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The Fallen Host

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BLUENECK haben ich für ihre neue Scheibe ein paar Jahre Zeit gelassen, Hetze oder gar Stress würde dem kreativen Schaffungsprozess der Engländer aber sicher nicht gut tun. Wenn das Ergebnis immer so gut wird wie „The Fallen Host“, nimmt der geneigte Musikfreund das aber gerne in Kauf. BLUENECK laden auf eine melancholisch-verträumte Reise ein, die nicht ganz eine Stunde dauert, die aber in voller Aufmerksamkeit verbracht werden sollte – „The Fallen Host“ entfaltet seine volle Wirkung erst unter Kopfhörern, in einem dunklem Zimmer liegend. Keine Musik zum Nebenbeihören. Irgendwo zwischen RADIOHEAD, Postcore und MY DYING BRIDE erschaffen BLUENECK zerbrechliche Klangwelten, die mit sparsamer Instrumentierung eine melancholische Atmosphäre schaffen, in der selbst der gehauchte, leidende Gesang manchmal wie ein Eindringling wirkt („Revelations“), um im nächsten Moment fast schon überirdisch schön zu klingen. „The Fallen Host“ ist nur schwer zu beschreiben, schwerer noch als das bei Musik sowieso schon der Fall ist. BLUENECK haben Musik für all jene geschrieben, die dem Alltag entfliehen wollen; die träumen und sich verzaubern lassen wollen; für die Musik zart und wuchtig sein darf, sein kann, sein muss; die mit Musik Gefühl verbinden. Wer sich dazu zählt, legt sich dieses Kleinod alternativ-dunkler Musik zu.

The Fallen Host


Cover - The Fallen Host Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 55:20 ()
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Wavering Radiant

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„Wavering Radiant“ braucht Zeit. Anders als „In The Absence Of Truth“ ist das neue Werk der US-Klangkünstler ISIS sperriger, vielleicht sogar widerspenstig. Wer sich aber Zeit und Muße nimmt, um der Scheibe einige Durchläufe am Stück zu gönnen, wird feststellen, dass ISIS auch mit diesem Werk wieder eine zeitlose, intensive Platte geschrieben haben, die zum Einen typische ISIS-Grundmuster (massive Riffs; Wiederholungen; große Harmonien) finden, zum Anderen im Songaufbau selbst neue Ideen, die „Wavering Radiant“ als logische Weiterentwicklung des Band-Sounds erscheinen lassen. „Hall Of The Dead“ kann mit einer verdammt hymnischen Atmosphäre überzeugen, während „20 Minutes 40 Years“ nicht nur vielschichtig, sondern auch das heftigste Stück der Scheibe geworden ist. Vielschichtig ist dabei naturgemäß jeder ISIS-Song, aber dieser ragt da noch ein ganzes Stück heraus. In Sachen Können macht den Musikern niemand mehr was vor, gerade Basser Jeff bietet eine Leistung, die viele Nachwuchsbassisten dazu bringen wird, ihr Gerät zu verbrennen. Überraschenderweise macht Aaron Turner einen Sprung nach vorne bei seiner Gesangsleistung und klingt kraftvoller als in der Vergangenheit und besonders in den clean gesungenen Passagen für großes Gefühlskino sorgt. „Wavering Radiant“ ist eine Platte geworden, die die Weiterentwicklung von ISIS zeigt und zugleich durch seine Vielschichtigkeit und die ihm innewohnende Sperrigkeit einiges vom Hörer verlangt. ISIS-Fans werden die Scheibe aber genau dafür lieben – Easy Listening will ja niemand.

Wavering Radiant


Cover - Wavering Radiant Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 54:8 ()
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Luxury Of A Doubt

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Der Sänger klingt ein bisschen nach METALLICA, die Band wie DISTURBEDund Co. Studenten machen Rock, aber bloß nich zu asi...? Die Scheibe der Freiburger ist von echt sattem Sound – ein Statement, das über Songs und Ideen leider nicht unbedingt zutrifft: Metal, Rock, Nu Metal, Alternative – alles dufte eingespielt und ohne Beanstandungen produziert, aber von jeglicher Zündung verschont werden. Elf Songs gepflegte Langeweile, ganz vorn ist dabei die Ballade „Breaking Me Down“. Die zweite Veröffentlichung der Süddeutschen ist wahrscheinlich besser bei einem Musikredakteur bei FFN oder einem anderen der anderen Sender mit dem Besten der Dekaden aufgehoben als hier. Hier gilt – professionelles Schlafmittel.

