Schon mal in der Kantine oder der Mensa gegessen? Gut. Habt ihr in etwa den Geschmack gedanklich vor Augen, bzw. auf der Zunge? Dann projiziert jetzt das mal auf Musik bzw. eure Ohren. Gut. Das ist PAIN CONTROL, zumindest zum Teil. Für alle denen dieses kulinarische Erlebnis bisher entgangen ist, fasse ich mal die Merkmale von Kantinenessen zusammen. Das fängt damit an, dass einem beim Lesen des Speiseplans das Wasser im Munde zusammenläuft. PAIN CONTROLs Musiker sehen verrückt genug aus um gute Musik zu machen, Les Smith (ANATHEMA) gibt ein Gastspiel an den Keys und eine hübsche Dame namens Madeleine ist für "Additional Atmospherics" zuständig, zwischen den Zeilen gelesen heißt das soviel wie: sie steht wohl recht dekorativ auf der Bühne. Speiseplan gelesen, ab in die Schlange, ein Punkt der bei PAIN CONTROL bei fast allen Songs entfällt, es wird recht ordentlich nach vorne losgeballert beim grossteil der Tracks. Und dann wird’s in der Kantine meistens lustig, man steht vor dem Essen und fragt sich, wie ein menschliches Gehirn allen ernstes dermaßen abenteuerliche Speisen mischen kann, und das obwohl es doch beim Lesen so gut klang. Rauf aufs Tablett und ab durch die Mitte. PAIN CONTROL hatten wohl einen Kantinenkoch als Berater, sie mischen die Songs stilistisch so was von wild durcheinander, dass es nur mit viel Mühe gelingt, einen roten Faden zu finden. Von Death, über Power bis Heavy, ein bisschen Elektronik und Thrash. Aber so seltsam dass dann manchmal auch schmeckt, essen kann man es doch meistens. Spieltechnisch nicht ganz schlecht, nur eben ohne Konzept, und somit kann selbiges auch nur schwer aufgehen und es wird wohl schwierig werden, für dieses Gericht einen Esser zu finden. Was übrigens so richtig schön fies knallt, ist der Beat des elektronisch angehauchten Titeltracks "Subvert", jenseits von gut und böse drückt er die Membran des Lautsprechers schon ziemlich weit an den Anschlag. Die Songs sind nicht unmelodisch, das gewisse etwas, das es braucht, damit man einen Song nicht mehr vergisst und damit er sich dauerhaft vielleicht sogar als Ohrwurm einnistet, fehlt. Wie Kantinenessen eben so ist: Man wird satt davon, braucht nicht unbedingt einen Nachschlag, weiß eigentlich auch nicht was man da gegessen hat aber am nächsten Tag geht man trotzdem wieder hin.
Bands die keiner braucht, Kapitel 2364: AUTUMN ANGELS. Wie fast alle Vertreter dieser Gattung machen sie einen Fehler: Nämlich keinen. Es gibt für mich nichts wirklich herausragendes an der Musik dieser Band, weder positives, noch - außer der Sache an sich - negatives. Hier treffen zwar ganz nette Texte und Stimmen aufeinander, aber mit einem Konzept, wie man es schon zu Hauf gehört hat. Die beiden, ein Männchen und ein Weibchen, breiten ihre Phantasien auf ausgelutschen Beats aus, und das ist vielleicht auch der einzige Punkt der doch negativ auffällt, denn hier gehen sie mir einfach zu unkreativ bis naiv zu Werke. Während die beiden Stimmen durchaus Potential haben, so sind mir die stumpfen Beats auf Dauer zu eintönig und verleiten die Songs dazu, in seichtem Gewässer zu treiben, obwohl einige vielleicht auch Hochseetauglich wären. Elektronisch, poppig bis wave-ig... Zwar schön düster, aber eben eine Dunkelheit die man kennt und die weder Gänsehaut noch wohlige Geborgenheit vermittelt sondern - wie es die Nacht eben auch manchmal so an sich hat - eher zum einschlafen verleitet.
Ein Electroalbum "Decay" zu nennen ist nicht so wirklich originell und neu, auch einem Booklet nur 2 magere Seiten zu spendieren, ist nicht richtig cool. Und sind wir mal ganz ehrlich: Auch musikalisch erfinden SKOYZ das Rad nicht neu. Die Drums sind natürlich fast pausenlos mit reichlich Distortion überladen, stört aber keinesfalls sondern macht die ohnehin durchweg recht aggressiv aufgebauten Songs so richtig schön fies tanzbar. Das Booklet ist wohl so dünn, weil textlich bzw. inhaltlich eine Nullnummer geschoben wird, tut eh nicht zur Sache weil man die Vocals sowieso nicht versteht (richtig, Distortion rockt auch hier) und weil selbige bei dieser Art von Musik auch keine tragende Rolle brauchen, denn der potentielle Hörer wird eher über die Tanzfläche fegen als sein Gehirn beim interpretieren der Texte zu strapazieren. Technisch ist dies hier zwar allenfalls Mittelklasse, denn besonders originell setzen sie ihre Samples und die elektronischen Spielereien nicht ein, aber durch ihr ziemlich treffsicheres Gespür für die richtige Mischung aus Melodie und Härte geht das Konzept auf. SKOYZ haben hier mit elektronischer Musik ein recht düsteres Album gezimmert, das sich stilistisch munter überall da bedient, wo eben ein bisschen abfällt dass die Franzosen verbraten können. Nicht Fisch nicht Fleisch, aber sehr eingängig und trotzdem hart ohne nur zu technoid zu ballern. Ganz nett!