Review: Rise... Then Rest
Testament, Destruction, Megadeth, Paradox, Exodus – die Liste der „alten“ und von CRISIX zitierten Helden kann der geneigte Fan nach eigenem Gutdünken beliebig verlängern. Und zwar so lang, wie die Auswahl beliebig erscheint. Denn: Harsche Rammel-Hackriffs, hasengefickte Klopperdrums, Straßenschläger-Räudig-Vocals, Mark-erschütterende Schweinequeik-Schreie und ein rückständiger Bollerbass – auch die Zutaten sind so bekannt, wie die ganzen Bands der zigsten Welle, die gerade aus Thrashenhausen über uns herüberschwappt. Alles bekannt, alles schon mal durchgekaut. Sind die 2008 als Crysys gegründeten Katalanen denn dann auch entsprechend öde oder vielleicht sogar scheiße? Nö. Ganz und gar nicht. Und das liegt daran, dass die Band aus Barcelona Schnelligkeit und Aggressivität mit Melodie und (Achtung: duftes Wort) Catchiness verbindet. Und so bleiben Songs wie der Opener „I.Y.F.F.“, das Titelstück oder das coole „Seven“ aufdringlich im Ohr hängen, bescheren akute Freude beim Hörer und ein gerüttelt Maß an Sympathie - woran auch der Gute-Laune-Sauf-Song „Waldi Gang“, das überstrapazierte Cover „Ace Of Spades“ oder der etwas zu kalte Sound vom guten, alten Erich (Rutan, nicht der Wikinger) nichts ändern (können). Also, immer schönen „risen“ vor der Pause. Dann klappt das auch mit dem hailen. Yo Digga, mehr Thrash. Fuck Alter, guter T-Metal aus Spanien, wer hätte das gedacht? Testament? Hammercult? CRISIX bringen mich in den Pit...
Rise... Then Rest
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
45:25 ()
Label:
Vertrieb:
Ähnlich wie die Geschichte der Menstruation ist die Geschichte der Kultformation MASSACRE eine Geschichte voller Missverständnisse. Bereits 1984 gegründet, existierte die Band bis zur Veröffentlichung ihres Debütalbums "From Beyond" (im Jahr 1991) nur hin und wieder mal. Dieser Zustand hielt bis heute an, so dass es die Jungs aus Florida in 23 Jahren gerade noch auf eine Nachfolge-EP ("Inhuman Condition" von 1992) und ein weiteres Album ("Promise" von 1996) brachten. Seit 2011 bestehen MASSACRE zwar aus den beiden Urschleimern Rick Rozz (Gitarre) und Terry Butler (Bass), doch Sänger und Tausendsassa Kam Lee ist ebenso wenig dabei wie Drummer und Mitbegründer Bill Andrews, was "Back From Beyond" in Bezug auf den viel verheißenden Titel ein wenig von seiner Magie raubt. Klammert man jedoch den großen Kult um das Erstlingswerk aus und geht mit realistischen Erwartungen an das Album, wird man von einem sehr guten Old School-Death Metal-Geschoss überrascht, das - und das war definitiv zu erwarten - mit den meisten Genre-Mitbewerbern locker mithalten kann. Mikey Mazzonetto macht an den Drums eine ebenso gute Figur wie Ed Webb am Mikro, und auch das Songwriting ist über die weitesten Strecken gelungen: mit "As We Wait To Die", "Hunter´s Blood", "False Revelation" oder "Honor The Fallen" (die hier lediglich als Anspieltipps dienen sollen) hat das Quartett ein ordentliches, wenn auch noch steigerungsfähiges (Midtempo-) Brett vorgelegt, das durch den fast vollständigen Verzicht auf Stücke über der Vier-Minuten-Marke zusätzlich an Eingängigkeit gewinnt. Wenn diese Besetzung, die absolut nicht als halbgare Reunion durchgeht, noch länger aktiv bleibt, ist es möglich, dass sie mit ihrem nächsten Album vielleicht an das große Meisterwerk von 1991 anknüpfen kann. Das Potential dafür ist zweifellos vorhanden!
Back From Beyond
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
14
Länge:
45:38 ()
Label:
Vertrieb:
Interview: Total Fucking Darkness - Ein Interview mit Dani Filth (Teil 1)
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Interview
Hey Dani, vielen Dank, dass Du Dir für uns Zeit genommen hast. Wir wollen auch nicht zu viel Zeit verschwenden und beginnen gleich mit der ersten Frage: Nach über zwanzig Jahren habt Ihr euch dazu entschieden euer drittes Demo „Total Fucking Darkness“ wieder herauszubringen. Wessen Idee war das und warum gerade zum jetzigen Zeitpunkt?