Luxury Of A Doubt


Cover - Luxury Of A Doubt Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 44:48 ()
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Protophonic

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Ahhhhh. Alternative-Geschwurbel der Marke ALTER BRIDGE – dazu noch eine schmonzige Ballade mit „Every Rose has its Thorne“-Charme – so ist anspruchsvolle und radiotaugliche Rockmusik mit Pop-Appeal schlichtweg nicht zu ertragen. Eine raue, aber eben immer verträgliche nickelig-backige Männerstimme, pseudo-harte Gitarren, eine echt gute Produktion (Benny Schäfer) und eine professionelle CD-Gestaltung – fertig sind Charthüpfer und Radio-Rotierer? Mitnichten - TARGET:BLANK klingt wie tausendmal gegessen, zumindest aber um Jahre zu spät. Bisschen härteres, industriell angehauchtes Zeuch in „Salvation“ trägt ebenfalls nicht zur Steigerung der Street-Credibility bei. Da nutzt es den Braunschweigern auch nichts, dass sie schon beim FFN New Sensation Contest gewonnen haben und (natürlich) echt fit an ihren Instrumenten sind. Aber Professionalität erzeugt eben noch keine Spannung. Schnarch.

Protophonic


Cover - Protophonic Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 42:51 ()
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West Ryder Pauper Lunatic Asylum

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Nachdem „Empire“, das zweite Album von KASABIAN, bis an die Spitze der UK-Charts geklettert ist, dürfte der Druck auf die vier Jungs aus Leicester groß gewesen sein, ein ebenbürtiges Nachfolgewerk aufzunehmen. Dabei haben sie offenbar die Flucht nach vorn ergriffen, denn „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ – so hieß Großbritanniens erste psychiatrische Klinik für Arme – ist zum Bersten voll mit musikalischen Ideen und Spielereien. Beim ersten Hören ist es dann auch noch schwer auszumachen, was die Jungs da eigentlich treiben, aber dann schälen sich die einzelnen Songs mehr und mehr heraus, und immer wieder bleibt man an Stellen hängen, die einem einfach nicht mehr aus dem Ohr wollen. In den Stücken werden u. a. Elemente aus Pop, Rock, TripHop, Elektro und Psychedelic vermischt, und daraus entsteht ein sehr eigener und atmosphärischer Sound. Dass das bestens funktioniert, zeigen Hits wie das treibende „Fast Fuse“ mit seiner Mischung aus Garage-Rock, Surf und Elektro, „Where Did All The Love Go“ mit seinem Retro-Disco-Beat oder der fett groovende Elektro-Rocker „Vlad The Impaler“. Zusätzlich erhält das gesamte Album durch dezent eingesetzte Streicher und Bläser einen gewissen Filmmusik-Charakter. Das ist auch durchaus gewollt: Die Idee zu diesem Album war, einen Soundtrack für einen Film zu schreiben, den es nicht gibt. Produziert wurde die Scheibe von KASABIAN-Gitarrist und -Songschreiber Sergio Pizzorno und Dan Nakamura, der auch schon mit DJ Shadow und den GORILLAZ gearbeitet hat. Und besonders den Einfluss der letzteren hört man hier immer wieder heraus. Mit ihrem dritten Longplayer ist KASABIAN ein wirklich herausragendes, extrem abwechslungsreiches und spannendes Album gelungen, das dazu noch eine ganze Ladung toller Songs bietet.

West Ryder Pauper Lunatic Asylum


Cover - West Ryder Pauper Lunatic Asylum Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 52:6 ()
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Interregnum Express

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LAMPS OF DELTA werden im Promozettel als „die beste Band der Nordwestschweiz“ gefeiert, was nicht so die große Leistung ist, angesichts der geographischen Verhältnisse. Fakt ist, dass die Eidgenossen auf „Interregnum Express” eine interessante Mischung aus Noise, Postcore und Indierock bieten, die von Guido Lucas (BLACKMAIL, SCUMBUCKET) ansprechend produziert wurde. Die Songs pendeln zwischen wuchtigen, teils rifflastigen Passagen, auf die immer wieder ruhige Abschnitte treffen – das abschließende „Les Chiens D’Angouleme“ ist mit seinen fünf Minuten Dauer ein gelungenes Beispiel für den LAMPS OF DELTA-Sound. In den vorherigen elf Songs gibt es ebensoviel zu entdecken für Freunde der gepflegt-heftigen Musik, die mit ISIS ebenso vertraut sind wie mit HELMET und FUGAZI. Auch wenn nicht jeder Song zündet, ist „Interregnum Express” in der Gesamtheit eine solide, anständige Postcore-Scheibe geworden, mit der LAMPS OF DELTA zufrieden sein können.

