“Erkenntnismäßige Dissonanz” hat die österreichisch-tschechische Verbindung ihr neuestes Werk genannt. Vielleicht eine ganz gute Beschreibung: Angefangen bei einigen Songs, die wirklich im Ohr bleiben (HEAR EVIL, DO EVIL, SPEAK EVIL oder das Titelstück), über eine beinah-peinlich Ballade (HYMN TO THE CHOSEN ONES) zu erst-doomig-dann thrashig gemischten Krachern (CARESS OF THE SLEEPING GIANT) bis hin zu progressiven Stücken (MECHANICAL LANDSCAPE) plus NECROSIS-mäßigen Keyboards ist so ziemlich alles vertreten, was Todesbleier mit ihrer Musikrichtung in Verbindung bringen könnten. Natürlich ist den Gebirgsmusikanten die musikalische Fähigkeit in keinster Weise abzusprechen, auch der Sound kommt erträglich bis heftig aus den Boxen. Nur was bleibt hängen? Drück ich es positiv aus, möchte ich sagen: Eigenständig. Negativ hieße dann: Es handelt sich um ein kaum nachvollziehbares Mischmasch unter dem Deckmäntelchen des Death Metal. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass DARKSIDE es genauso schwer haben werden, in die internationale Metal-Oberliga aufzurücken, wie die östereichische Fußball-Nati, jemals wieder zu irgendeiner Weltmeisterschaft zu kommen.
Nein, hier ist keine der vielen mit (meist) nichtssagender Nu-Metal-Attitüde auftretenden Bands am Werk, auch wenn so mancher "fachkundige" Journalist STAIND schon in diese Richtung (weil gerade "In") geradezu hineinschreiben möchte. Zugegeben gleich der erste Track von "Break the Cycle" das etwas grungige mit leichtem NIRVANA-Touch und mit viel tiefgestimmter Gitarre ausgestattet "Open your Eyes" könnte auf den ersten Blick diesen Eindruck vermitteln. Aber - die Jungs aus Springfield haben hier nicht ihre erste CD herausgebracht und sich mal schnell dem Gegenwärtigen Hype angepaßt, sondern sie machen schon etwas länger Alternativ-Metal, das trifft diese Musik wohl noch am ehesten. Natürlich haben die Millionenverkäufe in den Staaten nur einen richtigen Grund, denn mit "It´s been awhile" ist eine Top-Ten No. 1 Chartsingle auf dem Album vertreten. Ansonsten dürfte das restliche Material relativ hart für die "normale" Käuferschicht sein aber dem aufgeschlossenen Rockfan kann dies egal sein, denn STAIND sind einfach die etwas metallischere Ausgabe von Bands wie LIVE, CREED, FUEL oder auch 3 DOORS DOWN. Die Songs haben phasenweise im Vergleich zu diesen Combos noch etwas mehr fette Gitarren und "schwerere" Kost für den Höher. Wem "It´s been a while" gefällt dem wird aber zwangsläufig nicht das komplette Album gefallen. Am ehesten kommt da noch "Outside2 in diese Richtung. Songmäßig sind dies sicherlich die (kommerziellen) Höhepunkte auf diesem Album, wobei Sänger Aaron Lewis schon ein wirklich guter ist (siehe Liveversion von "Outside") und den Songs seinen eigenen Stempel aufdrückt. Es gibt sehr viele Stimmungswechsel zwischen harten, wütenden Passagen mit schwerem Riffs und dann wieder ruhige, gefühlsbetonte und melancholische Abschnitte ("Fade2 oder "Epiphany"), wie bei richtigem Alternative Rock eben auch. Die Röchel-bzw. Schreiorgie bei "Can´t believe" hätte man sich allerdings wirklich komplett sparen können - ein Totalausfall, paßt einfach nicht zu dieser Band. Ansonsten ist "Break The Cycle" wahrlich kein schlechtes Album geworden, wenn auch keineswegs die Überhammer CD oder gar ein so richtungsweisendes Meisterwerk wie etwa "Ten" von PEARL JAM, dafür sind sie zu wenig eigenständig. Sicher sind STAIND maßgeblich vom Grunge beeinflußt aber das ist ja an sich nichts grundschlechtes und mehr Potential wie LIMP BIZKIT (in allen Bereichen), KORN (was Melodien betrifft) & Co. haben die Jungs damit allemal.
