Helloween als Band und für den Metal an sich sind ja bereits Legende und passend dazu haben jetzt die Kürbisköpfe aus Hamburg hier eine recht interessante Best of CD mit dem bezeichnenden Titel "Treasure Chest" ("Schatztruhe") auf den Markt geworfen. Insbesondere der bei der Zusammenstellung bzw. Umsetzung dieser Scheibe noch nicht bekannte aber mittlerweile vollzogene "Ausstieg" von Drummer Uli Kusch und Gitarrist Roland Grapow macht dieses Album besonders reizvoll. Die Erstauflage (lag uns leider nicht vor!) von "Treasure Chest" bestand sogar noch aus einer dritten CD, auf der vornehmlich B-Seiten und bisher noch nicht veröffentlichtes Material mit drauf gepackt wurde. Aus nahezu allen Alben seit Mitte der 80er Jahre und damit auch aus den verschiedenen musikalischen Ausprägungen sind typische und untypische (u.a. ist von dem umstrittenen CHAMELEON Album ist das herrliche "Windmill" dabei) Helloween-Songs ausgewählt worden. Besonders die einzeln betrachtet doch recht unterschiedlichen Sänger KAI HANSEN, MICHAEL KISKE bis hin zum heutigen Shouter ANDI DERRIS machen für mich diese Zusammenstellung doch recht gelungen und sehr reizvoll. Für alle Fans, die noch nicht alles von Helloween auf CD haben sind auch die fünf REMIXE von Charlie Bauerfeind interessant. Die Soundqualität der remixed-Versionen ist dabei um einiges besser als die "alten" Originale. Den Vorwurf der Abzocke kann ich hier nicht nachvollziehen, denn die Soundqualität ist durchweg genial, die Songs sind liebevoll ausgewählt und die 3. CD in der Limited Edition ist mehr als eine sinnvolle Ergänzung. Das Booklet bietet als besonderes Schmankerl einen kompletten Stammbaum als Übersicht mit den verschiedenen Besetzungen der Band und den weiteren Weg bzw. Ursprüngen der Musiker in so bekannten Combos von GENTRY über IRON FIRST bis hin zu GAMMA RAY, ANESTHESIA, TYRAN PACE und PRIMAL FEAR. Alla zusammenfassend sind auf der CD wirklich (fast) die besten Titel der Helloween-Geschichte vereint bis hin zum letzten aktuellen Album "Dark Ride". Für meinen Geschmack hätte man auf ein zwei alte ganz Schinken verzichten können ("Metal Invaders") aber egal mit solchen BEST OF’s kann man es ja eh nie allen recht machen. Für die ganz Jungen, die vielleicht HELLOWEEN noch gar nicht kennen bietet sich hier die beste Möglichkeit diese tolle Band kennen zu lernen (Pflicht für jeden Metalfan!). Nostalgie pur mit einer Hinleitung in die heutige Zeit.