Interregnum Express


Cover - Interregnum Express Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 43:7 ()
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Collective Soul

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In den USA sind sie seit über einem Jahrzehnt eine große Nummer und gleich mehrfach mit Platin dekoriert worden, die Rede ist von COLLLECTIVE SOUL. Diesen Erfolg konnte die Band bis heute mit ihrem eingängigen Mainstream Alternative in unseren Gefilden leider nicht erreichen. Zwar war auch 1994 die Rockhymne "Shine“ ein kleiner Hit bei uns aber das war es dann auch schon. An der Qualität kann es eigentlich nicht liegen, denn schlechter als stilistisch ähnlich angesiedelt Bands wie MATCHBOX 20, GOO GOO DOLLS oder JIMMY EAT WORLD sind die Kompositionen der Roland Brüder ganz sicher auch nicht.

Das achte Album der Herren ist sehr kreativ schlicht nur mit "Collective Soul" betitelt und die erste Veröffentlichung auf dem Roadrunner Label. Die Produktion entstand im Lake House Studio von Frontmann Ed Roland und die geht soundlich ziemlich in Ordnung, ein klar strukturierter Grundsound der die meist recht griffigen Melodien gut unterstützt und auch die Gitarren nicht zu stark glattgebügelt. Das Cover mit dem komischen Hasen vorne drauf ist allerdings völlig daneben geraten.

Mit dem aufwühlenden „Welcome All Again" mit diesen typischer Gitarrenlicks Marke Stadionrock pur startet man sehr gut in die neue Scheibe. Der Track weckt ohne Zweifel Erinnerungen an bessere FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE Zeiten. Dann kommt der zweifellos schwächste Titel des Albums „Fuzzy" so ne Art Easy Listening meets BEACH BOY mit diesem nervig-peinlichen Gepfeife, ne Leute das geht gar nicht. Zum Glück haben die Amis bei elf Versuchen nur noch das etwas halbgare „My Days“ (hier sind zwar coole Gitarrenriffs dominierend aber der Refrain ist eher schwach) sowie die ersten Single "Staring Down" (das hört sich bei der Hookline etwas soul-schwülstig wie bei WET WET WET an) als etwas schwächere bis mittelmäßige Songs zu bieten. Ansonsten sind wirklich einige klasse Songs vertreten wie etwa das gut abgehende sehr knackige „Dig", dann das locker-luftige leicht balladeske „You" mit schönem U2 Gedächtnissound bei den Gitarren sowie der heimliche Hit des Albums „She Does“ mit dieser Hymnerefrain per Excelence, das könnte der erste ebenbürtige „Shine“ Nachfolger werden.

COLLECTIVE SOUL hätten es ohnehin verdient mit ihrem radiotauglichen Pop-Rock (mit klarer Betonung auf letzterem die Umschreibung „Radiogrunch“ trifft es ganz gut) auch bei uns öfter mal gespielt zu werden, nicht nur ab und an mit der bereits zweimal erwähnten ollen Kamelle. Doch da fehlt es wohl leider etwas an der Lobby denn auch vor solchen Bands wie die derzeit angesagten RAZORLIGHT oder DAUGHTRY braucht sich diese Formation keineswegs verstecken. Bei der klassischen Klavierballade „Hymn For My Father" agiert man sehr gefühlvoll ohne aber mit aufgesetztem Pathos gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.

Suma Sumarum ist das hier ein recht solides gute Laune Album, wie meistens bei COLLECTIVE SOUL, es zeigt eine authentische Band, die kompakt-eingängige Songs auf gutem Niveau mit schönen Harmonien schreiben kann, die schnell ins Ohr gehen (meist) ohne gleich zu platt zu wirken.