Letztes Jahr habe ich mich nach langer Zeit mit Paul Ryan getroffen, der zusammen mit mir zu den Gründungsmitgliedern zählt. Eigentlich habe ich ihn seit 14 Jahren nicht mehr gesehen, aber ein gemeinsamer Freund hat uns wieder zusammen geführt. Wir tranken dann ein paar Bier und begannen über das alte Demo zu reden. Es gibt auf dem Markt so viele schlechte Bootlegs davon, die eine wirklich beschissene Qualität aufweisen. Er meinte dann, dass er noch anderes rares Material auf Lager hat, das noch niemals das Tageslicht zu Gesicht bekommen hat. Er veröffentlichte in letzter Zeit einige Projekte über das Mordgrimm Label von Frater Nihil, unserem ehemaligen Labelchef und schlug vor, das Demo über dieses Label zu veröffentlichen. Eigentlich sollte es eine Limited Edition werden mit 666 Kopien und einem auf 80 Einheiten begrenzten Boxset. Weißt Du, das Ganze sollte ein wenig spaßig und undergroundig sein, um das 20-jährige Bestehen von „The Principle Of Evil Made Flesh“ zu feiern. Und wenn Du dich erinnerst, war Frater Nihil der Typ von Cacophonous Records, der unsere ersten zwei Alben rausbrachte. Wir entschlossen uns, die problematische Vergangenheit auf sich beruhen zu lassen und sind nun wieder Freunde.
Wir rechneten aber nicht damit, dass die Nachfrage nach „Total Fuckin Darkness“ so groß ist, so dass nun ca. 10.000 CDs gepresst werden und ca. 4.000 LPs. Dennoch gibt es eine besondere limitierte Edition der LP. Das Material wurde remastered, so dass wir damit zufrieden sind und die Bonussongs, die aus alten Proberaumaufnahmen von 1992 stammen, klingen ebenfalls gut. Eine weitere Besonderheit ist der Song „Spattered In Faeces“ aus dem nie erschienenen „Goetia“ Album (die Masterbänder wurden vom Studio wieder gelöscht, da das damalige Label die Aufnahmen nicht bezahlte. Es sollte als Debütalbum erscheinen /Anmerkung des Verfassers). Er ist der einzige, den wir aus dem Studio retten konnten, bevor alles gelöscht wurde.
Wenn ich Dich unterbrechen darf, wie kommt's dass ihr nur diesen Song gerettet habt?
Das lag daran, dass wir einen Song mitbekommen haben, um ihn auf verschiedenen Anlagen zu testen, damit uns nachher auch der Sound gefällt. Es ist eigentlich eine Schande, dass das Album nie auf dem Markt kam, denn es war eigentlich ein wirklich gutes Album. Es klang so wie die frühen Sachen von Therion, Paradise Lost und The Gathering also mit einem Death Metal Einschlag. Das ist einfach eine seltsame Geschichte, denn ich bin noch öfter in dem Studio, in dem die Aufnahmen gemacht wurden. Wir proben da mit Cradle Of Filth. Und ich habe mich mit dem Produzenten Marc Hallwood unterhalten und er meine auch, das es eine Schande wäre. Die Bänder hätten jeden von uns nur 80 Pfund gekostet. Hätte ich das damals gewusst, dann hätte ich das bezahlt. Wir haben uns danach neu formiert und das Total Fucking Darkness Demo geschrieben.
Da das „Goetia“ Album gelöscht wurde, kann man Songideen und Fragmente auf den den nachfolgenden Veröffentlichungen hören? Oder habt ihr danach alles verworfen?
Ich denke, wir haben danach einfach weitergemacht. Wir bestanden zu dieser Zeit nur noch aus vier Leuten beziehungsweise fünf. Benjamin Ryan war zu dieser Zeit kein richtiges Mitglied und half uns mit den Keyboards öfters aus. Eigentlich hatten wir nach der „Goetia“ Session ein fast neues Bandgefüge. Paul Allender stieß zu uns. Der Bassist John Pritchard (b. 1991-1992) wurde durch Robin Graves (b. 1992-1994, 1995-2002) ersetzt. Und die Musik, die wir schrieben, wurde dunkler und düsterer. Außerdem entschieden wir uns, das nächste Material selbst zu veröffentlichen. Ich denke TFD verkaufte sich über 1.000 mal zu dem Zeitpunkt, was schon ziemlich krass ist. Damals lief ja alles nur über Tapetrading, Mundpropaganda und Konzerte. Wir fingen an mit einer Promoagentur zu arbeiten, die uns Konzerte mit Cannibal Corpse, Paradise Lost, Skyclad und anderen Bands beschaffte. Dadurch wurden wir einer breiteren Masse vorgestellt. Das half uns natürlich sehr.
