Review: The Eerie Sound Of The Slow Awakening
Thorns (oder bürgerlich: Gionata Potenti) ist wohl einer der bekanntesten BM-Musiker Italiens, kann er sich doch rühmen in namenhaften Bands wie AD HOMINEM, BENIGHTED IN SODOM, GLORIOR BELLI, HANDFUL OF HATE, KRIEG festes Mitglied gewesen sowie bei ENTHRONED und TUNDRA Live-Schlagzeuger zu sein. Aktiv ist er aktuell bei den Griechen ACHERONTAS und MACABRE OMEN, den Franzosen BLUT AUS NORD, den Landesgenossen FROSTMOON ECLIPSE, SULFUR und KULT, den litauischen Projekt FUCK OFF AND DIE! und MANETHEREN aus den Vereinigten Staaten aktiv. Ausgebucht und vielbeschäftigt ist der talentierte Drummer. Und ehrlich gesagt, wen wundert es bei so vielen (BM-)Projekten, dass Thorns die Musik durch das Blut geht und durch sein Blut nichts als Black Metal entsteht? So hat sich Thorns unter dem Bandnamen DEATHROW nun vollends verselbstständigt – ist er doch bei DEATHROW weit mehr als Drummer und Sänger und für alle Instrumente zuständig. So präsentiert sich „The Eerie Sound of the Slow Awakening” dem Hörer in seiner kompromisslosen, oldschooligen Schwärze – DEATHROW spielen dreckig und solide, klingen nach alten DARKTHRONE und ISVIND und erinnern gar etwas an THORNS Nebenprojekt KULT (welches mit der Veröffentlichung „Unleashed From Dismal Lights“ schon Ende letzten Jahres vorsetzte) – tatsächlich klingen DEATHROW (wie auch KULT) verdammt norwegisch. Langweilig wird es trotz des recht kompromisslosen Stils nicht: Seien es raue Knüppel-Nummern wie „He, The Destroyer“ oder „The Sential“, dem langsamen (fast depressiven) „The Illusion Of Control“, dem packenden „Dying In The Cold“, der Instrumental-Nummer „Lost In The Grey“ oder dem groovig-rockigen „One Moment“. Ordentliche Genre-Arbeit!
The Eerie Sound Of The Slow Awakening
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
44:2636 ()
Label:
Vertrieb:
Neun Monate nach ihrer letzten Scheibe „Höllenfahrt“ melden sich TANZWUT nun mit einem neuen Label im Rücken (AFM Records) und einem neuem Akustikalbum im Musikregal zurück. Bereits heute sind Sie ein fester Bestandteil des deutschen Mittelalter Rocks und wollen auch nicht von ihrem Platz weichen.
Die neue Platte, die den Namen „Eselsmesse“ trägt, ist ein interessantes Werk, das bereits im Intro den Hörer mit Marktschreiermanier zur Eselsmesse, einem mittelalterlichen Narrenfest, einlädt. Dann wird auch bereits in „Asinum Chorum“ gezeigt wodurch sich TANZWUT auszeichnen, nämlich das diesmal fast ausschließliche Dudelsack gedröhn, dass freudig zum Tanzen einlädt. Sicherlich mag das für den ein oder anderen jetzt langweilig und eintönig klingen, doch das ist es keineswegs! Der Teufel und seine Crew beweisen immer wieder, dass sich Dudelsack-Titel nicht gleichen müssen, so ist es in der Tat, dass keiner der 13 Titel sich auch nur im Entferntesten ähnelt. Allerhöchstens in der Wahl der Instrumente.
Wer viel Gesang erwartet wird allerdings enttäuscht, auch wenn hin und wieder lateinische Gesänge auffallen, so gehen sie in der Dominanz der Bagpipes unter. Lediglich die Titel „Der Eselskönig“, „Unsere Nacht“, „Gregis Pastor Tityrus“ und „Zieh Mit Mir“ zeigen sich mit deutlich vernehmbaren Vocal-Parts.
