Aha! Letztes Jahr hatte dann auch die AHAB-Rhythmusfraktion Stephan Wandernoth (Bass bei AHAB) und Corny Althammer (Drums bei AHAB) mal wieder Bock ’n bisschen Geschwindigkeit aufzunehmen und brachten mit ihrer Kapelle DEAD EYED SLEEPER das bereits dritte Album an den Start. Gut verstehen sie es auch hier zu spielen, obwohl Stephan bei DEAD EYED SLEEPER nicht den Bass um der Schulter hängen hat, sondern die Gitarre und die Geschwindigkeit, wie gesagt um einiges höher ist als bei AHAB. Zusammen mit Sam Atzenberger (FRAGMENTS OF UNBECOMING) am Mikro, Thomas Amann am Bass und Peter Eifflaender an der zweiten Gitarre, haben die fünf Herren mit „Observing Obliveon” ein richtig starkes Album eingezimmert. DEAD EYED SLEEPER spielen vertrackten, technischen und dennoch mit ordentlich Wucht versehenen Death Metal aller erster Sahne.
Was bei AHAB auf einem Album „passiert“, passiert bei DEAD EYED SLEEPER in einem Song. Acht Stücke schwer ist „Observing Obliveon” und kann durch ziemlich geiles Songwriting und technische Finesse mehr als nur überzeugen. Ab und an kommt dann natürlich doch schon die Liebe zum tonnenschweren Brachial-Riff zu Nachte, aber auch das steht der Band ziemlich gut. So z.B. in „Narcissistic Panoptikon“ wo man unweigerlich an MORBID ANGELs „Where The Slime Lives“ erinnert wird, nur um im nächsten Moment an flächige Funeral Doom-Soundwände geschmettert zu werden, um letztendlich „Where The Slime Lives“ mit dreifacher Geschwindigkeit zu zocken. Ganz anders gehen die Mannen bei „Efficiency In Conciet“ zu Werke: sperrige zweistimmige Gitarren Läufe durchtränkt mit klassischen DEATH-Rhythmus-Riffs, gezuckert mit elektronischen späherischen Sounds.
Referenzen zu OBSCURA, SUFFOCATION aber auch KRUGER oder eben angesprochene MORBID ANGEL, poppen auf und zeigen, dass „Observing Obliveon” einige Hördurchgänge benötigt, um in seiner Gänze verstanden worden zu sein. Eine echte Entdeckung, auch ein Jahr nach offiziellem Release.
TERRA TENEBROSA sind der Nachfolger von BREACH, zumindest sind drei ex-BREACH-Leute hier aktiv. Die „The Tunnels“-Doppel-LP brauchte ein bisschen bis zu mir, deswegen gibt es das Review erst jetzt. Zeit und Ruhe ist etwas, was auch beim Konsum der Platte benötigt wird, denn die NEUROSIS-meets-Industrial-Chose ist alles andere als leicht zugänglich, bei den ersten zwei bis drei Durchgängen wirkt das Ganze nur verstörend. Erst nach und nach entfaltet sich die Musik, um sich in ihrer ganzen Komplexität erfassen zu lassen. Auf Gesang haben TERRA TENEBROSA dabei verzichtet, aber auch so ist „The Tunnels“ eine beklemmende Scheibe, die kalt und abweisend klingt; die dezent eingestreuten Melodien („The Mourning Star“) können dem nur begrenzt entgegenwirken. „The Tunnels“ wird so zu einer nihilistischen Platte, die radikaler als alte NEUROSIS ausgefallen ist, noch verstörender als TODAY IS THE DAY zu ihren Glanzzeiten, und viele Industrial-Werke in Sachen Atmosphäre weit hinter sich lässt. Eine fordernde Platte, die stellenweise von einer druckvolleren Produktion profitiert hätte, aber trotzdem ein Highlight für experimentierfreudige Zeitgenossen ist.