Mit „Suicide by my Side“ haben SINERG jetzt insgesamt bereits Album Nummer drei seit dem exzellenten Debut von 1999 („Beware the Heavens“) in relativ kurzen Zeitabständen hingelegt. Die ursprünglich als reine Side bzw. Allstar-Projekt gegründete Band lebt natürlich von den einzigen noch verbliebenen Gründungsmitgliedern Gitarrist Alexi Laiho (CHILDREN OF BODOM) und Voice Kimberly Goss (ANCIENT, DIMMU BORGIR, THERION). Die vielen Besetzungswechsel u.a. wurde jetzt erst wieder der Drummer von dieser Aufnahme bereits ersetzt, haben aber zu keinen negativen „Nebenwirkungen“ – ganz im Gegenteil. Die Band aus dem hohen Norden liefert hier erstklassigen Powermetal der besseren Sorte ab. Hier wird geradeaus mit viel Double-Bass, zweistimmigen Gitarrensolis munter drauf los „gemetalt“ mit sehr viel Biß und blitzsauberer Produktion. Für die „Headbanger“ unter uns ist hier bei SINERGY Futter ohne Ende vorhanden. Natürlich ist die tolle Stimme von Madame Kimberly schon fast allein Garant für gute Resultate aber auch die Saitenfraktion und der Herr der Felle stehen dem in nichts nach und zusammen mit guten Songs kann hier jeder „Met’ler“ ungehört zugreifen. Schnelle, leicht verdauliche Kost mit guten Songqualitäten und klasse Riffs lassen keine Langeweile aufkommen. Beim grandiosen Speed-Opener „I spit on your Grave“ legen SINERGY gleich los wie die Feuerwehr und erinnern mich dabei besonders an beste Helloween Zeiten – u.a. auch deshalb, weil durch die besonders hohe Stimmlage bei diesem Song der Metal-Queen eine Sängerin zunächst nicht ohne weiteres herauszuhören war. Als weitere etwas herausragende Tracks müssen „Me, myself, my Enemy“, „Written in Stone“ (hat irgendwie einen SAXON-Touch) und „Violated“ genannt werden. Mit einem kleinen verträumten Piano-outro geht ein leider etwas zu kurzes Album von SINEGY zu Ende auf dem ansonsten von Anfang bis Ende viel Tempo gemacht wird. „Suicide by my side“ ist ein gutes Metalalbum mal für Zwischendurch geworden.
Frei nach dem blumigen Titel des Albums „Salvation by Fire“ von der finnischen Band BURNING POINT muß ich mich hier wirklich ernsthaft fragen: Wer erlöst denn den Musikkonsument von der aktuellen nicht mehr enden wollenden Welle an durchschnittlichen Powermetalproduktionen? Ich kann mich dem derzeit von vielen Kritikern völlig zu Recht angestimmten Klagelied jedenfalls nur uneingeschränkt anschließen. Auch hier wird wiedereinmal Melodic-Speed-Metal geboten, der zwar irgendwie nicht wirklich ganz schlecht ist aber auch nicht gut. Das Dargebotene hat man alles schon tausendmal irgendwie gehört und dann aber viel besser. Sicher BURNING POINT können durchaus handwerklich gute Musik machen aber der Originalitätsfaktor tendiert gegen null, zu wenig eigener Stil oder herausragendes Songmaterial. Es wird auf einer etwas altbacken wirkendes Produktion von überall etwas geklaut und dann wieder neu vermixt. Der Sänger ist wohl ein großer Bruce Dickinson Fan, den erhält die Töne ähnlich lange ohne aber mit dessen Qualitäten irgendwie konkurrieren zu können. Das so druckvolle Gitarrenspiel und die packenden Refrains, wie uns der Beipackzettel vollmundig verspricht, sind bei allem Bemühen und auch guten Ansätzen (Titeltrack „Salvation by Fire“, wobei man sich die zweiminütige Pause bis zum ghostmäßigen Schluß auch hätte sparen können!) bei weitem nicht so toll, wenn überhaupt vorhanden. Dies ist insgesamt einfach zu wenig für eine professionelle Band. Zuviel geleierte Gitarrensolis a lá Yngwie und zu ideenlos kommen die meisten Tracks von „Salvation by Fire“ daher. Vor 10 Jahren hätte man damit vielleicht noch etwas reißen könne aber im Jahr 2001 werden BURNING POINT wohl nicht sehr viele Käufer zum Umtausch von dreißig hart verdienter Märker bewegen können. Muß man nicht haben. Der Band ist für die Zukunft etwas mehr eigenes Profil zu wünschen sonst wird es nichts mit der großen Karriere werden.