Wie hast Du die damalige Zeit wahrgenommen, als ihr das TFD-Demo aufgenommen habt?
Haha, das ist nun auch auch schon über 22 Jahre her. Das Geld war bei uns allen auf jeden Fall ziemlich knapp. Ich habe die Schule für ein Jahr unterbrochen, um die Band voranzutreiben und zu sehen ob, das irgendwie klappt. Meine damalige Freundin, die nun meine Ehefrau ist, nahm ca. 18 Monate lang ziemlich beschissene Jobs an, um uns über Wasser zu halten. Danach wussten wir, dass dies unser beruflicher Weg sein würde.
Ihr bringt die Wiederveröffentlichung in verschiedenen Formaten heraus. Welches Format bevorzugst Du? Vinyl mit dem schönen großen Covern, die handliche CD oder doch eher MP3's weil Du zu Hause keinen Platz mehr hast?
Dani: Um ehrlich zu sein, wird der Platz bei mir tatsächlich knapp mit den ganzen Statuen, Dekorationen, Spielzeugen, DVDs und CDs aber ich kaufe keine Downloads. In meinem Büro höre ich zwar Mp3s aber die stammen von meinen CDs. Ich habe mir schon seit einer Ewigkeit keine Platten gekauft. Früher habe ich das oft gemacht. Ich bin nicht so besessen von dem angeblich so guten Vinylsound. Außerdem habe ich in einem Ohr einen Tinitus, da kommt es auf den etwas besseren Klang auch nicht mehr an (lacht). Aber ich liebe Vinyl.
Ich hab schon relativ früh mit dem Musikhören angefangen und hab mir damals auch alles auf Platte gekauft. In den 90'ern, als die Platte von der CD verdrängt wurde, habe ich mir dann alles nach und nach auf CD gekauft. Jetzt will ich nicht wieder alles auf Platte zurückkaufen.
Exakt! Meine erste CD war wohl einer der ersten Heavy Metal CDs die damals rauskamen. Das war METALLICAs „...And Justice For All“. CDs gibt’s nun auch schon ein Weilchen.
Wo wir uns gerade so schön über Musik unterhalten. Bist Du jemand, der immer wieder Ausschau nach neuen spannenden Bands hält?
Ja absolut! Wir waren zum Beispiel letztes Jahr in Australien auf Tour und hatten einen Tag frei. Unsere Keyboarderin überzeugte mich, zu einem Konzert der Band The Bronx zu gehen und mir gefiel es wahnsinnig. Ich besorgte mir darauf hin die ganzen Alben. Außerdem mag ich auch GHOST und CRAFT. Außerdem spielten wir vor kurzem mit INQUISITION und IN SOLITUDE, die total großartig sind. Ich picke mir die Rosinen aus und außerdem empfehlen Freunde mir oft neue Bands. Und Labels wie Nuclear Blast oder Spinefarm schicken mir ihre neusten Veröffentlichungen zu.
Und wie sieht es mit den Gruppen aus, mit denen Du aufgewachsen bist? Du hast in mehreren Interviews erzählt, dass Du auf alten deutschen Thrash stehst wie SODOM, DESTRUCTION und KREATOR. Verfolgst Du da auch, was diese so auf den Markt schmeißen und gefällt es Dir? Oder gefällt es Dir nicht, weil sich die Bands zu verändert haben?
Heutzutage machen sie schon etwas andere Musik. Aber ich denke, dass viele von den Thrash Bands immer noch gute Alben veröffentlichen. Zum Beispiel die letzten KREATOR, DESTRUCTION, DEATH ANGEL haben mir sehr gut gefallen. Auch die letzte SEPULTURA hat mich seltsamer Weise sehr überrascht. Ich find sie sehr genial. Auch die neuen AMORPHIS wissen zu begeistern. Ja klar ist die Musik nun anders als damals, aber so entwickeln sich die Dinge nun mal. Dennoch mag ich viel von der Musik, die heutzutage erhältlich ist. Die alten Bands bringen immer noch geile Platten raus.
Du hast vorhin erwähnt, dass Ihr mit der Veröffentlichung des „Total Fucking Darkness Demos“ den zwanzigsten Geburtstag von „The Principle Of Evil Made Flesh“ feiert. Wird es dazu noch andere Veröffentlichungen geben, wie zum Beispiel ein Boxset? Oder werdet ihr das mit speziellen Konzerten machen, bei denen ihr das Album von vorne bis hinten durchspielt?
