Ich werde in diesem Review keine Diskussion bezüglich der besten Thrash Metal-Band aus Deutschland beginnen, da eine Band wie DESTRUCTION sich an den eigenen Werken messen lassen muss. Und hier schneidet "Diabolical" definitiv nicht schlecht ab, aber es wurde auch keine Glanzleistung abgeliefert. Ob es am Ausstieg von Gründungsmitglied Mike liegt, oder ob Bandkopf Schmier die Schnauze einfach voll hatte - "Diabolical" geht voll auf die Zwölf und macht keine Gefangenen, aber dies geht zulasten von Melodie und Eingängigkeit. Besonders der Vorgänger "Born To Perish" konnte mit einer gewissen Eingängigkeit und Melodie begeistern, die "Diabolical" einfach nicht vorweisen kann.
So, aber nun ist es genug, da ich hier bestimmt kein Band-Bashing veranstalten möchte. Dies wäre auch ungerecht, da "Diabolical" ein wirklich ordentliches Album geworden ist. Die Riffs sitzen, der Sound knallt amtlich, und Schmiers Gesang klingt angenervt wie noch nie. Hier muss ich dem Bandkopf ein riesengroßes Kompliment machen, da besonders die hohen Screams eine unglaubliche Durchschlagskraft besitzen. Headbanger wie "No Faith In Humanity" oder "Hope Dies Last" wird man in Zukunft bestimmt im Live-Set der Band vorfinden, und die Fans werden es der Band danken. Am Ende der Scheibe liefern DESTRUCTION mit "City Baby Attacked By Rats" eine Cover-Version der Hardcore-Punks von GBH ab. Hier werden sich die Geister scheiden. Mir ist das Ganze zu straight und linear, aber Fans, die es voll auf die Glocke möchten, werden mit diesem Cover glücklich werden.
"Diabolical" ist eine ehrliche, eine gute Thrash Metal-Scheibe geworden, aber mir fehlt ein wenig die bunte Schleife um das abgelieferte Paket. Teuflisch und diabolisch sind die Songs in jedem Fall, aber dass die Jungs auch brutal und gleichzeitig eingängig können, das konnten sie auch schon oft beweisen – also gibt es diesbezüglich keine Ausrede! Natürlich bleiben DESTRUCTION noch immer eine der führenden deutschen Thrash Metal-Bands, aber auch Ikonen müssen aufpassen, da der Underground nicht schläft, und Bands wie FINAL BREATH oder SPACE CHASER langsam aufschließen. Trotzdem ist "Diabolical" natürlich keine schlechte Scheibe und muss im Schrank jedes Thrashers ein Plätzchen finden.
Die Initiierung zum Bandnamen KEOPS kam von keinem Geringeren als den Godfathers of Heavy Metal selbst. IRON MAIDENs Album "Powerslave" ist der Grund, warum die kroatische Band sich nach der ältesten und größten Pyramide von Gizeh benannt hat. Somit ist es auch keine Überraschung, dass das Genre, dem sie frönen, Heavy Metal der klassischen Art ist. Aber mitnichten sind KEOPS eine MAIDEN-Kopie, die fünf Südländer bieten schon ihre eigene Version von Power Metal an.
"Keops", der Album-Opener, groovt düster, zum Teil thrashig hart, mit symphonischen Elementen angereichert, aus dem Startblock. Im Refrain offenbart er eine gefällige Melodie, die zum dunklen Grundgerüst einen spannenden Kontrast bildet. Diese erste Nummer beeindruckt in ihrer Komplexität und weckt die Aufmerksamkeit für den Rest. Der Gesang von Sänger Zvonimir Spacapan ist kräftig und facettenreich, seine Stimme kann sowohl düster als auch schrill ("Road To Perdition") klingen oder bei dem im Vergleich eher milden, klassischen Rocker "Restless Wave" ausgewogen und hoch melodiös. KEOPS bieten, gerade in der ersten Hälfte, viel Abwechslung, die Präsentation ist handwerklich ansprechend. Gegen Ende des Longplayers werden die Songs etwas eintöniger ("Inside My Head"), behalten ihren düsteren Grundton, bieten aber zu wenig Finesse. Das unterhaltsame, sowohl spannende als auch mitreißende "Trauma" kann hier gegen Ende noch mal ein Ausrufezeichen setzen.