„Der Eselskönig“ ist eine Erzählgeschichte, die über besagtes Narrenfest berichtet und einen trinkerfreundlichen Refrain mitbringt, der sogar noch nach einem dutzend Methörnern oder Krügen Bier noch getroffen wird. Dagegen wird mit „Unsere Nacht“ ein schönes Duett, zwischen Mann und Frau geliefert, das voller Leidenschaft steckt und erst zum langsamen, dann aber immer schnelleren Tanzen fordert. Zwischenzeitlich wird im Titel „Gregis Pastor Tityrus“ starker Bezug zum Feste durch mehrfache IA IA-Gesänge aufgebaut, dass auf Eselsmessen üblich war. Wenig später erklingt etwas trauriger der schon letzte Titel der Scheibe, nämlich „Zieh Mit Mir“. Dieser verkörpert gleichsam etwas melancholisches, aber aus Textlicher Hinsicht auch eine gemeinsame Flucht, so dass der nun verschrittene Tag auf ewig anhält.
Mit "Eselsmesse" bringt uns TANZWUT ein wirklich schönes Akustikalbum, das auf Mittelaltermärkten, Ritterturnieren und ähnlichen Veranstaltungen sehr gut ankommen wird und sehr viel Freude und Tanz liefert. Gespannt bin ich auch schon auf schon auf ihre Tour im Oktober, wo sie DIE APOKALYPTISCHEN REITER Supporten werden!
Eselsmesse
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
45:52 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The Blues Came Callin
WALTER TROUT (Jahrgang 1951) gehört mit zu den bekanntesten und auch in Europa umtriebigsten Blues-Gitarristen. Nach seinen „Lehrjahren“ bei JOHN LEE HOOKER, CANNED HEAT und JOHN MAYALL ist er seit Anfang der 90er Solo unterwegs und steht für druckvollen, abwechslungsreichen und songdienlichen Blues. Mit „The Blues Came Callin” hat er nun ein neues Studioalbum am Start, welches textlich durchaus von seiner schweren Krankheit geprägt scheint – vieles dreht sich um seine Famile und die Danbkbarkeit die er für sie empfindet; und um das Ende, das Sterben, das unser aller Weg ist. Das er gesundheitlich angeschlagen ist, hört man seinem Gitarrenspiel aber nicht an - nur der Gesang, der war schon mal fester und forscher. Musikalisch scheint die Situation WALTER TROUT eher dazu gebracht zu haben seine jeweiligen Tademarks noch zu verstärken. So spannt sich der Bogen von schnellen Boogie-Blues á la „Willie“ bis zu intensiv, gefühlvollen Nummern wie „The Bottom Of The River“ welche tief blicken lassen. Ob es das letzte Album des WALTER TROUT sein könnte? Das wollen wir mal nicht hoffen. Nach Medienberichten ist die Lebertransplantation im UCLA Medical Center in Los Angeles gut verlaufen, der Weg der Besserung scheint beschritten - das läst hoffen auf ein Wiederhören. ja, es gibt mit Sicherheit bessere Alben in der nunmehr 22 Alben umfassenden Diskografie, aber als ein gutes reiht sich „The Blues Came Callin“ allemal ein.
The Blues Came Callin
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
57:42 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Brain Salad Surgery (Re-Release)
H.R.Giger hat den Planeten erst vor kurzem verlassen, aber dessen Kunst bleibt. Sein wohl erstes Platten-Artwork war "Brain Salad Surgery" von ELP. Viele weitere u.a. für CELTIC FROST und DANZIG folgten. So wichtig und wegweisend Giger für die Kunst und speziell für den Illustrations- bzw. Kunststil Bio-Mechanik war, waren dies in den frühen 70ern für den Progrock EMERSON LAKE & PALMER neben YES ("Fragil" 1972) und GENESIS ("Foxtrot" 1972). Und dieses von 1973 stammende Album war des Trios Höhepunkt und darf als deren Referenz-Werk bezeichnet werden. Der Longplayer wird nun neu, leicht aufgepimpt unter das Volk gebracht. Jeder Anhänger des Genres hat das Teil wohl im Plattenschrank oder aber kennt es zumindest. Da wir nicht unbedingt alle Progis sind, schreib' ich ein paar Takte dazu.
