Seit 1994 sind die Niedersachsen bereits aktiv, anscheinend ohne jemals einen Plattendeal in der Tasche gehabt zu haben – Respekt! Unter Anderem hat das Quartett mit „Humanity Offline“ im Jahr 2000 auch schon ein vollständiges Album eingeholzt, dem nun mit „Uncite The Uncreation“ das Zweitwerk folgt und eine mehr als ordentliche Breitseite auffährt. Die sehr modern klingende Mischung aus Death- und Thrash Metal ist für eine Eigenproduktion nicht nur fett und knackig produziert, sondern weiß auch durch die Kompositionen zu überzeugen, die die Einflüsse der Jungs (unter Anderem KILLSWITCH ENGAGE, MACHINE HEAD, ILLDISPOSED und TESTAMENT) mehr als deutlich durchscheinen lassen, allerdings, und somit zum einzigen wirklichen Kritikpunkt an „Incite The Uncreation“, ohne eine größere Prise Eigenständigkeit. Die Riffs kommen einem immerzu bekannt vor, und auch der Wechselgesang zwischen Growls und Shouts von Bassist Mirco Brandes und Gitarrist Peter Geißler ist fast schon allzu vertraut, was das Album leider sehr vorhersehbar macht. Wer damit allerdings keine Probleme hat, macht mit diesem Werk nicht viel falsch; als Anspieltipp empfehle ich das coole, derb nach vorne peitschende „Chain Reaction“, wobei das Qualitätsniveau nahezu überall identisch hoch ist. Wäre die Band hier etwas weniger stark schablonenhaft vorgegangen, wäre „Incite The Uncreation“ (das für einen fairen Zehner über die Homepage zu haben ist) wahrscheinlich sogar in „Tipp“-Regionen gelandet. Trotzdem echt gelungen!
Ach, warum ich? UNEVEN STRUCTURE werden dem neuen Genre des sogenannten „Djent Metal“ zugeordnet, was so viel heißt wie: Ich bin damit latent überfordert. In meinen Ohren klingt das ganze wie Metal/Math Core goes Ambient. Es gibt Aggroausbrüche, frickelige Technoparts, poppige Gesangsmelodien, die leider nicht hängen bleiben und viele sphärische Teile, die das Ganze Richtung Meditationsmusik rücken. Mir ist das Alles zu wirr und bei weitem zu künstlerisch und abgehoben, als dass es mich packen könnte. Die einzelnen Songs folgen keinen gängigen Strukturen und wirken mitunter wie wilkürlich zusammengestöpselt. Ich habe das Album wirklich ein paar mal laufen lassen, aber hängen geblieben ist nix. Vielleicht bin ich auch zu einfach gestrickt, um das hier verstehen zu können. Ich habe den Eindruck, so ähnlich könnte DEVIN TOWNSEND klingen, wäre er auf irgend einem schlechten Trip hängen geblieben. Der Vollständigheit halber sei erwähnt, dass „Februus“ als Doppel-CD daherkommt. Auf der Bonus CD befinden sich drei Bonus Cuts, die aber rein instrumental und ohne klassische Bandinstrumentierung überzeugen sollen. Bei meiner Promo Ausgabe war die Bonus CD allerdings nicht dabei, deshalb kann ich darüber nicht wirklich etwas sagen. Um mein Gehirn wieder zu sortieren, leg' ich jetzt erstmal ne alte AC/DC Scheibe auf.
Lange über die Qualtiät MAGNUMs zu schwadronieren hieße wieder die sprichwörtlichen Eulen nach Athen zu tragen und da die Griechen im Moment andere Probleme haben, wie sich um nachtaktives Federvieh zu kümmern, spare ich mir das an dieser Stelle. Wer noch nicht mitbekommen hat, dass MAGNUM seit zig Jahrzehnten zu den besten Bombast Hard Rock Formationen überhaupt gehören, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Und auch die Songs auf „Evolution“ sind natürlich Sahne deluxe. Warum dann da oben kein Tipp steht ist schnell erklärt: Bei Evolution handelt es sich um eine quasi Best of, bei der ausschließlich Alben aus der SPV Phase von MAGNUM zum Zuge kommen. Also von 2002 – Heute. Es fehlen demnach essentielle Teile aus dem MAGNUMschen Schaffen. Die Songs wurden remixed und partiell auch neu eingespielt. So klingt z.B. „Brand New Morning“ weitaus natürlicher als das Original. Als Bonus gibt es noch zwei neue Tracks: Das leichtfüssige und beschwingte „The Fall“ und der hochmelodische Rocker „Do You Know Who You Are?“ welcher an „Wings Of Heaven“ Zeiten erinnert. Ob das zusammen mit der hochwertigen Aufmachung reicht um sich das Album einzuverleiben, muss jeder selbst entscheiden.
