Wer ARKONA nicht erst seit gestern kennt wird es schnell bemerken: „Yav“ ist anders – und das bezieht sich hier nicht nur auf das Artwork, welches weniger kriegerisch und mit seiner Vanitas-Symbolik eher philosophisch-tiefgründig erscheint. Doch „Yav“ ist Realität, eine der drei Welten der slawischen Mythologie: Unsere Welt. In etwas anderem Stile liefern ARKONA hier ein Konzept-Album der besonderen Art. Es fällt nicht schwer „Yav“ als das düsterste Werk der paganen Russen zu bezeichnen. Die typischen (oft fröhlich anmutenden) Folk-Melodien sind hier nicht zu finden, doch auch donnernde Metal-Passagen vernimmt man hier sehr selten. Stattdessen setzt das knapp 70-minütige Werk auf Emotion und Atmosphäre, getragen durch eine Vielzahl an Instrumenten, Chor (!) und eine Masha „Scream“ welche sich noch stimmgewaltiger und vielseitiger als auf dem Vorgänger-Alben gibt. Masha screamt, singt, growlt und krächzt im Stile Onilear’s (D.N.S) mit bitterböser Stimme beschwörende Worte in das Mikro (besonders eindrucksvoll in „V Ob'jat'jah Kramoly“. Das ist neu. Auch lässt es sich nicht verleugnen, dass die Russen sehr viel progressiver geworden sind. Das recht eingängige „Serbia“ bleibt da am ehesten im Ohr hängen, während die anderen Songs sich nacheinander aufbauen und von ihrer dichten Atmosphäre leben, wie uns der dreizehnminütige Titel-Epos als Paradebeispiel zeigt. Eine weitere Überraschung ist überdies der „Ved'ma“ – ein Dialog zwischen Masha und Thomas Väänänen (THYRFING). „Yav“ ist definitiv kein leichtes Album, eröffnet ARKONA aber gleichsam neue Wege und zeugt von Weiterentwicklung. Trotzdem: Voller Mystik und Dunkelheit entschwinden die Russen hier der Metal-Party-Tauglichkeit.
Yav
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
09
Länge:
69:4149 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Calculations of the Ancients
Ein schwarzes Loch ist schon ein gigantisches und vernichtendes Naturphänomen. Ein Super-massives Schwarzes Loch muss folglich das Ende alles Lebens sein, die totale Apokalypse. Doch anstatt über Sternenstaub und ferne Galaxien zu schreiben, beschäftigen sich die Mitgliedern der kanadischen Extreme-Metalband SUPER MASSIVE BLACK HOLES (oder auch kurz SMBH) auf ihrem Debüt-Album mit Chemie-/Atom-Katastrophen („Ghosts Of Bhopal“, „Dyatlov Pass Incident“) und mathematischen Kuriositäten („Refracted Kaleidoscopic Photons“, „Distance To The Great Attractor“…)
Keine leichte Kost wird hier geliefert, und das nicht nur lyrisch, ist „Calculations of the Ancients“ doch eine gar turbulente Reise durch das All unterschiedlichster (extreme) Musik-Richtungen. Technisch stets auf höchstem Niveau schwankt die Band zwischen rasendem Technical Death Metal und Grindcore wie seichten Avantgarde und Jazz Passagen – um schließlich wieder klimpernd elektronisch auszurasten. Sehr progressiv und unstrukturiert wirkt das Ganze. „Galaktischer Crossover“ – so kann man es nennen, was definitiv nicht sehr gut zu verdauen ist. Hier hat sich jemand Gedanken gemacht, nur lassen mich die Kanadier irgendwie mehr an unbegreifliche Formeln der Mathematik denn an Entspannung denken.
Calculations of the Ancients
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
35:2107 ()
Label:
Vertrieb:
Aus dem sonnigen Italien kommen die metallo compositors ARTHEMIS. Unlängst sind sie in ihrer Heimat längst keine Unbekannten mehr, blicken die sympathischen Schwermetaller doch gar auf sieben Alben und eine EP zurück. In der Hölle, dem siebten HARD ROCK HELL FESTIVAL in Nord Wales, sollte es dann auch endlich aufgenommen werden: Das erste Live-Album.
ARTHEMIS spielen einen flotten Heavy Metal, der vor Speed-, Power-, aber auch Trash Metal-Elementen nicht zurück schreckt. Schnelle und gut gespielte Solis hat man hier, jede Menge ungebremste Energie und eingängige Refrains.