Das Scheibchen ist anspruchsvoll, sperrig und für Prog ungeschulte Ohren herausfordernd. Den Anfang macht das recht geschmeidige "Jerusalem", das hymnisch mit leichtem sakralen Unterton zu gefallen weiß. Die darauffolgende Version von Alberto Ginateras "Toccato" ist extrem anstrengend, jazzig und hat was von einem fleischgewordenen, leicht desorientierten Tinnitus auf Kokain. "Still...you Turn me on" ist um Welten entspannter, mit leichter Melancholie, PINK FLOYD´schem Unterton und ohne "progressive Vorkenntnisse" zu genießen. Hier gefällt mir, dass die Gitarre, die ansonsten eher im Schatten des überpräsenten Synthesizers und der Orgel steht, mehr zur Geltung kommt. Das halbstündige, in vier Abschnitte aufgeteilte "Karn Evil 9" ist Progrock in Reinkultur, Jazz, Blues und auch der Rock (Part 2) bekommt seinen Raum. Wenn man bedenkt, zu welcher Zeit das Album veröffentlicht wurde, so ist der vielschichtige musikalische Inhalt und damit verbundene Anspruch aller Ehren wert. "Brain Salad Surgery" zählt ohne Zweifel und mit Recht zu den Klassikern des Genres.
Auf CD 2 sind weitere 13 Tracks enthalten. Hierbei handelt es sich um Alternativ-Versionen und verschiedene Mixe. Zu guter Letzt gibt es noch eine Akustik-DVD im Stereo-Mix. All das, wie anfangs schon beschrieben, mit einem Cover der Extraklasse im schicken Digi Pack.
"Brain Salad Surgery" gibt es, so wie es mir vorliegt als 2+1, oder aber als 6er Box inklusive Vinyl, Poster und Buch ab Juni 2014 in den Läden Eures Vertrauens.
CD1
Songs : 8
Zeit: 44:50
CD2
Songs: 13
Zeit: 72:38
DVD
Original Remastert + 2014 Mix
Songs: 8 bzw.16
Brain Salad Surgery (Re-Release)
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8 + 13
Länge:
117:40 ()
Label:
Vertrieb:
D’ACCORD – Retro Prog Rock aus Norwegen - wird den wenigsten etwas sagen. Und das letzte Werk „Helike“, das leider eher ein Album zum „vergessen“ war, hat den Bekanntheitsgrad der Band sicherlich auch nicht gesteigert. Aber war man 2011 noch zu bemüht, für die Länge der Songs an sich zu ideenlos sowie Gesang und Produktion zu flach, so scheint man in 2014 daraus gelernt zu haben. Man orientiert sich zwar wie schon beim Vorgängerwerk an den Größen – YES, JETHRO TULL, GENESIS und natürlich KING CRIMSON – aber die Songs klingen abwechslungsreicher und kommen nicht nur wegen der kürzeren Spielzeit besser auf den Punkt. „D'accorD III“ setzen also auf 70er-Prog, Hard Rock Elemente, Flöte (!) und Retro-Sound (analog, in einem Take Live eingespielt und gesanglich immer noch etwas gewöhnungsbedürftig). Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte: das in JETJRO TULL Form rockende und sehr eingängige „Here Lies Greed“ oder das direkt folgende, ruhige „Lady Faboulus“ lassen erahnen, was D’ACCORD sind und wohin die Reise gehen könnte. Fans des guten alten Retrosounds sollten sich also vom letzten Werk nicht abschrecken lassen und für „D'accorD III“ die Zeit zum Probehören einplanen.
