Liebhaber extremer Krachmucke, aufgehorcht! Leute, die Soilent Green, Dillinger Escape Plan oder Mastodon bereits zum Frühstück hören, sollten mal ein Ohr riskieren und sich das Lifeforce-Debüt des Ami-Fünfers Between The Buried And Me zu Gemüte führen. Ähnlich wie die ganzen Relapse-Chose mixen auch diese Jungs einen ganz eigenen, extrem abgefahrenen Cocktails aus Grind, Death, Hardcore und Punk, vermengt mit ein wenig Jazz und einigen ruhigen clean gesungenen Passagen. Normalerweise wird das Gaspedal ziemlich weit runtergetreten, doch wird auch mal unvermittelt abgebremst und ein atmosphärisch-verträumter Part eingeschoben. Aber keine Angst, liebe Krachfetischisten, 90% der Platte sind abgefahren, lärmig und mörder-aggressiv. Einfach geil!
Es gab mal eine Zeit, da war No Fashion ein richtig geiles Label. Man konnte sich blind jede neue Scheibe kaufen, die auf dem Label erschien, auch wenn man auf manche ewig warten mußte (The Moaning!). Das nahm man aber gerne in Kauf, wenn man dafür Perle um Perle seiner Sammlung einverleiben konnte. Tja, seitdem ist viel Wasser die Elbe runtergeflossen. Solar Dawn wären vor ein paar Jahren noch ein Kandidat für einen No Fashion-Blindkauf gewesen. Wären, wenn wir noch 1994 hätten. Gelandet sind die Jungs um Anders Edlund bei dem rührigen Mighty Music-Label aus Dänemark. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß "Equinoctium" ein richtig geiles Melodic Death Metal-Album geworden ist. Es hat alles was man von einem Silberling aus der Ecke erwartet: fette, riffbetonte Songs, eine sehr In Flames-ähnliche Melodieführung und einen ausdrucksstarken Sänger, der sich nicht scheut, auch mal clean zu singen. Solar Dawn jetzt aber als weitere In Flames-Kopie abzustempeln wäre aber zu voreilig, die Schweden klingen dafür zu eigenständig und können sich genug von dem großen Vorbild abgrenzen, um nicht eine weitere gesichtslose Kopie zu sein. Vor ein paar Jahren wären sie mit "Equinoctium" ein Highlight auf No Fashion gewesen, das sagt doch schon alles, oder? Kaufen!
Oha, Extol sind angeblich keine Unbekannten mehr im Death/Black-Metalzirkus. Hm, mir sind sie bisher entgangen und auch die Festivals, die sie geheadlinet haben sollen, hab’ ich wohl übersehen. Könnte auch daran liegen, daß sich die Jungs von Extol eher im christlich orientierten Bereich des Metals bewegen, der mir ungefähr so bekannt ist wie die Polo-Vereine Kalmückiens. Sei’s drum, die Musik allein zählt. Überschwenglich vergleicht das Info die Schweden mit Meshuggah, Opeth, My Dying Bride und Borknagar. Sie haben von allem etwas, das ist wohl wahr. Aber leider wirken die 14 auf "Undeceived" enthaltenen Stücke viel zu verschieden, sowohl untereinander als auch in sich selbst, um den Sound Extols genauer definieren zu können. Mal Black Metal pur, dann mit emotionaler cleaner Stimme gesungene Akustikpassagen und das mit teilweise grauenhaften Übergängen verbunden. Die CD wirkt eher wie ein Sampler einiger verschiedener Bands, von denen manche gut und manche grottig sind. Ist mir zu wirr und viel zu anstrengend. Extol sind an ihren Instrumenten fit, das beweisen sie ein ums andere Mal, vor allem Shouter Peter ist ein Meister insbesondere wenn er clean singt, aber als Songwriter sind sie für’n Arsch. Hätten sie es geschafft, sich auf einige wenige Songs zu konzentrieren, wäre wohl was Gutes dabei rausgekommen, aber so sind in jedem Song nur ein, zwei gute Parts, auf Dauer zu wenig. All fillers, no killers.
