TEMPLE OF YOUR SOUL waren bereits mit PAIN unterwegs, ein gänzlich unbeschriebenes Blatt sind sie also nicht mehr. Jetzt erscheint mir „For All“ das Debütalbum mit gepflegt angedunkelter Rockkost. Das Album beginnt mit einem knisternden Retrointro im Schallplattestil, von dem man sich allerdings nicht täuschen lassen sollte. Wer eine weitere Band mit elfengleichem Gesang erwartet wird enttäuscht, denn die Stimme von Sängerin Karoline Drechsel kommt als angenehme Überraschung deutlich dunkler und rockiger daher. „Warfare“ rockt und zeigt im Solo eine gewisse Progressive-Affinität, „Change Sites“ schafft einen schönen Kontrast zwischen fetten E-Gitarren im Refrain und ruhiger, hauptsächlich von Piano getragener Strophe. „Evening Takes Over“ ist eine nette Ballade und mit „Eleanor Rigby“ (offenbar überdurchschnittlich beliebt in der Dark-Rock-Fraktion) findet sich überdies ein BEATLES-Cover, dem ein neues, dunkles Gewand verpasst wurde. „For All“ ist ein solides Dark Rock-Album- richtige Killermelodien sind zwar noch nicht dabei, aber TEMPLE OF YOUR SOUL machen den Eindruck, als wäre das nur eine Frage der Zeit.
DEAD ICONS haben mit „Condemned” eine Platte geschrieben, die sich einen Scheiß um Trends und Hypes schert, sondern stattdessen auf gradlinige, wütende Songs setzt. Ganz im Stile junger MADBALL und mit der Brachial-Attitüde von DEATH BEFORE DISHONOR geht es in den zwölf Songs ordentlich zur Sache. Shouter William könnte zwar noch etwas mehr Kraft in der Stimme vertragen, macht seine Sache aber trotzdem ordentlich, wohingegen Gitarrist Drew zumindest unter Studiobedingungen auch alleine einen enormen Druck aufbauen kann und einige knackige Riffs raushaut. Knackig ist auch das Stichwort für die Songs, bis auf den Abschluss ist keiner länger als 2:30, DEAD ICONS kommen also schnell auf den Punkt. „Condemned“ ist eine intensiv-knackige Hardcore-Scheibe, mit der die alte Garde genauso was wird anfangen können wie die Bollo-Kids und aufgeschlossene Metaller.
Es ist schwierig, das dritte Album von EAST OF THE WALL einzuorden, dazu ist die Spannbreite der Band zu groß. Progressiv sind sie, dabei immer im Hardcore verwurzelt und mit einem Auge auf dreckigen Metal schielend. Was dann aus den Boxen kommt, ist wie das gemeinsame Baby von THE OCEAN, MASTODON und THRICE, an sich also schon mal keine schlechte Sache. In den guten Momenten schaffen EAST OF THE WALL den Übergang von hektischem Gefrickel zu Postcore-Wänden zu gnadenlosem Metal problemlos und verpacken das Ganze in einen homogenen Song. Leider ist das nicht durchgehen der Fall, viel zu oft verzetteln sich die Herren in ihren Songs und überfordern den Hörer schlicht. Wo ähnlich gelagerte Bands einen roten Faden haben, um Wiedererkennungswert zu schaffen, ist auf „The Apologist“ dieser Faden oft einfach verschwunden. Potential ist auf jeden Fall da, gerade wenn sie sich am mehrstimmigen Gesang versuchen oder sich in traumwandlerischen Passagen bewegen („False Build“), aber durch den immer wieder fehlenden Fokus in den Songs verschenken EAST OF THE WALL viel von ihrem Potential.
