DEADSOUL TRIBE ist die Formation eines Mannes namens Devon Graves welcher früher unter dem Künstlernamen Buddy Lackey am Mikro der Prog-Metal-Kultband Psychotic Waltz am Werke war. Wer sich jetzt Hoffnung macht, dass Mr. Graves alias Mr. Lackey wieder an die damaligen Meisterwerke anknüpft, der tut dies sicherlich zurecht. Mit "A Murder Of Crows" bringt Devon Graves doch tatsächlich das Kunststück fertig nach dem hochgepriesenen letztjährigem Debüt zwölf neue Songs auf die hungrige Gemeinde loszulassen, welche einerseits etwas mehr zur Sache gehen (ohne dabei gleich einfach nur auf hart zu machen) und zugleich weitaus progressiver durch die Lauscher schallen. Graves poetischen Texte werden in musikalische Kompositionen umgesetzt, die mit solch nahezu außerirdischen Gesangslinien und Melodien versehen sind, dass es einem ständig Schauer über den Rücken jagt. Der ständige Wechsel zwischen balladesken und akustischen Passagen mit harten Riffs und einem ordentlichen Drumsound erinnert zu weil etwas an die ganz großen Momente von Tool, bleiben aber auf Grund der unvergleichlichen Stimme Devon’s, welche zugleich Aggressivität wie Melancholie transportiert, eindeutig DEADSOUL TRIBE. Darüber hinaus gibt sich auch wieder im verstärktem Maße Flöten-Parts, welch die Keyboards zwar nicht ersetzen, aber sie doch immer wieder dezent in den Hintergrund verbannen. Bestes Beispiel hierfür ist das epische "Black Smoke And Mirrors". Hier geht das im Mittelteil sogar soweit, dass man eine gewisse Analogie zu Jethro Tull nicht nur über das Querflötenspiel heraus hört, sondern dass der gleichzeitige Einsatz von Piano einen förmlich in einer in das Jahr 2003 transportierte 70er-Nostalgie ertrinken lässt. DEADSOUL TRIBE generieren auf "A Murder Of Crows" einen Sound mit einer nahezu zeitlosen Atmosphäre. Also kniet nieder und preiset den Herrn (oder so was in die Richtung). Und zum "preisen" sollte man noch unbedingt eines der Highlights des Jahres 2003 in den CD-Schacht schieben - "A Murder Of Crows" gehört da ohne Zweifel dazu.
Ihr letzter Streich anno 2001 hieß, schon fast prophetisch, "They Will Return". Und siehe da, sie sind wieder da, die Finnen. Leider klingen sie immer noch wie eine 1:1-Kopie ihrer erfolgreichen Landsleute Children Of Bodom: Death Metal mit Power Metal-Gitarren und einem leichten Black-Einschlag im Gesang. Dazu noch ein alles überkleisterndes Keyboard, das sich oft Duelle mit dem Solos liebenden Leadgitarristen liefert. An ihren Instrumenten sind die Jungs ziemlich fit, daß will ich ihnen nicht absprechen, aber sie liefern null eigene Ideen, nixe, nada. Jeder ihrer Songs klingt dermaßen nach Children Of Bodom, daß man in einem Blindtest nie wüßte, welche der beiden Bands gerade spielt. Die Jungs versuchen zwar, sich ein wenig aus dem Schatten ihrer Kopiervorlage zu lösen, z.B. mit dem dezenten Einsatz Borknagar-ähnlicher Gesangspassagen oder das sehr gelungene Break in "Tordah", aber zu 98% der Zeit sind sie einfach eine schamlose CoB-Kopie. Unterm Strich bleibt eine handwerklich erstklassige Truppe ohne eigenen Charme. Aber mit genug Werbung wird sich die Scheibe bei CoB-Anhängern schon verkaufen...
Ich hab doch gleich gesagt, dass "Quietly" der beste Song des Albums ist. Viel weniger Trotz als Freude soll dieser Satz ausdrücken. Denn wenn mir auf dem Album einfach zu wenige gute Songs waren, so sind auf dieser Maxi zwei der besten, und die qualitative Dichte somit deutlich höher. Neben dem balladesken Titelsong der Maxi gibt es "Pretty In Scarlet" in einer Liveversion, auch wenn der zweite schon langsam in die Rubrik der totgehörten Songs gehört dank endloser Clubdudelei und TV Rotation. "You Can´t Stop Me" - auch in einer Liveversion - macht das viertel Dutzend voll. Kurzweil garantiert. Für Kurzweil sorgen leider auch die magere Zahl der Tracks. die für die reguläre Maxi nicht das gelbe vom Ei sind wissen sie wohl selber, und so gibt es für die Schnellentschlossenen von euch eine limitierte 5 Track Ausgabe. Wer Sandra richtig singen hören will, kommt an "Quielty" nicht vorbei, die entspannte Rockmusik steht ihr erstaunlich gut, ist erstaunlich wenig angestaubt und erinnert erstaunlich wenig an ihre Anfangstage.
Vierte Scheibe nach vierjähriger Pause: Kult bleibt Kult. Diese Band passt zum Label Merciless wie die Faust ins Auge. Denn wie gnadenlos die Chicago-Gang aus den Achtziger abkupfert, das ist die wahre Pracht. Sie zitieren Celtic Frost, Venom und Erstlings-Slayer perfekt, machen diesbezüglich auch beim Sound keine Abstriche und gestalten sogar das Cover wie weiland mit dem Schwarz-Weiß-Kopierer (ok, es ist auf "Hochglanzpapier"). Und der Name der CD regelt jawohl so was von Splitter innen Kopp wie es old-schooliger nicht mehr geht. Die Songs gehen sofort ins Ohr, sind geradeaus, kurz (12 Songs in 34 Minuten) und metallisieren as hell. Einziges Manko der Mucke: Die hypergenialen "UUUUUHHHHs" der Marke "frostiger Kelte" namens Tom G. Warrior fehlen. Egal. Was mich aber wirklich ein wenig stört: Die Texte mögen zwar durchgehend bekloppt sein, wofür der Titelsong als exorbitant dienliches Beispiel steht. Bekloppt, aber lustig und mit Augenzwinkern. Andere Songs hingegen verstehe ich nicht unter dem Banner: "Lustigkeit kennt keine Grenzen". Beispiel? Hier gehen wir: ""I drinke and drive but I always survive, I leave the consequence for someone else.” Nun ja… Ansonsten versprüht der Wortwitz der Herren eher Todessehnsucht, Freude an käuflicher Liebe, Saufen, den "wahren Metal-Fight fighten" und so weiter. Textlich bin ich vielleicht doch erwachensener geworden, musikalisch zeitweilig auf dem Stand der Achtziger stehen geblieben. Zumindest Letzteres macht nix. Gar nix. Danke für eine herrliche Scheibe. Trotz einiger Texte.