Es gibt einige, wenige, Bands und Musiker, die können eigentlich machen was sie wollen und keiner nimmt es ihnen krumm. Stendal Blast ist für mich eine dieser Bands. Keine Frage dass sie durch ihr polemisch, kritisches, naives, stupides (ja, man kann das alles durchaus kombinieren) Auftreten nicht nur Freunde haben, und einen Opener wie "Fette Beute" wäre auf fast jeder anderen CD dieser Welt ein Grund gewesen, die Scheibe in die Ecke zu feuern wärend man sich über die Dreistigkeit einer Band aufregt, sich dermaßen selbst zu feiern. Und genau das tun STENDAL BLAST, nicht mit leisen Tönen sondern mit beinahe kindlich ehrlichen/naiven Texten, und im Opener eben derart narzistisch, dass es tierisch amüsant ist, den Tönen zu lauschen. "Fette Beute" würde ich aber fast zu den härtesten Stücken der CD zählen, denn hier regiert Sprechgesang und selbst im Refrain gibt es nicht wie üblich eine schöne Melodie, sondern sperrige Töne. Wie schon auf früheren Alben, zieht sich das ironische, bissige Element durch alle Songs und lässt die teilweise arg platt gereimten Texte in einem anderen Licht dastehen. Stendal Blast vermischen EBM Töne mit kantigen Sounds, verpacken die Texte manchmal in ziemlich monotones Gewand um dann im Chorus in herrlichste Melodien zu verfallen, mitsingen ist spätestens beim zweiten Hören locker möglich. Eine Art Knorkator der elektronischen Spezies, die ihren Humor verbreiten ohne ein extrem extrovertiertes Äußeres zur Schau zu stellen. Mit "Wanze" hat es ein altbekanntes Kinderlied (wie habe ich es gehasst) auf die CD geschafft, dem das vertonte Gedicht "Sind So Kleine Hände" von Bettina Wegner vorausgeht. Selbiges wurde in ein ziemlich monotones und düsteres Outfit gesteckt, was wunderbar den Text untermalt, ich habe dieses Gedicht zum ersten Mal ernstgenommen in der Form die Stendal Blast dargeboten hat, und das will wirklich was heißen. Textlich völlig banal geht es bei "Keine Ahnung" zur Sache, hier kann man den Text schon auswendig bevor man ihn gehört hat, so intuitiv werden die Reime benutzt. "Hinter Den Fenstern" ist eine Mischung aus hyperdüsterem kaltem Beat und Texten aus dem Krankenhaus(alltag?), der Chorus allerdings ist einer der harmlosesten und unschuldigsten der CD. Stendal Blast gehen auf einem furchtbar schmalen Grad zwischen "Musikschrott" und "Geniestreich", doch nach mehrmaligem Hören verliebt man sich förmlich in die Platte, in die offene Art der 3 Musiker, in die Melodien und auch aus den Texten bildet man sich ein etwas sinnvolles rauszuhören. Einbildung? Stendal Blast!