Eigentlich war das nicht unbedingt der Plan, denn eigentlich wollten wir dieses Jahr mal etwas Pause machen. Paul Allender und ich haben auch noch andere Bands, mit denen wir was machen wollen. Ich singe unter anderem bei DEVILMENT, mit denen wir vor kurzem ein Album eingespielt haben und nun auf der Suche nach einem Label sind. Zum Beispiel muss ich später noch zu einer Fotosession für die neue Platte. Nachdem wir aber nun von der Co-Headliner Tour mit BEHEMOTH zurück kamen, waren wir so angefixt, dass wir uns um die Pause keine Gedanken mehr machten. Nun buchen wir so viele Shows, wie es nur irgendwie geht. Man muss die Sommerfestivals einige Zeit im Voraus buchen. Ein paar haben wir schon. Wir gehen im Oktober nach Finnland, den baltischen Staaten, und in Russland sind 15 Konzerte angesetzt. Wir werden das Album aber nicht komplett durchspielen. Aber ich denke, dass Songs wie „To Eve the Art of Witchcraft“ und „A Dream of Wolves in the Snow" beziehungsweise irgendetwas von dem schnelleren Zeug in die Setlist aufgenommen wird.
ALTERBEAST bieten auf ihrem Unique Leader-Einstand "Immortal" heftigen, technisch anspruchsvollen Death Metal, der sich von SUFFOCATION und THE BLACK DAHLIA MURDER beeinflusst zeigt und eine gute halbe Stunde lang alles zertrümmert, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Die Gitarristen zeigen gerne mal, was sie können ("Of Decimus Divine"), können sich in den zahlreichen Slam-Parts aber auch mannschaftsdienlich zeigen. Shouter Cam weiß mit kraftvoller Stimme sowohl bei den Growls wie auch bei den Screams zu überzeugen, auch wenn er in einem Blindtest kaum von THE BLACK DAHLIA MURDER-Frontsau Trevor zu unterscheiden wäre. Macht aber nix, es gibt wahrlich schlimmere Schicksale für einen Death Metal-Shouter. "Immortal" macht bei allem Geballer und Hochgeschwindigkeitsmassaker durchweg Spaß, dafür sorgt das knackige Songwriting, durch das auf unnötige Spielereien verzichtet wird. Einziger Schwachpunkt des an sich guten Albums ist der Drumsound, der zu steril und oft zu wenig durchsetzungsfähig geworden ist. Irgendwo beim Fahren zu einem der drei Studios, in denen "Immortal" aufgenommen wurde, ist dem Schlagwerker wohl der Mut zu mehr Punch im Sound abhanden gekommen. Macht aber nicht viel aus, "Immortal" ist auch so eine gute Platte und für die Überbrückung bis zum neuen THE BLACK DAHLIA MURDER-Album eine gute Wahl. Altmeister Marke CANNIBAL CORPSE werden vom Sacramento-Haufen eh' in die Tasche gesteckt.
Immortal
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8
Länge:
29:57 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Sacrifice & Isolation
Mit etwas Verzögerung liefern COLLAPSE UNDER THE EMPIRE mit "Sacrifice & Isolation" den zweiten Teil ihres Doppelalbumkonzepts, das mit "Shoulders & Giants" begann. Jetzt hätten die Hamburger in der Zwischenzeit ihren Sound ändern oder die Anlehung an "Shoulders & Giants" weniger betonen können - haben sie aber nicht. Die zehn neuen Songs fügen sich nahtlos in den COLLAPSE UNDER THE EMPIRE-Sound ein, bieten mithin schönen instrumentalen Postrock im typischen, leicht melancholischen Stil. Es werden Soundwände aufgebaut, die den Hörer gleichermaßen faszinieren wie ängstigen können, während die Gitarren schon einen Schritt weiter sind und sich anschicken, die Atmosphäre mit Kraft umzureißen. Dabei ist das Album als Gesamtkonzept zu hören, die Song verschmelzen miteinander, genau wie "Sacrifice & Isolation" mit "Shoulders & Giants" verschmilzt. Das Konzept ging voll auf und lässt Postrockfans ein weiteres erstklassiges Album entdecken, mit dem sich COLLAPSE UNDER THE EMPIRE auf gewohnten Pfaden bewegen und deren Sicherheit nutzen, um atmosphärisch dichte, schöne Songs zu schreiben.