TIMEMAGE sind wieder da. Die wahrscheinlich idealistischste Band des Universums beglückt uns mit ihrem nächsten Streich. „Rebirth“ ist dabei geradliniger ausgefallen, als die Vorgänger „Witchcraft“ oder „Nightmares“ aber deshalb nicht weniger spannend. Anstatt sich eines möglichst großen Stilmixes zu bedienen, bewegt sich Bandkopf Stefan Schenkel diesmal im Mythen und Melodienfundus des fernen Ostens. Die lyrische Auseinandersetzung mit Hinduismus, Shintoismus usw. schlägt sich auch musikalisch nieder. Der straighte etwas rockigere Sound harmoniert dabei sehr gut mit den fernöstlichen Melodien. Manchmal erinnert das Ganze an RISK, als diese auf „The Reborn“ einen ähnlichen Crossover versuchten und das ganze nur etwas Power Metallischer angingen. TIMEMAGE haben wieder ein sehr eigenständiges und individuelles Werk eingetütet, welches sich nahezu sämtlichen Vergleichen entzieht. Auch „Rebirth“ ist -wie schon seine Vorgänger- eine Wohnzimmerproduktion, steckt aber auch in Sachen Sound viele Studioproduktionen in die Tasche und das Beste kommt nun zum Schluß: „Rebirth“ kann man sich kostenlos von der Bandhomepage www.timemage.de ziehen. Was übrigens auch auf die sehr empfehlenswerten Vorgängerwerke zutrifft. Hoffentlich werden uns TIMEMAGE noch oft in ihren musikalischen Kosmos entführen. Anhören!!!
„Age Of Reason“ ist das zweite Album der Engländer STRANGEWAYS nach ihrer erneuten Kollaboration mit dem Amerikaner Terry Brock, welcher in den 80ern bereits Teil der Truppe war und in den letzten 10 Jahren zwei formidable Soloalben unters Melodic-Volk gebracht hat. Die 2010er Scheibe „PerfectWorld“ klang an einigen Stellen erschreckend schräg und so gar nicht nach den Ohrenschmeichlern früherer Tage. Nur die ruhigen Songs wussten zu überzeugen. „Age Of Reason“ nun geht weiter zurück in die eigene Vergangenheit STRANGEWAYS und liefert wieder vermehrt feine AOR Kost. Allerdings tönt das Album über weite Strecken sehr entspannt und ruhig, vergleichbar mit den ruhigen Outputs von DARE. Richtig rocken tun STRANGEWAYS eigentlich nur bei „Frozen“, was dann aber auch eher stört, als das es Begeisterungsstürme hervorruft. Der Rest ist wunderbar gespielte und von Brock gewohnt kongenial intonierte Melodickost, welche sich perfekt dazu eignet, sich mit der Liebsten vor dem offenen Kamin auf nem Bärenfell zu wälzen.
„Anachromie“ ist das dritte Album der FranzösInnen KELLS, welche damit einen ziemlichen Spagat zwischen modernem aggressivem Metal, progressiven Einsprengseln und Gothic Metal wagen. Im Gegensatz zu manchem Mitbewerber gelingt dies KELLS überrschend gut. Die Songs verfügen über eine angenehme Grundhärte und hauen mit ihren aggressiven Riffs ziemlich jede andere Gothic Metal Formation an die Wand. Schlagzeuger Julien Nicolas begeistert durch sein originelles und facettenreiches Drumming. Die Songs selber warten immer wieder mit halsbrecherischen Breaks auf und auch die im modernen Metal gerne verwendeten laut / leise Dynamiken wissen KELLS perfekt einzusetzen. Auch gibt es immer wieder überraschende Wendungen: so kommt in „Illusion D'une Aire“ plötzlich eine Geige zum Einsatz oder verblüfft „Emmures“ mit ausgeklügelten Orchestrationen. Frontfrau Virginie Goncalves wechselt gekonnt zwischen Amy Lee mäßigem Gesang und angeschossener Wildsau hin und her. Man glaubt kaum, was da alles aus einer Person herauskommt. Einen weiteren Originalitätspunkt bekommen KELLS für die Tatsache, dass sie in ihrer Muttersprache französisch agieren. Zwei Songs („Se Taire / Furytale“ und „L'Heure Que Le Temps Va Figer / On My Fate“) sind sowohl in französisch und englisch vertreten und im direkten Vergleich siegen eindeutig die französischen Varianten. „Anachromie“ ist ein hartes, modernes und anspruchsvolles Album, auf welchem es viel zu entdecken gibt.
Das Trio aus Leipzig (das live noch um ein viertes Mitglied bereichert wird) hat in der Vergangenheit ein paar Line-Up-Wechsel durchmachen müssen, was wohl hauptsächlich dazu beigetragen hat, dass dieses Debütalbum erst sechs Jahre (und fünf Demos) nach der 2004er Gründung vorlag. Vor gut zwei Jahren ausschließlich auf Vinyl vom Label Tales From The Crypt veröffentlicht, ist es nun via Ketzer Records ebenfalls auf Laser-Schallplatte zu haben und kann auch hier seine räudige Würze ausreichend entfalten. NO EMPATHY setzen, ähnlich wie es seinerzeit MAYHEM vor gut 20 Jahren in dieser Stadt vorexerziert haben, auf basisches Schwarzmetall ohne Schnörkel, Tamtam und doppelten Boden. Die rumpelig-knarzende Produktion wird wohl die wenigsten Black Metaller abschrecken; das Hauptproblem von „Rust“ ist aber das über die allerweitesten Strecken reichlich unspektakuläre Songwriting, das außer ein paar halbwegs gelungener Breaks und Viscs ganz ordentlichem Kreischbrüllen kaum Überraschungen bietet und sehr eintönig und ideenlos ausgefallen ist, speziell nachzuhören beim über elfminütigen Abschluss „Towards Infinity“, der erst nach fünf Minuten Intro-Spielerei in Fahrt kommt – nur um sich dann kaum vom Rest des Albums zu unterscheiden. Die fehlenden Höhepunkte und die müde wirkende Monotonie der Riffs (so was können bleistiftsweise ENDSTILLE um Längen mitreißender) machen aus „Rust“ ein Album, dem man einen großen Willen anhört, aber eindeutlich zu wenig Können.