Ja was kommt denn hier feines und geradezu anschmiegsames aus meinen Boxen? Nun eine weitere junge amerikanische Alternativeband mit dem schlichten Namen LIFEHOUSE liefern uns hier mit ihrem Debüt ein bemerkenswert gutes Album ab. Endlich mal wieder eine CD ohne den abgelutschten "Modernaspekt" d.h. Samples oder Rappteile sucht man hier (zum Glück!) vergebens. Die zwölf Songs, wobei kein einziger Ausfall zu beklagen ist, sind durchgehend im Midtempo bis ruhigen (Balladen-) Bereich gehalten aber dies tut der Qualität keinerlei Abbruch - im Gegenteil. Mit schönen Arrangements, dabei stets gitarrenbetont und wunderbaren Melodien schaffen die Kalifornier auf "No Name Face" eine atmosphärische fesselnde Grundstimmung, die einen tief in ihren den Bann zieht. Die Texte handeln oft von religiösen Themengebieten aber die Musik wirkt trotzdem nicht aufgesetzt oder gar schwülstig. Als stilistische Einordnung könnte man LIFEHOUSE noch am ehesten in die Richtung COUNTING CROWS oder ganz klar die frühen REM nennen. Mit "Hanging by a Moment" landeten die Jungs in good old America sogar schon einen richtigen Single-Hit. Aber auch "Trying", "Cling and Clatter" oder "Somebody Else’s Song" sind richtige Kracher mit klasse Hooks und hohem Wiedererkennungsfaktor. Bandleader, Gitarrist und Sänger Jason Wade verleiht mit seiner teilweise etwas an PEARL JAM erinnernden Stimme zusammen mit der immer mal wieder durchschimmernden leichten Melancholie diesem Album ein prägnantes "Gesicht" mit viel Ausruckskraft. Hier gibt es auch für die Zukunft, gerade was das Songwriting und die musikalischen Fähigkeiten betrifft, sicher noch einiges zu erwarten auf das wir uns freuen können. Manche kritischen Worte in anderen Besprechungen in Richtung, die Band wäre noch nicht reif genug, das Album sei insgesamt auf die Schnelle produziert oder der Sänger wäre langweilig sind meiner Meinung nach absoluter Quatsch. Sicher LIFEHOUSE sind gerade erst am Anfang einer (hoffentlich) größeren Kariere nichtsdestotrotz ist reichlich Entwicklungspotential vorhanden. Man hat jetzt mit "No Name Face" ein wahres Hammeralbum vorgelegt, daß die Messlatte sicher etwas höher ansetzt aber das mußten und haben andere große Kapellen auch schon geschafft. Es wird sich wohl erst beim nächsten Werk herausstellen wie die Band mit diesem Erwartungsdruck umgehen kann und ob sie für weitere höhere Aufgaben bestimmt ist. Genießen wird jetzt erst mal die aktuelle CD.
SKYCLAD ohne Martin? Wenn ich an die sagenumwobenen Wacken-Auftritte denke: Geht gar nicht! Das ist wie Bier ohne Schaum. Doch, genau das geht im britannischen Königreich! Nur ist die Band jetzt anders. Noch "anderser" als ehedem. Auf der neuen Scheibe haben die Engländer zehn ältere Songs neu aufgenommen und geben ihrem neuen Sänger Kevin Ridley so die Möglichkeit, sich angemessen vorzustellen. In der Tat, die Bezeichnung "Sänger" verdient er wohl wesentlich mehr als sein Vorgänger. Er stellt sich überzeugend in den Dienst der Musik, kein Temipwechsel, auf den er nicht fast schon virtuos reagiert. Kurzum: Er kann’s einfach. Und Georgina spielt dazu die Geige schwungvoll wie eh und je. Nur: Das liebenswerte Charisma, von dem SKYCLAD mit Herrn Walkyier lebten, das ist verlustig gegangen. Oder vielleicht besser: Es hat sich völlig verändert. Die Songs klingen, obwohl auch tüchtig Gitarren benutzt werden ("Penny Dreadful", Spinning Jenny") irgendwie viel, viel polierter. Glatter. Oder, um es positiv auszudrücken: Die Scheibe ist richtig schön geworden, auch wenn man schon Folk mögen oder zumindest akzeptieren muss. Auf der Bonus-CD gibt’s fünf Stücke, die vorführen, wie SKYCLAD im Pub klingen könnten. Auch nett. Eigentlich eine prima Scheibe, aber mir fehlt der Martin, ne! Trotzdem: Gebt dem tapferen Rest eine Chance, sie haben es verdient. Darauf ein Bier, denn es gibt jetzt sogar SKYCLAD-Gerstenkaltschale, gebraut in Newcastle! Schaut mal auf die Website der Briten...