Sacrifice & Isolation
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
58:40 ()
Label:
Vertrieb:
HER NAME IS CALLA haben sich für den "The Quiet Lamb"-Nachfolger einige Jahre Zeit gelassen - Jahre, in denen sich auch im Line-Up Wechsel und Veränderungen ergeben haben. Wenig überraschend also, dass "Navigator" keine straighte Fortsetzung des 2010er Albums ist, sondern neue Facetten in den Sound bringt und ihn so erweitert. "Ragman Roll" und insbesondere "Meridian Arc" sind pompöser, fast kitschiger, als alles, was HER NAME IS CALLA bisher gemacht haben und stehen so im Kontrast zu den erwarteten ruhigen Tönen eines "I Was On The Back Of A Nightingale". Richtig überraschend ist das dronige "Dreamland", mit dem die Briten völlig neue Wege beschreiten. Gewohnt gut sind sie dabei immer, die Songs fesseln und fordern gerade durch ihre Vielfalt Konzentration vom Hörer. Die folkig angehauchten, fast schon akustischen Sachen sind dabei das Bindeglied zur eigenen Vergangenheit und zeigen HER NAME IS CALLA gewohnt sicher und gewohnt gut. Im Zusammenspiel mit den neuen Songs wird "Navigator" zu einer interessanten und letztendlich fesselnden Platte, mit der HER NAME IS CALLA einmal mehr ihr Können als Musiker und Songschreiber unter Beweis stellen.
Das Album gibt es komplett auf der Bandcamp-Seite der Band zu hören.
Navigator
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
60:12 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The Necrotic Manifesto
Ähnlich wie ihre stilistischen Artgenossen CANNIBAL CORPSE, MISERY INDEX oder DYING FETUS haben die Belgier bislang noch keine wirklich schwache Scheibe abgeliefert, und da macht "The Necrotic Manifesto", Album Nummer Acht, keine Ausnahme, obwohl seit dem letzten Werk "Global Flatline" die Gitarrenfraktion komplett ausgetauscht worden ist (Danny Tucker und Mendel Bij De Leij sind neu an Bord). Die Stärke von ABORTED liegt immer noch darin, nahtlos zwischen bretthartem Vollgaskommando, sattem Schweinegroove und sehr melodischen Parts hin- und her zu pendeln und dabei stets nachvollziehbare Songs zu schreiben, die vielleicht ein wenig austauschbar sind, in ihrer Gesamtheit jedoch problemlos überzeugen. Zu dem Quintett gesellen sich hier außerdem zwei Gastmusiker, nämlich Vincent Bennett von THE ACACIA STRAIN (zu hören in "Your Entitlement Means Nothing") und Phlegeton von WORMED ("Excremental Veracity"), die dem Inferno zusätzliche Würze verleihen und "The Necrotic Manifesto" zu einer außerordentlich starken Angelegenheit machen, bei der lediglich die erwähnte, wenn auch nicht gravierende Eindimensionalität des Songmaterials sowie eine gewisse Sterilität der Produktion negativ ins Gewicht fallen, was das Album aber leider den "Tipp" kostet. Je nachdem, für welche Version man sich entscheidet, bekommt man mit "Funeral Inception" (SUFFOCATION), "Concubine" (CONVERGE) oder "Arise" (SEPULTURA) ein oder zwei Coverversionen spendiert, die mir jedoch leider nicht vorgelegen haben, das Album aber sicher noch weiter aufwerten. Gut gemacht!
The Necrotic Manifesto
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
14
Länge:
42:34 ()
Label:
Vertrieb:
Interview
EDGUY gehören zweifelsohne zur Speerspitze der europäischen Metal Szene. In mehr als 15 Jahren Bandgeschichte und mittlerweile 10 Studioalben sowie ihrem ganz eigenen Humor haben sich die Herrn aus Fulda ihren Erfolg verdient. Anlässlich von "Space Police - Defenders Of The Crown" sprachen wir mit Bassist Tobias Exxel über die Entstehung des neuen Albums.
Hallo Tobias, "Space Police - Defenders Of The Crown" - klingt irgendwie nach einem Weltraumabendteuer im Mittelalter. Was hat Euch dazu veranlasst diesen Albumtitel zu wählen bzw. welche Message steckt dahinter?
Sehr schöne Frage! Der Gedanke gefällt mir! Aaaaaber, damit hat es leider genau gar nichts zu tun. Wir wollten mal was Neues machen, also EIN Album, aber ZWEI Albumtitel. Spaß beiseite, tatsächlich war es so, dass wir beide Ideen unabhängig voneinander hatten und beider sehr mochten. Bis wir festgestellt haben, dass da durchaus ein Zusammenhang besteht und beide Titel sehr gut zueinander passen. Jeder kennt das sicher, allzu oft, wenn man neue, andersartige Ideen hat, kommt jemand, um einem Grenzen und Regeln aufzuzeigen und zu erklären was alles angeblich nicht geht oder nicht zum Erfolg führen wird oder nicht passt oder, oder, oder. Interessanterweise macht die Entwicklung auch vor der Metalszene nicht Halt. Eine Band wie wir bekommt das durchaus gelegentlich zu spüren, sind wir doch schon immer auch etwas anderes gewesen, insbesondere was unser Image betrifft, weil wir nicht solche Düstermänner sind - und das obwohl ich doch so großer Slayer Fan bin. Anyway, Hartnäckigkeit und großes Selbstvertrauen haben uns schließlich dennoch zum Erfolg gebracht.
