Karpaten, Vampire, Blutsauger: Wer angesichts des nur für Lispler ganz einfachen Namens Black Metal erwartet, hört sich getäuscht. Als "neoklassischen Dark Metal" bezeichnen die jungen Burschen aus Nienburg bei Hannover ihren Stil. Und den haben sie bereits auf ein Demo und jetzt auf FROZEN TEARS gebannt. Flott thrashen die Jungens los und schon beim Opener GLENCOE erkennt der Hörer eine nicht ganz unwichtige Fähigkeit der Band. Sie schreiben Melodien, die im Ohr hängen bleiben. Ansonsten wartet die CD mit einer erfreulich hohen Bandbreite auf. Denn zum Thrash in Song eins gesellt sich amtlich-melodramatischer Metal der Marke PARADISE LOST (DREAMS), ein abgedrehter Misch-Masch-Metaller (Orchid Field) - ne schmusige Semi-Instrumental-Ballade (AUTUMN CHIILD) sowie ein leicht-verdaulicher Ohrwurm (ESCAPE) - leider fehlt auch Nu-Metal-Mus (SOMEONE) nicht. Neben der unvermeidlichen Neumetallerei gibt’s einen zweiten kleinen Kritikpunkt: Der Gesang hat vor allem im mehrstimmigen Bereich leichte Schwächen, leiert sozusagen ein bisschen durch die Gegend. Macht aber nicht viel, macht trotzdem Spaß, der Kapelle zu lauschen. Obendrauf gibt’s noch einen Dreifach-Bonus, nämlich die Stücke vom 99er Demo THE CARPATHIAN AWAKENING. Mehr Gegrunze, mehr Keyboard-Kleister, weniger Melodien, dennoch ganz nett. Klar ist eins: FROZEN TEARS steht für den deutlichen Fortschritt der blutsaugenden Träumer. 15 Mark oder weiß ich wieviel Euro sind auf keinen Fall rausgeschmissenes Geld.
Vor einigen Monaten veröffentlichte Trisol bereits einen Sampler, den DIE MY DARLING eröffnen durften, jetzt wird mit „Virulent“ das zugehörige Album der Amerikaner nachgereicht. Die Bilder der Jungs im Booklet erfüllen so ziemlich alle Klischees die man an einen Goth von heute so stellen kann und auch die Musik klingt des öfteren so als hätten sie sich munter bei Kollegen bedient. Düstere, doch stets sehr gut vorhersehbare (Vielleicht weil man diese Art von Musik in dieser Form schon so oft gehört hat?) und damit auch recht schnell langweilige Songs die ohne große Höhen und Tiefen dahinplätschern füllen diese CD. Aber so richtig traut man sich nicht Farbe zu bekennen: Da spielt man auf der einen Seite mit ein paar Industrialelementen und Samples, mischt hier und da mal eine nette Synthie-Passage drunter – immer so dass es keinem weh tun kann. Die Gitarren trauen sich genauso wenig wie der Sänger zu Höchstform aufzulaufen und der einzige der sein Geld in dieser Band richtig verdient hat ist wohl F.G. Reiche, der neben den meisten Texten für den Bass, Keyboard auch für das Programming zuständig ist. Die Tatsache dass gleich zwei Gitarristen mit an Bord sind hat mich erstaunt, denn hören kann man das nicht unbedingt. Viel mehr gibt es dann aber auch nicht mehr zu sagen, eine harmlose Mischung aus modernem Gothic Rock und Electro und lediglich das Kravitz/Madonna Cover „Just Defy My Love“ (welch unglaublich lustiges Wortspiel) fällt etwas aus dem Rahmen.
Die Bollnäsen sind wieder da und haben einen alten Bekannten mitgebracht. Auf dem Titelstück bölkt Lefay-Kamerad und Mitsauf-Näse Charles Rytkönen zusammen mit Vocalist Urban Breed. Das Stück gehört dann auch zu den wirklich gelungenen. Ansonsten servieren die Schweden Power Metal, wie er im Buche steht. Stets auf ansprechendem Niveau: Amtliche Soli, interessante Breaks, forsche Rhythmen, schnelles Tempo, mittelere Geschwindigkeit. Nur, und das scheint mit das große Manko der Scheibe: Auch nach häufigerem Hören bleibt einfach kein Song so richtig hängen, will sagen: Den Wiedererkennungswert sucht der Kunde vergeblich. Die Scheibe ist in Ordnung, aber beileibe nix Besonderes.
Holladiebolla, das is Metall, ihr Affen. Da fühlt man sich in die Zeitmaschine gesetzt. AGENT STEEL, ABATTOIR oder frühe MAIDEN habe Pate gestanden bei den schwedischen Wölfen. Unter anderem I AM THE DEVIL haben sie gar frech geklaut von den eisernen Jungfrauen. Macht aber diesmal nix, mir jedenfalls nicht. Denn die Kapelle versprüht auf ihrer zweiten Scheibe Charme und Spirit der 80er – und das meine ich im positiven Sinne. BLACK WINGS klingt – auch, wenns unlogisch klingt, keineswegs nur nach Plagiat. Die Jungs laufen vor Spielfreude förmlich über, die recht hohe Stimme nervt auch nach acht Liedern keineswegs. Der amtliche Sound (eins der wohl letzten Meisterstücke des Herren Tägtgren) tut ein übriges. Das gelungene Ende des Scheibchens bildet ein Cover des Kings: MERCYFUL FATEs A DANGEROUS MEETING. Kann man lassen. Genau wie das prima Logo und das lustige Artwork auf ihrem Merchandise. Dat is doch ma ne gelungene Überraschung, freu mich schon auf Wacken...