
InterviewJohn, WARBRINGER spielen Thrash Metal. Das ist mittlerweile schon ein älterer Musikstil, den es schon seit ca. 30 Jahre gibt. Die Band besteht aus jungen Musikern - wie kommt ihr dazu, Thrash Metal zu spielen ?Ich glaube nicht, dass das Alter oder die Zeitperiode eine Rolle spielt. Thrash Metal ist Aggression, Spaß, Headbanging und letztlich Heavy Metal. Das ist zeitlos. Man würde ja auch nicht sagen, dass man kein Rock spielen kann, nur weil man nicht in den 50er Jahren geboren wurde. Wir spielen Thrash Metal, weil wir schnellen und aggressiven Metal spielen wollen, darum geht’s bei WARBRINGER.
Welche Bands haben Euch am meisten beeinflusst? Oh, da gibt es einige, z.B. SLAYER, KREATOR, EXODUS, DEMOLITION HAMMER. Viele klassische Bands also. Aber es gibt auch eine Menge Bands anderer Richtungen, die uns beeinflussen, wie z.B. aus der Speed- oder Black Metal-Ecke.
Ihr kommt aus Kalifornien. Wie steht es da um die Szene? Ich glaube, wir leben mittlerweile im Zentrum des Thrash Metals in den USA. Wir haben derzeit viele aktive Bands in Los Angeles. Als wir starteten, gründeten sich viele Bands, wie z.B. FUELED BY FIRE. Wir gehörten zu den ersten, die zahlreiche Shows in der Gegend spielten und uns etablierten.
Ihr hab ein neues Album, "World Torn Asunder". Es ist Euer drittes Album. Was kannst Du zum neuen Album sagen? Auf dem neuen Album haben wir uns mehr auf das Songwriting fokussiert, wobei wir stets sehr aggressiv bleiben wollten. Letztlich ist eine Kombination aus den beiden älteren Alben herausgekommen. Einerseits sehr thrashig und geradeaus, andererseits sehr technisch und teilweise auch progressiv.
Ihr habt auch ein Instrumental auf dem Album namens "Behind The Veils of Night". Etwas untypisch für eine Thrash Metal-Band. Wie kam es dazu? Unser Gitarrist Adam Carroll kam mit der Idee. Es ist ein sehr atmosphärischer Track und gibt einen guten Break zu dem übrigen Material, was sehr aggressiv und schnell ist.
Wie läuft die Tour für Euch? Wir sind nun schon ziemlich lange unterwegs. Zunächst hatten wir einige Shows als Headliner in Europa und sind nun mit ARCH ENEMY unterwegs. Die Tour verläuft prima derzeit. Wir sind ja nun fast am Ende, morgen noch eine Show, dann geht es nach Hause zu Weihnachten.
Feiert Ihr Weihnachten? Ich bin nicht religiös, aber ich freue mich, zu Weihnachten zu Hause zu sein. Ich komme am 23.12 nach Hause mit einem der letzten Flüge. Das passt also ganz genau dieses Jahr.
Wie wählt Ihr Eure Songs für die Setlist aus? Es ist eine Mischung zwischen "Best Of"-Songs und einigen extra für diese Tour zusammengestellten, etwas harmonischeren Tracks mit epischen Gitarrensoli. ARCH ENEMY sind eine melodischere Band als wir, so dass wir ein paar Tracks spielen, die auch den Fans mehr zusagen sollten. Der Schwerpunkt liegt aber auf dem neuen Album.
Nun seid Ihr in Europa. Gibt es da einen Unterschied zu den Fans in den USA? Ja, es ist schon unterschiedlich. Gute und schlechte Shows hat man überall. Menschen bleiben Menschen, egal in welchem Land du gerade bist. Was mir aufgefallen ist: Deutsche Fans moshen etwas weniger, haben dafür aber eher mal die Faust zum Jubeln in der Luft, was man in anderen Ländern so nicht erlebt. Das ist schon etwas anders. Die Spanier z.B. moshen mehr. Aber das soll nicht heißen, dass es keine Moshpits hier gibt. Da haben wir auch einige erlebt auf der Tour.
Schauen wir auf das kommende Jahr. Ihr spielt in 2012 auch in Wacken. Genau. Wir waren dort bereits 2008, es ist großartig da und wir freuen uns riesig, dort wieder zu spielen. Es ist ja auch schon jetzt, acht Monate zuvor, ausverkauft, ohne dass schon alle Bands feststehen, die spielen werden. Anfang des Jahres haben wir eine längere Tour in den USA mit ICED EARTH. Wir werden nach Europa zur Festivalzeit zurückkehren und dann einige Shows spielen. Einiges ist aber noch offen.
Wie siehst Du derzeit die Zeit für Metal? Es ist schon eine harte Zeit, weil es sehr viele Metalbands gibt und viele Bands auf Tour sind. In einigen Städten gibt es jede Woche Metalgigs, so dass die Fans auch etwas übersättigt sind. Aber das ist unsere Zeit, wir machen das beste daraus.
Nic Ritter, Euer Drummer, verließ die Band 2011. Was war passiert? Er wollte einen normalen Job und ging nach Oklahoma, wo er herkommt. Er spart Geld, um nach San Diego zu ziehen. Wir haben sehr lange getourt in den letzten Zeiten, zwei Jahre nur unterwegs. Er wollte was anderes machen.
Ok, John, finale Frage, welche drei Sachen würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen? Ich nehme ein Boot mit, um wieder von der Insel abzuhauen. Dort will ich nämlich nicht bleiben. Dann natürlich was zu essen, ich will ja auch nicht verhungern und wohl ein RUNNING WILD-Album oder sowas, das ich im Boot passend zur Situation abspielen kann.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg! Danke und viele Grüße an alle Leser bei Metal-Inside und unsere Fans!
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