Tobi hat eine schöne kleine Metapher dazu verfasst, denn wir wollten unser aktuelles Album in einem Studio im Weltraum produzieren, irgendwo, wo es keine Grenzen gibt, nicht mal die Schwerkraft! Aber in unserer kleinen Story sind wir selbst dort nicht sicher vor Regeln und Vorschriften und schwups, da kommt die Space Police um die Ecke und sagt, Halt, Stop, dat geht so nich! Wir haben einen Weg gefunden es trotzdem so zu machen wie wir wollen, und verteidigen so unsere Krone des lustigen, manchmal zugegebenerweise albernen, aber oft selbstironischen und versteckt tiefgründigen Metal, von mir aus nenne es Happy Metal oder einfach nur Metal oder Rock & Metal... We're the Defenders Of The Crown!
Das ist einleuchtend. Ich möchte ehrlich sein - ich bin Fan der fast ersten Stunde und habe euch unzählige Male live gesehen. Die letzten beiden Alben haben mich subjektiv betrachtet leider nicht mehr wirklich überzeugt und ich habe das Thema EDGUY für mich abgehakt. Umso überraschter bin ich, das mich euer neues Album doch so aus den Latschen haut. Die Rezeptur aus wiederkehrender Härte, Edguy traditionellem Songaufbau zum Beispiel bei "The Eternal Wayfarer" funktioniert. Sind die Songs bewusst so entstanden oder hattet ihr vielleicht sogar das Ziel, auch frühere Fans wieder für Euch zu gewinnen?
Ich kann mich gut an unser erstes Zusammentreffen erinnern, nach einer längerer Pause im August letzten Jahres. Als wir unsere Gedanken zur neuen Platte austauschten, habe ich den Wunsch geäußert, wieder eine härtere Platte machen zu wollen. Nicht aus Berechnung, sondern schlicht, weil ich ebenso auf die härteren Sachen abfahre, egal ob von Edguy oder von vielen, vielen anderen geilen Bands. Allein der Wunsch reicht natürlich nicht aus, die Ideen die vorhanden sind, müssen dazu passen und es darf nicht gekünstelt wirken. Oh Mann, der Eggi will unbedingt härter, also spielen wir halt das Riff xy einfach schneller und verzerren noch stärker, bis er zufrieden ist! Haha, nein so klappt es natürlich nicht. Und das schöne ist, die Ideen haben zu 100 Prozent gepasst, und so ist das alles letztlich auf ganz natürlichem Wege entstanden und wir sind alle mächtig stolz darauf!
Dürft ihr auch, aber wie oder wann sind die Songs überhaupt entstanden? Und gibt es etwas, das ihr bei den Aufnahmen oder bei der Produktion an sich anders gemacht habt als bisher?
Alles in unserem guten alten Proberaum. Der Hauptunterschied war, dass wir absolut wild darauf waren, wieder ein Album zu machen und wir haben uns selbst einem viel größeren Zeitdruck ausgesetzt, ganz anderes als wir das jemals zuvor gemacht haben. Wir wollten die Platte im Frühjahr 2014 veröffentlichen. Ich denke das bemerkenswerte daran war, dass wir uns bei allen Songs auf das Wesentliche und auf unsere größten Stärken konzentriert haben und vielen Schnickschnack links liegen gelassen haben. Ich kann absolut sagen, dass dies mein persönliches Lieblingsalbum von uns geworden ist. Da freut einen die wahnsinnig tolle Resonanz der Fans umso mehr!
Von den Songtexten her ist ja keine klare Linie zu erkennen. Wie kommt man darauf Songtexte wie "Do Me Like A Caveman" zu schreiben. Dahinter muss doch auch eine geheime Botschaft stecken?
Klar, absolut geheim! (lacht). So unglaublich geheim, dass ich es Dir leider nicht verraten darf!
Ok, das nehme ich mal so hin, und welcher Song bewegt Dich vom Songtext her am Meisten und wieso?
Nun es gibt da einen Songs namens "Do Me Like A Caveman", der mich sehr bewegt. Eigentlich ist das so eine ganz normale Erfahrung aus dem Tourleben. Du kommst spät abends nach der Show ins Hotel, bist völlig erschlagen und freust Dich auf eine ruhige, erholsame Nacht. Aber dann liegt da im Nachbarzimmer ein Pärchen, das noch voller Tatendrang ist, das Bett wackelt, die Bettfedern quietschen und sie ruft unüberhörbar, "Nimm mich wie ein Höhlenmensch!"
Verstehe,. Wie kam es denn ausgerechnet dazu, das ihr von Falco "Rock Me Amadeus" covert. Ich, denke nicht das es daran lag, das euch kreative Ideen für eigene Songs gefehlt haben?