Alles in allem ist KEOPS mit "Road To Perdition" ein gutes Album gelungen, das abwechslungsreich und teilweise auch ambitioniert und durchdacht wirkt. Nicht alle Nummern halten den Anspruch, den der Opener oder auch der starke Titelsong verheißen. Fans des Genres werden hier aber nicht enttäuscht.
Neun lange Jahre ist es her, dass PLACEBO ihr letztes Studioalbum veröffentlicht haben. Seitdem, so könnte man sagen, ging es mit der Welt tendenziell eher bergab: Klimakrise, Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, um nur einige Beispiele zu nennen. Gewissermaßen ein guter Zeitpunkt für ein neues PLACEBO-Album, zeichnete sich deren Musik doch schließlich auch nie durch überbordende Fröhlichkeit aus. Daran hat sich auch nach über einem Vierteljahrhundert nichts geändert, und so präsentiert die Band – inzwischen zum Duo geschrumpft—mit „Never Let Me Go" einmal mehr eine düstere Klanglandschaft, die sich nahtlos an ihren etablierten Sound anschließt. Obendrein kommt das Werk in seiner physischen Form in einer hübschen CD-Box daher, was zu erwähnen sich lohnt, da derlei ja in Zeiten der Digitalisierung auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Der Opener „Forever Chemicals" beginnt mit einem rumpelig wuchtigen Intro, mausert sich dann aber zu einem soliden Alternative-Rocker. Das bereits als Vorab-Single veröffentlichte „Try Better Next Time" und „Beautiful James" sind ziemlich klassische PLACEBO-Songs: düster, aber eingängig. Auch „Happy Birthday In The Sky" geht gut ins Ohr, zelebriert die Melancholie und ist eindeutig einer der stärksten Tracks der Platte. Das ruhige „The Prodigal“ kommt in Streicherklänge gewandet daher, „Sad White Reggae“ dagegen wuchtig und dunkel, „Twin Demons“ gitarrenlastig und vorwärtstreibend. Überhaupt ist die Band, deren Sound ja immer schon einen Hang zur klinischen Depression hatte, im Midtempo in ihrem Element, was auch beim nachdenklichen, aber doch rockigen „Chemtrails“ offenkundig wird. Was darüber hinaus auffällt, sind die beständigen, fast schon mantrahaften Wiederholungen von Textzeilen, die besonders bei dem insgesamt eher schleppenden „Surrounded By Spies" und „Hugz" ins Ohr stechen – das kann man, je nach Geschmack und aktueller Laune, nun entweder eindringlich finden oder eher nervig. Mit „This Is What You Wanted“ und „Went Missing“ fällt die Spannungskurve etwas ab, beide Songs sind sehr ruhig, und „Went Missing“ zeichnet sich über weite Strecken durch mehr oder minder gemurmelten Sprechgesang aus. Insgesamt aber haben PLACEBO nach dem schwächeren „Loud Like Love“ von 2013 mit „Never Let Me Go“ wieder zurück zu alter Form gefunden. Kurz: PLACEBO bleiben ihrem Sound treu, versuchen dabei, ihn ab und an ein wenig zu variieren und sind damit auch nach bald drei Jahrzehnten noch ein zuverlässiger Lieferant dunkler Alternative-Songs.
Das charakteristischste an DARE ist Darren Whartons warme Stimme und sein sanfter, zum Teil beschwörend anmutender Gesang. Und genau damit und dem dazu passenden AOR beglückt uns der ehemalige THIN LIZZY-Keyborder nun schon nahezu 37 Jahre. In dieser Zeit sind nur sechs Studioalben erschienen, wenn wir die beiden Neueinspielungen von 2012 und 2018 abziehen. Umso mehr freut man sich auf einen neuen Longplayer, den Darren Wharton mit "Road To Eden" heuer präsentiert.