Es ist schön wenn eine Band die ihre Platte „räudig in einem kleinen Studio in 1 ½ Tagen“ in Eigenregie aufnimmt und sich musikalisch im Bereich von „Heavy Rock“ (oder wie ich das eher nenne: „Kneipen Heavy Metal“) bewegt und trotzdem ihren Namen nicht nach irgendwelchen Metal-Klischees wählt. Und damit wären wir bei DISCOPOWERBOXXX. Drei X. Diese kleine Band aus Österreich liefert mit „Fucked By The Dead“ ein solides Album mit doch einigen merklichen Schwächen ab: Der Sound der Aufnahme ist echt nicht der Renner. Okay: Wer sich mal mit Recording beschäftigt hat kann das nachvollziehen. Mit dafür viel eher ein Dorn im Auge ist die Tatsache, dass 2 von 6 Songs irgendwie wie schlechtes Füllmaterial wirken. Ansonsten: Das Riffing ist solide und es stellt sich auch ein gewisser Mitgeh-Faktor ein; die Gitarrensoli sind nicht von John Petrucci, wirken dafür aber authentisch, das Englisch ist nicht aus Amerika, hat aber den gleichen Effekt. Und ich glaube „authentisch“ ist auch das zentrale Schlagwort der Platte: Beim Hören fühle ich mich wie in einem kleinen verrauchtem Club mit einer einsamen Zigarette in der Hand und einer jungen Band mit Potential auf der Bühne. Das hat was und ist daher durchaus durchaus einen Blick wert!
RAGE sind schon so etwas wie ein Urgestein im deutschen Metal. Das Trio aus NRW, vor allem zu identifizieren durch Ausnahme-Gitarrist Victor Smolski und der Stimme der Band, Peavy, hat es rund 2 Jahre nach ihrer letzten CD „Strings To A Web“ wieder ins Studio geschafft und liefert mit „21“ wieder einen starken Auftritt ab. Das wievielte Album der Band das ist muss ich kaum sagen – richtig, das einundzwanzigste.
Nach dem obligatorischen Intro geht die Platte auch gleich stark mit dem Opener und Titelgeber „Twenty One“ los, einem klassischen RAGE-Song mit viel Betonung auf den Vocals und im Chorus unweigerlich Erinnerungen an „All I Want“ hervor rufend. Potential zum Live-Titel. Aber das RAGE seinen Charakter stark von der doch sehr wiedererkennbaren Stimme des Frontmannes zieht zeigt nicht nur die Nummer; auch Songs wie „Black And White“, „Destiny“ oder „Concrete Wall“ haben doch eine recht starke Betonung auf den Vocals. Nicht das ihr mich falsch versteht - der Rest der Band kommt bei den anderen Titel nicht zu kurz! Victor Smolskis extrem druckvoller Sound und sein technisch- sowie musikalisch extrem beeindruckendes Gitarrenspiel kann man traumhaft bei den wahnsinnigen Soli oder den starken Riffs von einem „Death Romantic“ oder „Forever Dead“ hören. Gerade der erste Song wechselt zwischen diversen Gitarrensounds und interessanten Riffs wie sonst was. Und wer auf etwas richtig schräges steht: Bei „Serial Killer“ wird der Sound mal eben 2 Stufen härter, böser und schneller. Oder anders gesagt: Beim ersten Hören habe ich doch etwas blöd geschaut.
Mit Betonung auf die Lyrics werden übrigens in „Forever Dead“ der Tod des Vaters von Peavy verarbeitet, „Twenty One“ geht um Spielsucht und „Death Romantic“ um einen geplanten Suizid dreier junger Mädchen. Wer also auf Texte steht wird auch dieses Mal nicht enttäuscht – und nein, bei diesem Musikgenre erwartet man keine Texte die sich um irgendeinen pseudo-intellektuellen und pseudo-philosophischen Neofolk-Kram drehen. Sollte man mal anmerken.
Und weil‘s so schön ist, etwas Trivia: Aufgenommen wurde das Biest in den Twilight Hall Studios, mit Charlie Bauerfeinds. Richtig, der von BLIND GUARDIAN, HAMMERFALL und HELLOWEEN! Außerdem hat Mr. Smolski die ganze Platte mit seinem ENGL-Signature Verstärker E646 eingespielt.
Was lernen wir also: RAGE machen stark weiter, wie gewohnt. Wem „Strings To A Web“ gefiel, der wird auch „21“ mögen. Einfache Aussage über starke Musik.
Juliet aus Australien, 8 Jahre, zeigt wie es geht: Innerhalb einer Woche hat ihr Video "My First Hardcore Song" über sechs Millionen Klicks auf Youtube gesammelt. Hier gehts zum Video!