Nein sicher nicht, aber wir hatten nun mal Spaß daran, so eine Nummer mal auszuprobieren. Die Idee kam relativ spontan und als wir das im Proberaum gespielt haben, hat uns das alle richtig mitgerissen. Könnte auf jeden Fall eine coole Mitsing- und Mitspringnummer werden. Tobi hat einen geilen Job gemacht, diesen Song weder englisch noch deutsch, sondern österreichisch zu singen. Sicherlich mögen sich einige Leute daran stören, weil es zunächst äußerst ungewohnt ist, aber das war ja auch der Sinn der Sache, nämlich mal was anderes zu machen. Das ist sicher ein Fall für die Space Police (grinst).
Stichwort "Love Tyger" - Wenn ihr nicht schon vor ein paar Jahren "Lavatory Love Machine" geschrieben hättet, könnten böse Zungen behaupten, ihr springt jetzt noch etwas auf den "Steel Panther Zug" auf und macht einen auf 80er. Der Song ist großartig gelungen, aus meiner Sicht noch besser wie der bereits angesprochene Song. Was hat euch dazu veranlasst wieder einen Song in diesem Stil zu schreiben. War das eher Zufall oder tatsächlich Absicht?
Zufall. Wenn ich ehrlich bin, als wir den Song angefangen haben und ich die ersten Demos gehört habe, fand ich den Song ziemlich schwach und habe zeitweise sogar nicht mal gedacht, dass wir den bis zum Ende durcharbeiten würden. Daher habe ich auch ganz sicher in keiner Weise an „Lavatory Love Machine“ gedacht. Steel Panther sind gar nicht mal so sehr meine Welt. Ich habe die Band schon mehrfach live in Los Angeles erlebt und fand ihre Show wirklich sehr unterhaltsam und sie sind alle sehr gute Musiker, aber ich hab mir noch keinen Song auf CD angehört. Es passiert übrigens recht oft, dass der erste Eindruck, den ich von einem Edguy Song gewinne, nachher ein ganz anderer ist, wenn er fertig aufgenommen ist. Da gibt es manchmal ganz schöne Überraschungen. „Love Tyger“ ist eine absolut geile Nummer geworden, definitiv einer meiner Lieblingssongs!
Ich hoffe doch wir bekommen den Song live zu hören?
Aber sicher doch!!!
Vielleicht mit STEEL PANTHER als Double Headline-Package?
Definitiv eine interessante Vorstellung. Tatsächlich führen wir aber derzeit ganz andere Verhandlungen. Ich bin sicher, dass Euch unser Live Package sehr gefallen wird! Aber dazu kann ich im Moment noch nichts verraten.
Und EDGUY mit auftoupierten Haaren und bunten Spandex Hosen?
Nur unser Soundmann Achim!!! :-)

Aber erst mal gab es ja den Song beim Boxen. Wie kamt ihr denn dazu? Ist Edguy eine Band die sich fürs Boxen interessiert?
Ganz ehrlich: Nein wir sind keine Boxer (lacht), aber das Team Sauerland kam auf uns bzw. auf unsere Bookingagentur zu, weil die Bock auf uns und auf „Love Tyger“ hatten. Es war eine coole neue Erfahrung und wir haben unseren Song mit unserem typischen Spaß an der Sache gezockt und das Publikum mitgerissen, wenngleich es leider nur ein einziger Song war. Wir hätten ja einfach weiter spielen können, aber vielleicht hätten wir dann eins auf die Nase bekommen .(lacht)
Ok, Spaß beiseite - zuletzt haben ich von einigen "älteren" Fans gehört, das sie die Songauswahl eurer Touren zu eintönig finden, da, abgesehen von den neuen Songs natürlich, einfach zu wenig Abwechslung von Tour zu Tour dabei sind. Spielt ihr mit dem Gedanken auf der nächsten Tour im Herbst den einen oder anderen "älteren" Song durch andere zu ersetzen ?
Wir haben eigentlich immer mal den einen oder anderen "älteren" Song ausgetauscht. Mit jeder neuen Platte wird es schwieriger, das Programm so zusammen zu stellen, dass immer alle zufrieden sind, dabei schließe ich sogar uns selber ein, weil wir ja auch so manche Songs spielen wollen, die aber zeitlich nicht mehr rein passen.
Ich muss aber auch sagen, dass wir mindestens genauso oft hören, dass unsere Setlist zuletzt absolut super war, ganz egal ob von neueren oder von älteren Fans. Worauf sollen wir uns also verlassen, wenn nicht am Ende am allerbesten auf unser eigenes Gefühl? Fakt ist, dass wir immer gerne eine schöne Mischung aus Altem und Neuem spielen wollen, ganz einfach weil wir sehr sehr stolz auf alles sind, was wir in der ganzen Zeit verbrochen haben!