Collective Soul


Cover - Collective Soul Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 40:33 ()
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Interview:

Takida

Band anzeigen
InterviewErzählt doch erst mal, wie bei euch überhaupt alles angefangen habt- wie ihr euch getroffen habt, die Band gegründet habt und so weiter!


Fredrik: Das machst du dann wohl am besten, Tomas.


Tomas: Ja, okay. Ich war von Anfang an in der Band, als wir angefangen haben, damals 1999, im mittleren Teil von Schweden. Ich, unser Sänger Robert und ein anderer Schlagzeuger. In Ånge, wie der Ort heißt, ... Naja, der Ort ist recht klein, und wenn man sich für Musik interessiert, war es so, dass jeder jeden kannte, der dieses Interesse teilte. Eines Tages rief mich Robert an und fragte "Hey, willst du in meiner Band Gitarre spielen?" und ich wollte, und so hat eigentlich alles angefangen, das, was später TAKIDA wurde. Etwas später kam dann Fredrik dazu, ein Teil der anderen hat im Laufe der Zeit mal gewechselt, weil Leute aus verschiedenen Gründen die Band verlassen haben. Das Line-Up, das wir jetzt haben, besteht seit... 2004, glaube, also seit fünf oder sechs Jahren.


Euer Name stammt von einem Manga-Comic, der eine zeitlang in Schweden sehr populär war. Könnt ihr da mehr drüber verraten?


Fredrik: Ich glaube nicht, dass er nur in Schweden beliebt war. Der Name stammt von einem Charakter aus einer Manga-Serie namens Gohei Takida , aber der Name "Kohey" gefiel uns nicht, also wurde daraus einfach Takida.


Tomas: Robert, unser Sänger, stand damals sehr auf Mangas, und wir brauchten einen Bandnamen, also hat er irgendwann diesen vorgeschlagen.


War das sein Lieblingscharakter?


Tomas: Ich weiß nicht, ob es sein Lieblingscharakter war, aber es ist einfach... naja, ein cooler Kerl in der Serie, weißt du. (Er lacht).


Was macht er denn?


Fredrik: Oh, er trainiert Bärenhunde, um den bösen Bären Akakabuto zu erlegen.
Tomas: Es ist eine recht komplizierte Story. Aber schau sie dir doch einfach mal an, wenn du so was magst- "Silverfang" heißt sie. Ist schon alt, aus den 80ern... den frühen 80ern, glaube ich.


Fredrik: Silverfang...


Und der Name Takida wird da auch so geschrieben wie bei euch? Ihr schreibt euch ja mit kleinem Anfangsbuchstaben und den Rest groß.


Fredrik: Ich glaube, die japanische Version schreibt sich mit zwei "e"s, oder zumindest einem.


Tomas: Ja, könnte sein.


Fredrik: Aber die schwedische Version schreibt sich mit "i".


Tomas: Aber ich bin mir was die Originalschreibweise angeht auch gar nicht mehr sicher...


Fredrik: Wir dachten, TAKIDA sei so gut wie jeder anderen Name auch... auch wenn es möglicherweise auf Alt-Chinesisch "masturbieren" heißt, aber ich glaube nicht...


Tomas: Nein, das war nicht der Grund, aus dem wir den Namen gewählt haben! (Lacht).


Fredrik: Wir haben den Namen halt dann einfach genommen und uns mit ihm durchgeschlagen, und jetzt können wir ihn nicht mehr ändern. (Er lacht).


Was würdet ihr den als eure musikalischen Einflüsse bezeichnen? Ich habe ein paar doch recht merkwürdige Vergleiche gelesen, zu Bands, denen ihr angeblich in Maßen ähnlich klingen sollt.


Tomas: Lass mich raten- sind es NICKELBACK?


Nein, nicht nur, das wäre ja offensichtlich gewesen.


Tomas: Ja, das wäre wahrscheinlich zu offensichtlich gewesen.


Möglich.



Fredrik: Eigentlich finden wir das gar nicht so.... Wir finden eigentlich nicht, dass wir wirklich wie NICKELBACK klingen. Naja, also eigentlich tun wir´s ja schon, aber...Sie haben uns nicht beeinflusst.


Tomas: Was sollten wir denn dann angeblich klingen?


Ihr wurdet irgendwo zwischen den bereits erwähnten NICKELBACK, REAMONN und-


Tomas: Wer?


REAMONN. Das ist eine deutsch-irische Poprock-Band.


Tomas: Ah, okay. Und was noch?


HIM waren´s noch.


Tomas (erstaunt): HIM? Oh. Okay. Also ich habe ein paar HIM- Alben, also die kenne ich, aber die andere Band... noch nie gehört. Aber wir sind mit vielen 80er Bands groß geworden, wie zum Beispiel mit IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST; meine Lieblingsband war eigentlich RUNNING WILD. Aber auch Bands wie THERAPY, die haben uns auch sehr beeinflusst. Man wird ja eigentlich immer von viel Musik aus verschiedenen Zeiten beeinflusst- wir hören alle fünf viel Musik, alle möglichen Arten von Musik. Die Bandbreite ist da sehr groß.


Fredrik: Man kann ja auch von anderen Dingen beeinflusst werden, nicht nur von Musik, sondern auch von Dingen, die um einen herum passieren, von denen man Ideen für Texte bekommt... Dinge, die dein Leben beeinflussen.


Schreibt ihr eure Texte denn hauptsächlich basierend auf persönlicher Eigenerfahrung oder auch basierend auf Dingen, die ihr durch andere erlebt habt, in Filmen gesehen habt oder dergleichen?


Tomas: Tomas schreibt inzwischen eigentlich alle Texte und er schreibt hauptsächlich über Dinge, die ihm selbst oder Menschen um ihn herum passiert sind, Menschen, die er kennt. Die Texte sind für ihn also sehr persönlich. Sehr persönlich. Aber oft können andere Leute auch für sich etwas mit den Texten anfangen, so "Ja, das ist es, was ich auch zu sagen versucht habe!".


Wie schreibt ihr denn eure Songs hauptsächlich- jammt ihr drauflos und schaut, was dabei herauskommt oder kommt jemand irgendwann mit schon einer halbwegs ausgearbeiteten Idee an?


Tomas: Inzwischen ist es häufig mehr jammen. Jemand kommt an mit zum Beispiel einem Riff, wenn wir im Proberaum sind, und dann basteln wir und ergänzen uns.


Wie oft probt ihr denn?


Beide (lachend): Oh...


Tomas: Nicht so oft. Aber wenn es daran geht, ein neues Album aufzunehmen-


Fredrik: Oder auf Tour zu gehen...


Tomas: Ja, oder auf Tour zu gehen, dann setzen wir uns alle im Proberaum zusammen und jeder präsentiert seine Ideen: "Hier, ich habe da dieses Riff und diese Ideen, könnt ihr mir da vielleicht weiterhelfen, um etwas draus zu machen?". So in etwa funktioniert das mittlerweile. Anfangs hatten wir fast vollständige Songs, komplett mit Texten und allem, bevor wir sie den jeweils anderen vorgestellt haben. Mittlerweile ist das vollkommen anders. Du kannst eine kleine Idee an der Gitarre haben und dann kommt dabei am Ende ein toller Song heraus, weil einem die anderen weiterhelfen.


Mit welchem Album seid ihr hier eigentlich gerade auf Tour? In Deutschland ist "Bury The Lies" ja gerade erst veröffentlicht worden, aber zuhause in Schweden habt ihr ja schon ein neues am Start.


Tomas: Ja, haben wir. Wir sind hier als Support von THEORY OF A DEADMAN aber mit "Bury The Lies". "Bury The Lies" wurde hier ja glaube ich gerade diesen Freitag veröffentlicht, also vorgestern, das heißt, es ist hier ja noch ziemlich brandneu. Wir spielen hier hauptsächlich Songs von "Bury The Lies", und dann gehen wir zurück nach hause und touren durch Schweden mit dem neuen Album. Wir proben also auch dafür.


Hört sich nach ziemlich viel Arbeit an.


Tomas: Ja, ist es. Aber es macht Spaß.


Werdet ihr das neue Album hier auch veröffentlichen?


Fredrik: Ja klar!


Tomas: Ja, hoffentlich jedenfalls! Werden wir wohl schon, ich bin mir bloß nicht sicher wann. Hoffentlich verkauft sich dieses Album ganz gut, hoffentlich, und dann.... Aber ich kann´s nicht genau sagen, wirklich nicht.


Fredrik: Es ist noch zu früh, um das sagen zu können.