Dieses neue Werk wurde von ihm allein produziert, geschrieben und in seinem Studio im wunderschönen Nordwales aufgenommen. Dynamisch rockend eröffnet "Born In The Storm", gefolgt von dem auf einer hymnischen Melodie gebetteten "Cradle To The Grave". Die Gitarre ist kein plump härtendes, breitbeinig gespieltes Arbeitsgerät, sondern mehr tragendes und Melodie gebendes ("Lovers And Friends") Instrument sowie leidenschaftlicher Farbtupfer bei den Soli, aktuell etwas zentraler und auffälliger positioniert. Insgesamt steht dem Album die präsentere Gitarrenarbeit. Der gebotene Hard Rock wird partiell, wie bekannt, mit leicht keltisch anmutender Würze angereichert (Titelsong und "Thy Kingdom Come"), wie das schon einst THIN LIZZY oder auch GARY MOORE ("Wild Frontiers") getan haben. Kaum ein anderer Musiker oder eine Band könnte hierfür mehr legitimiert sein.
Man kann konstatieren: DARE ist im AOR und Melodic Rock etwas Herausragendes - auf der einen Seite traditionell, auf der anderen eigen und unverkennbar. "Road To Eden" ist ein neues Album, das gleichwohl schon Vergangenheit in sich trägt.
Fast sechs Jahre nach dem letzten Album melden sich RECKLESS LOVE mit neuem Material zurück. Kurz zuvor konnten die Herren im heimischen Finnland Goldstatus für ihre ersten drei Glam- / Sleaze Rock-Alben einheimsen, ein unbeschriebenes Blatt sind die Sleaze-Rocker, deren selbstbetiteltes Debütalbum 2010 erschien, also längst nicht mehr. Der von vorneherein eingeschlagenen Glam- / Sleaze-Richtung bleiben sie auch auf dem neuen Werk „Turborider“ tendenziell treu, diesmal allerdings weniger gitarrenlastig und dafür überdeutlich beeinflusst von den Synth-Wave-Sounds der (für Glam-Rock und Hair Metal bekanntlich sehr prägenden) seligen 80er Jahre, was beim einen oder anderen für Stirnrunzeln sorgen dürfte.
Der Opener und Titeltrack tritt ordentlich aufs Gaspedal und wartet mit knackigen Gitarrenriff auf. Das nachfolgende „Eyes Of The Maniac“ dagegen kommt deutlich poppiger daher und wirkt im Refrain fast schon etwas schunkelig. „Outrun“ und das synthie-lastige „For The Love Of Good Times“ präsentieren sich gut gelaunt mit viel 80er-Flair, auch „`89 Sparkle“ könnte man sich durchaus auf einer locker-flockigen Mottoparty vorstellen, auch wenn beide allenfalls noch als Poprock durchgehen. Was nach etwa halber Albumlänge neben dem insgesamt unerwartet weichgespülten Sound unangenehm aufzufallen beginnt, ist das Schlagzeug: zu monoton, zu einfallslos und mit seltsam flachem Klang versehen, meint man eher, einem Drum-Computer zu lauschen als einem Schlagzeuger aus Fleisch und Blut. Beim flotten „Bark At The Moon“ dürfen die Gitarren wieder mehr krachen, der mit Abstand stärkste Track jedoch ist – getreu dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ – auch der letzte: „Prodigal Sons“ holt endlich die rotzige Attitude raus, die man von einer Sleaze-Band eigentlich erwarten würde (und bisher von RECKLESS LOVE ja auch erwarten durfte), die auf „Turborider“ den größeren Teil der Zeit über aber unter einem zu glattproduzierten Gesamtsound begraben und daher allenfalls zu erahnen ist. Hier wird, nachdem die Band zuvor über weite Strecken gefühlt eher mit angezogener Handbremse unterwegs war, endlich richtig gerockt und schlagartig hat das Ganze viel mehr Biss – und macht richtig Spaß. Vielleicht schaffen sie es beim nächsten Mal ja wieder etwas mehr Songs von dieser Sorte aufs Album, denn bei aller Sympathie für den Pop-Sound der 80er: energiegeladene, druckvolle Gitarrenklänge stehen RECKLESS LOVE am Ende des Tages doch einfach besser zu Gesicht.