Da hast Du natürlich recht. Auf was dürfen sich EDGUY Fans bei der nächsten Tournee sonst noch freuen?
Auf eine energiereiche Edguy Show (lacht)
Eure aktuelle Bandinfo besagt, das das Rock Musik Business mehr Verhaltensregeln hat wie ein katholisches Ferienzeltlager. An was genau macht ihr das aus? Welche Verhaltensregeln gehen euch persönlich am Meisten gegen den Strich?
Ich hatte das ja zu Anfang bereits angedeutet. Viele Leute haben eine allzu feste Vorstellung, wie eine Heavy Metal Band zu sein hat. Als gäbe es eine Metal Bibel, an die man sich zu halten hat. Darauf haben wir einfach keine Lust.
Seit ihr während Eurer Bandgeschichte auch schon mal derb vom Business enttäuscht worden? Wobei genau oder von wem?
Eigentlich nicht wirklich! Wir sind unseren Weg gegangen und gehen ihn immer noch und kämpfen uns durch. Wir haben mit unserem Label Nuclear Blast und unserer BookingAgentur All Access absolut erstklassige Businesspartner. Und gerade bei denen bzw. mit denen geht es eigentlich weit weniger ums kämpfen, sondern um eine intensive Zusammenarbeit, um Herzlichkeit, Spaß und Überzeugung. Deshalb sind wir mit denen auch schon so viele Jahre zusammen. Mit NB sind es nun bereits 10 Jahre und mit All Access sogar wahnsinnige 16 Jahre!!! Dass da nicht immer alles 100%ig harmonisch zugehen kann, dürfte klar sein, nicht anders als innerhalb der Band auch. Aber die Kunst ist es, sich immer wieder zusammen zu raufen, so wie es in einer Familie auch sein sollte!
Tobias hat neben EDGUY ja noch die "Doppelbelastung" mit Avantasia. Man könnte also meinen, das die anderen EDGUY Mitglieder wesentlich mehr Freizeit haben. Ist das so? Und wenn ja - wie verbringst Du zum Beispiel Deine Freizeit am Liebsten?
Ich habe in 2012 ein Album zusammen mit dem ehemaligen "ehemaligen" Onkelz Drummer Pe Schorowsky gemacht. Das Album "Dreck und Seelenbrokat" hat weder mit Edguy noch mit den Onkelz allzu viel gemeinsam. Es ist ein cooler gute Laune Punk mit interessanten Texten, vielen flotten Songs und Pe singt statt Schlagzeug zu spielen. Schaut euch mal unsere Videos "Nur Noch'n Tag" und "Nachschlag" an! Ich denke, das wird euch gefallen. Vor einigen Jahren habe ich mal sehr kurzfristig bei Blind Guardian den Bass übernommen, weil deren Bassist Oli ausgefallen ist. Das hat natürlich auch tierisch Spaß gemacht, es war eine schöne Abwechslung und zu allem Überfluss haben wir in Pretoria, Südafrika gespielt! Du siehst, ich kann auch nicht über zu viel Freizeit klagen (grins)
Bezeichnet ihr euch selber als "Rock Stars" oder würdest Du eher sagen Du führst ein recht normales Leben mit Hund, Haus und Samstag Abend Sportschau?
Naja, mit zwei Kindern, zwei Katzen, Haus, Samstag Abend ohne Sportschau, aber dafür gerne gelegentlich eine coole Party mit meinen Freunden zu Hause, sofern es die Zeit für mich hergibt!
Vor 15 Jahren habt ihr bestimmt davon geträumt dort zu stehen wo ihr heute seit. Von was träumt ihr im Bezug auf EDGUY heute?
Das ist immer eine gute Frage. So richtig konkret kann und will ich mich da auf nichts Bestimmtes festlegen. Fakt ist, dass wir alle ziemlich kämpferisch veranlagt sind und immer noch ein bisschen mehr wollen. Damit meine ich aber nicht einfach stumpf, immer mehr Verkäufe, mehr, mehr Kohle, noch mehr Frauen... (lacht) Nein ich meine auch die Freiheit, die wir uns einfordern, auch mal was anders zu machen, als es die Mehrheit der Bands tun würde bzw. anders als es die Szene erwartet, wobei wir wieder beim Stichwort Space Police angekommen wären. Jedenfalls hält uns genau diese Einstellung immer bei Laune und bewahrt uns absolut davor, eines Tages satt und fett zu werden, sodass wir uns nicht mehr drum scheren würden, ob unser Album wirklich gut oder nur Aufguss sein würde... Darauf könnt Ihr Euch verlassen!
Tobias Exxel, Edguy, 06.Mai 2014
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