Wer entscheidet das denn- ihr, das Management, oder das Label?


Tomas: Zum größten Teil wohl Roadrunner Records, die bringen ja hier in Deutschland das Album raus. Die beschließen dann, wann es Zeit ist.


Ihr habt es geschafft, zunächst ohne Label und Promotion im Rücken erfolgreich zu sein. Was denkt ihr über die derzeitige Situation der Musikindustrie, oder auch über die Vorteile, die zum Beispiel MySpace für Musiker haben kann?


Tomas: Also für mich persönlich... wie sagt man das... Die Branche hinkt etwas hinterher, sie hätten auf den Internetzug schon vor Jahren aufspringen müssen. Nicht erst jetzt. Jetzt kommt das zwar, mit iTunes und so weiter, aber ich bin mir nicht sicher, ob es sich damit noch rausreißen lässt. Man sollte als Band aber auch selbst entscheiden können, welche Songs man ins Internet stellt. Es sollte nicht so laufen, dass jemand ein Album kauft und zwei Minuten später steht es schon im Internet. Das ist nicht... Ich meine, es ist großartig, wenn du eine Band bist, die ihre eigenen Demos bezahlt und die dann ins Internet stellt, damit sie dort jeder hören kann, das ist klasse. Seiten wie MySpace und Facebook und so weiter, das ist gut. Aber für uns... Das Album, das wir jetzt in Schweden aufgenommen haben, hat ungefähr eine Million schwedische Kronen- das ist viel Geld. Das muss irgendwie bezahlt werden und wir brauchen auch Geld.


Habt ihr Probleme mit illegalen Downloads?


Tomas: Hatten wir schon immer ein bisschen seit wir angefangen haben. Weißt du, in Schweden bekommen wir uns Geld hauptsächlich vom live Spielen; hier kriegen wir vielleicht 40 oder 50 Euro, so ist das als Supporting Act. Davon können wir vielleicht was zu Essen kaufen, aber sonst... Aber glücklicherweise haben wir ein ziemlich gutes Publikum zuhause in Schweden. Wenn wir den ganzen Sommer über spielen bekommen wir mit Glück genug Geld für den Rest des Jahres zusammen. Und wir haben Glück- es gibt viele Bands, die aufhören müssen, weil sie es sich nicht mehr leisten können.


Übernachtet ihr denn im Tourbus oder müsste ihr zusätzlich noch Unterkünfte bezahlen?


Tomas: Gestern hatten wir einen Tag frei, da waren wir in einem Hotel. Aber den größeren Teil der Zeit über schlafen wir im Bus. Das ist ziemlich.... Wir haben keine Toilette, und etwas Küchenartiges haben wir auch nicht da drin, was bedeutet, dass wir eigentlich ständig aus diversen Gründen irgendwo anhalten müssen. Es ist nicht übermäßig glamourös, wenn du weißt, was ich meine...


Seid ihr noch lange unterwegs?


Fredrik: Wir spielen hier nur fünf Gigs mit THEORY OF A DEADMAN und kommen dann bald wieder, im Dezember glaube ich. Wieder als Support, diesmal für BUTTERFLY EFFECT. Aber wenn das neue Jahr anfängt schaffen wir es hoffentlich auch mal als Headliner. Das hängt davon ab, wie sich die CD verkauft.


Tomas: Ich hoffe die Leute hier haben unsere CD gekauft, ich weiß nicht...In Schweden haben wir ursprünglich unsere Demosongs ins Internet gestellt und sie so veröffentlicht und uns damit hochgearbeitet und es hat eine ganze Reihe an Jahren gedauert. Ich weiß nicht, wie das mit dem deutschen Publikum aussieht. Ich weiß nicht, ob die uns jemals gehört haben. Am Freitag haben wir in Hamburg gespielt und das Publikum war ziemlich gut. Da kamen relative viele und sagten "Hey, ihr seid gut!", wollten uns umarmen und so weiter. Das war cool.


Fredrik: Wir umarmen gerne. (Beide lachen).


Nachdem wir jetzt ja schon die negativen Aspekte des Tourlebens abgedeckt haben, wie zum Beispiel ohne Toilette auskommen zu müssen- was gefällt euch denn daran, unterwegs zu sein?


Tomas: Neue Orte zu sehen ist schon toll.