Die Jungs von DARK FUNERAL strotzen auf "We Are The Apocalypse" vor Kraft und Selbstbewusstsein. Die erste Single-Auskopplung "Let The Devil In" ließ mich interessiert, aber auch eine Spur beunruhigt, aufhorchen: Midtempo-Groove statt Blastbeat, viel Atmosphäre und stimmlich über jeden Zweifel erhaben. Ist die neue Scheibe insgesamt langsamer, und hat sich der Stil von DARK FUNERAL deutlich verändert? Die Spannung bis zur nächsten Single-Auskopplung und zum Album-Release stieg also!
Aus Schweden kommen viele gute Metalbands, und auch im Black Metal hat das skandinavische Land viel Gutes zu bieten: WATAIN, MARDUK, natürlich DISSECTION und BATHORY und eben DARK FUNERAL. Sie verbinden seit fast 30 Jahren Härte mit einer Petitesse Melodie und einer ordentlichen Portion satanistischer Deftigkeit. 2007 kam es zu einem delikaten Engagement der Stockholmer: sie spielten im satanistischen Billig-Porno "Club Satan: The Witches Sabbath" die Hauptrolle und steuerten mit dem Song "King Antichrist" einen stilechten Soundtrack bei.
Aber zurück zu "We Are The Apocalypse": Sechs Jahre ließen die Schweden ihre Fans auf ein neues Album warten. Das ist aber nicht weiter untypisch, es ist das siebte Studioalbum in 29 Jahren Bandgeschichte. Das neue Album wurde von Fredrik Thordendal unter Koproduktion von Daniel Bergstrand im Studio 33 aufgenommen. Im Mix sind die bissigen Drums sehr zentral abgemischt. Heljarmadr schreit und brüllt dämonisch-besessen, ist dabei jedoch gut verständlich.
"We Are The Apocalypse" startet mit der zweiten Single-Auskopplung "Nightfall". Der Song klingt wie das diametrale Gegenteil der ersten, bereits erwähnten, Single. Es ist ein hymnischer Black Metal-Track mit giftiger Aggression und schnellen Tremolo-Riffs. Der Refrain ist einprägsam und trifft mitten auf die zwölfte Leckomio, haben DARK FUNERAL schon einmal solche Hooks mit Hit-Potential geschrieben? Sie beweisen hier eine gute Balance und epische Dynamik. Der Song dürfte live eine wahre Granate sein; dem Schlagzeuger Jalomaah könnte man nach diesem Tempo aber eine Kur für seine geschundenen Extremitäten rezeptieren. Bei "Let The Devil In" wird der Fuß ein wenig vom Gaspedal genommen, um es zu "When Our Vengeance Is Done" wieder durchzudrücken. "Nosferatu" kommt variantenreich daher; schöne Gitarrenmelodien erzählen uns eine düster-beklemmende Vampirgeschichte. Mit "When I'm Gone" folgt ein etwas untypischer Song. Er ist von Schwermut geprägt und groovt, hat auch (entschuldigt bitte) balladeske Züge. Es bleibt abwechslungsreich: bei "Beyond The Grave" herrscht Blastbeat-Alarm, und es wird mächtig auf die Kacke gehauen. Die Gitarrenarbeit steuert jedoch wohl dosiert Melodie hinzu. In "A Beast To Praise" rattern die Drums in der Intensität eines Maschinengewehrs: Bassdrum, Snare und Becken scheinen Rekorde aufstellen zu wollen. In "Leviathan" kommen cleane Gitarren zum Einsatz, bevor wieder Tempo regiert. Der Titelsong wurde ans Ende der Scheibe platziert. Ohne großes Vorspiel wird direkt die Tür eingetreten, und Kreissägen-Riffs legen das ganze Haus in Schutt und Asche. Die Vielfalt der Kompositionen ist eine neue Stärke von DARK FUNERAL. Die schnellen Songs ähneln sich ein klein wenig, und gegen Ende der Platte sinkt daher der Wiedererkennungsfaktor der einzelnen Tracks. Nimmt man aber die Platte als Ganzes, ist sie erstaunlich abwechslungsreich.