„Live From Hell“ setzt sich aus den Hits der letzten drei Alben und dem älteren Stück „Electri-Fire“ von dem „Black Society“ Album aus 2008 zusammen, welches die „Neuen Musiker von ARTHEMIS“ auch gut umsetzen. Zu bemängeln bleibt an der Song-Auswahl nichts, sind die Nummern doch allesamt mitreißender Natur. Lediglich hätten die Italiener ruhig noch ein bis zwei weitere Stücke aus früheren Jahren spielen können, gibt das Songmaterial doch gar so viel her!
Klanglich ist die Scheibe gut, wirkt aber durch die Live-Aufnahmen etwas rauer als die Studioaufnahmen. Apropos Live: Live zu erleben ist das Quintett metallischer Töne 2014 auf dem W:O:A.
Live From Hell
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
08
Länge:
44:2623 ()
Label:
Vertrieb:
Kaum eine deutsche Post-Black-Metal-Band ist international so bekannt wie die nordrhein-westfälischen LÂNTLOS, was nicht zuletzt an Neige’s (ALCEST) Mitwirken liegen mag. Ohne französische Hilfe sollte es nun jedoch weitergehen, trennten sich Neige und Herbst in Freundschaft. Wohin als mag die Reise gehen? Wird man sich zurückbesinnen, in die rauen alten, depressiven Schwarzmetall-Welten zu Zeiten des Debüt-Albums (welches ohne Neige’s Zutun entstand)? Der Titel „Melting Sun“ klingt jedenfalls zunächst düster und nach apokalyptischer Vernichtung.
Ein Blick auf das rosafarbene Artwork wirft Fragen auf. Postwendend wird aus grausigen Scenario flüssiges Gold. Schnell wird klar: Auch ohne Neige geht es dort weiter, wo „neon.“ und „Agape“ die heimatlosen Schwarzmetaller hingeführt haben: Wabbernde Klangwelten, ein beständiges Dröhnen, gedrosseltes Tempo und eine vermeintlich sonnige Atmosphäre. Sauber und verträumt, modern und minimalistisch kommt der in sechs Häppchen gegliederte Silberling daher: Erstaunlich depressiv wirken die von Herbst persönlich (ausschließlich clean) eingesungenen Lyrics, vermitteln sie doch das Gefühl von Einsamkeit, einer niemals endenden Reise und verloren zu sein, den Wunsch nach Betäubung. Was im Grunde nichts anderes als „Heimatlosigkeit“ („lântlos“, veraltet) ist. Genauso sehr LÂNTLOS wie „Lântlos“ im Herbst 2008, genauso verzweifelt. Und doch so anders.
Zur deutschen Sprache sind Musiker nicht zurückgekehrt. Abstrakter sind ihre Worte – Weiterentwicklung nennt sich das. Auch das Einbringen verschiedener Elemente, die Space-Thematik und die ruhige minimalistische Untermalung sind zeitgemäß. Keinen anderen Weg als Ex-Bandkollege Neige mit seinem aktuellen „Shelter“ haben LÂNTLOS eingeschlagen. Ein kosmisches Wirrwarr aus Shoegaze, „Dream Metal“ und Post Black Metal. Kein Black Metal, fällt „Melting Sun“ auch um einiges rockiger und verspielter als „Shelter“ aus, ist das Schlagzeug hier doch viel dominanter, die Musik vielschichtiger. Ein wirkliches Kunstwerk haben die Westfahlen hier geschaffen. Doch Kunst ist Geschmackssache. Für Fans der aktuellen ALCEST-Scheibe, SUNN O))), neuen ULVER-Sachen.
Melting Sun
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
06
Länge:
41:2448 ()
Label:
Vertrieb:
Seit nunmehr zwanzig Jahren gibt es ENTHRONED. Seit zwanzig Jahren spielen sie rauen, orthodoxen Black Metal. Seit zwanzig Jahren bleiben sie sich treu. Man könnte sie fast treu und verlässlich nennen, lieferten die Belgier doch alle zwei Jahre ein neues Album ohne in tiefe Wasser zu fallen – aber auch ohne ein wirkliches Über-Werk zu erschaffen. Keine großen Experimente, keine Überraschungen. Haben sich ENTHRONED bei ihrem aktuellen „Sovereigns“ (eng. Das Höchste, Überlegenste) besonders Mühe gegeben? Entgegen des Vorreiters „Obsidium“ aus 2012 wird das Werk wieder durch ein dröhnendes Instrumental eingeleitet, sehr edel. Was folgt ist ENTHRONED: Orthodoxe, satanische Chöre und gesprochene Beschwörungen. Tragende, düsternde und durchaus melodische Riffs, bis das stampfende Midtempo ohne Halt und ohne Vorwarnung in ein wahres Gemetzel ausbricht: Blastbeats, schnelle Soli, ein kreischender Phorgath. „Sovereigns“ ist kein schlechtes Album, lässt es doch tatsächlich das ein oder andere Mal gespannt aufhorchen: So lassen gerade das treibende „Lamp of Invisible Lights“ oder das satanische „Of Shrines and Sovereigns“ aufhorchen. Doch etwas fehlt und man weiß nicht was, ist es doch wieder eben jene Zutat, die ENTHRONED am Rande stehen und nicht in den Himmel der schwarzmetallischen Götter aufsteigen lässt. ENTHRONED-Fans und Hartgesottene können mit „Sovereigns“ aber nichts verkehrt machen.