D'accorD III
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
61:21 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The Measure Of Waste
Das ungarische Quintett ist aus der Asche der von 1997 bis 2007 aktiven Band RAVENSHADES auferstanden und führt deren Kurs konsequent fort - in etwa, wie es die Holländer OCCULT seinerzeit durchzogen um mit LEGION OF THE DAMNED nochmal (erfolgreich!) neu durchzustarten. Bei "The Measure Of Waste" handelt es sich daher um das Debütalbum von VEÉR nach dieser "Reset-Aktion", das zwar bereits im Jahr 2009 veröffentlicht wurde, nun aber ebenfalls auf Vinyl und Tape verfügbar ist. Qualitativ geben sich Jungs keine Blöße; ihr leicht thrashig untermalter, furztrocken-sägender Black Metal (mit verhältnismäßig tiefem Gitarrensound, der sogar Death Metaller ansprechen könnte) ist auf das Nötigste reduziert, klingt jedoch nicht wie ein rumpeliges Demo und überzeugt mit starken, wenn auch etwas sperrigen Songs. Damit liegen VEÉR ungefähr auf Augenhöhe mit ihren Landsmännern WITCHCRAFT, bei denen auch Gitarrist M. und Drummer Knot lärmen. Mit "We´ve Lost In Light", "... All These Things Will End", "Praise Be To Roach" oder "This Spring Is The Last" finden sich hier genug schlagende Argumente dafür, dass die Band mit ihrer neuen Identität den richtigen Weg eingeschlagen hat. Der als Outro deklarierte Hidden Track auf dem Album beinhaltet übrigens ein äußerst passendes (deutschsprachiges) Zitat aus dem großartigen Film "Das Leben Der Anderen", das dieses sehr gute Album würdig abrundet.
The Measure Of Waste
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
35:41 ()
Label:
Vertrieb:
EQUILIBRIUM haben vor 4 Jahren einen Schritt gemacht, die damals relativ junge Band in den Augen vieler – inklusive meiner – so gar nicht gut tan: Sie haben Sänger Helge Stang durch Robert „Robse“ Dahn sowie Drummer Manuel durch Tuval Refaeli ersetzt. Das 2010er Album „Rekreatur“ war dann (zu mindestens für Robse, Tuval war noch nicht auf der Platte zu hören) quasi das Debut der neuen EQULIBRIUM. Selbiges Album wurde von der Fachpresse eher zerrissen, von den Fans (höchst subjektiv betrachtet), vorsichtig gesagt, „gemischt“ aufgenommen – so richtig wollte dieser Wechsel der Truppe nicht gut tun, der Stil der Band wich einfach zu krass von „Turis Frytyr“ und „Sagas“ ab ohne sein eigenes Fahrwasser zu finden. Und wenn ich ehrlich bin lache ich immer noch darüber, dass ein Titel ernsthaft „Affeninsel“ hieß…
Mit „Erdentempel“ weicht dieser Stil immer noch recht krass ab – schrecklich viele Parallelen zu den frühen Stücken wird der geneigte Hörer nicht finden – hat sich dafür aber in seiner Art und Weise (im Gegensatz zum halbgaren „Rekreatur“) mehr oder weniger selber gefunden und wirkt authentischer und passender.
EQUILIBRIUM haben sich mittlerweile von dem eher von Wikinger-Geschichten geprägten, selber als „episch“ bezeichneten Metal wegbewegt und streuen auf „Erdentempel“, ungeniert gesagt, einfach mehr stumpfe Sauflieder ein. Songs wie „Met“ („Turis Fratyr“ von 2005) oder BLACK MESSIAHs „Sauflied“ kann jeder Depp auch noch bei knapp vor einer 50-50% Blut-Alkohol-Mischung auswendig mitgröhlen – und offenbar versucht EQUILIBRIUM mit Titeln wie „Uns’rer Flöten Klang“ oder „Wirtshaus Gaudi“ direkt an den eigenen, mittlerweile 9 Jahre alten Erfolg von „Met“ anzuknüpfen.
Streckenweise gelingt das ganz sympathisch, teilweise sorgt es für eine gewisse Form von Fremdscham bei den Lyrics – und das sagt jemand, der sich sonst ganz unkompliziert in die gröhlende „MET! MET! MET“-Menge einreiht. Ich meine, ernsthaft – stumpfes Sauflied mit Allüren an ONKEL TOM oder TANKARD, gerne – aber Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Lyrics muss ich mir nicht geben, erst recht wenn sie nur pseudo-böse gegrowlt sind und man alles gut versteht („Hallo lieber Wirt mach mir den Bierkrug voll / ganz Randvoll / so ist’s toll“). In anderen Worten: Wegen solchen Songs haben Leute wie wir einen beschissenen Ruf. Auch darum schere ich mich für gewöhnlich nicht – bei dem Chorus gebe ich der selbsternannten Musik-Elite, welche so gerne abwertend auf unkomplizierten Metal starrt, ausnahmsweise einfach mal recht.