Es bleibt zu erwähnen, dass "We Are The Apocalypse" die erste Veröffentlichung ist, auf der Schlagzeuger Jalomaah und Bassist Adra-Melek zu hören sind (obwohl sie bereits seit 2017 zur Band gehören). Von der ursprünglichen Besetzung von 1993 ist lediglich noch Gitarrist Lord Ahriman an Bord. "We Are The Apocalypse" zeigt vor allem beeindruckende Qualität. Mit den beiden letzten Alben haben DARK FUNERAL es geschafft, verlorenen geglaubten Boden zurückzugewinnen und allen Kritikern vor die Füße zu spucken. Ein bis zwei kleine Kritikpunkte habe ich trotz aller Qualität: Die gesprochenen Wortpassagen sind nicht schlecht, aber könnten für meinen persönlichen Geschmack gekürzt oder gestrichen werden. Im Mix sind die Gitarren und der Bass relativ weit im Hintergrund. Das Schlagzeug und der Gesang nehmen sehr viel Platz ein. Das Gitarrenspiel von Micke „Lord Ahriman“ Svanberg und Chaq Mol hätte mehr Prominenz in der Produktion der Platte verdient.
Die Schweden sind noch immer eine dieser ursprünglichen Bands, die ihrem rifflastigen Stil treu geblieben ist. Die Band hat ihren Biss keineswegs verloren, DARK FUNERAL sind bis in die letzte Pore keifend böse!
Hallo Ashtrael, schön, dass wir uns unterhalten können. Ich komme direkt zum ersten Thema: Im Oktober 2014 wurde die Auflösung der Band bekannt gegeben. Zeitmangel und Familie waren die Gründe, soweit ich weiß. Wie kam es zur erfreulichen Reaktivierung der Band?
Hallo Erik. 2014 haben wir die Band nicht beerdigt, wir haben uns damals schon gesagt: Wenn uns der Hunger wieder packt, dann schließen wir nicht aus, wieder etwas zu machen. Irgendwie war es nie beendet, Sathonys und ich hatten weiterhin Kontakt. Und jetzt war der Punkt da, an dem Sathonys und ich gesprochen haben und meinten, die Band wieder an den Start bringen zu müssen.
Ich habe Euer 1998er Album "Blacken the Angel" im CD-Regal stehen. Der Stil von AGATHODAIMON hat sich etwas gewandelt. Was ist der Hauptunterschied im Stil?
Der Stil ist von Album zu Album immer wieder unterschiedlich. Wir hatten einige Mitgliederwechsel, und in unserem Falle brachte das ständig neue Einflüsse in die Band. Ein großer Unterschied im Stil besteht darin, dass er immer moderner geworden ist. Die neuen Mitglieder haben den Altersdurchschnitt bei AGATHODAIMON ein bisschen nach unten gezogen. Der Stil heutzutage ist nicht so oldschoolig wie bei "Blacken The Angel. Ich war zum Anfang noch nicht dabei, aber ich glaube auch nicht, dass es früher der Anspruch war, True Black Metal zu machen. Der Stil hat sich auf jeden Fall im Laufe der Zeit sehr weiterentwickelt.
Wie würdest Du Eure Musik beschreiben, und kann man sie einem Stil zuordnen?
Muss man das einem bestimmten Stil zuordnen? (lacht) AGATHODAIMON wurde, so glaube ich zumindest, etwas fälschlicherweise in die Black Metal-Ecke gestellt. Ich würde es als Dark Metal bezeichnen, wenn es diesen Stil tatsächlich geben sollte. Dark und Metal, das passt ganz gut. Wir machen düsteren Metal, der aber nicht nur in die Death- oder Black-Richtung geht. Wenn wir Bock auf einen Klassik-Song oder eine Ballade haben, dann machen wir das auch. Wir haben da gar keine Grenzen.
Ich glaube auch, dass sehr oft Musik dann interessant wird, wenn sie an Grenzen eines Genres geht und an ihnen kratzt. Und gar nichts bedienen muss.
Auf jeden Fall, ja.