Fredrik: Unterschiedliche Biersorte.


Na davon gibt´s in Deutschland ja genug.


Beide: Ja!


Fredrik: Unsere Musik zu verbreiten. Meistens hat man dann ja doch leider nicht gar zu viel Zeit, sich die jeweiligen Orte anzusehen, wenn überhaupt, aber gestern hatten wir frei und konnten uns etwas umsehen. Leider war alles geschlossen. (Anm. d. Red. : Tag der deutschen Einheit)


Tomas: Man trifft viele Leute, bekommt neue Eindrücke von verschiedenen Städten- das ist toll.


Kanntet ihr denn die Jungs von THEORY OF A DEADMAN schon vor der Tour?


Beide: Nein.


Tomas: Nicht persönlich. Wir hatten ein paar ihrer Songs gehört und die klangen gut, aber gekannt haben wir sie nicht.


Hat sich euer Leben stark verändert, seid ihr erfolgreicher geworden seid?


Tomas: Nicht so sehr, glaube ich.


Fredrik: Wir haben unsere Jobs gekündigt, vor vier oder fünf Jahren.


Tomas: Ja, wir kamen an einen Punkt, an dem wir entscheiden mussten, was wir machen wollten: wollen wir arbeiten oder wollen wir mit der Musik unser Glück versuchen. Also haben wir uns zusammengesetzt und beschlossen, unsere Jobs zugunsten der Musik aufzugeben. So leben wir jetzt seit vier oder fünf Jahren.


Aber ihr kommt zurecht? Finanziell, meine ich?


Tomas: Oh, finanziell... gerade so. Es ist manchmal schon recht hart, aber... es funktioniert. Es ist nicht besonders gut bezahlt, aber hoffentlich wird es das eines Tages sein. Das ist das Ziel.


Fredrik: Also fangt an, Alben zu kaufen, ihr undankbaren...! (Er lacht).


Die Promotion legte großen Wert auf die Glaubwürdigkeit eurer Musik. Was macht Musik denn für euch persönlich glaubwürdig?


Fredrik: Wenn ich Musik hören, dann muss sie... Ich muss ein Gefühl dafür kriegen.


Tomas: Ja.... wie erklärt man das? Ich denke, dass es wichtig ist, ein Gefühl für den Song zu bekommen- wenn wir Songs schreiben, ist es auch wichtig, nicht nur die Melodien zu mögen und all das, sondern auch ein Gefühl für den ganzen Song zu bekommen. Ein Gefühl, dass man dann auch den Leuten, die zuhören, vermitteln kann, die dann hoffentlich das gleiche fühlen.


Okay, jetzt dürft ihr mal noch eine andere Seite eurer Kreativität zur Schau stellen und uns eine Comicversion von euch selbst zeichnen. Für die Mitglieder einer Band, die sich nach einer Comicfigur benannt hat, sollte das ja eigentlich kein Problem darstellen, oder?


Fredrik: Oh, das ist was für ihn, er ist der Künstler!


Tomas: Nein, nein, wir machen das schön zusammen! Ich kann mich selbst zeichnen, ich bin ziemlich einfach zu zeichnen...(Er zieht seine Mütze ab und nimmt deren Aufschrift in Augenschein, um sie seinem gezeichneten Konterfei hinzuzufügen). So, jetzt noch der andere Kerl...


Danke, das sieht doch gut aus! Gibt es noch irgendetwas, dass ihr der Welt oder mir gerne mitteilen möchtet?


Tomas: Der Welt... oder dir... Was ist das für ein Ring, den du da anhast?


Der aus dem Herrn der Ringe. Der Eine Ring.


Tomas: Der Eine Ring...


Fredrik: Ich hatte auch mal einen, aus Gold.


Gold konnte ich mir nicht leisten.


Fredrik: Von Ebay! Aber mein Vater hat ihn kaputt gemacht. Zerquetscht.


Wie denn das?


Tomas: Mit einem Vorschlaghammer?


Fredrik: Fast. Mein Finger war praktisch flach. Jedenfalls ist er jetzt weg.


Tomas: Jemand warf ihn ins Feuer...


Und die Welt war gerettet.


Tomas: Genau, die Welt war gerettet.


Fredrik: Ich habe gerade Tolkiens "Der Kleine Hobbit" fertig gelesen.