Da war von einiger Zeit mal das Album "Gottesknecht" mit dem ich mich nie so recht anfreunden konnte und auch "Wundenmann" ist nicht unbedingt die leichteste Kost der man zwangsläufig beim ersten Hören verfällt. Das mag auf der einen Seite daher kommen, dass sie ziemlich undeutsch ihren deutschen Metal präsentieren, weit ab von Rammstein und Konsorten und daher etwas ungewohnt für meine Ohren. Zum anderen geht mir der Gesang manchmal auf die Nerven. Die beiden Sänger machen zwar ohne Zweifel ihren Job ganz gut, singen sogar recht abwechslungsreich, verfallen aber leider immer wieder in ein monotones Gebrülle, dass manche ihre vorher zum Teil ziemlich gefühlvoll aufgebauten Songstrukturen mit Füßen tritt. Textlich gehen sie einigermaßen sinnvoll zu Werke, ein bisschen darf nachgedacht oder geschmunzelt werden über ostdeutschen Lokalpatriotismus ("Ich bin Bergmann, wer ist mehr?" aus "Vortrieb") oder Seitenhieben auf die Zeugen Jehovas um nur zwei Themen zu nennen. Ein paar elektronische Elemente und ein leichter Gothiceinschlag runden das Gesamtbild ab, das in erster Linie aus rauen und manchmal etwas dumpf abgemischten Gitarren besteht, die zwar munter ihre Riffs brettern dies aber lange nicht so staccatohaft tun wie die oben erwähnten Rammsteinler. Sehr solide rockende Scheibe mit coolem Groove, rauhem Gesang und ehrlichen Texten.
Da glotzt mich so ein blödes Auge durch ein Pentagramm an, da steht auf der Rückseite der Hülle: „One of the most brutal and violent Black Metal release ever“, die Band hört auf einen dämlich Namen, nämlich Mörk Gryning. Wieso in aller Welt soll ich mir in einer Zeit wo es neue BM Platten wie Sand am mehr gibt eine Band antun die sie sich so billig verkauft? Verdammt, vielleicht weil mir der Name irgendwie bekannt vorkommt (sonen blöden vergisst man einfach nicht) und weil die Musik dann schon beim ersten hören alles andere als „most brutal“ ist und auch das Pentagramm Klischee nur am Rande tangiert - und vom Namen krieg ich in der Musik ja nix mit. Den Anfang von „Maelstrom Chaos“ macht dann zwar noch ein mehr oder weniger ödes Keyboardintro (die Bands scheinen das zu brauchen damit sie bei Konzerten mit viel Nebel, grünem Licht und eben einem öden Intro einmarschieren können... tststs). Nachdem diese übliche Lachnummer (ich hasse Intros...) vorüber ist kommt ein Track, eigentlich der Track des Albums der so ziemlich alles hat was ich von melodiösem Black Metal erwarte: „Templars“ ist fast schon genial geworden, coole Melodie, erträglicher Gesang, Rhythmuswechsel, originell aber nicht überladen. Und mitnichten ist dies der einzige Track der überzeugen kann, denn ohne Ausrutscher prügeln sie einen Hammer nach dem anderen ins Hirn. Die Gitarren sind teilweise höllisch schnell, an einigen Stellen recht anspruchsvoll und technisch und beim Instrumental „Bloodspring Mirage“ sogar akustisch. Ein Keyboard existiert zwar, aber weiß wann es zu schweigen hat. Die Drums erwischen die richtige Mischungen aus martialischer Marschmusik, infernalem Geknüppel und originellen Breaks und der Gesang verliert sich nicht in schmierigem Gekreische sondern klingt noch nach Mann und ist in manchen Parts – welch Blasphemie – clean! Ich will jetzt nicht vollends ins Schwärmen geraten, aber das Gespür der Band zu wissen, wann man einen langsamen Part eintreuen muss („My Friends“), wann coole Midtempobereiche angesagt sind und wann man in rasendes sich in Chaos stürzt, ist phänomenal. Vielleicht etwas subjektive Meinung, aber die CD ist auf jeden Fall Klasse!