Die neue Scheibe "The Seven" wird am 18.03.2022 veröffentlicht. Ihr zeigt uns Hörern auf dem neuen Longplayer eine große Bandbreite: "Kyrie / Gloria" hat z.B. Death Metal- und Doom-Einflüsse. Die Single "Ain't Death Grand" können wir bereits etwas länger hören, Ihr habt sie samt Video veröffentlicht. Ist das ein typischer Song für "The Seven"?
Ja ganz genau. "Ain`t Death Grand" und der letzte Song des Albums, "The Divine", sind so etwas wie der Puls, der durch das Album durchpocht. Sie beschreiben die Musik derzeit ganz gut. Die Scheibe ist insgesamt Death-lastig und hat viel Bombastisches, zum Beispiel durch die Streicher und die Keys.
Ich musste übrigens beim Song "Ghosts Of Greet" zwischenzeitig an ENSLAVED denken.
Das passt wahrscheinlich ganz gut.
"The Seven" – Was hat es mit dem Albumtitel auf sich? Es ist eine symbolträchtige Zahl.
"The Seven" ist ein kleines Konzeptalbum. Wir wollten schon immer ein Konzeptalbum herausbringen und haben uns dazu entschieden, die sieben Todsünden zu thematisieren. Das sieht man auch bei dem Artwork, welches auf die Songs abgestimmt ist. Das haben wir mit CREDO abgesprochen, die das Artwork für uns gemacht haben. Jede Sünde hat ein eigenes Artwork und gehört zu einem Song.
Es gibt neue Musiker in den Reihen, und Ihr hattet sozusagen Bandpause, läuft schon alles rund?
Ja es läuft rund. Wir kommen aus ziemlich unterschiedlichen Ecken, und zwar aus Mainz, Darmstadt, Würzburg, Landshut und Saarbrücken. Wir treffen uns also nicht so sehr oft, und vieles läuft über Skype und so. Vor Konzerten und Studioterminen treffen wir uns im Proberaum. Dann nehmen wir uns Zeit und spielen unser Zeug, Essen und Trinken was. Das harmoniert gut und hat etwas von einem eingefleischten Kollektiv. Das war uns schon immer wichtig, auch schon früher. Man muss sich gut verstehen. Es gibt sicherlich auch Leute, die das nicht so sehen, aber bei uns steht das durchaus im Fokus.
Schön, Thr habt also keine schnöde Geschäftsbeziehung und gebt die Lederjacke an der Garderobe ab und fahrt dann einzeln zum nächsten Auftritt oder Termin.
Gibt’s alles, aber nicht bei uns. (lacht)
Du hast bei den Aufnahmen zum neuen Album Verstärkung in Form von Gastauftritten erhalten. Zum einen vom Frontmann der französischen Deathgrind-Band BENIGHTED, Julien Truchan, und zum anderen von eurem ehemaligen Sänger Vlad Dracul. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Wir waren im „Kohlekeller“ zu Aufnahmen, und es hieß an einem Tag: heute kommt der Julien von BENIGHTED vorbei zum Mikrofon-Test. Da meinten wir: Cool da kann er direkt Gastgesang machen. Es kam also aus Zufall zustande. Er hatte direkt Bock drauf und kam ins Studio, und wir hatten direkt eine gute Connection, und es hat Spaß gemacht. Am 15.03.2022 kam unser neues Video raus, da hat er auch mitgewirkt. Und mit Vlad Dracul besteht von Sathonys Seite immer noch Kontakt.
Ihr konntet vergangenes Jahr live spielen, auf dem Coastrock-Festival. Wie war es, wieder die Bühne zu rocken?
Ja, das war megageil, endlich nochmal live zu spielen. Irgendwann stehst Du dann Backstage und gehst die Stufen zur Bühne hoch, und Du merkst, wie geil das eigentlich ist, wieder zu spielen. Da haben wir so richtig Blut geleckt.
Ist für 2022 eine Tour geplant?