Von manchen Kritikern sind WIZARD (dieser sehr tolle und originelle Name wurde/wird auch schon von vielen anderen Kapellen verwendet) schon etwas vorschnell als die "deutschen MANOWAR", bezeichnet worden aber nach den ersten Takten von "Head of the Deceiver" kann man, zumindestens was den musikalischen Stil betrifft, dem sogar uneingeschränkt zustimmen. Im Detail betrachtet, ist dann u.a. der Gesang allerdings nix wirklich besonderes und kann mit dem offensichtlichen Vorbild nicht annähernd konkurrieren. Auf "Head Of The Deceiver" wird von Beginn ordentlich losgelegt und mit viel Power und Doublebass kräftig eingeheizt. Die typischen guten Hymnen (Balladen) und eingehenden Chorusgesänge wie bei MANOWAR sucht man bei WIZARD allerdings leider vergebens. Manche gute Idee und ihre Umsetzung wirken mir da etwas zu aufgesetzt und münden in schlichtes ausdrucksloses Geknüppel. Ansonsten ist "Head Of The Deceiver" ein recht rundes Album mit einigen eingehenden Songs geworden. Für True Metal Anhänger dürfte dies mehr als genügen, um diesem Werk ausreichend positiv zu huldigen. Mir ist das ganz etwas doch zu klischeehaft und oberflächlich bei allen gut gemeinten Ansätzen und sicherlich vorhandenen Potentialen der einzelne Musiker. Das extrem räudige gezeichnete Cover u.a. mit einem abgeschlagenen Schrumpfkopf bestätigt dieses Gesamturteil nachdrücklich. Am besten können dabei noch "Defenders of Metal" und der Titelsong "Head of the Deceiver" aus der Masse an vielen Durchschnittssongs überzeugen. Zwischendurch zeigen dann WIZARD immer wieder mal, daß sie sicher noch nicht am Ende ihres wahren Leistungsvermögens erreicht haben, denn die zwischendurch immer mal wieder aufflackernden guten Gitarrensolos oder die ausgesprochen gute Rhythmussektion zeigen dies. Warten wir mal das nächste Album ab.
Schon der Name des Gründers und Mastermind dieses finnischen Projekts VIRTUOCITY JARON SEBASTIAN RAVEN war wahrscheinlich Programm für diesen Virtuosen. Man kennt das ja mittlerweile schon von einigen anderen begabten Künstlern: Im jugendlichen Alter von neun Jahren hat er bereits begonnen zu komponieren, auf einer Flöte von seiner Mutter zum Geburtstag bekommen, entstanden so die ersten Songs. Dann mit 10 Jahren die erste Gitarre in den Händen und so weiter und so weiter. Jaron nahm dann seine eigenen Lieder auf Tapes auf und spielte dabei alle Instrumente höchstpersönlich selbst also auch den Bass und die Keyboards. Dieser talentierte Junge nun hat jetzt seine eigen Band mit dem bezeichnenden Namen VIRTUOCITY gegründet. Das hier vorliegende Debütalbum "Secret Visions" bietet äußerst melodischen Metal mit einer guten Mischung aus schnellen heavy Songs mit immer wieder mal eingestreuten Uptemposongs mit schönen Instrumentalpassagen. Deutlich Einflüsse von RHAPSODY und HAMMERFALL sind unüberhörbar (insbesondere gegen Schluß bei "Raging Destiny" und "Secret Visions") was aber an sich auch nicht als negativ zu werten ist. Die teilweise offen zu Tage tretenden Vorlieben für klassische Kompositionen wie PAGGANINI (z.B. "Eye for an Eye) kann Jaron darüber hinaus auch nicht ganz verleugnen. Für seine Band VIRTUOCITY hat sich Mister Raven noch weitere hochklassige Mitstreiter ins Studio geholt wie u.a. für die Vocals PETER JAMES GOODMAN (Conquest) und MARCO HIETALA (Sinergy, Tarot, Nightwish). Als weitere Musiker wirkten bei "Secret Visions" noch ASKA RAATIKAINEN (Drums/CHILDREN OF BODOM) und JANNE TOLSA (Keyboards/TAROT) mit, die sich alle auch deutlich hörbar miteingebracht haben. Es wird dabei größtenteils neoklassisches Material mit einen Hauch MALMSTEEN, zumindest was bestimmte Instrumentalparts angeht, dargeboten. Ein weiterer Anspieltipp ist der Midtemporocker "Without you" mit toller Hook und mehrstimmigen Vocals. Die Songs im letzten Drittel der CD sorgen dann doch noch für ein paar Ah-Erlebnisse aufgrund der wirklich spektakulären virtuosen Hörgenüsse aber insgesamt ist "Secret Visions" doch zu durchschnittlich und unspektakulär geraten. Zwar alles solide gespielt aber hat man irgendwie schon mal alles gehört - auch diese CD wohl im Sumpf der zahlreichen Veröffentlichungen in diesem Genre etwas untergehen.
