GIRLSCHOOL zelebrieren das 30jährige Jubiläum ihres Klassikers „Hit And Run“, indem sie diesen rauen NWoBHM-Klassiker neu eingespielt haben. Glücklicherweise haben sie auf größere Experimente verzichtet und einfach eine etwas aufgehübschte Version der leicht in die Jahre gekommenen Originale abgeliefert. Und dieses Facelift steht ihnen ausgezeichnet...also den Songs, nicht den Damen. GIRLSCHOOL stehen für rauen Ursuppen-Metal in der Tradition von Weggefährten wie TANK und natürlich MOTÖRHEAD, zu denen immer schon ein mehr als freundschaftliches Verhältnis bestand. Auch eine leichte Punkschlagseite ist deutlich wahrnehmbar. Die Songs als solche sind allesamt aus der Geschichte der NWoBHM nicht wegzudenken und haben eindeutig den „Test of Time“ bestanden. Mit den Neueinspielungen beweisen GIRLSCHOOL, dass sie auch noch im Jahre 2011 in der Lage sind amtlich zu rocken und es richtig krachen zu lassen. Keine Spur von Altersmilde. Mit „Demolition Boys“ und einer zweiten Version von „Hit And Run“ (Duett mit DORO) gibt es noch zwei Bonus Cuts zu beklatschen, auch wenn Frau Pesch bei ihrer Performance nicht ganz gesund klingt. Aber das mindert den Spaß, welchen man beim Hören von „Hit And Run – Revisited“ hat, nicht wirklich. Auf die nächsten 30 Jahre.
Heavy Rock aus Australien. Wie das wohl klingt dürfte klar sein. Sollte man denken, aber alles falsch: WHITE WIDDOW sind mitnichten der nächste AC/DC Aufguß aus Down Under, vielmehr sind sie schlicht die beste und vor allem authentischste AOR Band neueren Datums. Selbst die grandiosen H.E.A.T. oder ELEVENER werden auf die Plätze verwiesen, denn hier stimmt einfach alles. Angefangen beim stimmungsvollen Artwork, über die geniale 80er Jahre Produktion (dominante Fanfarenkeys und eine Snare, welche wie ein Peitschenknall klingt), bis hin zum Wichtigsten: den Songs. Egal wo der Laser die Scheibe trifft, es tönt perfekter AOR aus den Boxen. Jeder einzelne Song ist eine Blaupause für eingängiges Songwriting ohne aufdringlich nervend zu sein. Haben WHITE WIDDOW letztes Jahr mit ihrem Debüt schon ordentlich vorgelegt, so setzt „Serenade“ nun sogar noch einen drauf. Die dominanten Keys stören in keinster Weise, sondern geben den nach vorne los rockenden Songs den letzten Schliff. Natürlich lassen WHITE WIDDOW kein Klischee aus, aber genau das ist es was so unheimlichen Spaß macht. Man merkt wie viel Liebe zum Detail WHITE WIDDOW in ihre Songs gesteckt haben müssen. FOREIGNER, JOURNEY, STRANGEWAYS und Co. müssen sich um ihr Erbe keine Sorgen machen: Es liegt bei WHITE WIDDOW in besten Händen.
Die Psychedelic Rocker ANCESTORS haben mit „Invisible White“ eine E.P. veröffentlicht, welche eine andere Seite der Band zeigen soll. Inwiefern dies den Tatsachen entspricht, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich mit dem älteren Material der Band nicht vertraut bin. „Invisible White“ bietet sehr ruhigen psychedelischen Rock. Mit Metal hat das Ganze natürlich nicht das Geringste zu tun. Es tönt nach PINK FLOYD und Artverwandten Combos der 60er und 70er Jahre. Die drei Songs haben alle Überlänge und kommen leider recht höhepunktarm daher. Die halbe Stunde plätschert so dahin. Wie ein ganz ruhiges Gewässer ohne Unterbrechungen, wie Stromschnellen oder gar Wasserfälle. Beim abschließenden viertelstündigen „Epilogue“, welches rein instrumental daherkommt, baut sich das erste Mal so etwas wie ein Spannungsbogen auf. Das Stück steigert sich vom verstörend melancholischen Beginn zum melodiös positiven Finale. Psychedelic Rocker mit Hang zu dem zu rauchenden grünen Kraut sollten mal ein Ohr riskieren, Metaller machen hier einen weiten Bogen herum.