GODSMACK sind eine jener Bands die in den Staaten groß sind und in Good Old Europe trotz unbestrittener Qualität eher als Insidertipp gehandelt werden. Also auf zum nächsten Versuch das zu ändern: „Live And Inspired” zeigt GODSMACK als Alternative Metaller der dreckigen Art – hörbar schwitzend, emotional, intensiv, energetisch – GODSMACK sind eine Liveband, keine Frage. So muss moderner US Radio Metal klingen, die Mixtur zwischen neuen METALLICA (auch des Gesangs wegen) und DISTURBED ist fett. Aufgenommen wurde das Ganze im „Fox Theatre” in Detroit, Michigan, allerdings bereits 2007und deswegen ohne Songs des letzten Albums „Oracle“ – egal. Mit „Straight Outta Line“ und „Awake“ heizt man die Stimmung gut an, der Überhit „I Stand Alone“ beschließt standesgemäß den Livemitschnitt (Setlist der Best of-Show siehe unten). Dazwischen zeigen GODSMACK wo der Hammer hängt, das Publikum ist deutlich vernehmbar, Sänger, Gitarrist und Bandcheffe Sully Erna in seinem Element, der Rest der Band kongenial, einschließlich der Schlagzeugeinlage „Batalla De Los Tambores”. Ein dickes Booklet mit reichlich Pics vervollständigt den runden Eindruck von „Live And Inspired”.
Die „Inspired“-CD besteht leider nur aus 4 Tracks, dem JOE WALSH-Cover „Rocky Mountain Way“ (welche auch als Single ausgekoppelt wurde), „Come Together“ von den BEATLES als moderner Rocksong, überraschenderweise „Time“ von PINK FLOYD und METALLICA‘s „Nothing Else Matters“ (mit Piano statt Gitarre, geil). Gutegemacht, interessant, aber nicht essentiell – und da war Platz für mehr. Dafür sind die 70 Minuten Live auf CD 1 aller Ehren wert und ein richtiges Leckerli für die GODSMACK Gemeinde.
Ups, Labelwechsel bei POISONBLACK und schon geht die neue Scheibe unter…. „Drive“ ist schon seit dem Herbst erhältlich, passend zur vermittelten Stimmung. Wie gehabt wird der Sound durch die charakteristische Stimme des Herrn Ville Laihiala dominiert, der sich nicht verstellt und dadurch natürlich wieder SENTENCED-Vergleiche aufkommen lässt. Seine Leistung ist dabei tadellos, die Mischung aus Melancholie und Wut kriegt kaum jemand besser hin als er, garniert mit dem Charme des Mannes und alles geht. Musikalisch haben POISONBLACK in der ersten Albumhälfte eine ordentliche Metal-Kante vorzuweisen, „Piston Head“ oder dem mächtig nach New Orleans klingenden „A Good Day For The Crows“ gehen die Finne so brachial wie selten – und es steht ihnen gut zu Gesicht, auch wenn beim Songwriting noch nicht alles rund lief, mancher Part klingt doch arg gezwungen. Durch die Antfarm-Produktion kommt das Ganze zudem basslastig und knackig aus den Boxen. In der zweiten Hälfte wird es ruhiger und die erwartete finnische Melancholie hält Einzug in die Songs („The Dead-End Stream“). Da macht POISONBLACK kaum einer was vor, allerdings sind die Nummern insgesamt zu unspektakulär und zu sehr auf Nummer Sicher geschrieben worden. Das ist alles völlig in Ordnung, aber mehr eben auch nicht. Die erste Hälfte des Albums rettet „Drive“ dann, zeigt sie doch, dass POISONBLACK auch beim fünften Album noch Mut für Veränderungen haben und durchaus knackig klingen können. Mit Glück gewinnen sie so neue Hörer dazu, die treuen Fans werden mit der zweiten Albumhälfte zufrieden gestellt.
BREAKING THE DAY werden gemeinhin in die Sludge-Ecke einsortiert, was einigen Durchläufen ihres Debütalbums „Survived By None“ etwas irriert, immerhin sind sie da NEUROSIS näher als New Orleans. Sei es drum, in der guten Stunde geben sich die Briten alle Mühe, den Hörer mit einer fiesen Melange aus schleppenden Riffs („The Streets Will Rain With Blood Tonight“) und aus einer gekonnt eingesetzten laut/ leise-Dynamik gespeisten Atmosphäre zu fordern. In der Regel gelingt ihnen das auch, gerade da sie den Songs genügend Raum zur Entfaltung lassen und sich damit immer wieder an NEUROSIS annähern. Dezent gehen BREAKING THE DAY dabei selten vor, ihr Stil ist eher der immer wieder langsam geschwungene Vorschlaghammer das Rapier – wer auf unbarmherzige Musik steht, ist mit „Survived By None“ richtig bedient. Das Debütalbum des Briten-Sextetts kann überzeugen, auch wenn natürlich noch Luft nach oben ist, aber die Grundlagen sind gelegt und überzeugen.