Lang ist’s her .. "Irgendjemands Tochter" war dann och noch erwachsen geworden - vor rund 16 Jahren erschien die letzte Platte dieser Mitte der 70er von Matthias Ulmer & Uwe Karpa, gegründeten Band mit dem tollen Namen ANYONES’S DAUGHTER. Nach nicht weniger als für damalige Verhältnisse satten 120.000 verkauften LP’s war erst mal Schluß. Die Band gehörte mit ihren teilweise epischen Sound und ausufernden Klangmalereien fest zur deutschen Progszene - die Songs wurden bei Räucherstäbchen und Vanille-Tee gehört, um dabei u.a. über die musikalische Umsetzung von Hermann Hesse "Piktors Verwandlung" zu diskutieren. Danach nutzten die Musikern die Zeit, um eigene Projekte durchzuziehen oder als gefragte Studiomusiker tätig zu sein. Matthias Ulmer steuerte Peter Schilling die Orgeltöne bei und betätigt u.a. die Tasteninstrumente bei Heinz Rudolf Kunze, Uwe Karpa verfeinerte seine Gitarrenmusik in der Zusammenarbeit mit vielen Künstlern aus München. Peter Kumpf am Schlagwerk wirkte bei Harold Faltermeyer/Chris THOMSON und bei "ZAR"; der Bassist Raoul Walton ist bekannt durch seine tiefen Töne bei den Herren WESTERNHAGEN und Kunze. Der neue Mann an den Vocals heißt Andre Carswell aus Macon, Georgia, und dieser Mann schon ganz alleine würde den Kauf dieses aktuellen Comebackwerks "Danger World" mit seiner genial rock-souligen Stimme rechtfertigen. Zuvor in diversen fränkischen Coverbands tätig und daher bereits bei einem regionalen Publikum bestens bekannt drückt dieser Mann den neuen Anyone’s Daughter mit seiner genialen Stimme, seinen ureigenen Stempel auf. Die erste CD-Einspielung von Anyone’s Daughter II beeindruckt durch machtvolle Sounds, tolle Melodien und die Energie der Musiker. AD haben ein gutes Gespür dafür, wie es "richtig" klingen muß: Stimmige Kompositionen, produktionstechnisch auf internationalem Niveau und außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten schaffen Atmosphäre und können den Zuhörer jederzeit fesseln. "Danger World" hat mit den früheren Progeinflüssen, wenn überhaupt, nur noch in kleinen Nuancen zu tun. Am ehesten noch kann ich diese Musik als melodisch-harmonischen Rock-Pop umschreiben aber mit der Betonung auf ersteres. Die Platte klingt absolut überzeugend, jedes Instrument kommt voll zur Geltung, das Rhythmus-Gerüst steht felsenfest (Der Bass wummert so richtig satt) und der Gesang ist einfach nur begnadet. Andre Carswell ist schwarz und entsprechend klingt auch seine Stimme. Voller Dynamik, mit Feeling, Überzeugungskraft, Blues und viel Soul! Die tollen Melodien ohne jede Plattheit gehen einem einfach nicht mehr aus dem Ohr. Diese überraschende Reunion bietet für die Anhänger der frühen AD wahrscheinlich einige kräftige Überraschungen, denn der Sound ist keinesfalls retro sondern es gibt hier modernen Rock mit tollen Arrangements. Die beiden Neuinterpretationen zweier alter Titel ist aus meiner Sicht mehr als gelungen zu bezeichnen. Manchen Fans werden dabei aber die Haare zu Berge stehen. "The Sundance of the Haute Provence" im modernen Soundgewand und besonders die Dancefloor-Version des bekannten Klassikers "Moria" gehen einfach gut ab. Doch keine Sorge auch für die "alten" Anhänger haben AD doch noch was im Angebot, denn ab und zu haut Matthias Ulmer in die Tasten, wie zu den guten alten Zeiten und