Ob ich so einen Titel wie „Was Lange Währt“, ein Opener der nach dem Instrumental-Intro „Ankunft“ (wie passend…) im Endeffekt nur das Comeback Band beweihräuchert, brauche – das ist gelinde gesagt diskutabel. Gleiches gilt für „Freiflug“. Ich will ja nicht sagen, dass das in Richtung Deutschrock geht… aber eigentlich will ich’s schon sagen.
Ein weniger ernster und mehr in Richtung Metal statt Schlager machen dann die stärkeren Titel der Platte, vorne weg das von der EP bekannte „Waldschrein“, wahlweise auch „Stein Meiner Ahnen“ oder „Karawane“. Hier merkt man, dass die (eigentlich nicht mehr neuen) Mitmusiker in der Band angekommen sind und wieder schlicht und ergreifend guten, deutschsprachigen Pagan Metal zocken können.
Positiv weiterentwickelt hat sich die Band auch insofern, dass einige Songs thematisch angenehm, wenngleich passend, vom sonstigen Schema abweichen und einen frischen Wind in die Musik bringen („Karawane“, „Wellengang“). Man mag mir da widersprechen, aber bei deutschem Metal haben die Lyrics durchaus ihren erhöhten Stellenwert.
Was mache ich mir also nun aus „Erdentempel“? Nun: Es ist meiner Meinung nach besser als „Rekreatur“, alleine schon weil es stimmiger wird. Es hat aber auch mehr als einen verzichtbaren Titel – dennoch hat es mein arg remponiertes Vertrauen in die Band (welche, das gilt noch anzumerken, ich seit dem 2005er Debut verfolgt) teilweise wiederhergestellt. „Erdentempel“ kann man hören – muss man aber nicht gerade vorbestellen.
Release: 06.06.2014
Erdentempel
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
56:12 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Det Personliga Helvetets Spiral
SVART ist das Ein-Mann-Projekt des noch recht jungen Schweden Christian Larsson, der unter Anderem bei den Rasierklingenvertretern SHINING den Bass schwingt. 2007 gegründet, liefert er mit "Det Personliga Helvetets Spiral" bereits sein drittes Album ab, das stilistisch - wenig überraschend - depressiven Black Metal im Stil von - noch weniger überraschend - SHINING, FORGOTTEN TOMB oder LIFELOVER bietet, jedoch in Sachen Düsternis und Atmosphäre allerhöchstens an der Oberfläche kratzt. Die Songs wirken mit ihren banalen, ruhigeren Passagen und den überzogenen, oftmals Soundtrack-artigen Keyboard-Intermezzi (Kleister wie "Hädanferd" ist purer Ballast) wie mit der Schablone konstruiert, und die monotonen, gleichförmigen Einheitsriffs ermüden anstatt zu bedrohen. Das ausdruckslose Krächzen von Herrn Larsson passt dazu wie Arsch auf Eimer, was "Det Personliga Helvetets Spiral" zu einer anstrengenden bis langweiligen Angelegenheit macht. Dass das Album wesentlich länger anmutet als eine Dreiviertelstunde, spricht Bände!
Det Personliga Helvetets Spiral
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
46:41 ()
Label:
Vertrieb:
Interview: Distant Satellites - Ein ANATHEMA Interview mit Danny Cavanagh
Band anzeigen
Interview
Hey Danny, vielen Dank, dass Du dir für uns Zeit genommen hast. Damit wir keine Zeit verlieren, können wir gleich mit den Fragen anfangen.
Ich hatte vor unserem Interview nicht die Gelegenheit, mich mit dem neuen Material ausführlich auseinanderzusetzen. Könntest Du uns erzählen worin sich „Distant Satellites“ vom Vorgänger „Weather Systems“ unterscheidet?
