Hirn aus, Beine an. Augen zu, Ohren auf. Hände hoch, Klamotten schwarz. Und ab dafür! Was ein wunderbares Album haben INFEKKTION mit "Virus Of Time" abgeliefert. Wer hier intelligente, vielleicht gar progressive oder avantgardistische Musik erwartet wird angepisst sein, wer einfach nur endlich mal wieder ein Album in den Händen halten möchte, dessen Tracks mindestens zu 50% potentielle Tanzflächenstampfer sind, der wird an "Virus Of Time" nicht vorbeikommen. Hochgradig technoide und suchterregende Rhythmen, die gekonnt zu einem sehr düsteren Gesamtbild kombiniert werden - darin könnten sich INFEKKTION zu waren Meistern entwickeln. Die abwechslungsreiche Mischung aus recht simpel geloopten klar klingenden Beats und noisigen Breaks und Industrialspielereien (die aber nie auf Kosten der Hörbarkeit gehen) geht voll auf. Eigentlich reicht das schon um die Beinchen der willigen Schwarzkittel zum zappeln zu bringen, aber zu einem ultimativen Hit wird das erst durch eine willenlose Melodie, und auch hier haben INFEKKTION ganze Arbeit geleistet und sicherlich das ein oder andere Stündchen geopfert, bis die Melodien so gut zum Rest gepasst haben. Schöne Dynamik, gute Dramatik und eine Zusammenstellung der Songs auf der CD´s macht einem das Hören am Stück leicht, doch auch der gewiefte Dark Electro/EBM DJ findet hier garantiert einige Songs die in sein Set passen werden. Als potentielle Maxi bietet sich sicher der Titeltrack an, der mit einem derart treibenden Beat aus den Boxen kommt dass ich mich ja hier beim schreiben festhalten muss um nicht durchs Zimmer zu tanzen. Ein ganz besonders schickes Stück düsterer Tanzmusik!
Mit Industrial ist das immer nicht so einfach. Auf der einen Seite brauchten bisher alle CD´s die mich in diesem Genre irgendwann begeistert haben, mehrere Wochen bis Monate um eben diesen Zustand zu bewirken, auf der anderen Seite werden SCHATTENSCHLAG auch nach Wochen noch nicht genug Details offenbaren zu können, weil es sie einfach nicht gibt. Das einzige Lied ("Unsterbliche Gier") das sich aus dem recht uninspirierten Brei abhebt, ist kein lärmiger Industrial, sondern recht gut hörbarer Electro, und um endlich mal mit den Namen zu jonglieren: SCHATTENSCHLAG ist ein Project von Joachim Sobczak, der eigentlich zusammen mit Thomas Rainer, welcher ja wiederum bei den Österreichern L'âme Immortelle zu Hause ist, das Projekt SIECHTUM betreibt. Aber zurück zur Musik von Schattenschlag. Mit den Liedtiteln braucht man sich ebenso wenig zu beschäftigen wie mit den Texten: Beides völlig banal, reichlich unkreativ und höchstens die Klischees erfüllend die man in der deutschsprachigen Industrialszene zu genüge kennt. Und ein Titel wie "Zyclon B" lässt auch kaum noch einen vom Hocker hüpfen, vor allem da der Text so witzlos und kurz (und vielleicht grade deshalb anstößig?) ist, dass Kritik an seinem Inhalt gar nicht möglich wird. Ihre Songs erreichen bestenfalls Mittelmaß, die Vocals (ja genau, die mit den öden Texten) nerven ebenfalls mit dem penetrant selben Effekt, die Samples sind auch nicht aufregend, nur eben "Unsterbliche Gier", bei dem Herr Müller von MEGADUMP ans Mikro durfte lässt es etwas rocken. SCHATTENSCHLAG haben genau eins von diesen Alben abgeliefert das wirklich kein Mensch braucht, Industrial in dieser Form lebt im und vom Untergrund, aber mit 10 Songs, von denen 2 Remixe sind (beide langweilig), und unter 40min Playtime lockt man so eben wirklich keine Noisemaus hinter dem Ofen und keinen Schein aus dem Geldbeutel hervor!
Der Gitarrenmeister Herr Pell ist zurück. Nach dem vergangenem Best Of Album nun endlich wieder ein reguläres Studio Album. Fans können beruhigt sein. Auf Shadow Zone geht Axel und seine Band genau den Weg weiter, den sie schon auf den letzten paar Alben eingeschlagen hat. Melodischer Metal, mal eine Spur schneller und mal eine ganze Spur langsamer. Nach dem atmosphärischen Intro "The Curse Of The Chains" bei dem sich Mastermind Axel Rudi Pell quasi "warm" spielt folgt mit "Edge Of The World" wie gewohnt ein rockiger Opener bei dem die exzellente raue Röhre von Johnny Gioeli, die ja mittlerweile zum Markenzeichen der Band geworden ist , stark in Szene gesetzt wird. Hervorheben braucht man auf diesem Album wirklich keinen Song, da sich alle auf dem selben Niveau befinden. Bei den ruhigeren Stücken wie "Live For The King" oder dem emotionale "All The Rest Of My Life" verleiht Axel mit seinen gefühlvollen Gitarrensolos den Songs den erhofften Touch. Nicht viele Alben verbinden so viele Ideen, Emotionen und Vielfalt miteinander. Klares Muss für jeden ARP Fan.
Ich geb’s zu, offen und ehrlich: trotz mehrerer Alben und mehr als zehnjähriger Bandgeschichte kannte ich die Dänen bisher nicht. Und "Grime" läßt mich (leider?) annehmen, daß ich soviel nicht verpaßt habe. Technisch angehauchter Death Metal mit amerikanischen Einflüssen. Was soll man da noch großartig zu schreiben? Nach mehr als einem Jahrzehnt sind die vier fitte Musiker und haben mit Mads Haarlov auch einen recht guten Grunzer in ihren Reihen. Leider mangelt es "Grime" an zwei Sachen, um aus dem Schatten der Konkurrenz hervorzutreten: eine fette Produktion und vor allem gute Songs. Ein echten Ohrwurm vermisse ich auf "Grime", die Platte rauscht so durch. Erst nach einigen Durchläufen sind so zwei, drei gute Songs zu hören, während der Großteil leider immer noch im Mittelmaß bleibt. Hätten Iniquity ein besseres Gespür für eingängige Riffs, sähe die Sache anders aus, so aber ist "Grime" nur etwas für Fanatiker und Patrioten des dänischen Metals.