es mutieren Stücke zu regelrechten "Keyboardorgien". Solch schöner Bombast wie u.a. bei "Helios" hätte auch auf einer älteren Platte einen Platz gefunden Diese Musik ist im positiven Sinne radiotauglich (wenngleich solche Musik wahrscheinlich leider trotzdem nicht auf "Massenchartseinheitsbreisendern" wie u.a. bei SWR3 gespielt werden wird) und durch die starke Livepräsenz der Bande werden aber sicherlich neue Fans hinzugewonnen werden. Die Jungs haben es auch wirklich verdient. Weitere Anspieltipps: "I’ll never walk that Road again”, "The Glory", "Nina”. Fazit: Anyone’s Daughter haben ein erfrischend modernes Album abgeliefert, das tolerante Rock und Progfans gemeinschaftlich mehr als begeistern sollte
Die Stoner-Welle schwappt wohl nun in das Land der Höschenautomaten, Walfänger und Saketrinker. Eternal Elysium hatte ich nach dem ersten Hördurchlauf als weitere Ami-Band einsortiert, wurde dann aber beim Lesen des Infos korrigiert. Daß die Platte von Japanern aufgenommen wurde, merkt man zu keinem Moment, die Mucke klingt durch und durch wie ein Mix aus Black Sabbath, Deep Purple und Kyuss. Das Trio brettert mal gut nach vorne und hat dabei seine besten Momente, wie bei "Movements And Vibes" zu hören ist. Der Song rockt einfach, setzt sich fest und ist ganz klar das Highlight der Platte. Wenn sich aber mal an einem längeren Doom-artigen Kiffersong versucht wird, geht das Ergebnis meistens ganz schön auf die Nüsse. "Waiting For The Sun" ist hierfür ein Beispiel, der Song nervt einfach nur. Und ist auch noch neun Minuten lang, definitiv achteinhalb zu viel! Zum Glück ist der Song der einzige Komplettausfall, der Rest der Scheibe ist in besseren Regionen. Die ersten drei Songs (inklusive "Movements...") sind das beste Drittel der Platte, der Rest ist nett, aber nicht zwingend, auch wenn auf Tribal-Elemente und Chor zurückgegriffen wird ("Love Is All"), macht das die Songs nicht so viel besser. Bekifft macht die Platte Laune, aber auch in dem Zustand gibt es Besseres. Mittelmaß also, egal ob nüchtern, besoffen oder bekifft.
Schon länger auf dem Markt, aber bisher noch nicht zu der gebührenden Aufmerksamkeit gekommen ist "Mutilated In Minutes", das Albumdebüt der Engländer Gorerotted. Ich kannte sie von ihrem mittlerweile legendären "Her Gash Did I Slash"-Demo, daß sich 1500 mal verkaufte, und wußte, was mich erwartet. Death/Grind der Oberklasse! Wer Cannibal Corpse mag, wird Gorerotted lieben, die nicht umsonst beim Fuck The Commerce und Obscene Extreme spiel(t)en, wo sie mit abgefahrener Bühnenshow inklusive Unmenge an Kunstblut zu begeistern wußten. Die Mucke erinnert an Cannibal Corpse zu seligen "The Bleeding"-Zeiten, mit dem Unterschied, daß bei den Engländer zwei Sänger am Start sind. Während der eine für die Grind-Schreie und Keifereien zuständig ist, kümmert sich der andere um die Growls. Das Zusammenspiel zwischen den beiden klappt wunderbar und ist im Zusammenspiel mit dem exzellentem Songwriting ein Grund für die Klasse der Band. Textlich geht’s um die üblichen Splatter/Gore-Sachen, was sich auch im plakativen Artwork niedergeschlagen hat. Einen einzelnen Song kann man nicht herausheben, die sind alle geil! Jeder hat Ohrwurmriffs, Monstergroove und eben diese beiden abgefahrenen Sänger. Kauft euch das Teil, ihr werdet’s nicht bereuen!