Die fünf Frankfurter Damen nebst ihrem männlichen Schlagwerker sind nicht mit den beinahe namensgleichen SpanierInnen ARWEN zu verwechseln, auch wenn sie in eine ganz ähnliche musikalische Kerbe schlagen. Geboten wird ein recht süßlicher Melodic / Symphonic-Sound (ich traue mich nicht wirklich das Wort Metal zu verwenden) mit gelegentlichen Schlenkern in Richtung Gothic oder Mittelalter Rock. Am nahesten liegen da sicherlich Formationen wie LEAVE'S EYES oder EDENBRIDGE, aber während es besonders letztgenannte zumindest auf ihren letzten beiden Alben verstanden haben, dass beim Metal der Druck von den Gitarren her kommen muss und dementsprechend da einige Brickets nachgelegt haben, klingt bei ARVEN alles erschreckend zahm und harmlos. Sängerin Carina Hanselmann hat eine nette Stimme, die allerdings wenig Akzente zu setzen weiß. Beim Sauflied „Raise Your Cups“ wird es gar sehr schräg...man stelle sich pickelige Pen and Paper-Spieler vor, wie sie -bevor sie in die imaginäre Schlacht ziehen- ihre Becher mit Früchtetee in die Luft heben und bekommt ein ungefähres Bild davon, wie authentisch das klingt. Bevor ich zu böse werde: „Music Of Light“ ist eine technisch gut gemachte Platte, es finden sich auch einige veritable Ohrwürmer darauf, aber ich vermisse doch einige Ecken und Kanten. Wer allerdings die erste EDENBRIDGE für das Maß aller Dinge hält, sollte auch mit ARVEN etwas anfangen können.
3 kommen aus Woodstock, NY und durften schon für so unterschiedliche Bands wie die SCORPIONS, OPETH oder DREAM THEATER den Opener mimen. Über die musikalische Ausrichtung von 3 sagt dies hingegen gar nichts aus, denn 3 kochen ihr ganz eigenes Süppchen. „The Ghost You Gave To Me“ ist bereits das siebte Album der Jungs aus dem musikalisch so traditionsreichen Kaff an der Westküste der USA. Die Kompositionen 3's sind nicht besonders hart oder gar aggressiv, aber sie eignen sich hervorragend um sich treiben zu lassen und in den elegischen Soundlandschaften abzutauchen. Dass sie mit COHEED & CAMBRIA befreundet sind passt dann auch wieder irgendwie. 3 müssten der gleichen Zielgruppe gefallen, auch wenn sie mit weit weniger exzentrischen Vocals ausgestattet sind. Die Gitarrenfraktion gefällt mit gefühlvollen Leads und originellem Wechselspiel zwischen akustischen und verzerrten Parts und die Rhythmusabteilung treibt auch die getrageneren Stücke gnadenlos nach vorne und besticht durch Einfallsreichtum.
3 agieren höchst abwechslungsreich und fügen dem modernen Progressiven Rock einige interessante Aspekte hinzu. Ein Song wie „One With The Sun“ klingt gar etwas nach den Altmeistern PINK FLOYD. Trotz aller Komplexität bleibt „The Ghost You Gave To Me“ aber stets nachvollziehbar und gut hörbar. Weitere Songs gesondert hervorzuheben verbietet sich, da „The Ghost You Gave To Me“ als Gesamtkunstwerk funktioniert.