Zwischen beiden Alben gibt es gravierende Unterschiede. Du musst dir aber das Album selbst komplett anhören, um diese Unterschiede zu hören. „Distant Satellites“ nimmt dich auf eine Reise. Wenn ich es mir anhöre, dann auch nur von vorne bis hinten. Ich möchte niemanden vorschreiben, wie er dieses Album zu hören hat. Das muss jeder selbst entscheiden. Aber es wurde als Gesamtkunstwerk geschaffen. Nur wenn man es in einem Rutsch durchhört, sind die Unterschiede zu erkennen. Es gibt auf jeden Fall einige Überraschungen zu entdecken.
Als ich mir „Distant Saltellites“ das erste Mal anhörte, war ich sehr überrascht über die Songs, die am Ende der Platte stehen. Diese sind doch sehr elektronisch ausgefallen. Kannst Du uns sagen, wie es zu dieser Ausrichtung gekommen ist?
Die Idee, elektronische Elemente zu benutzen hatten wir schon lange. Es war immer unser Schicksal, diese Richtung einzuschlagen. Wir haben aber immer auf den richtigen Moment gewartet. Es hat vorher nie wirklich gepasst. Erst jetzt hat es sich richtig angefühlt.
Ich habe gehört, dass diese elektronischen Songs aber schon ziemlich alt sind.
Exakt! Das ist die Ironie daran. Denn hierbei handelt es sich um die ältesten Songs des neuen Albums. Die ersten sechs Lieder hören sich an wie typisches ANATHEMA Material wie von zum Beispiel „Waether Systems“ oder „We're Here Becouse We Are Here“. Die sind alle höchstens zwei Jahre alt. Die letzten vier Titel haben sechs bis zehn Jahre auf dem Buckel, wenn nicht sogar mehr. Und diese sind diejenigen, die sich am unterschiedlichsten anhören.
Und als diese Songs damals geschrieben wurden, hörten sie sich schon so elektronisch an? Oder habt ihr sie für „Distant Satellites“ extra bearbeitet?
Nee, sie waren schon immer in dieser Form.
Hörst Du denn viel Elekro? Sowas wie Trip Hop, Dubstep oder Ambient?
Ja, das machen alle aus der Band. Vielleicht sind es Vincent (Cavanagh, Gesang/Gitarre) und John (Douglas, Schlagzeug), die diese Musik am meisten lieben. Aber ich höre es auch. Letztes Jahr gab's für mich so was wie einen magischen Augenblick in dieser Musikrichtung. Ich war bei einem ATOMS FOR PEACE Konzert. Das ist eine sehr energetische Band, die elektronische Elemente mit einer Liveband kombiniert. Sie sind in der Lage, tolle Songs mit großartigen Melodien zu schreiben und es zu einem großen Ganzen zusammenzumischen. Sie scheinen ein Bindeglied zwischen elektronischer und organischer Musik zu sein. Die Entdeckung ihrer Musik hat für mich vieles verändert. Und für uns als Band ist es der nächste Schritt, ebenfalls die beiden musikalischen Welten zu verbinden.
Könntest Dir vorstellen, dass ANATHEMA ein komplett elektronisches Album auf den Markt bringt?
Nein! Auf keinen Fall. Aber Elektronik ist nun ein wichtiges Element von uns. Ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann die gleiche Gewichtung haben wird wie die Gitarren und das Klavier. Aber ein Album ohne Gitarren ist für mich nicht vorstellbar. Beziehungsweise ist ein ANATHEMA Album, wo wir uns auf ein Instrument oder Stilart konzentrieren nicht vorstellbar. Höchstens als ein „Experimental Album“ wie „Falling Deeper“ oder „Hindsight“. Ein richtiges Studioalbum ist immer eine vollwertige Mischung aus verschiedenen Elementen, keine Fokussierung auf etwas Bestimmtes.
Um wieder auf euer neues Album zurückzukommen. Warum habt ihr es „Distant Satellites“ (Entfernte Satelliten) genannt? Welche Bedeutung steckt dahinter?