Wer kann sich nicht den großen Radio-Hit von COLLECTIVE SOUL erinnern – „Shine" hieß damals der tolle Song, der uns schon vor acht Jahren nicht aus den Köpfen ging. Nach fünf Alben haben nun COLLECTIVE SOUL ihre erste Best of .. herausgebracht, denn nichts anderes ist die aktuelle CD „7even Year Itch“ auf der 14 Tracks im Bandrückblick präsentiert werden. Ich muß dazu ehrlich sagen, nach dem letzten Werk „Blender“ habe ich mit dieser Combo musikalisch eigentlich schon abgeschlossen. Denn dieses größtenteils teilweise recht klebrig, poppige und jetzt auch noch mit Soul angereicherte Zeug auf der letzten CD hat leider nichts mehr mit der ursprünglichen Musik von COLLECTIVE SOUL zu tun. Das auch hier vertretene Duett mit Elton John „Perfect Day“ gehörte dabei noch zu den besseren Titeln. Weiterentwicklung hin oder her, mir war der Mix von Ed Roland und seinen Jungs aus Alternative/College Rock, Country, Streicher-Pop und gefühlvollen Balladen wesentlich lieber als der neumodische mit viel Keyboards angereicherte Stoff. Davon ist auf „7even Year Itch“ glücklicherweise nichts zu hören und Songperlen wie „Run“ oder „Heavy“ werden trotz u.a. vielen Schlagzeugsamples nicht ihres Charmes beraubt. Ach ja zwei ganz neue bisher unveröffentlichte Stücke sind auch noch vertreten das rockige „Energy“ sowie das teilweise recht verschachtelt wirkende „Next Homecoming“ lassen aber wieder auf eine Rückbesinnung der Band zu „richtiger“ Rockmusik vermuten. Eines dürfte jedoch auch völlig klar sein: COLLECTIVE SOUL sind keine Brachial oder Haudrauf Alternative Rocker sondern hier dominieren die etwas ruhigeren, wohl plazierten Töne ohne jedoch auch gleich als Weicheier abgetan werden zu können. Auf „7even Year Itch“ bietet sich eine gelungene Mischung aus vierzehn locker flockigen, ein wenig bluesigen, manchmal auch melancholische Songs sowie griffigen Gitarrensongs, die allesamt absolut hörenswert sind. Stolze acht Nummereins-Hits der Band aus Atlanta weltweit und über sieben Millionen verkaufte Alben sprechen eigentlich schon für sich. Für Fans aufgrund der zwei neuen Tracks wahrscheinlich Pflicht und alle übrigen Rockfans sollten mal einen Hördurchgang riskieren.
Leider ging das bereits hervorragende Debut des aus Pennsylvania stammenden Quartetts FUEL vor zwei Jahren, aufgrund der vielen guten bzw. ähnlichen Bands im Alternative Bereich wie u.a. CREED, LIVE oder THREE DOORS DOWN, etwas unter, zumindestens bei uns in Europa - zu unrecht, wie dieses neue Werk „Something like Human“ aber wieder eindrucksvoll beweist. Ich fand „Sunburn“ insgesamt überzeugender als den Erstling von Creed. FUEL führten damals noch die Zahlenkombination 238 im Namen und wurden von der amerikanischen Presse ebenfalls stark hochgepuscht. Auch die Käufer wollten sich diesen frischen und schnörkellosen Rock nicht entgehen lasden und so folgten logischerweise Platinauszeichnungen in Australien und USA. Die neue CD „Something like Human“ könnte durchaus diesen Erfolg noch etwas übertreffen. Vom Härtegrad her gesehen haben die Jungs eher noch etwas zugelegt, der Sound ist doch etwas „dreckiger“ will sagen mehr heavy geworden und dies hat der Band nicht geschadet. Die Schippe mehr an Aggressivität wird sicher einige neue Fans dazu gewinnen. Sicher der Markt in der Alternative Rock Schiene ist hart umkämpft aber für eine Gruppe mit solchem Potential wie FUEL werden sich immer Fans finden. Auch die schönen teilweise akustischen melodramatischen Nummern sind hier vertreten z.B. „Innocent“, „Bad Day“ oder der beste Song des Albums „Hemorrhage“ (mit tollem Streicherarrangement) und zeigen einmal mehr, daß FUEL tolle Musik schreiben können und sich vor keiner Band des Genres verstecken brauchen. In den Staaten, wo die Scheibe schon etwas länger veröffentlicht ist, hat man bereits Platinsatuts erreicht. FUEL bringen einfach eine gesunde Mischung aus Melodie und Aggression, wobei die Band mit tollen Hooks und spitzenmäßigen Melodieführungen voll zu überzeugen weiß.