Das ist mal wieder so ein hoch erfreulicher Fall von “die Band kennt keine Sau, die Musik ist aber geil!”. Die Italiener von LUCID DREAM machen auf ihrer CD „Visions From Cosmos 11“ eine Mischung aus progressivem Rock und klassischem Hard Rock im Stil der 80ger Jahre und jonglieren galant zwischen fetzigen Riffs, starken Soli und einem sehr charismatischen Sound. Und dieser Eindruck von Charakter kommt nicht von ungefähr: Gitarrist Simone Terigi hat die Band nämlich 2009 zusammengetrommelt und dort Bekanntschaft mit dem Bassisten Gianluca Eroico gemacht. Der hat bis dato in der Band JOE SATRIANI TRIBUTE gespielt. Gerade der Einfluss von Letzterem wird insbesondere beim Song „Fallin‘“ klar, ein Titel der einerseits den starken Fokus auf die grandiose Arbeit an der E-Gitarre legt, gleichzeitig aber den anderen Bandmitgliedern genug Spielraum lässt – alles mit einem sehr hohen musikalischen Anspruch versteht sich. JOE SATRIANI lässt wirklich grüßen.
Aber auch wenn ich dieses Element besonders herausragend fand: Generell hat man bei der CD einen extrem homogenen Eindruck der einerseits an so vieles erinnert, gleichzeitig faszinierend autonom wirkt und einem keinerlei Assoziationen mit anderen Bands auf die Ohren drückt. Wenn man Namen nennen darf: SATCH, STEVE VAI, LED ZEPPELIN, DAVID GILMOUR, DEEP PURPLE, JUDAS PRIEST, GLENN HUGHES. Und das mal nur so als grobe Anhaltspunkte.
Schwächen weiß die CD nur mit der knapp einminütigen Pseudo-Ballade „Night Feel“ aufzuweisen. Kann man ignorieren. Denn der Rest von LUCID DREAMs „Visions From Cosmos 11“ ist ein absolut faszinierender Geheimtipp für Freude klassischem Rock und Metal auf höchstem Niveau! Es hat wohl doch einen Grund warum das Ding neuerdings andauernd bei mir im CD-Player rotiert…
HATESPHERE ist eine Band, die wir bei METAL-INSIDE quasi seit den Anfängen begleitet haben und die uns gerade zu den Zeiten mit Jacob Bredahl am Mikro viel Spaß gemacht hat. In der Post-Bredahl-Phase haben die Dänen aber mit schwankender Qualität zu kämpfen, der letzte Output „To The Nines“ war zwar ok, aber auch nicht mehr. „The Great Bludgeoning“ bietet wieder mal einen neuen Sänger auf (Esben “Esse“ Hansen), dessen Stimme frappierende Ähnlichkeit mit Peter Dolving (THE HAUNTED) aufweist. Diese Ähnlichkeit gibt es aber nicht nur bei ihm, sondern im gesamten Sound des Albums und beim Riffing, stellenweie würde bei einem Blindtest niemand vermuten, dass hier nicht THE HAUNTED am Werk sind. Esse macht dabei einen guten Job und kann die Songs prägen, wenn auch etwas mehr Eigenständigkeit nicht schlecht gewesen wäre. Beim Songwriting haben HATESPHERE Licht und Schatten, worunter ja bereits „To The Nines“ litt. Starken Songs wie dem groovenden „Decayer“ und dem knackigen „Resurrect With A Vengeance“ stehen eine Handvoll mittelmäßig gelungener Nummern gegenüber, mit denen im Death/ Thrash-Bereich kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist – der berechenbare, lahm wirkende Opener „The Killer“ sei hier exemplarisch genannt. HATESPHERE geben sich alle Mühe, aber „The Great Bludgeoning“ reicht nicht an die glorreichen alten Alben heran, auch wenn es beileibe nicht schlecht ist. Live ist das hoffentlich eine andere Geschichte, da dürften sich die guten Nummern des Albums nahtlos in die Setlist einfügen, aber als Album ist „The Great Bludgeoning“ leider nicht der Kracher, den wir uns für die Post-Bredahl-HATESPHERE so wünschen.