Der Titel stammt von unserem Schlagzeuger John Douglas und hat etwas mit einer persönlichen Geschichte zu tun. Dabei geht es nicht um den Weltraum, sondern viel mehr um Menschen und ihren Beziehungen zueinander. Wie sie manchmal zueinander stehen und ihre Leben in verschiedenen Bahnen verlaufen. Manchmal verliert man sich aus den Augen und driftet ab, und manchmal kommt man wieder aufeinander zu. John hat mir seine Geschichte erzählt und was hinter dem Albumtitel steht, und es hat mich zu Tränen gerührt, denn ich kann es sehr gut nachempfinden.
Es zeigte mir, wie aufopferungsvoll John ist und was für eine schöne Seele er besitzt. In einer gewissen Weise lässt sich der Titel auch auf uns als Band, als Team beziehen. Es geht um uns, um Menschen, um Familie, um Liebe und unsere Geliebten und unsere Lebenswege. Manchmal sind wir uns näher, manchmal driften wir ab. Ich denke es ist ein schöner und tiefgreifender Titel, der schöne Bilder hervorruft. Aber die Metapher dafür sind im Großen und Ganzen Menschen, deren Leben manchmal zusammen und getrennt voneinander verlaufen.
Ihr habt auf dem neuen Album einen Song „The Lost Song“, der in drei Parts geteilt ist und auf dem Album verteilt zu finden ist. Warum habt ihr ihn so genannt? Ist er ein Überbleibsel alter Studiosessions?
Der Grund, warum das Lied so heißt, ist folgender: Ich habe wirklich mal ein Lied verloren.
Ich habe es mal auf meinem Rechner aufgenommen und irgendwie wurde es aus Versehen gelöscht. Ich konnte mich danach auch in keinster Weise mehr daran erinnern, wie es ging. Es war ein klassischer ANATHEMA Song. Ich habe alle aus der Band gefragt, ob noch irgendjemand davon eine Kopie hat. Aber auch da Fehlanzeige. In dem Prozess, bei dem ich versucht habe mich an ihn zu erinnern und wie er geht, entstand „The Lost Song“.
Und worum geht es textlich in dem Song?
Ich spreche bei unserem neuen Album nicht über meine Texte. Es ist ein schwieriges Album für mich, und ich überlass es lieber unseren Hörern sich ein eignes Bild davon zu machen. Sie sollen es für sich interpretieren können.
Zwei Songs wurden auf „Distant Satellites“ von Steve Willson (Porcupine Tree) gemixt. Wie ist es eigentlich mit dem neuen „Godfather of Prog“ zusammenzuarbeiten?
Es ist großartig! Er ist so gut darin, in dem was er tut. Er ist in so vielem involviert. Doch das, was er am besten kann, ist das mixen und abmischen von Alben. Er war uns 2010 eine große Ehre mit ihm bei „We're Here Because We Are Here“ zusammenzuarbeiten. Es hat uns und unserer Karriere sehr geholfen. Für das neue Album haben wir wieder mit Christer-André Cederberg zusammengearbeitet. Er wurde aber während der Aufnahmen sehr krank und musste ins Krankenhaus. Dadurch ging eine ganze Arbeitswoche verloren. Die Ärzte rieten ihm zu einer Ruhepause, doch er hat sich dem widersetzt, weil er das Album fristgerecht beenden wollte. Er arbeitete bis zur Schmerzgrenze, bis es nicht mehr weiterging. Er hat einen fantastischen Job abgeliefert. Dennoch musste die eine Woche aufgeholt werden, in der der letzte Teil des Albums gemischt wurde. Wir brauchten daraufhin jemanden in letzter Minute, der Christer für die letzten beiden Titel ersetzten konnte. Da haben wir uns an Steven gewandt. Er war der einzige, dem ich zugetraut habe, dass er diese Aufgabe zu unserer Zufriedenheit erfüllt.
Wollt ihr in Zukunft mit Steve Willson noch ein Album aufnehmen?