Liest du gerne ?


Fredrik : Ja, ich habe meistens Bücher dabei. Hauptsächlich Fantasy, David Eddings und solche Sachen.


Tomas: Wir lesen in etwa das gleiche.


Fredrik: Aber auch Biographien. Rockstars und Pornostars, die sind immer lustig.


Tomas: Ich lese gerade ein Buch von einem finnischen Autor namens Arto Paasilinna. Und ziemlich viel Zeit, uns im Bus Filme anzugucken, haben wir auch. Kürzlich habe ich Peter Jacksons neuen Film gesehen. Ach so, was war noch mal eigentlich die Frage? Abschließende Worte...Ähm...Ich hoffe ihr kennt und mögt unser Album, falls ihr es noch nicht kennt, kauft es! Ach ja, und kauft natürlich auch das von THEORY OF A DEADMAN!


Danke noch mal für das Interview und viel Glück noch!



Review:

The Martyrdom Of A Catastrophist

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JUNIUS nisten sich irgendwie bei THRICE, DREDGE und OCEANSIZE ein – aber auch zwischen THE CURE, DEPECHE MODE und SISTERS OF MERCY – die Bostoner definieren sich auf Post- und Indierock, haben aber auch progressive Parts und viel düsteren, vergangenen Pop und Wave im Petto, sowie eine Stimme welche an eben jene Größen in den Achtzigern erinnert. Das dabei der Eindruck aufkommt JUNIUS tun des Guten zuviel ist nicht ganz von der Hand zu weisen – aber wohl auch subjektiv. So auch der Umstand, dass die vertonten Theorien des russischen Katastrophenforschers Immanuel Veltikovs textlich als wirr oder genial zu verstehen sind. Die Amis haben ihren zehn hervorragend produzierten Kompositionen also recht viel zugemutet was aber bei intensiven Songs wie dem atmosphärisch dunklen „The Antediluvian Fire", dem wavigen „Ten Years Librarian“, dem lauten Groover „Stargazers And Gravediggers”, dem melancholischen „Elishiva, I Love You” und beim klasse, zwischen Traum und Aufwachen pendelnden „Letters From Saint Angelica“ gut aufgeht. JUNIUS haben mit „The Martyrdom Of A Catastrophist” auf jeden Fall mal ein richtig gutes Debüt abgeliefert (von ihrer selbstbetitelten, aus zwei EPs bestehenden Veröffentlichung letztes Jahr mal abgesehen) das trotz eines gewissen Übermutes Lust auf weiter macht. Sollte man anchecken.

The Martyrdom Of A Catastrophist


Cover - The Martyrdom Of A Catastrophist Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:21 ()
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Review:

Sign On My Skin

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Vermutlich benannt nach dem gleichnamigen NIRVANA-Song, hat das sizilanische Trio gar nicht so viel mit Grunge zu tun, wie man aufgrund der Namensgebung vermuten könnte. Was an den Songs ihres Debüt-Albums vor allem auffällt, sind die treibenden Riffs, die verbunden werden mit melodischen Parts und prägnannten Hooks. Dazu gesellt sich aber auch eine schwermütige Emotionalität, was dann eben doch wieder stark an den Seattle-Sound erinnert. Und genau darin liegt die Stärke der Songs: Auf der einen Seite sind sie schnörkellose, dreckige Rocker, auf der anderen Seite strahlen sie aber auch eine intensive, düstere Atmosphäre aus. Lediglich die beiden letzten Tracks hätte man sich schenken können, oder zumindest einen davon. Hier gibt es nämlich gleich zwei akustische Songs zu hören, und es kommt einem der Verdacht, dass man dadurch die mit etwa 30 Minuten eh schon recht kurze Scheibe nachträglich noch auf 10 Tracks bringen wollte, um sie auch wirklich ein Album nennen zu können. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Produktion, die ist nämlich etwas schepperig und könnte stellenweise fetter und ausgefeilter sein. Allerdings ist das hier ja auch ein Erstling, und dafür geht der Sound völlig in Ordnung. Auch wenn LOVE BUZZ meinen musikalischen Nerv nicht 100%ig treffen, legen sie hier ein solides Alternative-Rock-Album vor, das lediglich noch etwas länger sein könnte.

Sign On My Skin


Cover - Sign On My Skin Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 30:5 ()
Label:
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