Jein. Je nachdem, wie sich das auf diesem tollen Planeten entwickelt mit Pandemie und Krieg, könnte das demnächst wieder im normalen Rahmen möglich sein. Wir haben im April drei Shows geplant und im Sommer und im Herbst je ein Festival. Wir spielen mit PRIMORDIAL in Bukarest. Wir denken auch über eine Südamerika-Tour nach. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Die Pandemie hat da viel durcheinandergebracht, und es ist auch für Veranstalter schwierig, das alles zu wuppen. Vielleicht können wir 2023 auch wieder ganz normal touren.
Du sagst es, seit langer Zeit läuft Corona-bedingt auf der ganzen Welt vieles anders. Ein Gedankenspiel: Wenn du für Freunde einen Sampler als Soundtrack der letzten zwei Jahre zusammenstellst, was muss unbedingt rein?
Oh je, das will bestimmt keiner hören. Tja sind es nun Songs, die ich in der Zeit gerne gehört habe oder ein spezieller Soundtrack zur Apokalypse. Tatsächlich habe ich viel Klassik gehört. Gerne auch "Tanz Der Vampire" und so Musical-Kram. JOURNEY auf jeden Fall, oft ist Classic Rock im Player rauf- und runtergelaufen. Aktuell mag ich "Zeit" vom RAMMSTEIN gerne, RAMMSTEIN ist eine großartige Band. Bei mir sind verschiedene Spielarten vertreten, und es gibt ein buntes Potpourri, außer Techno und Heimatmelodie.
Wie sind die musikalischen Einflüsse auf Eure Band?
Uns beeinflusst eigentlich alles. Aber die Sachen, die wir tagtäglich in unserer Playlist hören, sind keine Haupteinflüsse, sonst würden wir wohl nach KING DIAMOND, MERCYFUL FATE, FAITH NO MORE und DANZIG klingen. Ich persönlich eifere keinem bestimmten Musiker nach, wobei man natürlich inspiriert wird von Bands wie zum Beispiel von BEHEMOTH. Nergal ist ein sehr charismatischer Frontmann. Bei unserer Musik trifft sehr vieles aufeinander.
Hast Du heiße Tipps für unsere Leser, in welche Platten man unbedingt reinhören muss (außer in die neue AGATHODAIMON natürlich)?
Ja, die sollte man auf jeden Fall hören. Bald kommt die neue THE SPIRIT raus, die erste Single ist schon mal geil. DARK FUNERAL sollte man sich bestimmt auch nicht entgehen lassen. Und natürlich WATAIN, die sind großartig, die Jungs. Aber ich bin gar nicht so up to date.
Vielen Dank für das Interview, Ashtrael! Und viel Erfolg mit der neuen Platte!
Das zweite Album der Schweden (Vorsicht: "Scandinavian Thunder", nicht "Leather", gell?) geht gleich beim Opener "5 Day Blues (2 Days Boogie)" mit Punk-Attitüde in die Vollen, um mit "Overload" den Druck zu halten, aber mehr auf Speed-Hardrock zu verlagern. Und das sind auch schon die Haupt-Zutaten, bei denen man als Rock'n'Roll-Fan einfach nicht still sitzen bleiben kann. Es grüßen eindeutig MOTÖRHEAD, aber auch die HELLACOPTERS und natürlich TURBONEGRO. Aufgenommen und gemischt wurde das Album von Tomas Skogsberg, der in der Vergangenheit auch schon für erwähnte THE HELLACOPTERS, GLUECIFER, ENTOMBED und die BACKYARD BABIES an den Reglern saß. Die Refrains laden zum Mitsingen ein, die klassisch und einfach gestrickten Songs tun ihr Übriges: Bandshirt, Röhrenjeans und Chucks angezogen, Mucke an, Bierdose auf – Party! Wo THE ASSTEREOIDIOTS nach ihrer Auflösung eine schmerzliche Lücke hinterlassen haben, kann das Trio nun anknüpfen und uneingeschränkt allen Fans empfohlen werden. Schicke, lustige Videos kann die Band auch noch vorweisen, jetzt müssen sie eigentlich nur noch schnellstens für Liveshows nach Süddeutschland kommen. Erhältlich ist die Scheibe als CD (das Cover sieht schon mal geil aus, das Booklet gibt sicher auch noch einiges her), Vinyl und MP3-Download. Ich bin restlos begeistert!