Nein, eher nicht. Außerdem nimmt Steve keine Alben auf, sondern mischt diese nur ab. Wenn überhaupt nimmt er nur seine eignen Alben auf. Er ist auch viel beschäftigt. In Christer-André Cederberg haben wir unseren Mann gefunden, der uns vom Beginn bis zum Ende des Albums zur Seite steht. Er produziert alles und mischt es im Nachhinein auch mit uns zusammen. Er hilft uns in jedem einzelnen Prozess der Entstehung, vom Demo bis zum finalen Mix. Auch wenn Steve uns bei „Distant Satellites“ geholfen hat, ist es zu 98 Prozent Christers Album. Man sollte das Augenmerk auf ihn legen und nicht auf Steve. Auch wenn Willson immer gute Arbeit abliefert und ein Freund von uns ist, wäre es Christer nicht gerecht, ihn nicht zu erwähnen. Versteh mich da bitte nicht falsch. Es ist Christers Album! Steve musste uns nur drei Tage helfen. Christer ist mittlerweile fast ein Bandmitglied, da er soviel hinter der Bühne für uns macht. Er hat zum Beispiel unsere letztes Livealbum „Universal“ gemischt. Er ist für uns so was Nigel Godrich für RADIOHEAD.
Lass uns nochmal über was anderes sprechen: Auch wenn ihr euch musikalisch sehr weit geöffnet habt, und auch keinen Metal mehr spielt, findet ihr in dieser Szene immer noch sehr viel Beachtung. Kein Metalmagazin, in dem man nicht über euch lesen kann. Fühlt ihr euch dieser Szene noch irgendwie verbunden?
Hmmm, ja vielleicht? Es wird immer ein Teil unsere Geschichte sein und wir werden das niemals bestreiten. Unsere Musik kann jeder hören, der möchte. Wir werden keinen Metal-, Progressive oder Alternativefan bei unseren Konzerten vor die Tür setzen. Es steht jedem frei uns zu mögen, so wie es uns frei ist, die Musik zu machen, die wir machen wollen. Ich glaube an unsere Musik und wenn Leuten unsere Musik gefällt und sie uns unterstützen wollen, dann freut mich das für sie und für uns. Ich möchte da auch nicht generalisieren. Bei uns ist jeder willkommen. That's it!
Hörst Du denn noch manchmal Metal?
Manchmal komm ich auf die alten Sachen zurück wie das Schwarze Album von Metallica, AC/DC oder Iron Maiden. Aber es gibt nur noch wenige Bands, die ich von früher höre und die bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Das meiste Innovative, das mir wirklich gefällt ist außerhalb des Metals.
Was mir bei ANTHEMA sehr gut gefällt, ist der Stil deiner Gitarrensoli. Du versucht gar nicht erst der schnellste Gitarrist der Welt zu sein. Du spielst meist wenige Noten, diese aber sehr gefühlvoll und voller Leidenschaft. Wer zählt denn zu deinen Gitarrenhelden, wenn Du denn welche hast?
Ah Danke! Da gebe ich Dir recht. Also als Nummer Eins wäre Mark Knopfler (DIRE STRAITS) zu nennen, David Gilmour (PINK FLOYD) und Derek Trucks, den ich über Youtube entdeckt habe. Und andere Gitarrenhelden? Hmm ich weiß nicht. James Hetfield (METALLICA) vielleicht? Tony Iommie, Jimmy Page, Paul McCartney und George Harrison hatten einen großen Einfluss auf mich. Eigentlich kann man sagen, viele Gitarristen, die auch gute Songschreiber sind. Mark Knopfler ist zum Beispiel einer, genauso wie die Beatles. Kurt Cobain war ein guter Songschreiber. Die Liste ist unendlich. Für mich bedeutet es Gitarre zu spielen, dem Song zu dienen. Das ist das ganze Geheimnis dahinter. Der einzige, der bei dieser Aufzählung aus dem Rahmen fällt ist Derek Trucks. Ich weiß nicht, wie er als Schreiber ist, aber er spielt die ausdrucksstärksten und gefühlvollsten Soli, die ich kenne.
Danny, vielen Dank für das Gespräch!
Seiten