Sovereigns
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
09
Länge:
40:2422 ()
Label:
Vertrieb:
Wer jetzt denken mag, dass PENTAGRAM CHILE Newcomer sind, könnte nicht stärker daneben liegen: 1985 unter dem Namen PENTAGRAM gegründet und das erste Mal 1988 aufgelöst (2001 erfolgte eine einzelne Show in Santiago, danach wurde es wieder still um die Band), sind die Jungs seit 2009 wieder aktiv - und seit kurzer Zeit mit jenem Namenszusatz, der eine Verwechselung mit dem Geschwader um Drogentestlabor Bobby Liebling ausschließen soll. "The Malefice" stellt sogar das Debütalbum der Chilenen um (den übrigens perfekt deutsch sprechenden) CRIMINAL-Mastermind Anton Reisenegger dar, der hier eine der beiden Gitarren und (Brüll-) Gesang übernimmt. Wer jetzt an eine rumpelig-polternde 80er-Produktion denkt, liegt wieder falsch, denn "The Malefice" ist eine kraftvoll produzierte Scheibe, die gekonnt das 30-jährige Erbe der Band in die Gegenwart transportiert und klanglich eher an die moderneren CRIMINAL denn an die einstigen Vorbilder VENOM, POSSESSED oder DARK ANGEL erinnert. Damit reihen sich PENTAGRAM CHILE zwischen Bands wie DESTRUCTION, SLAYER oder KREATOR ein, die ihre Soundgewänder ebenfalls der Gegenwart angepasst haben. Vorwiegend flotte, irgendwo zwischen stampfendem Death- und rotzigem Thrash Metal angesiedelte Nummern wie "The Death Of Satan", "The Apparition", "Arachnoids" oder der Bonustrack "King Pest" sind richtig gut und machen "The Malefice" (auf dem zusätzliche Gastbeiträge von MORGOTHs Marc Grewe, DESTRUCTIONs Schmier und AT THE GATES´ Tompa Lindberg vorhanden sind!) nicht zum akustischen Malefiz. Die jeweils limitierte Auflage auf CD und Vinyl kommt mit einer Bonusscheibe daher, die sieben neu aufgenommene Altgranaten der Band enthält, was das Album noch besser macht als es ohnehin schon ist.
The Malefice
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
53:0 ()
Label:
Vertrieb:
Nachdem die französischen KILLERS das Jahr mit einem Hammerschlag eröffnet haben, tun es ihre Landsmänner und Brüder im Geiste, ADX, ein paar Monate später gleich und legen ein traditionelles Speed Metal Album vor, das sich nur so gewaschen hat. Auch wenn ADX sich noch nie in irgendeiner Form angebiedert haben, so klang das letzte Werk „Immortel“ doch eine Spur moderner. „Ultimatum“ hingegen ist purer speediger Heavy Metal, wie er auch schon auf den Frühwerken der Band zelebriert wurde. Wer sich also noch an „Execution“, „La Terreur“ oder „Suprématie“ erinnert, der kann „Ultimatum“ bedenkenlos eintüten. Aber auch jedem anderen Fan traditioneller Klänge, der keine Probleme mit der französischen Sprache hat, kann ich „Ultimatum“ ohne Umschweife empfehlen. Egal ob es ADX so richtig qualmen lassen, wie bei „Commando Suicide“, „Divine Menace“ oder dem „Weird Visions“-Remake „King Of Pain“, kraftvoll los stampfen („Le Dernier Carré“) oder es gar düster, melancholisch („Les Coers Eteints“) klingen lassen, all Killer and no Filler. Was besonders begeistert ist die hohe Dichte an gelungenen Refrains, man bekommt sie einfach nicht mehr aus dem Kopf und das jetzt vollkommen unabhängig davon, ob man die Sprache nun beherrscht oder nicht. Sänger Phil passt mit seiner kraftvollen, mittelhohen Stimme perfekt zu dem krachenden Metalinferno, welches ADX auf „Ultimatum“ entfesseln. Auch wenn es wieder viele gute Newcomer im traditionellen Metalsektor gibt, ADX zeigen dem Nachwuchs wo der Hammer hängt. Auf die nächsten 32 Jahre!
Ultimatum
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
51:55 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten